Meldung:,si!kommunikation, in
Brand/Österreich, den 19. 09. 2014 |
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Kanzleramtsminister Josef Ostermayer eröffnete
das 18. Philosophicum Lech - Credit Philosophicum Lech/Mathis
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Mit dem Auftakt zum 18. Philosophicum präsentiert sich Lech am Arlberg
wieder für fünf Tage als Zentrum intellektueller Auseinandersetzung.
Welche Anziehungskraft das internationale Symposium mittlerweile hat,
zeigt sich am enormen Publikumszuspruch ebenso wie an den hochkarätigen
Vortragenden und prominenten Diskutanten. So boten bereits das
Magna-Siemens-Impulsforum sowie die Eröffnungsreden und –vorträge
anregende Reflexionen zum heurigen Thema „Schuld und Sühne. Nach dem
Ende der Verantwortung“.
„Es freut mich und es ehrt uns, viele bekannte Gesichter zu sehen, denen
ich in diesem Rahmen bereits zum zehnten oder gar fünfzehnten Mal
begegne“, sprach Ludwig Muxel, Bürgermeister von Lech, in seiner
Eröffnungsrede die treuen Teilnehmer des Philosophicum Lech an. Dabei
mussten dieses Jahr auch etliche Stammgäste auf das nächste Jahr
vertröstet werden, nachdem die Veranstaltung bereits Ende Juli, so früh
wie noch nie ausgebucht war.
Der enorme Publikumszuspruch ist nur ein
Indiz für die Strahlkraft des Philosophicum, welche über Jahre schon davon
ausgeht. Diese Bedeutung unterstrich auch Landesstatthalter von
Vorarlberg, Karlheinz Rüdisser in seinen Begrüßungsworten: „Das
Philosophicum ist das kulturelle Highlight zum Abschluss der
Sommersaison. Wir sehen es als besondere Auszeichnung für unser Land,
vor allem aber für den Arlberg, Veranstaltungsort für dieses
internationale Symposium zu sein.“
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Die Eröffnungsrunde (v.l. Konrad Paul Liessmann,
Ludwig Muxel, Josef Ostermayer, Karlheinz Töchterle, Karlheinz Rüdisser) - Credit
Philosophicum Lech/Mathis
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Philosophische
und kulturwissenschaftliche Diskurse finden wieder verstärkt
Beachtung. Was nicht zuletzt im Kontext mit dem Thema des Philosophicums – dem Umgang mit Schuld und Verantwortung
handelt,
damals wie heute – lässt sich an den Schlussworten von Rüdissers
Eröffnungsrede ablesen: „Ich freue mich auf die Ergebnisse dieser Tage,
die auch für unsere politische Arbeit im Land eine wertvolle Grundlage
darstellen können.“ Auf die rechtsstaatliche Dimension der Thematik kam
im Anschluss daran Kanzleramtsminister Josef Ostermayer als gelernter
Jurist zu sprechen. Die Prinzipien des österreichischen
Strafgesetzbuches beleuchtend, stellte er eine Reform desselben im
kommenden Jahr anlässlich dessen 40. „Geburtstages“ in Aussicht.
Den Eröffnungsreden traditionell vorausgegangen war das
Magna-Siemens-Impulsforum, das seinem Namen durch eine überaus lebendige
Diskussion alle Ehre machte. Antworten auf die
Frage „Wer trägt die Verantwortung?“ fielen kontrovers aus. Das lag
u. a. an den unterschiedlichen Bezugspunkten der Diskussionsteilnehmer
(Politik, Rechtsprechung, Gewissen und Moral, Gesellschafts- bzw.
Systemkritik). Die Runde ist ebenso heterogen wie prominent besetzt.
Zu dieser gehörte Österreichs wohl bekanntester Strafverteidiger Manfred Ainedter, den
Moderator Markus Spillmann, Chefredakteur der NZZ. Des Weiteren
gehört der
ehemalige Vizekanzler und Ehrenpräsidenten des Europäischen Forums
Alpbach Erhard Busek dazu, dem Spillmann im Laufe der Diskussion
ein „fleischgewordenes Verantwortungsbewusstseins“ zukommen
ließ. Zudem sprach der in deutschen Medien gern gesehene Diskussionsgast
Bischof Hans-Jochen Jaschke und nicht zuletzt Christian Felber,
Gründungsmitglied von Attac Österreich, Initiator des Projektes
„Demokratische Bank“ und Verfasser von 14 Büchern.
Insbesondere Felbers Fundamentalkritik, wie jene an den „machthabenden,
doch die Verantwortung zu unterlaufen versuchenden transnationalen
Wirtschaftsakteuren“, löste Widerrede aus. Sah Busek die Ausführungen
von Felber zu simplifizierend, stieß sich Jaschke daran, dass damit die
Verantwortung einem System statt dem Einzelnen zugesprochen werde,
während Ainedter in Felbers Alternativvorschlägen eine allzu
idealistische Weltsicht zu entdecken meinte. Doch auch Ainedter sprach
offen, wählte provokante Worte, indem er meinte, Gerechtigkeit sei
vielleicht im Himmel zu finden, doch keine strafrechtliche Norm – und
gerichtliche Urteile hingen zu gutem Teil vom Zufall ab, da auch in
diesem Fall ja Menschen über Menschen urteilen würden. Dagegen erhob
Bischof Jaschke Einspruch, der Gerechtigkeit auf Erden und Vorrang für
diese im Zusammenhang mit Verantwortung einforderte. Busek wiederum
meinte, dass „wir raffinierte Mechanismen haben, die Verantwortung von
uns zu schieben“, und dass es keiner oft beschworenen neuen Werte
bedürfe, sondern bloß einer Besinnung auf die altbekannten.
Während das Impulsforum sich also unter höchst aktuellen Gesichtspunkten
dem Prinzip Verantwortung widmete – so auch Dieter Althaus,
Ministerpräsident von Thüringen außer Dienst, als Vertreter von Magna in
seinem einleitenden Impulsreferat, in dem er auf die Facetten von
Verantwortung in der Unternehmenskultur einging –, schöpften Michael
Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann beim „literarischen Vorabend“ wieder
aus dem reichen Fundus abendländischer Geistesgeschichte. Als
Einstimmung auf das diesjährige Thema entwarfen die beiden wieder im
traditionellen Wechselspiel zwischen atmosphärischer Erzählung und
philosophischer Reflexion ein breit gefächertes Panorama darüber, in
welchem Verständnis die zentralen Begriffe Schuld und Sühne in der
Frühzeit unserer Kultur auftauchten und welche Implikationen damit bis
heute verbunden sind. Von der biblischen Geschichte des Sündenfalls über
das Schicksal des tragischen Helden Orest in der griechischen Mythologie
bis hin zur ambivalenten Figur des Hagen im Nibelungenlied reichte der
Bogen, mit dem die Spannung des Zuhörers in Hinblick auf die Vorträge
der kommenden Tage gesteigert wurde.
Vertiefung erfuhr der Themenkomplex beim Referat des wissenschaftlichen
Leiters Konrad Paul Liessmann, das wie üblich die wissenschaftliche
Vortragsreihe eröffnete und diverse Blickwinkel auf die Materie
eröffnete. Dabei scheute er auch nicht profilierte Thesen, wie etwa,
dass der moderne Mensch ein „Verantwortungskünstler und
Schuldverschiebungsstratege sei“, der, indem er die Schuld der eigenen
Kultur benenne, sich von seiner persönlichen auch schon wieder
distanziert. Als zweiter Referent folgte der ehemalige Bundesminister
für Wissenschaft und Forschung Karlheinz Töchterle, der in dieser
Funktion das Philosophicum mehrmals mit Eröffnungsreden beehrte, doch
heuer erstmals seine wissenschaftlichen Fachkenntnisse voll zur Geltung
bringen konnte. So zeichnete der versierte Altphilologe in freier Rede
den in Fragen von Schuld und Sühne zentralen antiken Mythos von Ödipus
wie auch seine Rezeptionsgeschichte, insbesondere die berühmt gewordene
Deutung von Sigmund Freund nach und unterstrich damit die Zeitlosigkeit
so mancher moralischen Fragestellung.
Experten verschiedenster Provenienz werden sich in den nächsten Tagen
nicht weniger profund der Frage von Schuld und Sühne stellen, wobei mit
der Verleihung des Tractatus heute bereits ein weiterer Höhepunkt des
Philosophicum Lech bevorsteht.
www.philosophicum.com
Thema 19. Philosophicum Lech 2015
"Neue Menschen!
Bilden, optimieren, perfektionieren."
Das 19. Philosophicum Lech findet vom 16. – 20. September 2015 statt.
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