Ein an pädagogischen Ansprüchen gemessenes, modular
modernes und terrassenförmiges Neubaukonzept
Das Verteilungsspektrum der nominierten Gebäude zieht sich wie ein
Zirkel an den Außengrenzen der Bundesrepublik Deutschland entlang.
Mehrere sind aus Nordrhein-Westfalen. Die meisten stammen jedoch aus der
Berliner Gegend. Das hängt damit zusammen, das mittlerweile viele
Architekten ein Büro in Berlin haben und von dort aus agieren.
Detail Gewinnerprojekt
Aus
München sind zwei der Projekte nominiert. Zum einen das Gewinnerbüro
Hess Talhof Kusmierz mit dem Neubau der Grundschule am Arnulfpark. Es
handelt sich um ein zweistöckiges langes Terrassengebäude. Das andere
Büro aus München-Garching, Auer Weber, betrifft die Erweiterung der
Europäischen Südsternwarte (ESO) mit Hauptverwaltung, ein schleifenförimger
in sich geschlossener Ringneubau. Die geschwungene Form erinnert an
Zahnräder oder an den Lauf einer Carrera Bahn. An die Ähnlichkeit einer
Sternengalaxie zu denken, wie das Aussteller vorschlagen, ist aus
kosmischer Sicht vielleicht etwas überzogen. Nicht wirklich
erinnert das Gebäude mit seinen geschwungenen Formen an das Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau. Die Fassade
in Garching hat eine völlig
andere und vergleichsweise strukturierte Gleichförmigkeit, die sich mehr an
Industriestandards orientiert.
Detail Gewinnerprojekt
Überzeugender ist da schon der Neubau von
Glass Kramer Löbbert/ Uta Graf. Das raumfahrt-medizinische Institut des
DLR in Köln-Porz, ENVIHAB, besticht durch eine flache Bauweise.
Futuristisch muten die runden Bullaugen an, die wie eine flächendeckende
Perforierung an die Wandläufe angepasst wurden. Weniger mit großzügigen
Fensteröffnungen als mit sparsamen Lichtluken zu tun haben. Dafür wurden
rechteckige Oberlichter auf dem Flachdach untergebracht, die
wie Galeriefenster in Richtung Himmel scheinen und das Innere der Räume mit Helligkeit
füllen. Die vier Seiten des Gebäudes sind umringt mit grünem
Rasen, was zugleich Abstandsfläche andeutet. Das Gebäude hat Ähnlichkeit mit einem Raumschiff. Insgesamt
waren 24 Bauten in und aus Deutschland am DAM Architekturwettbewerb
beteiligt.
Architekt Johannes Talhof aus dem Münchner Büro: Hess Talhof Kusmierz, am 29. Jan. im DAM vor dem Gewinnermodell
stehend und erklärend |
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Merkmal ist der grüne Anstrich des Hausvorsprungs unter dem
Schulgebäude. Hier können Kinder bei Regenwetter, Schnee oder zu viel
Hitze spielen, die Pausen verbringen. Sind dort immer noch geschützt vor
Außenwitterung. Durch einen Lichthof im Inneren des Schulhauses dringt
Licht durch die Glasswand im Parterre nach außen und sorgt für
ausreichend Helligkeit unter der Überdachung. An vielen Schulen werden
überdachte Vorbauten mit dem Argument abgelehnt, weil dort dunkle und
unübersichtliche Ecken entstehen, die sich den Einblicken der Aufsicht
entziehen.
Das Problem der beiden und notwendigen Fluchtwege wurde über die
Außenterrassen gelöst. Die Innenflure stehen somit der freien Nutzung
zur Verfügung, so daß in den Fluren auch Dinge aufbewahrt werden, die
aus Sicherheitsgründen entfernt werden müssten und nicht brennbar sein
dürfen. Dadurch wird Platz für Garderoben, Regale, auch aus Holz,
geschaffen, welche für die Kinder auf dem Weg durch das Gebäude leichter
zugänglich gemacht werden.
Zur Verbauung auch an der Außenfassade wurde imprägniertes Lärchenholz
verwendet. Glastüren und -Fenster auf die Terrassen sind durch eine
Doppelwand geschützt, falls Tiere oder Ungeziefer in Zukunft das Terrain
erobern sollten, womit in natürlicher Umgebung immer zu rechnen ist. Die
Arbeit bliebe dann an der Hausverwaltung hängen, wie sie in jedem
Schulgebäude zu tun hat. In der Grundschule Arnulfpark ist diese im
Wohnhaus, siehe Foto mit Johannes Talhof, am Eingang etwas abgegrenzt
zur Schule in einer großzügigen 100qm Wohnung untergebracht.
24 nominierte Projekte 2014/15
Hess Talhof Kusmierz, München
\ Grundschule am Arnulfpark, München
AFF Architekten, Berlin
\ Stadthäuser, Baugruppe elf Freunde, Berlin
Auer
Weber, München
\ Erweiterung der ESO Hauptverwaltung
augustinundfrankarchitekten, Berlin
\ Erweiterung der Zentralmensa Universität Kassel
Beer Architektur Städtebau, München
\ Gemeinschaftshaus, Selb-Plößberg
Bembé Dellinger Architekten und Stadtplaner, Greifenberg
\ Neue Ortsmitte, Wettstetten
Dratz&Dratz Architekten, Oberhausen
\ Musik Klub „Hotel Shanghai“, Essen
Ferdinand Heide Architekt, Frankfurt am Main
\ Osthafenbrücke \ Honsellbrücke, Frankfurt am Main
Florian Nagler Architekten, München
\ Kultur + Kongress Forum, Altötting
Glass Kramer Lobbert \ Uta Graff, Berlin
\ :envihab – Raumfahrtmedizinisches Institut des DlR, Köln-Porz
Projektgemeinschaft Ifau und Jesko Fezer \ Heide & von Beckerath, Berlin
\ Baugruppenprojekt R50, Berlin
kadawittfeldarchitektur, Aachen
\ Archäologische Vitrine, Aachen
Löser Lott Architekten, Berlin
\ Doppel-Haus „Duett“, Warnemünde
O&O Baukunst, Köln
\ Landesarchiv NRW, Duisburg
Ecker
Architekten, Buchen\Heidelberg
\ Hangar XS, Buchen
Ritter Jockisch Architektur Innenarchitektur, München
\ Archäopark Vogelherd, Niederstotzingen-Stetten
Schneider+Schumacher, Frankfurt am Main
\ Ölhafenbrücke Raunheim
Speech, Sergei Tchoban, Sergey Kuznetsov, Moskau
\ Tchoban Foundation, Museum für Architekturzeichnung, Berlin
Staab Architekten, Berlin
\ Kunstmuseum Ahrenshoop
Stefan Forster Architekten, Frankfurt am Main
\ Gemeindezentrum und Wohnhaus, Frankfurt am Main
TKA Thomas Kröger Architekt, Berlin
\ Werkhaus Schütze, Gerswalde
Behnisch Architekten Stuttgart
\ John and Frances Angelos Law Center, Baltimore, USA
Gerber Architekten Dortmund
\ King Fahd National Library, Riad, Saudi-Arabien
Erhard An-He Kinzelbach \ Knowspace Berlin
\ Atelierhäuser, Songzhuang, China
Eine ähnlich terrassenförmige wie der Schulbau in München hat auch schon
Ernst May in den 1920er Jahren entwickelt, der von Reform- und
Bauhausbewegung beeinflusst war. Das Projekt am Bornheimer Hang in
Frankfurt a/M weist viele Ähnlichkeiten auf, wenn die modulare Bauweise
auch noch nicht ausgeprägt war, so waren die Impulse dafür bereits
vorhanden. Sie sind letztlich vermutlich der baugeschichtliche
Ideengeber in der aktuellen Bauweise, wenn dies auch nicht bewußt
herangezogen wurde, wie Architekt Johannes Talhof einräumte. Die
Verbindung zur Natur, die Terrassen mit Glastüren nach draußen waren
seinerzeit ebenfalls ein Merkmal im Schul-Reformbau und sind es auch am
Neubau der Grundschule am Arnulfpark.
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