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Bahnsteig 1, Hundertwasser-Bahnhof in
Uelzen am 11. Dezember 2017 |
Der vom berühmten Baumeister Hubert Stier entworfene
Inselbahnhof in Uelzen wurde 1887 in Betrieb genommen. Als
Inselbahnhöfe werden Bahnhöfe bezeichnet, deren Empfangsgebäude
sich in einer Insellage zwischen den Gleisen befindet. Am
Uelzener Bahnhof finden sich darüber hinaus zahlreiche Elemente
der historischen Eisenkonstruktion wieder, die Verwendung des
Materials gründete sich aus einer Freundschaft, die zwischen
Gustave Eiffel, dem Erbauer des Eiffelturms, und Hubert Stier
bestanden haben soll. Elemente der Eisenkonstruktion finden sich
überwiegend im oberen Stockwerk des Gebäudes, wie auch
historische Metall-Stützen an den Bahnsteigen aus dieser Zeit
herrühren. Ein Jahrhundert später war das unter Denkmalschutz
stehende, wilhelminische Gebäude marode und schwer beschädigt
und hatte seine Bedeutung als Bahnhof fast verloren.
Die historische
Klinkersteinfassade blieb größtenteils erhalten und wurde in den
Hundertwasser-Bau integriert. Zum Teil befindet sich die äußere
Backsteinfassade innen, ist somit geschützt vor Witterung. Zudem
wurden Lichtöffnungen im Vordach des Bahnhofs eingelassen, so
dass Bäume über das Dach hinaus in die Höhe wachsen können und
nicht durch bauliche Grenzen gestoppt werden.
Im Zuge der Weltausstellung EXPO 2000 entwickelte der eigens
gegründete Verein „Bahnhof 2000 Uelzen e.V.“ ein Konzept,
welches die Umgestaltung des Bahnhofs zu einem Umwelt- und
Kulturbahnhof vorsah. Für die künstlerische Neugestaltung konnte
der österreichische Kunstmaler und Architekt Friedensreich
Hundertwasser gewonnen werden. Nach seinen Vorgaben wurde das
Gebäude von 1998 bis 2000 umgebaut. Die Vollendung des Uelzener
Bahnhofs zum Hundertwasser Bahnhof erlebte der Künstler jedoch
nicht mehr. Er starb im Jahre 2000. Während einer privaten Reise
nach Uelzen hatte er den Bahnhof einmal besucht.
Der Hundertwasser-Bahnhof zählt heute mit zu den schönsten
Bahnhöfen der Welt. Jährlich besuchen Tausende Menschen aus
aller Welt den kunterbunten Bahnhof und erfreuen sich an
goldenen Kugeln, farbenfrohen Mosaiken, vielen bunten
Stützsäulen und gestaltungsreich verzierten Fenstern.
www.hansestadt-uelzen.de
Besonders ist der
wellige Fußboden sowohl im Inneren des Gebäudes als auch außen
am Bahnsteig zu bemerken. Unterschiedliche Bruchsteine aus
Keramik, Stein und anderen Materialien wurden zu einem Mosaik
zusammengesetzt, wobei Harmonie und Gestaltungskonzept
nach Vorgaben des Künstlers kreiert wurden, die Arbeit vor Ort
aber unterlag der Entscheidungsfreiheit der beteiligten
Steinsetzer und Maurer, die bei der Auswahl der Muster selbst
Hand anlegen mussten, was nicht immer mit den Vorstellungen des
Künstlers in Einklang zu bringen war, der sehr kritisch mit
seinen Vorgaben umging. Insgesamt wurden 35 verschiedene
Steinsorten während der Verbauung am Bahnhof in Uelzen
verwendet.
Bahnsteig und
Bahnhofshalle
Bemerkenswert ist,
dass Hundertwasser von jeder Gebäudeart nur ein Gebäude gebaut
oder umgebaut hat. Etwa 20 Projekte von ihm gelten als
authentisch. Da Friedensreich Hundertwasser kein ausgebildeter
Architekt war, wurden insgesamt drei Architekten während des
Umbaus am Uelzener Bahnhof seinerzeit hinzugezogen, die Bau und
Umbau nach Hundertwassers Tod vollendeten.
Sowohl die
Sparkassenstiftung als auch die Lottostiftung hatten sich mit
500.000 damals noch DM am Bauprojekt beteiligt. Insgesamt
kostete die Kunst in und an Gebäude rund 3. Mio. DM. Der Rest
des Geldes wurde über Sponsoren und Spender eingebracht. Kosten
für den technischen Ausbau übernimmt die Deutsche Bahn.
Auf dem Dach des
Gebäudes befindet sich eine Photovoltaikanlage, die so viel
Strom erzeugt, die das Gebäude komplett mit Strom versorgen
kann. Die Nutzung erneuerbarer Energien gehörte zu
Hundertwassers Baukonzept von Anfang an dazu.
Stilvolle WC-Anlagen
im Hundertwasser Bahnhof in Uelzen
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die
Steinsetzerarbeiten im Bahnhofssaal und außen herum. Die durch
ihre Verspieltheit südliches Flair mitten im Winter an den
Uelzener Bahnhof bringen. Andere Beispiele mit so viel Phantasie
Mosaike und Steinsetzarbeiten einzubringen, ist der Park Guell
in Barcelona. Aber auch in vielen südamerikanischen Städten
entsteht der Puls erst durch verschiedenfarbig abgestimmte
Steinmuster in den Fußgängerzonen.
Insgesamt wirkt der Bahnhof sehr gepflegt.
Auch die Toiletten, die ebenfalls im Hundertwasser Stil
ausgebaut wurden, waren geputzt und gereinigt. Ein Hundertwasser
Shop befindet sich in der Einkaufspassage im Bahnhofsinneren.
Dort können Produkte erworben werden, die mit Hundertwasser und
seiner Kunst in Verbindung stehen und von einer Merchandising
Firma extra dafür lizenziert wurden. Kissen, Wandbilder,
Postkarten und viele andere Shop-Artikel finden sich im Laden am
Ende des Gangs im Bahnhofssaal.
In weiteren Räumlichkeiten
bleibt Raum für zahlreiche Veranstaltungen, die im Kulturbahnhof
angeboten werden. Ein gut gehendes Restaurant mit großartiger
Fensterlage findet sich ebenfalls im Gebäude. Insgesamt ist der
Bahnhof sehr kinderfreundlich gestaltet worden. Die
Vielfältigkeit der Gestaltungselemente fördert die Kreativität.
Beim Anblick der Mosaike sollen neue Ideen sprudeln.