Zusammenarbeit von Juden und Christen mit neuen Impulsen beleben
Meldung: Evangelische Kirche Deutschland, Hannover, den
14. März 2015 |
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„Das christlich-jüdische Verhältnis hat sich in den
vergangenen Jahrzehnten grundlegend verbessert.“ Zu diesem Ergebnis
kamen die Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz, des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Allgemeinen und der
Orthodoxen Rabbinerkonferenz, die sich am 9. März 2015 in Ludwigshafen
getroffen haben.
50
Jahre nach der Erklärung „Nostra aetate“ des Zweiten Vatikanischen
Konzils, 40 Jahre nach dem Text der EKD „Juden und Christen I“ und 15
Jahre nach der jüdischen Erklärung „Dabru emet“ haben Kirchenvertreter
und Rabbiner eine Bilanz der christlich-jüdischen Beziehungen gezogen
und Überlegungen zur zukünftigen Entwicklung angestellt.
Zu
den positiven Entwicklungen zählten die Gesprächspartner die stabilen
und vertrauensvollen Beziehungen zwischen Kirchenleitungen und
Vertretern jüdischer Organisationen, die sich auch in konfliktreichen
Phasen bewährt haben. Ausdrücklich wurde die Arbeit der über 80
Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit gewürdigt. In
keinem anderen Land bestehen auf lokaler Ebene so enge Kontakte zwischen
Juden und Christen.
Trotzdem bleiben Desiderate. Es kommt zukünftig darauf an, wie
Teilnehmer übereinstimmend betonten, die Erkenntnisse aus dem
christlich-jüdischen Dialog noch stärker in den Gemeinden zu verbreiten
und in der Theologenausbildung zu verankern. Vor allem müsse die jüngere
Generation für eine Zusammenarbeit gewonnen werden. Hier könnten z.B.
gemeinsame soziale Projekte attraktiv sein.
Ein
wichtiges Thema des Treffens war der Antisemitismus, der auch in
Deutschland deutlich spürbar ist. Bischof Heinrich Mussinghoff (Aachen)
und der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Dr. Heinrich
Bedford-Strohm, hoben gemeinsam die Verantwortung der Kirchen hervor, in
den Gemeinden und in der Öffentlichkeit gegen antisemitische Vorurteile
Stellung zu nehmen und über alte und neue Formen des Judenhasses im
Schulunterricht oder in der Jugendarbeit aufzuklären. Der jüdische
Alltag sei ein Seismograph für die freiheitliche und zivile Verfassung
einer Gesellschaft.
Seit
2006 treffen sich Vertreter der Allgemeinen Rabbinerkonferenz
Deutschland (ARK) und der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD)
mit Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der EKD
einmal jährlich zu einem ausführlichen Meinungsaustausch, an dem auch
Mitglieder des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für
christlich-jüdische Zusammenarbeit teilnehmen.
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