Preisträger DAM Architectural Book Award 2022

Living and Working erschienen bei The MIT Press in London

Ein Argument gegen die Ideologie der Häuslichkeit, die Arbeit und Zuhause voneinander trennt. Der Band ist reich bebildert, ausgestattet mit architektonischen Vorschlägen für alternative Arbeits- und Lebensformen.
 

 

   

Trotz der zunehmenden Zahl von Menschen, die jetzt von zu Hause aus arbeiten, wird das Zuhause in der populären Vorstellung immer noch als Zufluchtsort der Privatsphäre und Intimität verstanden. Das Wohnen ist begrifflich und endgültig von der Arbeit getrennt. Dieses Buch argumentiert gegen eine solche Trennung und setzt der vorherrschenden Ideologie der Häuslichkeit eine Reihe von architektonischen Projekten entgegen, die alternative Ansätze veranschaulichen. Weniger eine Monografie als vielmehr eine reich bebilderte Abhandlung kombiniert das Buch historische Recherchen und Gestaltungsvorschläge, um das Zuhause als eine genossenschaftliche Struktur neu zu denken, in der es möglich ist zu leben und zu arbeiten und in der die Arbeit über die Familie hinaus sozialisiert wird – und die Bewohner vom Sinn für Eigentum und die Last der Hausarbeit.

Die Projekte zielen darauf ab, das Haus über die dichotome Logik von Mann/Frau, Ehemann/Ehefrau, Ernährer/Hausfrau und privat/öffentlich hinauszuführen. Dazu gehören die Neuerfindung der Einzimmerbelegung als neues Modell für bezahlbaren Wohnraum; die Neuinterpretation des einfachen Turm-und-Sockel-Prototyps als Gastgeber für eine Vielzahl von Arbeitsaktivitäten und belebendes Straßenleben; und ein Plan für eine modulare, anpassungsfähige Struktur, die einen vorübergehenden Bewohner beherbergen soll. Alle diese Designprojekte begreifen das Haus nicht als Ware, deren Form durch ihren Tauschwert bestimmt wird, sondern als durch ihren Gebrauchswert definierte Infrastruktur.

 

Living and Working / The MIT Press, Foto: Uwe Dettmar

 

 

Jurybegründung:

Die Publikation „Dogma Living and Working“ überzeugt durch Einfachheit und Prägnanz. Der leuchtend grüne Softcover-Klappeneinband, enthält auf den Innenseiten Klappentexte, bleibt aber sonst weitgehend frei. Rein Typografisch findet der Titel am oberen Rand des Einbands seinen Platz, schafft dadurch eine freie Fläche und einen Blick für das, was im Innenteil folgt.


Die Publikation ist verhältnismäßig groß, liegt aber durch ihr geringes Gewicht und trotz (oder auch wegen) ihres breiten Rückens angenehm in der Hand. Sie lässt sich durch die Verarbeitung mit Hohlrückenbindung ausgezeichnet aufschlagen und blättern. Das gebrochene Weiß der volumenstarken Innenseiten und das offene Papier sorgen haptisch für ein sehr angenehmes Erlebnis. Gleichzeitig bieten sie angemessenen Raum für die Präsentation und Diskussion der Arbeiten und Ideen von Dogma. Diese werden mittels Texten, Grafiken und Zeichnungen dargestellt. Grafiken und Abbildungen in Schwarz sowie Farbe sind sehr gut lithografiert und werden in ihrer Wirkkraft durch das Grün des Umschlags intensiviert.


Die Typografie wirkt über den Einsatz einer Serifenschrift klassisch.Trotz verschiedener Textkategorien auf wenige Schriftschnitte reduziert rückt die Textgestaltung jedoch im Detail von diesem ersten Eindruck ab. Durch das Textlayout in unterschiedlichen Spaltenbreiten lassen sich die Kategorien ausreichend differenzieren. Bild- und Textseiten werden streng getrennt, bilden in ihrer Durchmischung und Variation des Layouts einen abwechslungsreichen Rhythmus und verleihen der Gesamtgestaltung Leichtigkeit. Anna Kraus

 

Living and Working
The MIT Press
Autoren: Dogma
Herausgeber: Thomas Weaver
Gestaltung: Nene Tsuboi
Seiten: 320,  260 color illus., 235 s/w illus.

Format:: 9 x 11 in
ISBN: 978-02-62543-51-4
 

Living and Working (mit.edu)

 

 

   

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

 vom 05. November 2022