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Der Gesamtumsatz am Euro-Geldmarkt sank im zweiten
Quartal 2015 auf den Stand vom zweiten Quartal 2012,
wobei er sich gegenüber dem entsprechenden Zeitraum 2014
um 12 Prozent auf 69 Billionen € verringerte (im zweiten
Quartal 2014 hatte er sich binnen Jahresfrist noch
revidiert um 7 Prozent erhöht).
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Im größten Marktsegment – dem besicherten Markt – sowie
am unbesicherten Markt war der Umsatzrückgang besonders
stark ausgeprägt.
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Die Umschichtung von Mitteln in den längeren
Laufzeitenbereich aufgrund von wertbezogenen oder
regulatorischen Überlegungen trug zum Umsatzrückgang
bei.
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In den meisten Marktsegmenten wurden die
Liquiditätsbedingungen als schlechter eingestuft,
während der überwiegende Anteil der Banken keine
Veränderung des Umsatzes infolge von Änderungen der
Risikolimite erwartete.
Die Europäische Zentralbank (EZB) veröffentlicht die
Ergebnisse des „Euro Money Market Survey 2015“, in dem die
wichtigsten Entwicklungen am Euro-Geldmarkt im zweiten
Quartal 2015 gegenüber dem entsprechenden Quartal des Jahres
2014 und der Vorjahre dargestellt werden.
Die Ergebnisse der diesjährigen Erhebung, die auf Basis
einer konstanten Teilnehmergruppe von 98 Banken (soweit
nicht anders angegeben; siehe Anmerkung unten) errechnet
wurden, zeigen, dass der Gesamtumsatz in den meisten
Segmenten zurückgegangen ist, was teilweise der relativen
Attraktivität längerfristiger Geldmarktinstrumente aufgrund
von wertbezogenen oder regulatorischen Überlegungen
zugeschrieben werden kann.
Besonders auffällig ist der Rückgang im größten Marktsegment
– dem besicherten Markt – sowie am unbesicherten Markt. Der
Gesamtumsatz der besicherten Geldausleihungen und -aufnahmen
verringerte sich im zweiten Quartal 2015 gegenüber dem
entsprechenden Vorjahrszeitraum um 13 Prozent auf 28,6
Billionen €, wobei die Abnahme der Volumina vor allem beim
Tagesgeld zu beobachten war. Der Anteil der über zentrale
Kontrahenten (CCP) abgewickelten besicherten Geschäfte blieb
hingegen mit 72 Prozent aller bilateralen Repogeschäfte
weitgehend stabil.
Wie bereits in den Vorjahren veränderte sich die
Geschäftstätigkeit in den von der Erhebung erfassten
Derivatesegmenten deutlich. Bei Devisenswaps (Foreign
Exchange Swaps), dem zweitgrößten Marktsegment, stieg die
Geschäftstätigkeit im Berichtsquartal um 5 Prozent. Die
größte Veränderung war bei den Tagesgeldsatz-Swaps (Overnight
Indexed Swaps – OIS) mit einem Umsatzminus von 56 Prozent zu
beobachten, womit der im zweiten Quartal 2014 verzeichnete
Anstieg wieder aufgezehrt wurde. Bei den sonstigen Zinsswaps
(Other Interest Rate Swaps) ergab sich ein Anstieg um 11
Prozent, bei den Zinsterminkontrakten (Forward Rate
Agreements – FRAs) ein Rückgang um 13 Prozent. Bei den
Währungsswaps (Cross-Currency Swaps) wurde eine Zunahme um
18 Prozent verzeichnet, obschon der Umsatz weiter hinter den
anderen Segmenten zurückblieb.
Den Angaben der Banken zufolge spielt die Risikoaversion bei
dem über alle Marktsegmente hinweg zu beobachtenden
Umsatzrückgang keine wesentliche Rolle. Als Hauptgründe
angeführt werden erstens eine höhere Überschussliquidität
und die daraus resultierende geringere Volatilität an den
Geldmärkten und zweitens die Regulierung (einschließlich der
Belastung durch Eigenkapitalanforderungen und -quoten), die
vor allem den besicherten Markt betrifft. Diese Faktoren
veranlassten die Banken auch, im längeren Laufzeitenbereich
zu agieren.
Aus dem qualitativen Teil der Umfrage geht darüber hinaus
hervor, dass sich die Einschätzung der
Liquiditätsausstattung am Markt gegenüber dem Vorjahr im
Allgemeinen verschlechtert hat. Die Effizienz am besicherten
und am unbesicherten Markt sowie am Markt für kurzfristige
Wertpapiere wurde von den Banken als weitgehend unverändert
eingestuft, während sie sich am Derivatemarkt den Angaben
zufolge etwas verschlechterte.
Bei den zukunftsbezogenen Fragen wurden die Teilnehmer
gebeten zu beurteilen, wie sich ihr Handelsvolumen im
Interbankengeschäft oder die Anzahl ihrer Geschäftspartner
vor dem Hintergrund erwarteter Änderungen der Risikolimite
entwickeln dürften. Das Gesamtergebnis lässt auf allgemein
stabile Umsatzerwartungen schließen, denn der Anteil der
Banken, die nicht damit rechnen, dass sich die
Limitänderungen auf ihren Umsatz auswirken werden, überwiegt
nach wie vor und steigt sogar an (112 von 149 nach 104 von
149 im entsprechenden Vorjahrszeitraum). Allerdings erhöhte
sich die Zahl der Befragten, die mit Umsatzeinbußen infolge
von Änderungen der Risikolimite rechnen, während die Zahl
der Banken, die eine Umsatzsteigerung erwarten, schrumpfte.
Anmerkung:
Diese Erhebung wird seit 1999 einmal jährlich durchgeführt
und umfasst stets den Vergleich der Angaben für das zweite
Quartal des laufenden Jahres mit jenen für den
entsprechenden Vorjahrszeitraum. Erstellt wird sie von
Experten des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB),
d. h. der EZB und den nationalen Zentralbanken in der
Europäischen Union. Die Erhebung erfolgt anhand einer
konstanten Teilnehmergruppe von 98 Banken, sofern es sich um
den Vergleich längerfristiger Zeitreihen handelt; sie
enthält jedoch auch Daten der gesamten Teilnehmergruppe, um
ein umfassenderes Bild vom Markt zu erhalten. Die gesamte
Teilnehmergruppe besteht derzeit aus 149 Banken.