Ein Argument gegen
die Ideologie der Häuslichkeit, die
Arbeit und Zuhause voneinander
trennt. Der Band ist reich
bebildert, ausgestattet mit
architektonischen Vorschlägen für
alternative Arbeits- und
Lebensformen.
|
|
|
|
Trotz der zunehmenden Zahl von
Menschen, die jetzt von zu Hause aus
arbeiten, wird das Zuhause in der
populären Vorstellung immer noch als
Zufluchtsort der Privatsphäre und
Intimität verstanden. Das Wohnen ist
begrifflich und endgültig von der
Arbeit getrennt. Dieses Buch
argumentiert gegen eine solche
Trennung und setzt der
vorherrschenden Ideologie der
Häuslichkeit eine Reihe von
architektonischen Projekten
entgegen, die alternative Ansätze
veranschaulichen. Weniger eine
Monografie als vielmehr eine reich
bebilderte Abhandlung kombiniert das
Buch historische Recherchen und
Gestaltungsvorschläge, um das
Zuhause als eine genossenschaftliche
Struktur neu zu denken, in der es
möglich ist zu leben und zu arbeiten
und in der die Arbeit über die
Familie hinaus sozialisiert wird –
und die Bewohner vom Sinn für
Eigentum und die Last der
Hausarbeit.
Die Projekte zielen darauf ab, das
Haus über die dichotome Logik von
Mann/Frau, Ehemann/Ehefrau,
Ernährer/Hausfrau und
privat/öffentlich hinauszuführen.
Dazu gehören die Neuerfindung der
Einzimmerbelegung als neues Modell
für bezahlbaren Wohnraum; die
Neuinterpretation des einfachen
Turm-und-Sockel-Prototyps als
Gastgeber für eine Vielzahl von
Arbeitsaktivitäten und belebendes
Straßenleben; und ein Plan für eine
modulare, anpassungsfähige Struktur,
die einen vorübergehenden Bewohner
beherbergen soll. Alle diese
Designprojekte begreifen das Haus
nicht als Ware, deren Form durch
ihren Tauschwert bestimmt wird,
sondern als durch ihren
Gebrauchswert definierte
Infrastruktur.
|
|
Living and
Working / The MIT Press,
Foto: Uwe Dettmar
|
|
Jurybegründung:
Die Publikation „Dogma Living and
Working“ überzeugt durch Einfachheit
und Prägnanz. Der leuchtend grüne
Softcover-Klappeneinband, enthält
auf den Innenseiten Klappentexte,
bleibt aber sonst weitgehend frei.
Rein Typografisch findet der Titel
am oberen Rand des Einbands seinen
Platz, schafft dadurch eine freie
Fläche und einen Blick für das, was
im Innenteil folgt.
Die Publikation ist verhältnismäßig
groß, liegt aber durch ihr geringes
Gewicht und trotz (oder auch wegen)
ihres breiten Rückens angenehm in
der Hand. Sie lässt sich durch die
Verarbeitung mit Hohlrückenbindung
ausgezeichnet aufschlagen und
blättern. Das gebrochene Weiß der
volumenstarken Innenseiten und das
offene Papier sorgen haptisch für
ein sehr angenehmes Erlebnis.
Gleichzeitig bieten sie angemessenen
Raum für die Präsentation und
Diskussion der Arbeiten und Ideen
von Dogma. Diese werden mittels
Texten, Grafiken und Zeichnungen
dargestellt. Grafiken und
Abbildungen in Schwarz sowie Farbe
sind sehr gut lithografiert und
werden in ihrer Wirkkraft durch das
Grün des Umschlags intensiviert.
Die Typografie wirkt über den
Einsatz einer Serifenschrift
klassisch.Trotz verschiedener
Textkategorien auf wenige
Schriftschnitte reduziert rückt die
Textgestaltung jedoch im Detail von
diesem ersten Eindruck ab. Durch das
Textlayout in unterschiedlichen
Spaltenbreiten lassen sich die
Kategorien ausreichend
differenzieren. Bild- und Textseiten
werden streng getrennt, bilden in
ihrer Durchmischung und Variation
des Layouts einen
abwechslungsreichen Rhythmus und
verleihen der Gesamtgestaltung
Leichtigkeit. Anna Kraus
Living and Working
The MIT Press
Autoren: Dogma
Herausgeber: Thomas Weaver
Gestaltung: Nene Tsuboi
Seiten: 320, 260 color illus.,
235 s/w illus.
Format:: 9 x 11 in
ISBN: 978-02-62543-51-4
Living and Working (mit.edu)