Musiktheater im Bockenheimer Depot. Uraufführung 'Der
goldene Drache' in einer Komposition von Péter Eötvös |
Foto: © Kulturexpressrexpress |
|
|
|
Das
Theaterstück handelt von einem Asylantenjungen, der sich sein Geld in
einem asiatischen Restaurant verdient und dann auf tragische Weise ums
Leben kommt. Drastisch, was im Stück geboten wird, war mein erster
Eindruck. Dabei fließt Blut wie
in einem echten Krimi. Gerade dafür sind Opern besonders geeignet. Demaskierung der
Gesellschaft, galt schon bei Mozart. Vor Jahren führte der
schwedische Krimi-Autor Henning Mankell ein zwei Personen Stück "Zeit im
Dunkeln" mit Einwanderer Problematik im Kammerspiel Frankfurt auf. Das
handelte vom Versteckspiel, welches illegale Einwanderer, Vater und
Tochter, leisten müssen, um nicht entdeckt zu werden. Udo Samel war
seinerzeit einer der Schauspieler im Kammerspiel. Auch im 'Goldenen
Drachen' geht es um Entdeckung bzw. Aufdeckung, wobei die vielen Akteure
auf der Bühne einbezogen sind. Fünf Sänger wechseln ständig die Rollen:
Kateryna Kasper, Hedwig Fassbender, Simon Bode, Hans-Jürgen Lazar und
Holger Falk.
Inhalt:
Im Mittelpunkt steht das China-Vietnam-Thai Schnellrestaurant 'Der
goldene Drache'. Hier wird in der winzigen Küche einem Chinesen ohne
Aufenthaltsgenehmigung ein furchtbar schmerzender Schneidezahn mit einer
Rohrzange gezogen. Dieser Schneidezahn gelangt über die Thai-Suppe, in
der dieser aus versehen landete, in den Mund einer Stewardess,
Stammkundin im Schnellrestaurant. Als der junge Chinese nach der
Rohrzangenoperation verblutet, wickelt man ihn in einen großen
Drachenteppich und wirft ihn in den Fluss. Von dort schwimmt er endlich
wieder nach Hause, nach China.
Die
Komposition von Péter Eötvös kommt durchaus als ein harmonisches
Klangspiel zusammen. Die Bühne erinnert an die Vielfältigkeit einer
Wohngemeinschaft. Im Hintergrund des Bühnenbildes, in der Gestaltung von
Hermann Feuchter, steht der übergroße Drache, der sich ohne Beleuchtung
eher wie blauer Dunst als Rauchfahne nach oben räkelt. Wenn die
Lichterketten dann angehen, ist der Drache wirklich golden geworden. Die
Beleuchtung wirkt ausgewogen. Die Bühne ist hell. Die Lichtgestaltung
war Jan Hartmanns Aufgabe. Schauspieler und Sänger bleiben weithin
sichtbar auf der Bühne. Nicht Dunkelheit überwiegt im Stück trotz
Thematik. Die Kostüme entwarf Nicole Pleuler.
Das
Orchester mit 14 Musikern und zwei Schlagzeugern füllt den
Orchestergraben im Vordergrund. Blechblasinstrumente sowie Streicher und
Xylophon waren zu hören, während die gesanglichen Akteure auf der Bühne
in Bewegung sind. Hier ein Topf, dort ein Tisch. Getränke stehen bereit,
falls jemand durstig ist. Das wirkt sehr locker und erinnert in manchen
Zügen an ein Szenario wie aus der Sesamstraße.
Die
Freizügigkeit verspricht unterhaltsame Leichtigkeit, zu etwas was im
Grunde schwer ist. Die Unterhaltung erinnert nicht an langatmige
Opernabende. Ein wenig wie ein Kindertheaterstück von F.K. Waechter, ein
kleines Tohuwabohu, das nur dem Asylantenjungen gerecht werden kann.
Nennt sich komisch-dramatische Oper. Wo liegt die Tragik an der Sache?
Oder ist der hier inszenierte Fall mittlerweile schon zum Alltag
geworden und der Eindruck der Sesamstraße vermittelt nur Mainstream mit
Asylanten.
Ein Zahn
soll es kitten. Dieser steht für Erlösung, nicht der Zahn selbst,
sondern ihn ins Wasser werfen, ist der Akt der Erkenntnis. Danach ist
die Welt anders. Das Leben bekommt einen Sinn, wenn alte Lasten über
Bord geworfen werden.
Das Libretto
schrieb Roland Schimmelpfennig nach dem gleichnamigen Theaterstück
eingerichtet von Péter Eötvös. Die Inszenierung gestaltete Elisabeth
Stöppler in Zusammenarbeit mit dem Ensemble Modern. Die
Musiktheaterproduktionen des Ensemble Modern werden unterstützt durch
die Aventis Foundation, wie Ensemble Modern Sprecher Roland Diry am 25.
Juni im Bockenheimer Depot
erklärte, im Bemühen die finanzielle Kulturförderung durch die Firmen
und Unternehmen stetig voranzutreiben.
Termine
Sonntag 29.06.2014
Weitere Termine:
01.07.2014 | 04.07.2014 |
06.07.2014 | 07.07.2014 |
09.07.2014 | 11.07.2014 |
Tickets online buchen |