Das
Projekt Unboxing Goethe geht auf die Initiative einer Gruppe
junger Studierender zurück, die das Handschriftenarchiv als
Ressource nutzen konnten, um eine Ausstellung der besonderen
Art zu konzipieren. Bezug genommen wird auf Youtube, wo
sogenannte Unboxing-Videos Hochkonjunktur haben. Dabei geht
es um das Auspacken unterschiedlicher Kulturgüter. In
Unboxing-Goethe wiederum geht es um Handschriften und
Zeitdokumente, die sonst in säurefreien und stabilen
Archivboxen in den klimatisierten Kellermagazinen des Freien
Deutschen Hochstift sicher verwahrt werden.
Ein
Ausgangspunkt des experimentellen Seminars waren die reichen
Neuerwerbungen, welche aufgrund einer großzügigen Spende der
"Erich und Amanda Kress-Stiftung" für die Sammlung getätigt
werden konnten. Eine der ersten Erwerbungen war die auf den
28. August 1827 datierte Reinschrift des Gedichtes "Wenn am
Tag Zenith und Ferne / Blau ins Ungemessene fließt", die der
Dichter eigenhändig auf eine schmuckdekorierte und
handkolorierte Kupferstichvignette schrieb. Dieses Blatt und
weitere Goethe-Handschriften sowie Briefe aus dessen
Korrespondenz wurden weitergehend verwendet.
Hier rechts im Bild: das Zueignungsblatt für Eleonore
Jaraczewska, eingebunden in ein Exemplar einer französischen
Übersetzung der "Undine" von Friedrich de la Motte Fouqué (nur
das Blatt ist erhalten, das Buch hingegen nicht). Fouqués "Undine"
zählte seit der französischen Erstveröffentlichung im Jahre 1811 zu
einer viel gelesenen Lektüre, das galt auch für den
deutschsprachigen Raum. Das Blatt in der Vitrine ist auf den 3.
September
1818 datiert und mit dem Namen Goethe eigenhändig bezeichnet
worden.
Das Prinzip der Ausstellung beruht darauf, dass mehrere
solcher schwarzen Boxen aufgestellt wurden, deren oberer
Teil gleich einer Schatulle über einen Seilzug von oben mit
angehängtem Gegengewicht aus Stahl nach oben geschoben
werden kann.
Durch
die Schwerkraft sinkt die viereckige schwarze Abdeckung dann
langsam wieder nach unten und verdeckt das Exponat, welches
sich im Glaskasten hinter zwei Glasscheiben befindet bis der
nächste Besucher oder die Besucherin einen weiteren Versuch
unternimmt, um das Exponat anzuschauen. Entwickelt wurde die
Idee der Ausstellungsgestaltung von "Sounds of silence"
(Petra Eichler & Susanne Kessler). Zur Ausstellung ist ein
127seitiger Katalog von Anne Bohnenkamp und Konrad Heumann
erschienen. Der Katalog hat die Ausstellungskonzeption zum
Inhalt und stellt sich gleich mehrere Fragen: Spielte Goethe
Karten? Wie rettete er die Jenaer Universität? Was
interessierte ihn als Sammler? Warum verschenkte er ein
kostbares Etui? Was tat er, wenn ihm die Worte fehlten? Die
Entdeckungen der Studierenden sind dokumentiert und werden
mit der Ausstellung weitergegeben.
KuratorInnen der Ausstellung im Frankfurter Goethe-Museum
sind: Linda Baumgartner, Naima Gofran, Yannick Hohmann-Huet,
Lina Louisa Krämer, Lena Lange, Valerie Pfitzner, Julia
Schneider, Nikoleta Skrapara, Claudia Spezzano, Isabel
Spigarelli, Camilla Stöppler, Marie Vorländer und Jeong-Min
Yun.