bis 18. Oktober 2015

Unboxing Goethe  -  Archivschätze im Museum am Großen Hirschgraben ans Licht gebracht 

Foto (c) Kulturexpress    

Das Projekt Unboxing Goethe geht auf die Initiative einer Gruppe junger Studierender zurück, die das Handschriftenarchiv als Ressource nutzen konnten, um eine Ausstellung der besonderen Art zu konzipieren. Bezug genommen wird auf Youtube, wo sogenannte Unboxing-Videos Hochkonjunktur haben. Dabei geht es um das Auspacken unterschiedlicher Kulturgüter. In Unboxing-Goethe wiederum geht es um Handschriften und Zeitdokumente, die sonst in säurefreien und stabilen Archivboxen in den klimatisierten Kellermagazinen des Freien Deutschen Hochstift sicher verwahrt werden.

 

Ein Ausgangspunkt des experimentellen Seminars waren die reichen Neuerwerbungen, welche aufgrund einer großzügigen Spende der "Erich und Amanda Kress-Stiftung" für die Sammlung getätigt werden konnten. Eine der ersten Erwerbungen war die auf den 28. August 1827 datierte Reinschrift des Gedichtes "Wenn am Tag Zenith und Ferne / Blau ins Ungemessene fließt", die der Dichter eigenhändig auf eine schmuckdekorierte und handkolorierte Kupferstichvignette schrieb. Dieses Blatt und weitere Goethe-Handschriften sowie Briefe aus dessen Korrespondenz wurden weitergehend verwendet.

    

Hier rechts im Bild: das Zueignungsblatt für Eleonore Jaraczewska, eingebunden in ein Exemplar einer französischen Übersetzung der "Undine" von Friedrich de la Motte Fouqué (nur das Blatt ist erhalten, das Buch hingegen nicht). Fouqués "Undine" zählte seit der französischen Erstveröffentlichung im Jahre 1811 zu einer viel gelesenen Lektüre, das galt auch für den deutschsprachigen Raum. Das Blatt in der Vitrine ist auf den 3. September 1818 datiert und mit dem Namen Goethe eigenhändig bezeichnet worden.

 

Das Prinzip der Ausstellung beruht darauf, dass mehrere solcher schwarzen Boxen aufgestellt wurden, deren oberer Teil gleich einer Schatulle über einen Seilzug von oben mit angehängtem Gegengewicht aus Stahl nach oben geschoben werden kann.

 

Durch die Schwerkraft sinkt die viereckige schwarze Abdeckung dann langsam wieder nach unten und verdeckt das Exponat, welches sich im Glaskasten hinter zwei Glasscheiben befindet bis der nächste Besucher oder die Besucherin einen weiteren Versuch unternimmt, um das Exponat anzuschauen. Entwickelt wurde die Idee der Ausstellungsgestaltung von "Sounds of silence" (Petra Eichler & Susanne Kessler). Zur Ausstellung ist ein 127seitiger Katalog von Anne Bohnenkamp und Konrad Heumann erschienen. Der Katalog hat die Ausstellungskonzeption zum Inhalt und stellt sich gleich mehrere Fragen: Spielte Goethe Karten? Wie rettete er die Jenaer Universität? Was interessierte ihn als Sammler? Warum verschenkte er ein kostbares Etui? Was tat er, wenn ihm die Worte fehlten? Die Entdeckungen der Studierenden sind dokumentiert und werden mit der Ausstellung weitergegeben.

KuratorInnen der Ausstellung im Frankfurter Goethe-Museum sind: Linda Baumgartner, Naima Gofran, Yannick Hohmann-Huet, Lina Louisa Krämer, Lena Lange, Valerie Pfitzner, Julia Schneider, Nikoleta Skrapara, Claudia Spezzano, Isabel Spigarelli, Camilla Stöppler, Marie Vorländer und Jeong-Min Yun.
 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 18. September 2015