Hessischer Architektentag 2024: Gemeinschaftlich Bauen – Dritte Orte in Stadt und Land

„Dritte Orte“ als offene, vielfältig nutzbare Räume der Begegnung, Integration und Teilhabe für Stadt und Land standen im Fokus des von der Architekten- und Stadtplanerkammer (AKH) ausgerichteten Hessischen Architektentags am 31. Oktober 2024 in Kronberg im Taunus. Expert*innen aus dem In- und Ausland diskutierten integrierte Lösungsansätze, die zur Sicherung einer nachhaltigen Zukunft der „gerechten Stadt“ und einer gemeinwohlorientierten Daseinsvorsorge beitragen können.

 

 

 

 

„Neben sogenannten Ersten Orten des Familienlebens und Zweiten Orten des Arbeitslebens spielen Dritte Orte eine immer wichtigere Rolle für die Gemeinschaft und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie gestatten den zwanglosen Kontakt von Generationen, Kulturen und Religionen und ermöglichen ein Kennenlernen und Wertschätzen des jeweils Andersartigen“, betonte Gerhard Greiner, Präsident der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen und Gastgeber der Tagung, bei seiner Eröffnungsrede vor rund 400 Teilnehmenden.

Das Thema des diesjährigen Hessischen Architektentags griff die Neue Leipzig-Charta auf, die eine gemeinwohlorientierte, integrierte und nachhaltige Stadtentwicklung fordert. AKH-Präsident Greiner appellierte: „Die Stadt von morgen ist gerecht, grün und produktiv zugleich. Als Planer*innen stehen wir für eine integrierte Betrachtung sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Belange. Nur so bleiben unsere Umwelt resilient und unsere Städte und Regionen lebenswert.“

 

Am Podium Prof. Andres Lepik

 

Prof. Andres Lepik, Direktor des A.M. Architekturmuseums der Technischen Universität München, moderierte die Tagung. Er erklärte: „Es muss wieder erste Priorität der Architektur werden, für die Gesellschaft als Ganzes zu planen und zu bauen. Denn angesichts schwindender Ressourcen und wachsender globaler Krisen ist es dringendste Aufgabe, Orte zu schaffen, die ökologischen und sozialen Mehrwert zugleich bieten. Der ‚Social Turn‘ in der Architektur wird die Disziplin neu definieren.“

Gastprof. Kerstin Faber, Transformationsmanagerin Bestandserhalt und Umbaustrategien an der Bundesstiftung Bauakademie, Berlin, hob hervor: „Für die Gemeinschaft zu bauen, heißt mit ihr zu bauen. Dies beinhaltet die Entwicklung und Moderation eines kooperativen Gestaltungsprozesses. Kooperative Gestaltungsprozesse schaffen nicht nur Gemeinschaftsräume, sie sind bereits selbst ‚Orte des Gemeinschaffens‘ und fördern durch die Organisation von Wissen und Teilhabe das demokratische Verständnis und Selbstbewusstsein vor Ort. Dies ist umso wichtiger, je polarisierender die räumlichen Entwicklungen sind.“

Der Hessische Architektentag fand erstmals im neuen Konzertsaal des Casals Forums in Kronberg im Taunus statt. Der Veranstaltungsort mit seiner renommierten Ausbildungsstätte für junge Musikerinnen und Musiker wurde von Staab Architekten GmbH, Berlin entworfen und 2023 mit einer Anerkennung im Rahmen des Staatspreises für Architektur und Städtebau „Vorbildliche Bauten im Land Hessen“ ausgezeichnet.

Neben AKH-Präsident Gerhard Greiner referierten beim Hessischen Architektentag 2024

 

 

 
  • Grußwort

    • Kaweh Mansoori, Staatsminister, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, Wiesbaden

  • Vorträge und Diskussion: Soziale Infrastrukturen gestalten

    • Thomas Kraubitz, Architekt, Stadt- und Regionalplaner und Partner, Buro Happold GmbH, Berlin

    • Astrid Smitham, Architektin ETH SIA RIBA ARB, Büropartnerin, APPARATA architects, London

    • Peter Zoderer, Architekt, Büropartner, feld72 Architekten ZT GmbH, Wien

    • Frédéric Chartier, Architekt, Büropartner, ChartierDalix architecture & landscape, Paris

  • Podiumsdiskussion: (R)Urbane Spielräume
    • G.-Prof. Kerstin Faber, Urbanistin, Transformationsmanagerin Bestandserhaltung und Umbaustrategien, Bundesstiftung Bauakademie, Berlin
    • Hannah von Guionneau, Referentin Standortentwicklung, Industrie- und Handelskammer Offenbach am Main. Wenn es nach Hannah von Guionneau geht, dann wird die Innenstadt der Zukunft ein multifunktionaler Ort sein. Offenbach hatte als eine der ersten Städte in Deutschland mit dem Strukturwandel zu kämpfen. Deswegen wurde bereits im Jahr 2016 der Masterplan 2030 auf Beteiben der IHK Offenbach beschlossen. Dieser beinhaltet das Zukunftskonzept Innenstadt und wird seit dem Jahr 2020 unter Beteiligung von Politik, Unternehmen, Institutionen und der Offenbacher Bürgerschaft umgesetzt.
    • Tabea Michaelis, Landschaftsarchitektin, Partnerin und Projektleiterin Studio Dietikon, Büro denkstatt sàrl, Basel
  • The Happiness Report – Greetings from Finland
    • Tommy Lindgren, Architekt, Lecturer, Department of Architecture, Aalto Universität, Helsinki
  • Moderation
    • Prof. Dr. Andres Lepik, Direktor, A.M. Architekturmuseum, Lehrstuhl für Architekturgeschichte und kuratorische Praxis, Technische Universität München

 www.hessischer-architektentag.de

Der Hessische Architektentag 2024 fand im Rahmen der World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026 zum Thema Design for Democracy. Atmospheres for a better life statt.

 

Foto (c) Kulturexpress, Meldung: Hessische Architektenkammer, AKH, Wiesbaden

 

 

   

 

 

   

Kulturexpress ISSN 1862-1996

 vom 09. November 2024