Meldung: Dezernat Planen und Bauen, Dezernat
Verkehr, Dezernat Umwelt und Gesundheit, Frankfurt a/M, den
09. 07. 2014 |
|
|
|
|
Kupferstich mit Stadtansicht von Frankfurt
a/M nach Matthäus Merian d. Ä. |
Bürgermeister Olaf Cunitz, Verkehrsdezernent Stefan Majer
und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig stellten gemeinsam das
Innenstadtkonzept der Stadt Frankfurt am Main vor.
Dabei
handelt es sich um den Rahmenplan für die langfristige städtebauliche
Entwicklung der Innenstadt. Es soll die Richtung für eine Entwicklung
vorgeben und die Funktionen Handel, Dienstleistung, Wohnen, Kultur und
Freizeit aufzeigen, erläuterten die drei Dezernenten. „Da die Innenstadt
ein wichtiger Identifikationspunkt der Menschen in Frankfurt und der
Rhein-Main-Region ist, soll die Attraktivität dieses lebendigen Zentrums
erhalten und nach Möglichkeit weiter gesteigert werden. Ein vorrangiges
Ziel ist dabei, die Innenstadt als Wohnstandort aufzuwerten und eine
sozial ausgeglichene Bevölkerungsstruktur zu schaffen.
Das Innenstadtkonzept basiert auf Ergebnissen der zuständigen
Planungsämter und der Öffentlichkeitsbeteiligung, einschließlich einer
Überarbeitung sowie der Ergänzung um eine Klimastudie, welche
Überwärmungsbereiche in der Innenstadt und Möglichkeiten zur Reduzierung
der Wärmebelastung aufzeigen soll.
Während der
Erarbeitung stieß das Konzept auf erhebliches Interesse in der
Bevölkerung, wobei Bürger am Innenstadtkonzept beteiligt waren. Die
zahlreichen Anregungen aus der Bürgerschaft wurden soweit wie möglich in
die Planung übernommen, bekräftigte Planungsdezernent Cunitz. „Das
Innenstadtkonzept ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie
Bürgerbeteiligung in Planungsprozessen ablaufen kann.“, meinte Cunitz
weiter.
Umweltdezernentin Heilig hob hervor, dass die Innenstadt mit den
Wallanlagen und dem Mainufer einen attraktiven eigenen Grüngürtel habe.
Dieser sei jedoch an vielen Stellen zerschnitten und leide unter dem
Autoverkehr. „Wir brauchen mehr grüne Wegeverbindungen von der City in
die Wallanlagen und an den Main, sei es in Form von Grünanlagen,
begehbarem ‚Straßenbegleitgrün‘ oder richtigen Baumalleen“, sagte die
Umweltdezernentin. Solche grünen Verbindungen seien auch wichtig, um
Überwärmungstendenzen als Folge des Klimawandels entgegenzuwirken. „Dank
dermikroklimatischen Studie sind die ‚Hotspots‘ bekannt, wo in
den nächsten Jahren die bioklimatischen Verhältnisse durch Bäume und
eine intensivere Begrünung der öffentlichen und privaten Grundstücke
verbessert werden müssen, meinte Heilig weiter. Vor baulichen Veränderungen müssten
die Auswirkungen auf das Mikroklima genau untersucht werden: „Jeder
heute vorhandene Baum in der Innenstadt ist besonders schützenswert.“
Der Entwurf des Innenstadtkonzepts wird nun in den politischen Gremien
beraten und anschließend der Stadtverordnetenversammlung zum Beschluss
vorgelegt. Im Anschluss daran könnten einige Planungsvorschläge des
Konzepts vertieft auf eine Realisierbarkeit untersucht und
gegebenenfalls umgesetzt werden.
Exemplarisch stellte Verkehrsdezernent Stefan Majer konkret das Projekt
Berliner Straße vor: „Dort soll die trennende Wirkung reduziert werden,
indem der Straßenraum fußgänger- und fahrradfreundlich umgestaltet und
damit auch die Nord-Süd-Wegeverbindungen in der Innenstadt insgesamt
deutlich verbessert werden. Schließlich ist gute Erreichbarkeit und
angenehme Aufenthaltsqualität für eine attraktive Innenstadt
entscheidend. Ein breites Angebot und bequemes Wechseln zwischen
unterschiedlichen Verkehrsmitteln sind hierfür eine notwendige
Voraussetzung.“
Weitere mögliche Projekte sind der Quartiersplatz Breite Gasse und der
Bereich zwischen Rathaus Nordbau (Kämmerei), Berliner Straße und
Paulskirche: Zur Aufwertung des Stadtquartiers soll die derzeit noch als
Parkplatz genutzte Fläche an der Breiten Gasse zum Quartiersplatz
umgestaltet werden. Der Platz soll durch Erhalt der Bäume und
Neupflanzungen stadtklimatisch aufgewertet werden. Nördlich der Kämmerei
wäre eine gestalterische Neuordnung der Freiflächen unter Einbeziehung
der Planungen zur Umgestaltung der Berliner Straße zu prüfen, eventuell
auch eine Ansiedlung von publikumsintensiven Nutzungen im Rathaus
Nordbau.
Das Innenstadtkonzept empfiehlt folgende Handlungsleitlinien, die zum
großen Teil in den breit angelegten Werkstattveranstaltungen im Jahr
2010 vorgebracht und anschließend weiterentwickelt wurden:
1. Stadtgestalt ausbauen und stärken
Auf die Frage, was die Frankfurter Innenstadt an Einzigartigem biete,
wurden in den Planungswerkstätten mehrfach die Hochhäuser, der Main und
die Wallanlagen genannt. Diese Einschätzung deckt sich mit der
Bestandsanalyse des Innenstadtkonzepts. Daraus wird das Ziel abgeleitet,
die stadtgestalterischen Qualitäten zu erhalten und gleichzeitig eine
zeitgemäße, gestalterisch anspruchsvolle Neuentwicklung zu ermöglichen.
Es gilt das Stadtbild im Sinne einer Stadtreparatur zu beruhigen und
Fehlstellen zu beheben, aber auch für Frankfurt typische,
spannungsreiche Kontraste zu erhalten und zu stärken. Hierbei ist auf
qualitativ hochwertige Architektur zu achten.
2. Freiraum stärken und klimagerecht umbauen
Bei den Werkstattveranstaltungen betonten Bürger immer wieder den hohen
Stellenwert der Straßen, Plätze und Grünanlagen. Sie hoben hervor, dass
die Qualität des öffentlichen Raums maßgeblich zur Attraktivität der
Innenstadt und zum Wohlbefinden beiträgt. Besonders der Main mit seinen
attraktiven Uferpromenaden, den kulturellen Angeboten durch die Museen
und den gastronomischen Einrichtungen am Fluss wird als
identitätsstiftender Raum mit hoher Aufenthaltsqualität geschätzt.
Ähnliches gilt auch für die Wallanlagen. Das Innenstadtkonzept bestätigt
diese Einschätzungen und sieht als Ziel für den Freiraum die sukzessive
Aufwertung und Ergänzung aller wichtigen öffentlichen Platz- und
Grünräume mit einer entsprechend ihrer Lage und Funktion differenzierten
Gestaltung. Eine stärkere Begrünung, technische Lösungen und bauliche
Veränderungen sollen zur Verbesserung des Stadtklimas und zur Anpassung
an den Klimawandel beitragen.
3. Vernetzung der Innenstadt vorantreiben
Die Bürger schätzen die gute verkehrliche Anbindung der Innenstadt,
insbesondere den gut funktionierenden ÖPNV. Die fußläufigen
Nord-Süd-Verbindungen zum Main werden als wichtig und teils
verbesserungswürdig erachtet. Insbesondere die Barrierewirkung der
Berliner Straße soll nach Meinung zahlreicher Teilnehmer der
Planungswerkstätten reduziert werden. Gleiches gilt für die
Mainuferstraße. Das Innenstadtkonzept greift diese Anregungen auf und
formuliert folgende Ziele: Für eine attraktive Innenstadt ist gute
Erreichbarkeit entscheidend. Ein breites Angebot und bequemes Wechseln
zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln sind hierfür Voraussetzung.
Unter Berücksichtigung der Erschließungsfunktionen für den motorisierten
Verkehr soll die Innenstadt für Fußgänger und Radfahrer ausgebaut
werden. Die Nord-Süd-Wegeverbindungen sind zu entwickeln, und die
Barrierewirkung der Berliner Straße, der Konrad-Adenauer-Straße und der
Mainuferstraße soll reduziert werden.
4. Identitäten und Qualitäten der Quartiere herausstellen
Die Teilnehmer der Werkstattveranstaltungen haben die unterschiedlichen
Quartiere wahrgenommen und ihre Eigenarten als Qualität bewertet. Das
Innenstadtkonzept stellt sie heraus und formuliert folgende Ziele: Eine
besondere Qualität der Innenstadt ist ihre bunte Mischung. Es sind
Stadtquartiere mit unterschiedlichen Identitäten ablesbar, die gemeinsam
das Bild einer abwechslungsreichen Innenstadt ergeben. Diese
eigenständigen Identitäten, basierend auf der individuellen
Entwicklungsgeschichte der Quartiere, gilt es zu stärken.
5. Wohnen in der Innenstadt stärken
In den Planungswerkstätten gab es verschiedene Anregungen zum Thema
Wohnen. So wurde unter anderem die Mischung von Wohnen und Arbeiten als
wichtige Voraussetzung für eine lebendige Innenstadt hervorgehoben. Die
50er Jahre-Wohngebäude wurden „als Gestaltmerkmal, Wohnlage und
Potenzial“ bewertet. Daraus leitet das Innenstadtkonzept ab: Eine hohe
Nutzungsvielfalt trägt zur Attraktivität und Belebung der Innenstadt
bei. Das Wohnen hat dabei eine Schlüsselfunktion. Es ist ein vorrangiges
Ziel, die Innenstadt als Wohnstandort aufzuwerten, für viele
Bevölkerungsschichten attraktiv zu machen und ein vielfältiges
Wohnungsangebot zu schaffen, das Voraussetzung für eine sozial
ausgeglichene Bevölkerungsstruktur ist. Vorgeschlagen werden im Sinne
eines klimagerechten Stadtumbaus neben der Umnutzung gewerblich
genutzter Grundstücke auch maßvolle bauliche Ergänzungen bis hin zu
kleinen Wohnhochhäusern.
6. Arbeitsort Innenstadt entwickeln
In den Planungswerkstätten wurde die Innenstadt auch als bedeutender
Arbeitsort thematisiert. Am Beispiel des ehemaligen Degussa-Geländes
wurde angeregt, Büronutzungen, Läden und Wohnen zu mischen, um das
Bankenviertel attraktiver zu gestalten. Folgende Ziele benennt das
Innenstadtkonzept: Die Innenstadt ist wichtiger Standort des Finanz- und
Dienstleistungssektors. Das Angebot an Büroflächen soll stabilisiert und
ausgebaut werden. Dies wird durch Nachverdichtung insbesondere des
Bankenviertels ermöglicht. Hierbei soll eine ausgewogene Mischung mit
anderen Nutzungen realisiert werden.
7. Einzelhandel und Gastronomie in der Innenstadt fördern
Die Bürger schätzen neben dem Einzelhandelsangebot der Zeil vor allem
die inhabergeführten Geschäfte in den Nebenlagen. Die Innenstadt steht
als Standort für den Einzelhandel in Konkurrenz zu Einkaufszentren und
Fachmärkten im Umland. Sie muss attraktiv bleiben, um in diesem
Wettbewerb bestehen zu können. Die Einkaufszone soll durch ein
attraktives Wegenetz mit abgelegeneren Einzelhandelslagen und anderen
Zielen verbunden werden.
8. Kulturangebot herausstellen
In den Planungswerkstätten hoben die Bürger neben den institutionellen
Kultureinrichtungen auch die Freie Kulturszene als wertvollen Beitrag
für eine urbane Innenstadt hervor. Kulturangebote sind wichtige Magnete
in einer lebendigen Innenstadt und ermöglichen Erlebnisse besonderer
Art. Die Innenstadt verfügt über ein hervorragendes Kulturangebot, das
durch das benachbarte Museumsufer ergänzt wird. Es gilt die kulturelle
Vielfalt zu sichern und herauszustellen.
9. Stadtklima verbessern und den Folgen des Klimawandels
aktiv entgegenwirken. Vorhandene Bäume schützen und erhalten
Bei den Werkstattveranstaltungen wurde über die bestehenden
Überwärmungserscheinungen in der Innenstadt informiert. Sowohl den
bereits bekannten als auch den als Folge des Klimawandels weiter
fortschreitenden Überwärmungstendenzen soll entgegen gewirkt werden.
Dazu sollen die vorhandenen klimatischen Gunstfaktoren (Nähe zum Main,
Wallanlagen) optimiert und in ihrer räumlichen Tiefenwirkung verbessert
werden. Die hierzu vorliegende mikroklimatische Studie zeigt die in
diesem Sinne zu optimierenden Örtlichkeiten auf, so dass zielgerichtet
Maßnahmen zur Verbesserung abgeleitet werden können. In Übereinstimmung
mit zahlreichen Klimastudien wird der Schwerpunkt der Maßnahmen zur
Verbesserung der bioklimatischen Verhältnisse in der Innenstadt auf
einer intensiveren Begrünung der öffentlichen und privaten Grundstücke
liegen, flankiert von technischen Lösungen und baulichen Änderungen.
|