Die Ausstellung dauert bis zum 5. Juli 2015

Alibis: Sigmar Polke Retrospektive - Sammlung Ludwig in Köln

   Meldung: Sammlung Ludwig, Köln

Seit Dienstag, 28. April wurden nach nur sechs Wochen Laufzeit bereits 50.000 Besucher gezählt, welche die Sigmar Polke Ausstellung in Köln besucht haben. Die Begeisterung ist deshalb groß.

 

Während das MoMA noch den konzeptuellen Medienkünstler Polke präsentierte, so stellte die Tate Modern den Maler in den Mittelpunkt. Doch erst in Köln wird das organische Ineinandergreifen beider Fähigkeiten in der Person Polkes belegt. Das Museum Ludwig in Köln beweist in einer umfassenden Retrospektive, daß Sigmar Polke auch grandiose Film-Experimente produzieren konnte. Sigmar Polkes Filme, werden im Rahmen der Retrospektive in Köln umfassend vorgestellt. Ab Mitte der 1960er Jahre bis zu seinem Tod war die Filmkamera integraler Bestandteil seiner künstlerischen Praxis. Nur in vereinzelten und ausgewählten Präsentationen machte er seine Filme öffentlich. Im Rahmen einer Tagung, die das Museum Ludwig gemeinsam mit der Universität Köln vom 12. bis 14. Juni 2015 ausrichtet, werden Polkes Filme im Kontext der lebendigen Filmszene des Rheinlandes in den 1960er und 70er Jahren untersucht.

Leinwände, Fotos, Verpackungen, radioaktive Pigmente, Kartoffeln – kein Material, keine Substanz war davor sicher, von Sigmar Polke in Kunst verwandelt zu werden. Und kein Verfahren, keine Technik zu ungewöhnlich, als daß er sie nicht erprobt hätte. So hat Sigmar Polke ein umfangreiches, kühnes Werk geschaffen und gehört zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart.

 

Die großangelegte Retrospektive, die nach Stationen in New York und London in Polkes Wahlheimat Köln gelandet ist, versammelt rund 250 Werke und berücksichtigt erstmals alle von ihm genutzten künstlerischen Medien. Der Titel der Ausstellung, Alibis, spielt auf diesen neuen Künstlertypus an, der sich allen Erwartungen widersetzt und entzieht. Zugleich lenkt der Titel den Blick auf den gesellschaftskritischen Zusammenhang seiner Arbeiten. Polke beobachtete das Zeitgeschehender alten Bundesrepublik und reflektierte ihre verdrängte Geschichte des Nationalsozialismus. Fünf Jahre nach Polkes Tod wird dieses einzigartige Werk am Ort seines Entstehens geehrt.

Sigmar Polke wurde 1941 in Oels (Schlesien) geboren und starb 2010 in Köln. Er gehört zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. Die Ausstellung präsentiert Werke von 1963 bis 2010. Das umfangreiche Schaffen Polkes wurde zuletzt vor annähernd zwanzig Jahren in einer Retrospektive vorgestellt und zwar 1997 in der Bundeskunsthalle Bonn und dem Hamburger Bahnhof in Berlin. Sigmar Polke hatte sich selbst immer allen kunsthistorischen Einordnungen zu entziehen versucht. In seiner ersten posthumen Retrospektive, die nach New York und London seit 14. März im Museum Ludwig in Köln gezeigt werden, stellen zum ersten Mal alle künstlerischen Medien dar, mit denen Polke Zeit seines Lebens intensiv arbeitete.

 

Nicht nur seine Malerei und Zeichnungen, mit denen Polke bekannt wurde, sind ausgestellt, sondern auch Grafik, Skizzenbücher, Objekte, Skulpturen, Fotografien, Filme, Diainstallation und Fotokopierarbeiten. Viele Werke wurden noch nicht in Deutschland gezeigt. Auf diese Weise wird deutlich, wie Sigmar Polke die Medien miteinander verknüpfte und sich gegenseitig durchdringen ließ: In seinen Gemälden setzte er fotografische Substanzen ein; Raster aus Druckverfahren verwandelte er in Gemälde, Fotografien wurden durch den manipulierten Entwicklungsprozesse zu Unikaten; seine filmischen Erkundungen inspirierten sein Gesamtwerk. Der Titel der Ausstellung spielt auf diesen neuen Künstlertypus an, der sich allen Erwartungen widersetzt und entzieht.

 

Fassen seine Gemälde der 1960er Jahre die Konsum- und Warenwelt des bundesdeutschen Wirtschaftsaufschwungs ironisch auf, so lassen sich in seinen von Massenkultur aufgesogenen, und in unterschiedlichsten Medien umgesetzten, kollaborativen Arbeiten der 1970er Jahre viele Anspielungen auf die neuen sozialen Bewegungen und ihre Subkulturen finden. In seinen großformatigen abstrakten Gemälden sind es seit den 1980er Jahren die neuen Materialien, wie photochemische, wärme- und feuchtigkeitsempflindliche, aber auch giftige Substanzen, die eine verunsichernde und ambivalente Wirkung auf den Betrachter haben.

Ein weiterer Bezug wird durch die Sammlung des Museum Ludwig hergestellt. Denn das Museum Ludwig wurde immer wieder mit großzügigen Schenkungen von Polke-Werken bedacht. Bereits 1974 gelangte das frühe Rasterbild "Kopf" von 1966 über eine Jubiläumsspende in die Sammlung. Außerdem befinden sich eine unbetitelte Arbeit von 1986, "Ruine" von 1994 und aus dem gleichen Jahr das Transparentbild "Fensterfront" in der Sammlung des Museums. 2009 erhielt das Museum Ludwig die nahezu vollständig zusammengetragene Sammlung der Editionen von Sigmar Polke. Diese Schenkungen sind in die Präsentation einbezogen.

 

Die Ausstellung wird vom Museum of Modern Art, New York zusammen mit der Tate Modern, London organisiert. Sie wurde initiiert und kuratiert durch Kathy Halbreich, stellvertretende Direktorin des Museum of Modern Art mit Mark Godfrey, Kurator für internationale Kunst der Tate Modern und Lanka Tattersall, kuratorische Assistentin der Abteilung für Gemälde und Skulpturen des Museum of Modern Art. Die Präsentation am Museum Ludwig wird von Barbara Engelbach, Kuratorin, Sammlung Zeitgenössische Kunst, Fotografie und Medienkunst, Museum Ludwig, organisiert. Für die Ausstellung hat die Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen Hannelore Kraft die Schirmherrschaft übernommen.

 

Die Frankfurter Allgemeinen Zeitung GmbH ist Medienpartner der Ausstellung. Die Deutsche Bahn ist Mobilitätspartner. Mit dem Sparpreis Kultur innerhalb von 3 Tagen zur Ausstellung und zurück. Ab 39 EUR. Bis zu vier Mitfahrer sparen jeweils 10 EUR. www.bahn.de/kultur

 

Sammlung Ludwig Köln

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 27. Mai 2015