Preisverleihung

DAM Preis 2025 – Preisträger AFF ARCHITEKTEN Spore Haus, Berlin

Der Standort des Spore Haus in Berlin-Neukölln an der urban-ruppigen Hermannstraße nahe des Tempelhofer Felds und das Ansinnen der Bauherrin, der im Bildungs- und Kultursektor operierenden Schöpflin Stiftung, hier einen öffentlichen Kulturort zu schaffen, machen das Projekt besonders. Das Raumprogramm umfasst Seminar- und Workshopräume sowie Ausstellungsflächen. Das Erdgeschoss dient als vielseitiger »Dritter Ort« mit Foyer, Café und Vortragssaal. Das Gebäude bietet zudem eine Bibliothek, Büros, Ateliers, Gastzimmer und eine Dachterrasse.

 

Städtebau und Material

 

 

 

Peter Cachola Schmal und die Preisträger Martin & Sven Fröhlich und Ulrike Dix am 31. Januar im DAM-Ostend anlässlich Preisverleihung am gleichen Abend, Foto (c) Kulturexpress

 

Das Spore Haus ist ein gelungenes Beispiel für städtebauliche Integration. Dem Architektenteam gelang eine markante Setzung: Zusammen mit dem Zwillingsbau »Publix« desselben Büros – beide Häuser sind Wettbewerbsgewinne – fasst der Neubau ein altes Friedhofsportal und schafft durch Rücksprünge kleine Plätze und damit eine neue Aufenthaltsqualität. Außerdem konnte so ein Lichtfeuermast aus der Zeit der Rosinenbomber berücksichtigt werden. Teils aus rot gefärbtem Beton, teils verklinkert, fügt sich der Bau harmonisch in den historischen Kontext ein. Das Materialkonzept setzt auf robuste, unbeschichtete Oberflächen und Recycling-Elemente wie wiederverwendete Ziegel oder ein Schattendach aus Schalungsbalken. Es ist eine belastbare Architektur entstanden, die be- und genutzt werden darf und Gebrauchsspuren verzeiht.

 

 

 

   

Architektur und Atmosphäre
 

Raumhohe Verglasungen verbinden das Gebäude mit dem Stadtraum und dem Grünbereich hinter dem Haus. Sie führen in die ineinander übergehenden Bereiche des Erdgeschosses. Das Tragwerk der auffälligen Sichtbetonrippen zeichnet die Lastverteilungskurven nach und ermöglicht stützenfreie Räume. Verstärkt wird die schöne Atmosphäre durch die eleganten, bewährt-gebrauchten Interieurs wie Schalen alter Schulstühle, die auf die Sitzstufen im Vortragssaal montiert sind. Das Projekt ist ein Ergebnis des inspirierenden städtebaulichen Kontexts und eines großzügigen Budgets. Es zeigt, dass Architektur auch ohne offensichtliche Vorbilder erfolgreich sein kann. Das Spore Haus steht als Beispiel für eine gelassene und einladende Architektur, die die Schwellenangst mindert und die Nachbarschaft einbindet. Das Gebäude überzeugt durch seine städtebauliche Integration, robuste Materialwahl und die Verbindung von Architektur und Kultur.

Originaltext: Peter Cachola Schmal

 

Stimmen aus der Jury

 

 

Preisträger Sven Fröhlich und Ulrike Dix von AFF Architekten

 

„Es ist ein archaisches und kraftvoll schönes Haus, das sich in einem Kontext behaupten kann, wo Chancen und Chancenlosigkeit nahe beieinanderliegen. Die wunderbar komponierten Vorplätze und das atemberaubende Erdgeschoss sagen: `Ich bin ein öffentlicher Ort.´ Hinten ist fast so etwas wie eine Idylle entstanden. Ein Glücksfall.” (Regula Lüscher)


“So geht zeitgenössische Architektur – als offenes und einladendes Haus, mit diversen Nutzungsangeboten und möglichst vielen recycelten Materialien. Bauherrschaft und Architekten ist ein kleines Meisterwerk gelungen, das hoffentlich viele Nachahmer findet.” (Dijane Slavic, Dr. Uwe Bresan)


“Selten kommen in der Architekturwelt so viele gute Dinge zusammen: eine philanthropische Stiftung, kreative Nutzer, experimentierfreudige Architekten – und die Hermannstraße. Das Haus ist Produkt eines großen Ideenreichtums und dem Drang zum künstlerischen Experiment aller Beteiligten an einem Ort, der genau das gut vertragen kann.” (Max Hacke)

 

 

Historischer Leuchtmast (Modelldetail)

 

“Selbstbewusst und selbstverständlich zugleich steht die `Spore´ zusammen mit dem zweiten Bauabschnitt des Hauses `Publix´ im Straßenraum der Hermannstraße und formuliert den Eingang zu dem benachbarten Friedhofsgelände. Im Inneren spürt man überall eine oft erfrischende Freude am Detail.” (Volker Staab)


“Der Bau schafft einen markanten Ort für kulturellen Austausch. Mit seinem variablen Konzept und seiner offener Gestaltung wird er in und über seine Nachbarschaft hinaus wirken.” (Andres Lepik)


“Endlich wieder ein Gesamtkunstwerk!” (Oliver Elser)


 

 

   

“Die ‘Spore’ ist ein wirklich großzügiges Haus, programmatisch und architektonisch. Es hat eine positive Wirkung im Inneren und nach außen, und man spürt den Spaß am Gestalten in jedem Detail.” (Gustav Düsing)


“Dieses Haus ist wie eine Zelle im urbanen Gewebe – eine Oase und eine Plattform für Gemeinschaft und kreativen Austausch.” (Kyung-Ae Kim)


“Hier ist die Kraft der Architektur zu sehen, einen Ort zu schaffen – der gekommen ist, um zu bleiben. Er will und er wird ein guter Nachbar sein, und er wird die Nachbarschaft prägen, auf sehr bereichernde Weise.” (Peter Cachola Schmal)

 

Den BDA Preis Berlin 2024  erhielt ebenfalls das Ensemble der Spore Initiative und Publix, bei dem AFF Architekten die Kernaufgaben der Schöpflin-Stiftung kombinierten und ein Gebäude realisierten, „das den städtischen Kontext bereichert, bis ins Detail mit Sorgfalt gestaltet ist und ausgezeichnet funktioniert“, so das Urteil der Jury.

 

DAM-Preis - Preisträger - DAM Preis 2025

 

 

   

 

 

   

Kulturexpress ISSN 1862-1996

 vom 21. Februar 2025