Die Mikwe in Worms
zählt zu den ältesten erhaltenen
jüdischen Ritualbädern in Europa,
doch sie ist in einem schlechten
baulichen Zustand. Das Institut für
Steinkonservierung (IfS, Mainz) hat
deswegen in einem von der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU) fachlich
und finanziell mit 241.000 Euro
geförderten Projekt unterschiedliche
Verfahren getestet, um die
historischen Putz- und Fugensysteme
sowie Sandsteinoberflächen zu
bewahren. „Es ist uns gelungen, die
noch vorhandenen Putzreste zu
konservieren und wichtige
Erkenntnisse zum Raumklima und der
Belastung von Raumluft und
Wandflächen zu sammeln“, so
Projektleiter Dr. Michael Auras.
„Die Ergebnisse aus den
Untersuchungen sind modellhaft und
können helfen, ähnlich beschaffene
Bauten zu erhalten“, sagt Constanze
Fuhrmann, DBU-Referentin Umwelt und
Kulturgüter. Für die Mikwe in Worms
wurde ein UNESCO-Welterbe-Antrag
gestellt.
Zweitältestes Ritualbad in
Deutschland
1185 erbaut, sei die Mikwe in Worms
das zweitälteste Ritualbad in
Deutschland und zähle zu den
ältesten in ganz Europa. Im 19.
Jahrhundert sei die Mikwe zeitweise
als Senkgrube für Abwasser
zweckentfremdet worden. Während der
Judenverfolgung zur Zeit des
Nationalsozialismus wurde das
Fenster zum Badeschacht zerstört.
Ein Instandsetzen des Ritualbads
erfolgte 1958 im Rahmen des
Wideraufbaus der Synagoge. Seit Ende
2016 ist es wegen
Sanierungsmaßnahmen für die
Öffentlichkeit gesperrt.
Mikwe
im schlechten Zustand
Neben der hohen Luftfeuchtigkeit,
die aufgrund des Wasserbeckens am
Boden des Badeschachtes vorherrsche,
sei das Ritualbad durch
unterschiedliche menschengemachte
Umwelteinflüsse schwer beschädigt
worden. „In nahezu allen Baustoffen
wurden hohe und zum Teil sogar
extreme Gehalte an bauschädlichen
Salzen nachgewiesen. Insbesondere
das viele Schwefeldioxid, das
vermutlich durch die
Luftverschmutzung eines
nahegelegenen Industriegebiets
verursacht wurde, hat großen Schaden
angerichtet“, sagt Constanze
Fuhrmann. Neben den Salzen stelle
vor allem der Befall mit Bakterien
und Schimmelpilzen ein Problem dar,
da diese sich als Belag auf den
Oberflächen ablagern.
Maßnahmen zum Schutz erprobt
„Es ist uns mit kleinsten
Kalkpartikeln, sogenanntem Nanokalk,
gelungen, die Putzreste zu
konservieren und die Oberflächen mit
einem Laserverfahren zu reinigen“,
erklärt Auras. Weiter haben die
Analysen ergeben, dass spezielle
Bakterien und Grünalgen für das
Verfärben der dem Licht ausgesetzten
Flächen verantwortlich seien. Die
Gittertür sei versuchsweise durch
eine geschlossene Tür ersetzt
worden, um das Raumklima zu
stabilisieren. Dies habe jedoch zu
einem sehr starken Anstieg der
Luftkeime geführt, weshalb die Tür
umgehend wieder geöffnet worden sei.
Ein Problem habe sich jedoch noch
nicht lösen lassen: Die Analyse des
Raumklimas habe nicht zu
vereinbarende Anforderungen
erbracht. Um die Belastung mit
Bakterien und Schimmelpilzen zu
reduzieren, seien trockene
Bedingungen sinnvoll. Um aber das
Kristallisieren der Salze zu
unterbinden, sei dauerhaft hohe
Luftfeuchte nötig. Abhilfe könne
möglicherweise das Regeln der
Luftfeuchte durch den Einbau einer
Belüftungsanlage schaffen.
„Zusammenfassend kann gesagt werden,
dass viel zum Erhalt des Ritualbades
geschafft wurde. Außerdem konnten
einige wichtige Erkenntnisse
gesammelt werden, die als Grundlage
für weitere Forschungen dienen“, so
Fuhrmann abschließend.
Meldung: DBU