Auf dem gesamten
afrikanischen Kontinent, vor allem
aber in der Subsahara-Region, hat
das Licht der Sonne eine besonders
starke Qualität – eine Tatsache, die
sich in traditionellen Gebäuden und
in der Art und Weise zeigt, wie
Sonnenlicht den Alltag ihrer
Bewohner prägt. Ohne künstliches
Licht musste die Architektur das
Sonnenlicht nutzen, um eine
Lichtquelle innerhalb eines Gebäudes
zu schaffen, aber gleichzeitig die
Bewohner eines Hauses vor seiner
Intensität schützen. Das Ergebnis
ist eine einheimische Architektur,
die mit sehr wenigen oder kleinen
Öffnungen auskommt. Sie machen das
Innere eines Gebäudes nahezu
pechschwarz, während die Außenseite
von grellem Sonnenschein erhellt
wird.
Auf Initiative des
Beleuchtungsunternehmens Zumtobel
Group machten sich der
Architekturfotograf Iwan Baan und
der Architekt Francis Kéré daran,
festzuhalten, wie der natürliche
Lichtzyklus der Sonne die
einheimische Architektur in Burkina
Faso prägt. Begleitet werden die
Bilder von Iwan Baan von
Architekturskizzen von Francis Kéré,
der in dieser hellen Umgebung
aufgewachsen ist und dessen
Architektur davon inspiriert ist.
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Foto: Uwe
Dettmar
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Jurybegründung:
Das von der Zumtobel Group
initiierte Projekt, darf man wohl
als ein großes Geschenk betrachten.
Die Zumtobel Group setzt damit sein
inzwischen über viele Jahre
andauerndes Engagement einer
jährlich erscheinenden Publikation
fort, deren ursprünglicher Anlass
wohl mal der jährliche
Geschäftsbericht gewesen ist.
Mit der vorliegenden Publikation
wird auf sehr eindrucksvolle Weise
sofort der immense Unterschied zu
der Flut an digitalen Eindrücken,
mit denen wir täglich konfrontiert
sind, erfahrbar. Inhalt und formale
Gestaltung des Buches sind
außerordentlich stimmig und sinnlich
erfahrbar. Man nimmt das Buch gerne
in die Hand. Selten war die Prägung
auf einem Einband inhaltlich so
begründet und einleuchtend und
gleichzeitig mit der Anmutung von
mattem schwarzen Fotokarton, so
zurückhaltend. Der Wahl der
verschiedenen Papiersorten im
Inneren folgt einer klaren
inhaltlichen Funktion. Gelbes Papier
steht am Anfang und am Ende für
einleitende Texte, sowie die
Bildübersicht und Credits am Ende
des Buches.
Ein chamois farbenes,
durchscheinendes Naturpapier ist
Träger für die einleitenden
Kapiteltexte und Skizzen von Francis
Kéré. Die Fotografien von Iwan Baan
erscheinen wahlweise auf dünnem
schwarzen Naturpapier, wenn es sich
um die Innenraumaufnahmen handelt.
Während die Außenaufnahmen auf einem
weißen, gestrichen Papier gedruckt
sind.
Es ist atemberaubend schön, wie die
jeweilige Wahl des Papiers mit dem
dafür gedachten Inhalt
korrespondiert und wie fein diese
Effekte dann eingesetzt werden. Die
auf der Rückseite eines Blattes
durchscheinende Skizze, die sinnlich
erfahrbare Qualität der Ausbreitung
von Licht in fast dunklen
Innenräumen auf dem matt schwarzen
Papier. Die Prägnanz und Weichheit
des Lichts bei den Außenaufnahmen.
Besonders eindrucksvoll ist zu
bestaunen, wie es die Buchmacher
geschafft haben, auf dem schwarzen
Papier, die Druckfarbe so stehen zu
lassen, dass selbst feinste Details
noch sichtbar sind und Zeichnung
haben.
Hinzukommt ein weiterer glücklicher
Umstand. Mit den beiden Autoren,
Iwan Baan und Francis Kéré ist es
offensichtlich geglückt, zwei große
Menschenfreunde in dieser
Publikation zu vereinen. Jedes der
Bilder in dieser Publikation zeigt
uns das auf eindringliche Weise.
Hier geht es nicht um eine eitle
Eigenbetrachtung oder Nabelschau.
Stattdessen zeigen uns in dieser
Publikation einer der wichtigsten
Architekturfotografen unserer Zeit
und der jüngst mit dem Pritzkerpreis
ausgezeichnete Architekt
Grundlegendes über das Licht als
Element.
Brigida González
Francis Kéré ist ein
international renommierter Architekt
aus Burkina Faso, der für seinen
bahnbrechenden Ansatz in Bezug auf
Design und nachhaltige Bauweisen
bekannt ist. Seine Berufung,
Architekt zu werden, entspringt
seinem persönlichen Engagement, der
Gemeinschaft zu dienen, in der er
aufgewachsen ist, und dem Glauben an
das transformative Potenzial der
Schönheit. Im Jahr 2004 wurde sein
allererstes Gebäude mit dem
renommierten Aga Khan Award for
Architecture ausgezeichnet, was ihm
von Beginn seiner Karriere an
Kritikerlob einbrachte. 2005
gründete er sein Architekturbüro
Kéré Architecture GmbH sowie die
Kéré Foundation e. V., ein
gemeinnütziger Verein, der Projekte
in seinem Heimatdorf Gando in
Burkina Faso verfolgt.
Iwan Baan (*1975 in
Amsterdam) ist Architektur- und
Dokumentarfotograf. Er hat für große
Architekturbüros wie SANAA, Rem
Koolhaas/OMA, Herzog & de Meuron,
Toyo Ito und Architekten wie Steven
Holl und Zaha Hadid gearbeitet.
Seine Arbeiten werden regelmäßig in
Architekturmagazinen und Zeitungen
veröffentlicht, darunter Domus, a+u,
The New Yorker und The New York
Times. In seiner Fotografie
konzentriert sich Baan auf die
Verbindung zwischen Architektur und
der Umgebung. Anstatt das Gebaute zu
isolieren, bettet er es in
Geschichte und Kontext ein.
Momentum of Light
Lars Müller Publishers
Herausgeber:innen: Fabiola Büchele,
Eve Streeter, Natalie Kreutzer (ZumTobel
Group)
Autor:innen: Francis Kéré
Gestaltung: Haller Brun
Fotografie/Illustration: Iwan Baan
180 Seiten
ISBN: 978-3-03778-686-4
www.lars-mueller-publishers.com/momentum-light