Slow Return. John Skoog im MMK1 in Frankfurt
Meldung:
Museum für Moderne Kunst Frankfurt |
|
Schenkung der Baloise Group über drei Werke des schwedischen Künstlers.
Skoog ist
diesjähriger Preisträger des renommierten Baloise Kunst-Preises, der
seit 1999 jedes Jahr jungen Künstlerinnen und Künstlern verliehen wird.
In diesem Rahmen werden dessen Arbeiten in einer Ausstellung in zwei
bedeutenden europäischen Museen – in diesem Jahr dem mumok – Museum
moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien und dem MMK Museum für Moderne Kunst
präsentiert und ein Ankauf für die Museumssammlungen finanziert.
Nachdenklichkeit erzeugt die
Ausstellung. welche Ideen jemand hat und diese auch noch umsetzt
angeblich zum
Wohl der Bevölkerung. Das soziale Engagement ist eine Eigenschaft, die
den Schweden hoch angerechnet werden kann. Einen Schutzkunker bauen
erfordert einiges an Kenntnissen, wie so ein Gebäude funktioniert. Das
können ja nicht nur dicke Wände sein, die vor der Außenwelt abschotten.
Im Videobeitrag ist hauptsächlich die zerfallene Außenfassade zu sehen,
die langsam und in Schritten in einer Kameradrehung umfahren wird. Nach
der ersten Hausecke ist dann Schluss. Dauer des Videos etwa 10
Minuten.
Welche Beweggründe den Erbauer
erwogen haben, dieses Solitär in die Landschaft
zu stellen, bleibt geheimnisvoll auch nach dem Video von John Skoog. Die
Nachbarn kommen zu Wort, in englischer Sprache untertitelt. Geradezu
kryptisch wirken die Ausführungen zum Bau, was nicht ohne Tragik
beschrieben wird. Über die Dimension des Bauwerks ist im
Video nicht viel zu erfahren. Zuweilen entsteht der Eindruck, es
handele sich um den rohen Fels einer Steilwand, dann wieder entsteht der
Eindruck eines gewöhnlichen Wohnhauses. Die Kameradrehung verwandelt die
Gestalt des Gebäudes. Das ist wie eine künstlerische Arbeit bei Anselm Kiefer,
figurativ und monumental, naturbelassene Äcker mit Unterbrechungen und langen Fluchten,
die Anklage gegen den Krieg erheben.
Argwöhnische Vorausschau auf
kriegerisch gesinnte Umstände sollen nach Angaben der Nachbarn in der
schwedischen Ortschaft dann ein Beweggrund des Erbauers gewesen
sein. Der Künstler Skoog ist nur
Berichterstatter und Übersetzer, der die Erinnerungen transformiert. In
die Fassade eingelassen sind verschiedene Materialien wie erodierendes
Eisen, Kabel, Rohre und andere Installationselemente, deren Sinn und
Zweck nicht mehr ohne weiteres verstehbar ist. Der Eindruck der
künstlerischen Arbeit wird hierdurch erhöht. Ruine und Relikt, beides ist richtig in Bezug
auf den Bau. Über Behaglichkeit wird im Video
nicht gesprochen. Eisenträger ragen an den Außenwänden
in gleichen Abständen heraus, weisen damit auf eine bauliche Situation. Überdachung, Überbrückung
die Bedeutung bleibt aus.
„In mehrfacher
Hinsicht ist dieses Modell der Kooperation eine fruchtbare
Win-Win-Situation. Der Künstler erhält eine Einzelausstellung in einem
renommierten Museum, und das Museum kann seine Sammlung um eine
bedeutende zeitgenössische Position erweitern“, sagt MMK Direktorin Dr.
Susanne Gaensheimer. Etwas pragmatisch, was die Direktorin des MMK
hierzu sagt, so als ginge es nur darum Gewinne zu machen. Fakt ist, der Absolvent der Frankfurter Städelschule John
Skoog (*1985 in Malmö, Schweden) wurde für seine künstlerische Arbeit,
einer Videoinstallation „Reduit
(Redoubt)“ aus dem Jahr 2014 ausgezeichnet, zu sehen in einer
raumgreifenden Installation.
John Skoogs
filmische Arbeiten verbinden dokumentarische Recherche und präzise
Realitätsbeobachtung mit subtiler Poesie. Sie machen Hintergründe und
Abgründe des Alltags erfahrbar und beziehen sich auf gesellschaftliche
wie historische Umfelder.
Der im MMK 1
präsentierte Film „Reduit (Redoubt)“ auf großer Leinwand kreist um ein
Relikt aus der Zeit des Kalten Krieges in Schweden: Zu sehen ist ein
verfallenes Gebäude, das Skoog mit seiner Kamera in Nahsicht abtastet
und erkundet. Alarmiert durch
staatliche Broschüren zur drohenden Kriegsgefahr begann Karl-Göran
Persson sein kleines Haus im Süden Schwedens mit Zement und
gefundenen Materialien auszubauen. Skoog kombiniert das filmische Material mit einer Collage
von Stimmen, indem er die Bilder um die kollektive Erinnerung der
Nachbarn erweitert.
Foto (c) Kulturexpress
In der
Ausstellung bildet dieses Werk mit zwei weiteren Filmen „Sent på Jorden“
(Spät auf Erden) von 2011 und „Förår" von 2012 eine Trilogie. Neben der
Geschichte der bäuerlichen Festung spielt der Wechsel der Jahreszeiten
als Rahmenthema einer ländlichen Gesellschaft und ihrer jugendlichen
Protagonisten im Aufbruch eine zentrale Rolle. Auf Wunsch des Künstlers
wird eine Arbeit der amerikanischen Künstlerin Laurie Parsons aus der
Sammlung des MMK in die Ausstellung integriert. „Pieces" aus dem Jahr
1989 besteht aus einer Vielzahl gefundener Materialien, die unmittelbar
auf dem Boden verteilt werden. In der Geste, gesammelte Überreste zu
einem Werk zu verbinden, finden sich Parallelen im Werk von John Skoog,
insbesondere in „Reduit (Redoubt)". Des weiteren ist in der Ausstellung
eine Fotografie zu sehen, die als Künstlerschenkung in die Sammlung des
MMK übergeht. Die Ausstellung wird vom 26. Juni bis zum 20. September
2015 im mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien zu sehen
sein.
|