Goethemuseum stellt Rembrandt als Denker aus

   Foto: © Kulturexpress

Rembrandt gilt immer noch als philosophischster unter den Malern. Besonders seine Helldunkel Darstellungen und die des Menschen haben etwas berührendes zutiefst humanes. Die Ausstellung im Goethemuseum zeigt jedoch kein einziges der berühmten Rembrandt-Gemälde, sondern stellt nur Grafiken überwiegend Radierungen aus. Diese haben es in sich, weil so viele Geschichten erzählt werden, das aus dem Erzählen gar kein Herauskommen mehr ist.

 

Das Museum will damit den Versuch unternehmen die beiden Größen, der eine Dichter, der andere Maler nebeneinander zu stellen. Wobei Johann Wolfgang Goethe derjenige ist, der sich durch die Werke Rembrandts in seinen eigenen zeichnerischen Studien inspirieren ließ. Eine Zeichnung nimmt sich die Ausstellung besonders heraus, wenn von der Federzeichnung in Goethes Atelierzimmer mit aufgestellter Staffelei die Rede ist. Die Skizze stammt aus dem Jahre 1775.

 

In Weimar begann Goethe selbst Rembrandt-Graphik zu sammeln. Daneben unterstützte er Carl August von Sachsen-Weimar beim Aufbau der herzoglichen Kollektion, die als größte Kostbarkeit einen seltenen Abzug der >Drei Kreuze< enthält. Diese Blätter bilden den Kern des Rembrandt-Bestandes der Graphischen Sammlung der Klassik Stiftung Weimar, aus der im Goethemuseum eine repräsentative Auswahl zu sehen ist. Etwa 90 Werke sind ausgestellt.

 

Den Zugang zu Rembrandt erschloß sich Goethe über das druckgraphische Werk, das er bei Frankfurter und Leipziger Privatsammlern kennenlernte. Als Vermittler galt Goethes Darmstädter Freund Johann Heinrich Merck, ein Rembrandt-Kenner, der sich als Kunstsachverständiger betätigte.

 

Einige der Rembrandt Radierungen sind kleinformatige Exponate, die oft nicht sehr viel größer sind als ein Fingerabdruck, wie diese Abbildung: Selbstbildnis mit Mütze, lachend. Radierung, 1630 © Klassik Stiftung Weimar. Schon in diesen Miniaturportraits wird die menschlich anmutende Darstellungsweise des Gesamtwerks spürbar. Wenn Rembrandt bei den Frauenbildnissen auch nicht immer das Schönheitsideal getroffen hat, wie ihm schon zu Lebzeiten einige Kritiker entgegneten. Rembrandts Frauen verfügen über eigene Naturen in Haltung und Gestik, dieser Wiedergabe seines Ideals ist Rembrandt zeitlebens treu geblieben. Mehrere der graphischen Animositäten sind im Goethemuseum ausgestellt.

      

Es gibt so viele Bücher und Bildbände zu den Grafiken und Radierungen Rembrandts, dass diese bald jede Zählbarkeit verloren haben dürften. Zur Ausstellung im Goethemuseum ist deshalb ein Begleitheft erschienen, welches aufschlussreich ein Abbild der Ausstellungskonzeption widerspiegelt. Der vorhandene große Katalog mit Rembrandt Abbildungen kann über die Stiftung Weimarer Klassik bezogen werden.

 

Ein Schlüsselbild der Beziehung Goethes zu Rembrandt ist die Radierung >Der Gelehrte in seinem Studierzimmer<, die auch >De practiseerende Alchimist< oder >Faust< genannt wird. Wahrscheinlich kannte Goethe das rätselhafte Blatt schon, als er Anfang der 1770er Jahre in Frankfurt die Arbeit am »Urfaust« begann und die Erdgeist-Szene konzipierte. Das eindringliche Motiv mit der Vision im Hintergrund ist auf dem Plakat zur Ausstellung abgebildet.

 

Ein halbes Jahr vor Goethes Tod entstand im Oktober 1831 sein Aufsatz >Rembrandt der Denker<, angeregt durch die Lektüre von Giuseppe Longhis drucktechnischer Publikation >La Calcographia<. Darin hebt Longhi Rembrandts Radierung >Der barmherzige Samariter< hervor, von der Goethe einen Abzug besessen hat.

 

Rembrandts Alltagsszenen die neben den Tronjes, was soviel wie Gesicht oder Fratze bedeutet, die größte Breitenwirkung entfalteten. Die Originale, aber auch die Adaptionen seiner Schüler und Mitarbeiter regten im 18. Jahrhundert Künstler wie C.W.E. Dietrich, J.A.B. Nothnagel oder F. Müller zu immer neuen Nachschöpfungen an. Von diesen sind einige Exponate in Gemäldeform zwischen den anderen Bildern angebracht.

 

Veranstaltungsort Arkadensaal, Frankfurter Goethe-Haus / Freies Deutsches Hochstift Großer Hirschgraben 23-25 60311 Frankfurt am Main
Ausstellungsdauer 18.12.2014 bis 08.03.2015

 

Begleitprogramm                                                                               Aktuelle Veranstaltungen

28. Januar 2015

4. Februar 2015

11. Februar 2015

jeweils mittwochs

16.00–18.00 Uhr

 

 

31. Januar 2015

15.00 Uhr

25. Februar 2015

19.00 Uhr

 

 

3. März 2015

19.00 Uhr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstags

jeweils 16.30 Uhr

 

Samstags oder

sonntags

jeweils 15.00 Uhr

 

 

 

8. März 2015

15.00 Uhr

Seminar: „Fortgesetztes Studium

Rembrandtischer Blätter“

Goethe und die Rembrandt-Rezeption

seiner Zeit. Leitung: Dr. Petra Maisak,

Dr. Nina Sonntag. Max. 20 Teilnehmer,

Anmeldung erforderlich. Teilnahmegebühr

30 Euro, Mitglieder frei

SaTOURday Familien-Führung

Rembrandts Spiel mit Licht und Schatten

„Niederländer bleibt Niederländer“

Ein Abend mit niederländischer Führung

und „borrelhapje“, Anmeldung erwünscht,

10 Euro inkl. Eintritt

Vortrag: „Rembrandt as an experimental

and innovative printmaker“

(Rembrandt als experimentierfreudiger

und innovativer Druckgraphiker)

Vortrag in englischer Sprache von

Erik Hinterding, Curator of Prints, Rijksmuseum

Amsterdam. In Kooperation mit

dem Kunstgeschichtlichen Institut und

dem Institut für deutsche Literatur und ihre

Didaktik, Lektorat Niederländisch der

Goethe-Universität Frankfurt. Moderation

der Diskussion (Niederländisch/Deutsch)

durch Laurette Artois

Öffentliche Führungen

(außer: 25. Dezember 2014 und

1. Januar 2015)

Kostümführung mit Katharina Schaaf

als junger Goethe

Termine: 21./28. Dezember 2014;

4./10./18./24. Januar 2015;

1./7./5./21. Februar 2015;

1. März 2015

Finissage: „Ich lebe ganz mit

Rembrandt“ Kostümführung mit

Katharina Schaaf als junger Goethe

Januar
27.01.2015
Kritische Gefolgschaft - Michael Ende und die Romantik
Vortrag
31.01.2015
Satourday: Goethes Spiel mit Licht und Schatten
Bildung und Vermittlung
Februar
03.02.2015
Goethe-Annalen: 1815
Gespräch
07.02.2015
Kreativ-Werkstatt Puppentheater
Bildung und Vermittlung
Januar
28.01.2015 - 11.02.2015
Fortgesetztes Studium Rembrandtischer Blätter

Goethe und die Rembrandt-Rezeption seiner Zeit
Die Anmeldefrist für diese Veranstaltung ist bereits vorüber!
Seminar
Februar
17.02.2015
Matthias Claudius: Gedichte und Lieder
Liederabend
24.02.2015
Goethe, beim Briefeschreiben beobachtet
Vortrag
März
03.03.2015
Rembrandt as an experimental and innovative pringmaker
Vortrag

 

 

 

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 24. Dezember 2014