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Der Innenraum der Berliner Philharmonie
als 3D-Modell – dank der Technologien des Fraunhofer IGD
ab 9. November 2018 im Max Liebermann Haus der Stiftung
Brandenburger Tor in Berlin zu sehen. Foto © Fraunhofer
IGD |
Das Fraunhofer IGD hat in Zusammenarbeit mit
dem Getty Research Institute in Los Angeles den gesamten
Innenraum der Berliner Philharmonie gescannt. Das anschließend
per 3D-Druck gefertigte Modell ist Teil der Ausstellung "Frank
Gehry – Hans Scharoun: Strong Resonances / Zusammenklänge", die
ab dem 9. November 2018 im Berliner Max Liebermann Haus der
Stiftung Brandenburger Tor erstmals auf europäischem Boden zu
sehen ist.
Die beiden Star-Architekten Hans Scharoun und Frank Gehry sind
sich nie begegnet – und doch sind sie über ihre wohl
berühmtesten Bauwerke miteinander verbunden. Frank Gehry ließ
sich beim Entwurf der Walt Disney Concert Hall in Los Angeles,
die vor 15 Jahren eröffnete, von Scharouns Philharmonie
inspirieren. Die Ausstellung im Berliner Max Liebermann Haus der
Stiftung Brandenburger Tor zeigt erstmals in Europa beide
Konzerthallen im direkten Vergleich – einschließlich eines
3D-Modells der Berliner Philharmonie, eingescannt vom
Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD.
Konzipiert wurde die Ausstellung anlässlich der 50-jährigen
Partnerschaft der Städte Los Angeles und Berlin durch das Getty
Research Institute und im Sommer 2017 unter dem Titel
"Berlin/Los Angeles: Space for Music" in Los Angeles gezeigt.
Bei den Vorbereitungen gab es aber ein Problem: Scharouns meist
handgefertigte Modelle der Berliner Philharmonie aus den 1950er
Jahren sind im Laufe der Zeit verschwunden oder wurden zerstört.
Tatsächlich ein Modell beider Gebäude im direkten Vergleich
nebeneinander zu sehen, sollte aber ein elementarer Bestandteil
der Ausstellung sein. »Nur mit einem Modell können Besucher die
besondere Architektur wirklich sehen, verstehen und analysieren.
Die Komplexität der Berliner Philharmonie kann nur durch Fotos,
Pläne oder Zeichnungen unmöglich erfasst werden«, so die
zuständige Kuratorin Emily Pugh.
Die Verantwortlichen in Los Angeles entwickelten die Idee, den
kompletten Innenraum der Philharmonie einzuscannen und das
Modell als 3D-Druck zu reproduzieren. Es entstand die
Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IGD, weltweit einer der
führenden Einrichtungen für angewandte Forschung im Visual
Computing. Die Abteilung "Digitalisierung von Kulturerbe" ist
auf die digitale Erfassung kultureller Güter, von einzelnen
Artefakten bis hin zu ganzen Bauwerken, spezialisiert und hat
bereits den Pergamonaltar in Berlin in 3D gescannt. "Die
Berliner Philharmonie war eines der größten und komplexesten
Scanvorhaben für unser Team", erzählt Abteilungsleiter Pedro
Santos.
Für den Scan wurde mit einem speziellen Laserscanner gearbeitet,
dessen Strahlen von einem horizontal und vertikal rotierenden
Spiegel reflektiert wurden. Dadurch konnte der Scanner 3D-Punkte
in einer 360° Umgebung erkennen. Um den komplexen Konzertraum
bis ins kleinste Detail digitalisieren zu können, platzierten
die Forscher den Laserscanner an 98 verschiedenen Positionen. So
entstand zunächst ein originalgetreues 3D-Modell und im nächsten
Schritt ein realitätsnaher 3D-Druck.
»Uns hat der gesamte Prozess der Erstellung des 3D-Modells enorm
geholfen, das Gebäude und das Wirken des Architekten wirklich zu
verstehen», betont Emily Pugh, die die ganze Zeit in engem
Kontakt mit dem Team des Fraunhofer IGD stand. Die Bedeutung der
Fraunhofer-Arbeit geht über das Ausstellungsende hinaus. "Wir
planen, das digitale Modell zu veröffentlichen", so Chris
Edwards, zuständiger Architekt für Bilder und digitale Medien
beim J. Paul Getty Trust, »so dass Jeder das Modell nutzen,
damit arbeiten und sich seine eigene Philharmonie drucken kann.
Damit schaffen wir einen echten Mehrwert für Studenten, Forscher
und Architekten auf der ganzen Welt“, ergänzt Edwards.
Für die Ausstellung in Berlin wird auf Basis des Fraunhofer
3D-Scans ein neues größeres Architekturmodell der Berliner
Philharmonie produziert. Bis zum 20. Januar 2019 haben Besucher
die Möglichkeit, die Modelle der beiden Konzerthäuser sowie
viele Zeichnungen, Skizzen und Fotografien von Scharoun und
Gehry im Max Liebermann Haus der Stiftung Brandenburger Tor am
Pariser Platz zu besichtigen.
Mit der Abteilung »Digitalisierung von Kulturerbe« legt das
Fraunhofer IGD einen seiner Forschungsschwerpunkte auf die
Entwicklung neuer Technologien zum Erhalt und zur Dokumentation
von Kulturgütern und deren virtueller Reproduktionen. Die 2012
gegründete Abteilung ist auf schnelle und wirtschaftliche
Digitalisierungsverfahren spezialisiert, die historisches
Kulturgut dreidimensional erfassen. Im Rahmen des vom Fraunhofer
IGD geleiteten BMWi-Projekts "CultLab3D" entstand die
gleichnamige vollautomatisierte 3D-Scanstraße zur massenhaften
Digitalisierung von Kulturartefakten.
https://www.igd.fraunhofer.de/kompetenzen/technologien/3d-scanning
http://aroundtheworld.getty.edu/germany
https://stiftungbrandenburgertor.de/gehry-scharoun
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