„Super Dutch" Aufstieg und Fall. Vortrag von Bas van der Pol im Mosa Flagship Store im Frankfurter Gutleut

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Neben Amsterdam und London besteht seit etwa zwei Jahren auch in Frankfurt am Main ein Mosa Flagship Store. Dieser richtet sich insbesondere an Architekten und Bauherren und informiert über Anwendungsmöglichkeiten für Keramikfliesen. Im Ausstellungsraum des Flagship Store finden sie Fliesenkollektionen für Wände, Fußböden und Fassaden. Wobei die Farbpalette der ausgestellten Fliesen überwiegend neutralen Grauschattierungen folgt. Wie mir Assistant Showroom Managerin, Anja Kreibisch erläuterte, gäbe es die Palette an Produkten aber auch in anderen Farben. Bevor der Flagship Store dort war, war an gleicher Stelle ein Allmilmö Küchengeschäft. Nebenan, in exklusiver Umgebung, befindet sich ein Vitra Design Showroom sowie der Artemide Showroom. Lauter Geschäfte die auf exklusive Kundschaft schließen lassen und mit großen Fensterläden zur Straßenseite auf das Gutleut bestückt ganz in der Nähe zum Basler Platz zu finden sind.

 

Am Abend des 23. April lief im Mosa Flagship Store ein Dozentenvortrag des niederländischen Architekten Bas van der Pol zum Thema: Super Dutch. Aufstieg und Fall. Ein provokantes Thema, weil der Niedergang zuerst gar nicht bemerkt wurde und wer redet schon gern schlecht über sich selbst. Zum Publikum gehörten zahlreiche Architekten. Bas van der Pol lehrt an der RWTH Aachen in diesem Fach. Es ist immer wieder erfrischend, wenn etwas neues aus den Niederlanden zu erfahren ist. Die dortige Bauweise bringt meist frischen Wind auch für das deutsche Klima. Wenn die Konkurrenz der Niederländer auch nicht zu unterschätzen ist. Kreativität und Erfindungsgeist der dortigen Entwurfsspezialisten ist legendär. Allerdings hat sich auf diesem Gebiet in den letzten Jahren einiges zum Nachteil verändert.

 

Der Vortrag, der mit der Nummer 3 bezeichnet war und zu einer Reihe gehört, begann mit einem geschichtlichen Überblick über die niederländische Baukunst im 20. und 21. Jahrhundert. Nicht uninteressant die vielen Namen von Architekten mit niederländischem Klang. Gefüllt von Erfolgserlebnissen über neuartige Bauweisen. Der Begriff Bauhaus fiel, obwohl die Niederländer eine ebenso aussagekräftige eigene Bewegung haben, die sich de Stijl nennt. Natürlich fielen hierbei Namen wie Mondrian und van Doesburg. In der Reihe fehlte jedoch Rob Krier, wie ich erfuhr ein Luxemburger, der sehr viel und erfolgreich in den Niederlanden gebaut hat. Die Bauten erinnern an die Tradition mit Erker, Satteldach, Stufengiebel und Backsteinfassade. Bas van der Pol nannte dies den Populismus der Niederländer, womit nicht nur die politische Dimension gemeint ist. Super Dutch Nummer eins ist Rem Koolhaas, weil dieser in Superman Verkleidung stilisiert in einer Fotomontage gezeigt wird.

 

In den neunziger Jahren entwickelte sich in den Niederlanden eine neue Generation einflußreicher Architekten, die das Geschehen der internationalen Architektur mit aufsehenerregenden und innovativen Entwürfen beeinflußt haben. Diese sogenannten “Superdutch” Architekten haben der niederländischen Architektur einen besonders progressiven und zeitgenössischen Ruf verliehen und lange verstärkt. Die Kehrseite dieses Erfolgs hingegen blieb lange Zeit völlig unbeachtet. Mit seiner kritischen Betrachtung untersucht Bas van der Pol die Entstehung der Superdutch-Generation und deren Untergang in den vergangenen zehn Jahren. Außerdem beleuchtet er das aktuelle Architekturklima in den Niederlanden und versucht neue Tendenzen unter den jungen niederländischen Architekten der heutigen Generation aufzuspüren.

 

Der Dozent beklagte kritisch die Gleichförmigkeit der Neubauten und Siedlungen in den Niederlanden, die hochgezogen werden und sich kaum von Abrissbauten unterscheiden. Fragt sich, warum der Bestandsbau überhaupt abgerissen werden musste.  
 

Bas van der Pol ist Architekt und Inhaber des Architektenbüros "The Element A" mit Sitz in Maastricht und Amsterdam. Zudem unterrichtet und forscht er als Dozent an der RWTH Aachen und ist Gastredner an internationalen Universitäten und in Designforen. Im Architektur Zentrum TOPOS in Maastricht ist Bas van der Pol Gremiumsmitglied und Vorsitzender der Programm-Kommission.

 

www.mosa.nl/de/frankfurt

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 27. April 2015