am 29. Juni 2014 um 19:30 Uhr

Musiktheater im Bockenheimer Depot. Uraufführung 'Der goldene Drache' in einer Komposition von Péter Eötvös

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Das Theaterstück handelt von einem Asylantenjungen, der sich sein Geld in einem asiatischen Restaurant verdient und dann auf tragische Weise ums Leben kommt. Drastisch, was im Stück geboten wird, war mein erster Eindruck. Dabei fließt Blut wie in einem echten Krimi. Gerade dafür sind Opern besonders geeignet. Demaskierung der Gesellschaft, galt schon bei Mozart. Vor Jahren führte der schwedische Krimi-Autor Henning Mankell ein zwei Personen Stück "Zeit im Dunkeln" mit Einwanderer Problematik im Kammerspiel Frankfurt auf. Das handelte vom Versteckspiel, welches illegale Einwanderer, Vater und Tochter, leisten müssen, um nicht entdeckt zu werden. Udo Samel war seinerzeit einer der Schauspieler im Kammerspiel. Auch im 'Goldenen Drachen' geht es um Entdeckung bzw. Aufdeckung, wobei die vielen Akteure auf der Bühne einbezogen sind. Fünf Sänger wechseln ständig die Rollen: Kateryna Kasper, Hedwig Fassbender, Simon Bode, Hans-Jürgen Lazar und Holger Falk.

 

  Inhalt:

Im Mittelpunkt steht das China-Vietnam-Thai Schnellrestaurant 'Der goldene Drache'. Hier wird in der winzigen Küche einem Chinesen ohne Aufenthaltsgenehmigung ein furchtbar schmerzender Schneidezahn mit einer Rohrzange gezogen. Dieser Schneidezahn gelangt über die Thai-Suppe, in der dieser aus versehen landete, in den Mund einer Stewardess, Stammkundin im Schnellrestaurant. Als der junge Chinese nach der Rohrzangenoperation verblutet, wickelt man ihn in einen großen Drachenteppich und wirft ihn in den Fluss. Von dort schwimmt er endlich wieder nach Hause, nach China.

 

Die Komposition von Péter Eötvös kommt durchaus als ein harmonisches Klangspiel zusammen. Die Bühne erinnert an die Vielfältigkeit einer Wohngemeinschaft. Im Hintergrund des Bühnenbildes, in der Gestaltung von Hermann Feuchter, steht der übergroße Drache, der sich ohne Beleuchtung eher wie blauer Dunst als Rauchfahne nach oben räkelt. Wenn die Lichterketten dann angehen, ist der Drache wirklich golden geworden. Die Beleuchtung wirkt ausgewogen. Die Bühne ist hell. Die Lichtgestaltung war Jan Hartmanns Aufgabe. Schauspieler und Sänger bleiben weithin sichtbar auf der Bühne. Nicht Dunkelheit überwiegt im Stück trotz Thematik. Die Kostüme entwarf Nicole Pleuler.

 

Das Orchester mit 14 Musikern und zwei Schlagzeugern füllt den Orchestergraben im Vordergrund. Blechblasinstrumente sowie Streicher und Xylophon waren zu hören, während die gesanglichen Akteure auf der Bühne in Bewegung sind. Hier ein Topf, dort ein Tisch. Getränke stehen bereit, falls jemand durstig ist. Das wirkt sehr locker und erinnert in manchen Zügen an ein Szenario wie aus der Sesamstraße.

 

Die Freizügigkeit verspricht unterhaltsame Leichtigkeit, zu etwas was im Grunde schwer ist. Die Unterhaltung erinnert nicht an langatmige Opernabende. Ein wenig wie ein Kindertheaterstück von F.K. Waechter, ein kleines Tohuwabohu, das nur dem Asylantenjungen gerecht werden kann. Nennt sich komisch-dramatische Oper. Wo liegt die Tragik an der Sache? Oder ist der hier inszenierte Fall mittlerweile schon zum Alltag geworden und der Eindruck der Sesamstraße vermittelt nur Mainstream mit Asylanten.

 

Ein Zahn soll es kitten. Dieser steht für Erlösung, nicht der Zahn selbst, sondern ihn ins Wasser werfen, ist der Akt der Erkenntnis. Danach ist die Welt anders. Das Leben bekommt einen Sinn, wenn alte Lasten über Bord geworfen werden.

 

Das Libretto schrieb Roland Schimmelpfennig nach dem gleichnamigen Theaterstück eingerichtet von Péter Eötvös. Die Inszenierung gestaltete Elisabeth Stöppler in Zusammenarbeit mit dem Ensemble Modern. Die Musiktheaterproduktionen des Ensemble Modern werden unterstützt durch die Aventis Foundation, wie Ensemble Modern Sprecher Roland Diry am 25. Juni im Bockenheimer Depot erklärte, im Bemühen die finanzielle Kulturförderung durch die Firmen und Unternehmen stetig voranzutreiben.

 

Termine

Sonntag 29.06.2014

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Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 27. Juni 2014