Das Finale um den Internationalen Hochhaus Preis (IHP) 2024/25 ist entschieden: Das mixed-use Hochhaus CapitaSpring in Singapur der Architekturbüros BIG – Bjarke Ingels Group und Carlo Ratti Associati gewinnt den Wettbewerb um das weltweit innovativste Hochhaus. Der Preis ist mit 50.000 Euro und einer Statuette des international renommierten Künstlers Thomas Demand dotiert.
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Preisverleihung
Internationaler
Hochhauspreis
2024/25 an
CapitaSpring
von Carlo
Ratti
Associati,
aus Turin /
Italien und
BIG - Bjarke
Ingels
Group,
Kopenhagen -
Dänemark
abends am
12. November
2024 in der
Frankfurter
Paulskirche,
Foto (c)
Kulturexpress
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Der Architekt Brian Yang von BIG – Bjarke Ingels Group sowie Gregory Chua für den Bauherrn CapitaLand nahmen den Preis bei der feierlichen Verleihung in der Frankfurter Paulskirche durch Mike Josef (Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main), Dr. Matthias Danne (Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der DekaBank) und Peter Cachola Schmal (Direktor des Deutschen Architekturmuseums) entgegen.
Als die Jury zur Sitzung zusammenkam, um die Prämierung für den 11. Internationalen Hochhaus Preis vorzunehmen, geschah dies vor dem Hintergrund der enormen globalen Herausforderungen bei der Planung und Realisierung von Bauvorhaben. Die Jury diskutierte die Frage, was das Hochhaus der Zukunft ausmachen soll, welche Rolle es in der urbanen Gesellschaft nach der Pandemie und angesichts des massiven Anstiegs der Stadtbevölkerung spielen soll – all dies im Kontext der spezifischen Typologie des Hochhauses als der am schnellsten wachsenden Architekturform. Die Jurymitglieder vertraten übereinstimmend die Auffassung, dass Begrünung, Verdichtung und maximale Nutzung des Vorhandenen wichtigste Herausforderungen sind. Alle drei Aspekte miteinander zu verbinden, ist die Aufgabe, der sich Architekt:innen und Stadtplaner:innen in Zukunft stellen müssen. Vor diesem Hintergrund legte der Juryvorsitzende Kim Herforth Nielsen die Hauptkriterien fest, nach denen die Jury die insgesamt 31 Projekte bewertete. Neben dem ästhetischen und technischen Einfallsreichtum ging es der Jury vor allem um den sozialen Wert des jeweiligen Projekts als „guter Nachbar“ und damit Teil der Stadt. Zudem wurden die Aspekte Nachhaltigkeit, innovative Lösungen für die jeweiligen Standorte und eine gute, zukunftsfähige Gestaltung herangezogen. Unter Berücksichtigung dieser Kriterien wählte die Jury CapitaSpring in Singapur einstimmig zum Gewinner des Internationalen Hochhaus Preises 2024/25.
CapitaSpring ist nach Ansicht der Jury „das derzeit überzeugendste Hochhaus weltweit“. Die Jury entschied sich für das Gebäude, weil es die Interessen der Stadt und der privaten Bauherrschaft in einer idealen architektonischen Lösung in Einklang bringt. CapitaSpring ist 280 Meter hoch und steht auf einem Grundstück, das viele Jahre brachlag und nur als Parkhaus und einem Markt für Streetfood genutzt wurde. Der Wolkenkratzer symbolisiert die starke Verknüpfung zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten, zwischen der Bürowelt oben und dem zweigeschossigen hawker centre, einem Food Court, unten, wo sich alle zum Mittagessen treffen. Dazwischen befindet sich eine luftige, natürlich durchlüftete Grünzone, die sich vom 17. bis zum 20. Stock direkt unter dem Bereich der serviced apartments erstreckt und ebenso wie die auf dem Dach befindlichen sky gardens öffentlich zugänglich ist.
CapitaSpring ist Teil der Stadt, weil es inklusiv bleibt. Die Jury war sich einig, dass CapitaSpring vor allem deshalb so gut gelungen ist, weil es „mitgestaltet“ wurde. Sowohl durch die städtebaulichen Vorgaben Singapurs als auch die Vision der Bauherrschaft, ein Bürogebäude für ein Immobilienunternehmen in einen vertikalen öffentlichen Raum zu verwandeln. Auf diese Weise bringt CapitaSpring die Typologie Hochhaus einen entscheidenden Schritt voran – im Interesse der Zukunft der Stadt. Auch wenn einige der offenen Fassaden speziell auf das tropische Klima vor Ort zugeschnitten sind, lässt sich die Grundidee einer offenen Stadt in der Stadt, die durch die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Bauherrschaft gefördert wird, überall auf der Welt umsetzen. Wie die Jury abschließend feststellt: „Wir würdigen die Stadt dafür, dass sie dem Bauherrn die richtigen Anreize gegeben hat, den Bauherrn, dass er die Initiative ergriffen hat, und die Architekt:innen, dass sie eine innovative Lösung für all das gefunden haben. Dies alles spiegelt sich in der Qualität der Architektur wider. CapitaSpring hätte zum jetzigen Zeitpunkt an keinem anderen Ort gebaut werden können. Andere Städte können zweifellos davon lernen.“
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Pressekonferenz
im 53. Stock
in den neuen
Räumlichkeiten
der
DEKA-Bank im
Hochhaus
FOUR Gebäude
2 am
Rossmarkt
zusammen mit
Auslobern
des Preises,
Jury und
IHP-Preisträgern
2024/25 am
Vormittag
des 12.
November
2024
Foto (c)
Kulturexpress
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Statements der Preisträger und der Partner des IHP
Gründungspartner BIG – Bjarke Ingels Group, schilderte begeistert: „2016 gewann unser erstes Hochhaus, das VIA 57 West in New York, den Internationalen Hochhaus Preis, was für uns eine große Ehre war. Der Entwurf versuchte, einen amerikanischen Wolkenkratzer mit der urbanen Oase und dem sozialen Raum eines europäischen Innenhofs zu verbinden. Heute haben wir mit CapitaSpring den Versuch unternommen, das Hochhaus als vertikale Erweiterung der einzigartigen singapurischen Form des tropischen Urbanismus zu begreifen. Indem wir die vertikale Linienführung der Fassade auseinandergezogen haben, öffnet sich das Gebäude, und der Außen- und Innenraum werden durch Sichtachsen und Durchgänge verbunden. Dadurch werden die traditionellen Nadelstreifen einer Vorhangfassade in etwas verwandelt, was ansprechender, einladender und zugänglicher ist. Es ist eine einfache Geste, die die soziale Rolle des Hochhauses grundlegend neu denkt. Wir sind natürlich sehr dankbar, dass CapitaSpring die Jury genauso überzeugt hat wie uns selbst.
Brian Yang, Partner bei BIG – Bjarke Ingels Group, brachte zum Ausdruck: „Ich habe singapurische Wurzeln und fühle mich sehr geehrt und bin dankbar für die Möglichkeit, zur kontinuierlichen Weiterentwicklung der Architektur in Singapur einen Beitrag leisten zu dürfen, der sich durch eine einzigartige Verschmelzung von zeitgenössischen und tropischen Elementen auszeichnet. In unserem Entwurf wird dies durch einen nahtlosen Übergang zwischen Garten und Stadt sichtbar, umgesetzt durch die Fassaden und eine Reihe üppiger spiralförmiger Gärten, die die unterschiedlichen Funktionen und Einrichtungen miteinander verbinden.“
Carlo Ratti dankte: „Wir fühlen uns sehr geehrt, den Internationalen Hochhaus Preis zu erhalten und sind dankbar für diese Anerkennung. Ich möchte CapitaLand unseren herzlichen Dank aussprechen. Als wir zum ersten Mal eingeladen wurden, an dem Architekturwettbewerb teilzunehmen, sahen wir eine einzigartige Gelegenheit, uns mit BIG zusammenzutun und gemeinsam ein kühnes Ergebnis zu erzielen. Einige Jahre später sind wir besonders stolz darauf, wie das Projekt neue Arten von öffentlichen Räumen geformt hat und durch die Integration von Technologie und grünen Elementen ein reichhaltiges Erlebnis für alle Nutzer geschaffen hat. Wir hoffen, dass diese Anerkennung zu weiteren Untersuchungen über die Konvergenz von Natur und Architektur in unseren Städten anregt.“
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Gruppenbild
mit Gewinner
Statuette
des
Künstlers
Thomas Demand
Foto (c)
Kulturexpress
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CapitaLand Bauherr: Tan Yew Chin, Chief Executive Officer, CapitaLand Development (Singapore) sagte: „Wir fühlen uns zutiefst geehrt, für CapitaSpring den Internationalen Hochhaus Preis 2024 zu erhalten. Dieser Erfolg wäre ohne die außerordentlich wertvolle Zusammenarbeit mit unseren Designpartnern BIG – Bjarke Ingels Group, Carlo Ratti Associati und RSP nicht möglich gewesen. CapitaSpring, welches sich im gemeinsamen Besitz von CapitaLand und Mitsubishi Estate Co., Ltd befindet, setzt neue Maßstäbe für eine innovative Büroarchitektur und spiegelt unser Engagement für eine grünere und nachhaltigere Zukunft. Die innovative, biophile und ganzheitliche Architektur verleiht dem Bestreben von CapitaLand eine konkrete Form - einen Hochhausbau zu schaffen, der sich harmonisch in das Stadtbild einfügt und eine dynamische Umgebung für Arbeit, Leben und Freizeit bietet. Sie eröffnet den Nutzern des Gebäudes ein erstklassiges, facettenreiches Erlebnis, welches durch unsere Core-Flex-Lösungen, die flexibel an sich verändernde Arbeitsformen angepasst werden können und eine lebendige Gemeinschaftlichkeit unterstützen, noch zusätzlich optimiert wird.
Urban Redevelopment Authority (URA), Planungsbehörde Singapur: URA's Chief Urban Designer Fun Siew Leng erklärte: „CapitaSpring unterstützt das Vorhaben der Urban Redevelopment Authority of Singapore (URA), den Central Business District (CBD) von Singapur durch die Schaffung großzügiger, öffentlich zugänglicher Bereiche in ein dynamisches und lebendiges Viertel zu verwandeln. Dazu gehören ein hawker centre für erschwingliche Lebensmittel im CBD, die Umwandlung einer Straße in einen öffentlichen Park für Fußgänger, ein Durchgang durch das Gebäude, der eine Verbindung zum Stadtraum schafft sowie üppig bepflanzte, spektakuläre öffentliche Räume in Form von Dachgärten und offenen Terrassen innerhalb des Gebäudes. CapitaSpring geht aus einer Kooperation zwischen der URA und CapitaLand sowie deren Designteams hervor, um ein Geschäftsviertel durch gut gestaltete öffentliche Räume und Hochhausbegrünung neu zu definieren.“
Dr. Matthias Danne, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der DekaBank, betonte: „CapitaSpring beeindruckt durch die erfolgreiche Umsetzung einer Vision: Das Hochhaus realisiert den nahtlosen Übergang zwischen Natur und Stadt im dicht bebauten Central Business District von Singapur. Das elegante, nachhaltige Multi-Use-Gebäude schafft hochwertigen öffentlichen Raum und vereint nahezu alle Funktionen eines kompletten Stadtviertels. CapitaSpring ist zugleich Vorreiter bei der Realisierung einer modernen Arbeitswelt. Das Gebäude erlaubt das Arbeiten in einer Gartenlandschaft bei gleichzeitigem Zugang zu fortschrittlichsten digitalen Technologien und setzt damit Maßstäbe für das Büro der Zukunft.“
Mike Josef, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, erläuterte: „Vor 20 Jahren wurde der Internationale Hochhaus Preis von den drei Partnern, der DekaBank, dem Deutschen Architekturmuseum und der Stadt Frankfurt zum ersten Mal vergeben. In dieser Zeit hat sich der Preis zur wichtigsten Auszeichnung für zukunftsweisende Hochhausbauten entwickelt. Die Gewinnerprojekte haben sich als nachahmenswert und vorbildhaft erwiesen, nicht nur für Architekten, sondern auch für Projektentwickler und Stadtplanungsämter auf der ganzen Welt. So begleiten auch wir als Stadt die Entwicklung mit großem Interesse und haben zuletzt die gewonnenen Erkenntnisse in den neuen Hochhausentwicklungsplan mit eingebracht.“
Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, lobte: „Der Preisträger CapitaSpring ist ein hervorragendes Beispiel für ein Hochhaus, das privates Arbeiten und gemeinschaftliches Leben miteinander verbindet. Durch das vielfältige und preisgünstige Angebot des hawker centre im Podium knüpft das Gebäude an die lokale Gemeinschaft und ihre Geschichte an. Die großen, der Öffentlichkeit zugänglichen Grünflächen bieten willkommene Auszeiten inmitten des geschäftigen Stadtzentrums. Somit wird das Gebäude auf mehreren Ebenen zu einem offenen Haus – nicht nur für einige wenige, sondern für die gesamte Bevölkerung Singapurs. Solch soziale und kulturelle Komponenten, die für alle erlebbar sind, wünsche ich mir auch für unsere Hochhäuser hier in Frankfurt.“
Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM), erklärte: „Alle andere Städte können von Singapur lernen. Besonders was die Transformation der Innenstädte angeht. Wie schafft man es, lebenswerte neue Orte zu kreieren, wie gewinnt man Dritte dafür, in den Bau solcher Orte zu investieren? Die Antwort von Singapur lautet: „Incentivizing“- wirtschaftliche Anreize schaffen, um Win-Win Situationen wahrscheinlich erscheinen zu lassen, damit alle am gleichen Strang ziehen, die Projektentwickler, die Kapitalgeber und schließlich die Architekten: In einem erfolgreichen Bürohausprojekt, das am Ende auch noch ein Touristen-Hot Spot wird, möchten alle arbeiten, möchten alle im Hotel wohnen, möchten alle im Restaurant essen. Dies ist eine sehr interessante Art und Weise, in der die Stadtpolitik ein zukunftsweisendes Konzept für einen Neubau formuliert hat.“
Während der Preisverleihung wurden auch die weiteren vier Finalisten geehrt:
IQON Residences, Quito, Ecuador Architektur: BIG-Bjarke Ingels Group, Kopenhagen, Dänemark / New York, USA
Shenzhen Women & Children's Center, Shenzhen, China Architektur: MVRDV, Rotterdam, Niederlande
Valley, Amsterdam, Niederlande Architektur: MVRDV, Rotterdam, Niederlande
Bunker Tower, Eindhoven, Niederlande Architektur: Powerhouse Company, Rotterdam, Niederlande
Aus über 1.000 Hochhäusern, die innerhalb der letzten zwei Jahre weltweit fertiggestellt wurden, hatte das Deutsche Architekturmuseum (DAM) 31 herausragende Gebäude aus 13 Ländern nominiert. Eine internationale Jury von Expertinnen und Experten aus Architektur- und Ingenieurpraxis sowie den Partnern des IHP (DekaBank, Stadt Frankfurt am Main und Deutsches Architekturmuseum) – unter der Leitung von Kim Herforth Nielsen (Architekt 3XN, Kopenhagen) – wählte aus den Nominierten die fünf Finalisten und den Gewinner.
Meldung: Deutsches Architekturmuseum, DAM, Frankfurt am Main |