Die
Automobilindustrie steht vor einem beispiellosen Wandel,
ausgelöst durch verändertes Mobilitätsverhalten und neue
Technologien. So sind Menschen mehr und mehr bereit, Carsharing oder Mitfahrangebote zu nutzen. Aber auch
bahnbrechende Innovationen wie das autonome Fahren oder das
vernetzte Fahrzeug sorgen für einen neuen Umgang mit dem
Auto.
Nach einer Prognose von PwC wird sich zwischen 2025
bis 2030 das autonome Fahren durchsetzen und auf Autobahnen
schon genutzt werden und damit neuen digitalen
Dienstleistungen den Weg ebnen. „Unternehmen, die an diese
Entwicklung glauben, müssen schon heute intensiv an der
Transformation aller Geschäftsbereiche arbeiten und die
Weichen stellen. Sie laufen sonst Gefahr, den Anschluss zu
verlieren. Das betrifft fast alle Aspekte der
Geschäftsmodelle und umfasst auch die Auswahl des passenden Personals und Know-hows,“ sagt Felix Kuhnert, Leiter
Automotive Leader bei PwC.
Anhand von vier Szenarien
entwirft PwC in der Studie „Re-inventing the wheel“ Visionen für die Zukunft: Sie reichen vom autonomen Fahren
über den Durchbruch der Elektromobilität bis hin zu einer
Öffnung wichtiger Schwellenländer – oder aber deren
Abschottung. „Chancen eröffnen sich für Unternehmen, die es
verstehen, schnell auf Änderungen des regulatorischen
Umfelds in einzelnen Märkten zu reagieren“, so Kuhnert.
Denn wohin die Reise geht, hängt entscheidend von politischen Vorgaben ab. Neue digitale Dienstleistungen
kommen auf den Markt So können von einer liberalen
Regulierung wesentliche Impulse für das autonome Fahren
ausgehen, die die automatische Steuerung von Fahrzeugen
forcieren. „Bislang branchenfremde Anbieter werden mit
Automobilherstellern kooperieren. Ein Ziel ist es
beispielsweise, einen sicheren Schutz vor Kollisionen zu
entwickeln“, sagt Christoph Stürmer, Global Lead Analyst
des Automotive-Instituts PwC Autofacts.
Das laut einer Studie
prognostizierte Marktpotenzial von 39,6 Milliarden Dollar
bis 2021 für das autonome Fahren könnte sich deutlich
erhöhen. Das sich selbst lenkende Fahrzeug lässt den
Insassen zudem mehr Freiraum, um während des Fahrens
soziale Netzwerke zu nutzen. Auch das ermöglicht neue
digitale Dienstleistungsmodelle. Die Fahrgäste werden das
Auto wie ein rollendes Büro nutzen. Für die Hersteller geht
das mit einer enormen Innovationsgeschwindigkeit einher.
Rund um das Auto werden neue Geschäftsmodelle entstehen.
Gleichzeitig werden sich bis dahin auch alternative
Antriebe wie die Elektromobilität durchgesetzt haben. Deren
Entwicklung ist mit einem enormen Kapitalaufwand verbunden.
Carsharing kann zu einem
steigenden Fahrzeugabsatz führen Aber auch das
Mobilitätsverhalten wird sich ändern: Mobilität mit anderen
zu teilen, wird zum Standard. Wenn sich innovative Carsharing-Systeme in Zukunft stärker durchsetzen, führt
dies zu einer höheren Nutzung der Fahrzeuge und damit auch
zu einem stärkeren Verschleiß der Fahrzeuge. „Entgegen der
bisherigen Erwartung vieler Experten kann Carsharing damit
sogar einen größeren Fahrzeugabsatz nach sich ziehen.
Schließlich wollen Anbieter von Carsharing oder
Mitfahrgelegenheiten ihren Kunden die neuesten und besten
Fahrzeuge anbieten“, sagt Stürmer. Durch die stärkere
Nutzung der Fahrzeuge könnte die Verkehrsdichte sogar
steigen und der Straßenverkehr wird nicht zwangsläufig
entlastet.
Eine wichtige Frage ist, ob sich Schwellenländer
weiter öffnen China ist und bleibt der wichtigste
Zukunftsmarkt für die Automobilindustrie. Auch wenn der
Absatz dort derzeit schwächelt, rechnet PwC Autofacts mit
einem jährlichen Wachstum des Autoabsatzes von
durchschnittlich 4,4 Prozent bis 2021. Bleibt der Zugang
zum chinesischen Markt offen oder wird der Wettbewerb sogar
erleichtert, können Automobilkonzerne ihre globalen
Plattformen weiter ausbauen. Unter diesen Bedingungen
könnten auch chinesische Produzenten weltweit expandieren.
Grundlegend umdenken müssten
Automobilproduzenten und Zulieferer dagegen, wenn sich das regulatorische Umfeld verschärft. Dann würden sich
Schlüsselmärkte wie China stärker abschotten, aber auch das
autonome Fahren würde von Seiten der Regulierung regulatorisch ausgebremst. „In solch einem Umfeld würden
globale Plattformen an Bedeutung verlieren und Produzenten
müssten viel stärker lokale Geschäftsmodelle in einzelnen
Märkten verfolgen“, so Kuhnert. Das würde für Automobilhersteller bedeuten, ihre Vertriebsstrategien
individuell stärker auf die Gepflogenheiten der einzelnen
Länder auszurichten.