Literatur
und Kultur Indonesien entdecken. Frankfurter Museen und
Institutionen bieten umfangreiches Programm.
70 indonesische AutorInnen zur Frankfurter
Buchmesse erwartet.
Traditionell und modern: Indonesien, Ehrengast der
diesjährigen Frankfurter Buchmesse (14. bis 18. Oktober),
lädt mit einer Reihe von Neuerscheinungen, zahlreichen
Lesungen sowie einem umfangreichen Programm in Frankfurter
Museen und Institutionen zu einer kulturellen
Entdeckungsreise ein. Unter dem Motto „17.000 Inseln der
Imagination“ gibt das viertgrößte Land der Welt erstmals im
deutschsprachigen Raum vielschichtige Einblicke in seine
reiche Literatur- und Kulturlandschaft. Im Haus des Buches
die indonesischen Autorinnen und Autoren, die im Herbst zur
Frankfurter Buchmesse erwartet werden, das Konzept des
Gastland-Pavillons sowie das Programm in den Frankfurter
Kultureinrichtungen und Institutionen vorgestellt.
Liste der Neuerscheinungen 2015 zum Download
17.000 Inseln der Imagination: das Logo des Gastlandes
Indonesien bei der Frankfurter Buchmesse 2015.„Indonesien
hat sich innerhalb von nur 70 Jahren von einer Kolonie zu
einer Demokratie gewandelt. Dieser gesellschaftliche und
politische Wandel spiegelt sich auch in der Literatur wider,
einhergehend mit einer zunehmenden Professionalisierung der
Buchhandelsstrukturen. Wir sehen Indonesien als einen
wichtigen neuen Mitstreiter im internationalen
Publishing-Netzwerk und werden dieses Jahr erleben, wie eine
junge Demokratie einen eigenen, innovativen Weg auf den
Feldern Bildung, Lesen und Geschichtenerzählen beschreitet“,
sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse.
„Mit der Rolle als Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse
2015 hat Indonesien die Gelegenheit, einen ersten zaghaften
Schritt auf die internationale Literaturbühne zu machen“,
erklärt Goenawan Mohamad, Leiter des Ehrengast-Komitees.
„Wir sind ein in Europa wenig bekanntes Land und möchten nun
die Tür öffnen, um den Menschen hier einen Blick auf unseren
Archipel der Vielfalt zu ermöglichen. Wir heißen Sie alle
willkommen – nicht nur als Touristen, sondern besonders als
Entdecker.“
70 indonesische Autoren und Autorinnen kommen im Herbst auf
die Frankfurter Buchmesse und stellen Neuerscheinungen ihrer
Werke in deutscher Sprache vor. Mit dabei sind etwa Ayu
Utami, Laksmi Pamuntjak, und Leila Chudori, die in ihren
Büchern auch dunkle Kapitel der Landesgeschichte aufschlagen
und Themen wie politische Verfolgung und Völkermord
behandeln. Andrea Hirata, der mit seinem Bestseller „Der
Träumer“ den selbst erlebten Weg aus der Armut aufzeigt,
oder die vor allem für ihre kämpferische und oft
schockierende Poesie bekannte Lyrikerin Dorothea Rosa
Herliany werden ebenfalls in Frankfurt erwartet. Mit Okky
Madasari kommt eine weitere Vertreterin der jungen
engagierten Autorinnenszene nach Deutschland. Daneben können
sich die Messebesucher mit Sapardi Djoko Damono, Nh. Dini
und Toeti Heraty auf lebende Legenden der indonesischen
Literaturwelt freuen. Auch bei Lesungen im gesamten
deutschsprachigen Raum und bei Festivals, etwa bei dem
internationalen literaturfestival berlin, dem Harbour Front
Literaturfestival Hamburg, den Literaturtagen Zofingen oder
dem Berleburger Literaturpflaster werden indonesische
Autorinnen und Autoren zu Gast sein.
Zu einer fantastischen, sinnlichen und poetischen
Entdeckungsreise durch die „17.000 Inseln der Imagination“
lädt die Präsentation des Ehrengastes im Gastland-Pavillon
auf dem Messegelände ein. Avianti Armand, die 2014 für den
indonesischen Pavillon auf der Architektur-Biennale in
Venedig verantwortlich zeichnete, kuratierte den vom
indonesischen Architekten Muhammad Thamrin gestalteten
Auftritt. „Wir schaffen im Pavillon unterschiedliche
Bereiche, Inseln, die die Besucher zum Flanieren und
Entdecken einladen – eine Anspielung darauf, dass auch die
Welt der Bücher von immer neuen Begegnungen geprägt ist“,
sagt die Architektin, die zugleich Poetin ist. “Jede der
einzelnen Inseln hat dabei einen anderen Schwerpunkt und
erzählt eine eigene Geschichte – von Worten, Bildern, Sagen
und traditionellen Überlieferungen aber auch von Gewürzen
und Geschmäckern.“ Neben Lesungen begleiten auch Musik,
Performances, Filme und exotische Speisen die Inselreise der
Messebesucher.
Das Kulturprogramm
Der Ehrengastauftritt wird flankiert von einem umfangreichen
Kunst- und Kulturprogramm in Frankfurt: So legt der
Frankfurter Kunstverein mit der Ausstellung „Root.
Indonesian Contemporary Art“ (26.9.-29.11.) den Fokus auf
zeitgenössische Kunst aus Indonesien und setzt dabei u.a.
seine Fassade mit einer spektakulären Bambusinstallation in
Szene. Arbeiten der einflussreichsten Fotokünstlerinnen und
Fotokünstler Indonesiens sind im Fotografie Forum Frankfurt
unter dem Titel „Beyond Transisi“ ausgestellt
(1.10.-15.11.).
History, 2004
Mit „Violence No More“ ist Arahmaiani, eine der
international bekanntesten indonesischen Künstlerinnen, im
Haus am Dom präsent und zeigt ihre Performances, sozialen
Skulpturen und Installationen (12.- 25.10.). „IMAG[IN]ING
MUSICAL INDONESIA“ im Weltkulturen Museum präsentiert die
indonesische Musik in Geschichte und Gegenwart
(30.09.-15.11) und lädt u.a. den indonesischen
Experimentalmusiker Wukir Suryadi zu Performances und
Tanzaufführungen ein. Das Deutsche Architektur Museum zeigt
in der Ausstellung „Tropicality-Revisited“, welchen Einfluss
das tropische Klima auf die Architektur in Indonesien hat
(29.8.-22.11.).
Das große Kooperationsprojekt „Indonesia LAB“, ein Festival
für zeitgenössische Kunst, bringt herausragende Künstler
verschiedener Generationen aus Indonesien und Deutschland
–darunter Tänzer und Musiker – gemeinsam auf die Bühnen in
Frankfurt und Indonesien. Das Deutsche Filmmuseum stellt im
Rahmen einer Filmreihe Klassiker der indonesischen
Filmgeschichte sowie das junge, unabhängige Kino vor.
Daneben werden in zahlreichen Vorträgen und Diskussionen
verschiedene Aspekte des kulturellen Erbes und heutigen
Schaffens indonesischer Künstler in Literatur, Kunst, Musik
und Architektur aber auch politische Themen im weiteren
Kontext des Islam beleuchtet.
Natürlich prägt der diesjährige Ehrengast wieder das
Frankfurter Museumsuferfest (28.-30.8.): mit Aufführungen
traditioneller Tänze aus Indonesien, Auftritten bekannter
indonesischer Musiker sowie einem umfassenden kulinarischen
Programm wird ein besonderes Flair am Main geschaffen.
Der Ehrengast wird auch in diesem Jahr wieder grafisch von
angehenden Designern begrüßt. Studierende aus ganz
Deutschland haben humorvolle und gestalterisch
anspruchsvolle Plakate entwickelt. Die zehn besten Beiträge
sind vom 3. bis 16. Juli im Museum Angewandte Kunst
Frankfurt und auf der Frankfurter Buchmesse zu sehen.
Das kulinarische Programm
„Spice it up“ lautet das Motto des kulinarischen Programms
des Ehrengasts. Im Herbst sorgen nicht zuletzt 15
indonesische Köche dafür, dass es in Frankfurt „hot” wird:
Auf dem Messegelände kommt typisch Indonesisches etwa im
Spice Island Café im Ehrengastpavillon und bei Kochshows in
der Gourmet Gallery auf den Tisch. Auf Frankfurts Straßen
bringen original fahrbare Street Food Küchen, die eigens
dafür an den Main gebracht werden, Saté und andere Genüsse
aus den Garküchen des Archipels in die Stadt. Auch an Orten
wie dem Restaurant im Museum für Moderne Kunst oder der
Villa Kennedy können sich die Gäste auf indonesische Speisen
freuen. Kulinarisch geht es ebenfalls im „Frankfurter
Garten“ zu: Hier wurde bereits im Frühjahr mit Saatgut aus
Java ein Kräutergarten angelegt, dessen Ernte in speziellen
Kinder-Kochkursen zum Einsatz kommt. Gewürzt wird dies mit
einer Prise Literatur und Inszenierungen indonesischer
Sagen, Mythen und Märchen (18.-27.09.).
Außerhalb von Frankfurt zeigt das Gastland ebenfalls seine
reiche Kultur. Die Staatsbibliothek zu Berlin präsentiert
etwa die Ausstellung „SchriftSprache – Aksara & Bahasa“ zur
indonesischen Schriftkultur mit jahrhundertealten kostbaren
Handschriften und Inschriften (1.-17.10.). Zum „Pasar
Hamburg”, dem größten indonesischen Basar Deutschlands mit
Kunsthandwerk, kulinarischen Genüssen, traditionellen
Darbietungen und Musik, lädt das Museum für Völkerkunde
Hamburg ein (26.-27.9.).