Misere der
Energiekonzerne ist selbstgemacht
Meldung: Greenpeace Deutschland, Hamburg, den 10. 03. 2015 |
|
Greenpeace-Studie weist gravierende Managementfehler nach.
Die prekäre Lage der vier
großen Stromkonzerne RWE, Eon, Vattenfall und EnBW ist gravierenden und
anhaltenden Managementfehlern geschuldet, nicht primär der Energiewende.
Dies ist das Ergebnis einer umfangreichen Analyse von Prof. Dr.
Heinz-Josef Bontrup und Prof. Dr. Ralf-Michael Marquardt von der
Westfälischen Hochschule in Recklinghausen im Auftrag der unabhängigen
Umweltorganisation Greenpeace.
Die großen Energieversorger
stehen doppelt unter Druck. Im früheren Kerngeschäft Stromerzeugung und
-vertrieb verlieren sie kontinuierlich Marktanteile. Im Zukunftsgeschäft
mit den Erneuerbaren Energien stehen ihnen schlagkräftige neue
Konkurrenten gegenüber. „Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel darf den
Stromkonzernen nicht mit weiteren Subventionen wie Kapazitätsmärkten
unter die Arme greifen. Die größte Hilfe für den Strommarkt und
gleichzeitig für Deutschlands Klimapolitik ist ein geordneter,
schrittweiser Kohleausstieg“, so Greenpeace-Energieexperte Tobias
Austrup.
Konventionelle Energieversorger stehen heute aus eigenem Verschulden vor
enormen Herausforderungen, so die Studie. Der Atomausstieg, die
Energiewende und der zu reformierende Emissionshandel waren länger
absehbare Entwicklungen, auf die sich die Versorger hätten einstellen
müssen. Doch statt sich am Ausbau der Erneuerbaren Energien zu
beteiligten, kämpften die Unternehmen für eine Laufzeitverlängerung
ihrer Atomkraftwerke und tätigten im Ausland teure und riskante Zukäufe.
„Das Management der großen Versorger hat die Augen zu lange vor dem
absehbaren neuen Energiemarkt verschlossen. Jetzt rächt sich das sture
Festhalten an einem überkommenen Geschäftsmodell“, so Studienautor
Heinz-Josef Bontrup.
Schlechte Zukunftsperspektiven gefährden
Atomrückstellungen
Aussicht auf wirtschaftliche Besserung können die Autoren nicht
erkennen. Der Schuldenstand der Konzerne ist hoch, Kreditratings
schlecht, der Wert konventioneller Kraftwerke im Sinken begriffen.
Gleichzeitig setzt der steigende Anteil der Erneuerbaren Energien die
Konzerne unter Druck. „Diese Schraubzwinge wird für die ehemaligen 'Big
4‘ absehbar nicht lockerer werden, sondern enger“, fasst Co-Autor
Ralf-Michael Marquardt die Ergebnisse zusammen.
Die miserablen Geschäftsaussichten der vier großen Energieversorger
bedrohen auch deren finanzielle Verpflichtungen. Die Rückstellungen der
„Big 4“ für die Milliardenkosten des Rückbaus der Atommeiler und die
Umweltfolgen des Braunkohletagebaus bestehen zum großen Teil aus dem
Wert der konzerneigenen Kraftwerke. Deren Wert sank zuletzt deutlich,
was hohe Abschreibungen nötig machte. Entsprechend unsicher drohen die
Rückstellungen zu werden. „Die Bundesregierung muss dringend dafür
sorgen, dass die Rückstellungen der Energieversorger in einer
öffentlich-rechtlichen Stiftung gesichert werden“, so Austrup. „Der
Steuerzahler soll nicht für die Managementfehler von vormals blendend
verdienenden Konzernen aufkommen müssen.“
pdf-Download Greenpeace
Analyse:
Die Zukunft der großen Energieversorger
|