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Harald Schäfer, Frank-Michael Frede, Tino
Lesche und Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff diskutierten
über Krankenhausplanung und -bau in Zeiten der
Digitalisierung. Moderation: Anton J. Schmidt. Foto:
apoBank |
Braucht ein Krankenhaus eine eigene
Sterilisiereinheit, Tischlerei - oder gar Polsterei? Müssen
Medikamente vorgehalten werden, wenn eine zuverlässige „Just-in-time“-Lieferung
per Fallwagen alles günstig bereitstellen kann? Und ist bei
neuen Konzepten der herkömmliche Empfang nicht überflüssig, wo
inzwischen Patienten automatisch registriert und durch das
Krankenhaus navigiert werden könnten? Die Experten der Session
„Bauen und neue Technik bei laufendem Betrieb - So geht es!“
zeigten auf dem Gesundheitskongress des Westens in Köln wie
Krankenhausbauten in Zeiten der Digitalisierung geplant und
realisiert werden. Um die erforderlichen Betriebsabläufe
miteinander in Einklang zu bringen, sei es wesentlich, auf eine
strukturierte Vorgehensweise zu setzen.
Ein Simulationsmodell, das hier Hilfe bietet, ist das sogenannte
Building Information Modeling, kurz BIM. Mit der in der
Industrie schon üblichen Software werden Planung, Ausführung und
Bewirtschaftung von Gebäuden vorstrukturiert und optimiert. Die
modernste Version BIM 6D umfasst eine As-Build-Komponente - der
Betrieb des Krankenhauses wird simuliert bis ins Detail.
Harald Schäfer, Projektgeschäftsführer Neubau Flugfeldklinikum
der Kreiskliniken Böblingen stellte die Möglichkeiten am
konkreten Beispiel vor. Er verwies darauf, dass sich für eine
sinnvolle Anwendung der gesamte Prozess in das System einordnen
müsse: Dienstleister müssen per „BIM-Führerschein“ nachweisen,
dass sie zur Anwendung in der Lage sind, wobei die Kalkulationen
wiederum einen entsprechenden BIM-Aufschlag beinhalten. In der
sehr strukturierten Vorgehensweise sieht er – sofern sie
stringent genutzt werden - jedoch einige Vorteile: Die Anwendung
biete vor allem die Möglichkeit, die neuen Abläufe frühzeitig
und gemeinsam mit den Nutzern visualisieren und modellieren zu
können.
Frank-Michael Frede, Geschäftsführer von VAMED Deutschland,
stellte Möglichkeiten dar, wie mit einem geringen Budget große
Pläne gelingen könnten. In den Fokus stellte er die Optimierung
der eigenen Vollkosten. Hierfür sei es allerdings unerlässlich,
die eigenen Daten auch vollständig und gemeinsam mit den Nutzern
zu erheben. Insbesondere beim (teuren) Flächenbedarf kennt er
Spielräume. Letztlich gehe es darum, die eigenen Prozesse zu
optimieren und nicht darum, sie einfach nur in die digitale Welt
zu übertragen.
Tino Lesche, Geschäftsführer der emtec e. V., umschreibt den
Status Quo der Digitalisierung in deutschen Krankenhäusern, als
Treffen von Highclass-Medizin mit Regionalliga-IT. Im Vergleich
zur Finanzbranche werde in Krankenhäusern nur etwa ein Viertel
des Geldes für die IT in die Hand genommen. Gleichwohl erkennt
er die Wandlungsbereitschaft der Häuser und empfiehlt ihnen eine
klare Digitalisierungsstrategie. Es reiche nicht, einen
IT-Manager einzustellen, die IT solle vielmehr als Partner
verstanden werden.
Die Anforderungen des Patienten waren der Schwerpunkt von Prof.
Dr. Dr. Wilfried von Eiff, Leiter des Centrums für
Krankenhausmanagement an der Westfälischen Wilhelms-Universität
Münster. Aus seiner Sicht sollte das Krankenhausmanagement die
Wünsche der Patienten deutlicher in die Konzepte einbinden. Er
zeigte Gestaltungselemente mit einer positiven Wirkung für den
Patienten, die wiederum Einfluss auf die Genesung hätten und
damit – auch ganz ökonomisch betrachtet – sowohl zu einer
höheren Zufriedenheit als auch zu einer kürzeren Liegedauer
beitrügen.