Jean-Christophe Ammann langjähriger Direktor des MMK in Frankfurt verstarb am 13.September 2015. Kunst-Manager und Vermittler, der allein die moderne Kunst schätzte und für andere annehmbar machte  

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Das ist eine traurige Mitteilung, die das MMK am 18. September verbreitete. Jean-Christophe Ammann langjähriger Direktor des MMK ist im Alter von 76 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Was der Kunstwelt mit einem solchen Menschen verloren geht, ist kaum abzuschätzen. Auf dem Foto zusammen mit dem Bildhauer Giuliano Pedretti im Jahre 2005.

 

Er wußte über große Künstler aus eigener Erfahrung zu berichten, weil er die meisten persönlich kannte. Er hätte Bücher füllen können mit seinen Beschreibungen. Yves Klein wollte er ein Kunstwerk abkaufen mit seinem ersten ersparten Geld. Das wäre heutzutage ein Vermögen wert.  Jasper Johns, Andy Warhol, Joseph Beuys jeden dieser Künstler kannte er. Überwiegend aus beruflichen Gründen nutzte er diese Kontakte. Schon während seiner Tätigkeit als Direktor in Luzern (1968 - 1977) war er deshalb oft unterwegs in der Welt, reiste weit und suchte Künstler und Ateliers auf, um Ausstellungen zu organisieren und Kunstwerke zu erwerben. Ammann war seiner Zeit voraus und Zeit seines Lebens Schweizer. Seine Nationalität war ein Erkennungsmerkmal um Einfluss zu nehmen. Er wußte genau, wie man an das Geld kommen konnte, um gezielt Kunstförderung zu betreiben. Es war eine Art gesellschaftliches Mäzenatentum, welches er ausübte. Sei es die Deutsche Bank, UBS oder die Deutsche Börse mit allen verstand er sich hervorragend, setzte sich ein und half mit, das Geld zu beschaffen, um Kunst zu kaufen und zu fördern. Unvergesslich wird mir die Bill Viola Retrospektive von Februar bis April 1999 in Frankfurt am Main bleiben. Das war einzigartig und eine großartige stadtübergreifende Inszenierung, die unter seiner Leitung stattfand.

 

Über Künstler konnte Ammann persönlich berichten. Zu Besuch im Museum war die Südafrikanerin Marlene Dumas oder die Schwedin Cecilia Edefalk. ein andermal brachte er seine Frau und Künstlerin Judith Ammann mit ins Museum und stellte sie vor. Das war auch sein Anspruch, wenn jemand etwas persönliches weiterzugeben hatte. Ammann war Vermittler, der die moderne Kunst liebte und sie als etwas annehmbares erscheinen ließ. Zu seinem Posten als Museumsdirektor in dem 1991 neu eröffneten MMK wurde er seinerzeit durch den Frankfurter Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann berufen, der gerade erst seinen 90. Geburtstag feierte. Viel gemunkelt wurde über die homosexuelle Neigung Ammanns. Das gehörte zu einer Art Imagepflege, die er gewiss ausübte allein schon deshalb, weil er eine außerordentliche Persönlichkeit sein wollte, der unkonventionell mit den Dingen des Lebens umzugehen verstand. Etwas war ihm in die Wiege gelegt. Er verstand es die jungen Menschen anzusprechen. Insofern war Ammann kommunikatives Vorbild. An seiner Tätigkeit als Kunstpädagogik Professor lag ihm sehr viel. Das war immer ein Thema und diente der Intensivierung der Kunstkenntnisse.

 

Von 1968 bis 1977 war Ammann Direktor des Kunstmuseums Luzern, wechselte dann 1978 nach Basel, wo er bis 1988 die Kunsthalle leitete. 1972 half er in Mitarbeit bei Harald Szeemann an der Konzeption der „documenta 5“ in Kassel, 1995 war er für den deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig verantwortlich.  

 

Siehe auch: Das Wespennest ist eine Kathedrale (2011) Stefan Banz im Gespräch mit Jean-Christophe Ammann aus dem Verlag für moderne Kunst 

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 18. September 2015