Erklärung der Vorsitzenden des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen
Bischofskonferenz zum G7-Gipfel 2015.
Greenpeace-Aktivisten demonstrieren vor Ort
Meldungen: Deutsche
Bischofskonferenz, Bonn; Greenpeace Deutschland, Hamburg |
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Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in
Deutschland, Landesbischof Bedford-Strohm, und der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Marx, erklären zum Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs
der sieben führenden Industrienationen vom 7. bis 8. Juni 2015
auf Schloss Elmau in Bayern:
„Beim G7-Gipfel vom 7. bis 8. Juni 2015 auf Schloss Elmau steht
eine Vielzahl von Zukunftsthemen auf der Tagesordnung. Diese
machen deutlich, dass unsere Welt ein gemeinsames politisches
Handeln braucht."
Während der zurückliegenden Jahre konnten extreme Formen der
Armut in einigen Teilen der Welt zurückgedrängt werden. Aber
noch immer befinden sich 90 Prozent des Weltvermögens in den
Händen von nur zehn Prozent der reichsten Nationen und die
ungleiche Verteilung von Lebenschancen hat sich in vielen
Ländern verschärft. Eine wichtige Perspektive bei den
anstehenden Beratungen in Elmau muss daher die Förderung der
globalen Gerechtigkeit sein. Wir erwarten vom G7-Gipfel eine
klare Zusage, den Welthandel und die Wertschöpfungsketten
gerechter zu gestalten.
Die Staats- und Regierungschefs werden auch über die
Vorbereitung der UN-Generalversammlung im September 2015 in New
York beraten. Dort sollen ‚Nachhaltige Entwicklungsziele‘
verabschiedet werden, die die Prinzipien der ökologischen
Nachhaltigkeit und der weltweiten Solidarität miteinander
verbinden. Diese ‚Nachhaltigen Entwicklungsziele‘ stellen für
die leistungsstarken Industriestaaten eine Selbstverpflichtung
dar. Sie sollten zugunsten des globalen Gemeinwohls bereit sein,
nationale Eigeninteressen zurückzustellen, vor allem auch, was
die Öffnung der Märkte für die Produkte der armen Länder
betrifft.
Ferner ist wichtig, dass die G7-Staaten verbindlich erklären,
ihre Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit bis 2020 auf 0,7
Prozent des eigenen Bruttonationaleinkommens anzuheben. Oft
genug wurde dieser Beitrag versprochen, das Versprechen dann
aber nicht eingehalten. Spätestens bei der internationalen
Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung Mitte Juli 2015 in Addis
Abeba sollte ein entsprechender Finanzierungsplan vorliegen.
Dann wird deutlich, was verantwortliches Handeln und was
politische Rhetorik ist.
Vom G7-Gipfel erwarten wir zudem positive Signale für die
UN-Klimakonferenz im Dezember 2015 in Paris. Dort muss es den
politisch Verantwortlichen gelingen, ein Nachfolgeregime für das
Kyoto-Protokoll zu vereinbaren, das konkrete Verpflichtungen zur
Emissionsminderung sowie Mechanismen vorsieht, die arme Menschen
und Entwicklungsländer bei der Anpassung an die negativen
Auswirkungen des Klimawandels unterstützen.
Greenpeace-Aktivisten fordern Industrienationen
müssen raus aus Kohle und Atomkraft
Wir rufen die Regierungen der G7-Staaten auf, engagiert auf eine
Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 2 Grad Celsius
hinzuwirken. Sonst werden nicht nur die ökonomischen Kosten zur
Bewältigung der Folgen des Klimawandels in die Höhe schnellen,
sondern auch die menschlichen Notsituationen in den am meisten
betroffenen Ländern stark zunehmen. Hier sind es oft die
Ärmsten, die sich nicht vor den Folgen des Klimawandels schützen
können. Die Sorge um die Lebensbedingungen auf unserem Planeten
muss eine Priorität insbesondere für die Mächtigen und
Wohlhabenden dieser Welt bilden.
Der bevorstehende G7-Gipfel soll dazu beitragen, Lösungen für
die großen weltweiten Herausforderungen unserer Zeit zu finden.
Hierzu ist ein Geist der Zusammenarbeit notwendig. Wenn bei den
Beratungen und Entscheidungen in Schloss Elmau zuerst an die
Auswirkungen auf die Armen gedacht wird, dann kann er zur
Förderung der weltweiten Gerechtigkeit beitragen. In diesem
Sinne laden wir alle Christen in Deutschland zum Gebet für ein
Gelingen des G7-Gipfels ein.“
Für eine globale Energiewende ohne Kohle und Atomkraft
demonstrierten acht Greenpeace-Aktivisten heute Morgen beim
Treffen der G7-Energieminister in Hamburg. Auf dem Vordach und
vor dem Eingang des Tagungshotels Atlantic hielten sie drei
Handbanner mit der Aufschrift „G7: Stoppt Kohle und Atom“.
Weltweit gehen rund 60 Prozent des Atom- und 30 Prozent des
Kohlestroms auf das Konto der sieben führenden
Industrienationen. In Hamburg will Bundeswirtschaftsminister
Sigmar Gabriel (SPD) mit seinen internationalen Kollegen auch
erörtern, welches langfristige Ziel die Gemeinschaft für den
Klimaschutz anstrebt und vor der UN-Klimakonferenz in Paris
unterstützen will.
„Die G7 haben nur dann eine Daseinsberechtigung, wenn sie in der
Lage sind, eine mutige Vision zu entwickeln“, sagt Tobias
Münchmeyer, Energieexperte von Greenpeace. „Gabriel muss seine
Rolle als Gastgeber nutzen, um für eine weltweite Energiewende
einzutreten. Nur 100 Prozent Erneuerbare Energien bewahren die
Menschheit vor den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels.“
Der Widerstand gegen ehrgeizige Ziele beim Klimaschutz kommt vor
allem aus Japan und Kanada. Dabei spielt Japan eine
entscheidende Rolle innerhalb der G7, da das Land nach dem
Atomdesaster in Fukushima vor wichtigen energiepolitischen
Entscheidungen steht. Japan schaltete nach dem Atomunfall in
Fukushima alle Atomkraftwerke ab. 19 Monate lang ist das Land
nun komplett atomstromfrei. Dennoch drängt die Regierung darauf,
die ersten Reaktoren schnell wieder anzufahren. Zudem will sie
die Kohleverstromung ausweiten. „Japan muss endlich die
richtigen Schlüsse aus der Fukushima-Tragödie ziehen:
Erneuerbare Energien sind sicher und wirtschaftlich attraktiv“,
sagt Münchmeyer.
Sigmar Gabriel muss deutsche Klimaschutzabgabe
durchsetzen
Als Land der Energiewende kommt Deutschland eine internationale
Vorreiterrolle zu. Gabriel muss sich daher mit seiner geplanten
Klimaschutzabgabe auf besonders schädliche Braunkohlekraftwerke
gegen die Kohlelobby durchsetzen. Mit diesem Instrument will der
Minister das deutsche Klimaschutzziel – minus 40 Prozent
CO2-Emissionen bis zum Jahr 2020 - noch erreichen. Doch
Stromkonzerne, die Bergbau-Gewerkschaft IG BCE und Teile von CDU
und SPD sträuben sich gegen jeglichen Klimabeitrag der Kohle.
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