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Modellentwurf 1. Preis |
Das in Teilen denkmalgeschützte
Zoogesellschaftshaus ist seit 1876 ein Etablissement mit
herrschaftlichen Attributen. Es nimmt damit eine zentrale Rolle
auf dem Platz vor dem Frankfurter Zoo ein. Mehrere Brunnen
versetzen die Anlage in ein symmetrisch gegliedertes,
städtebauliches Gefüge. Damit verknüpft sind vielerlei
Funktionen: Von Verwaltung bis Theater, Messen und
Großveranstaltungen – schon immer war das Gebäude ein besonderer
Anziehungspunkt des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt.
Das Haus soll für die Zukunft vorbereitet werden. Studierende
der Architektur erhielten vom Hochbauamt der Stadt Frankfurt die
Aufgabe, Visionen für das Gebäude zu entwickeln. Die Entwürfe
werden in einer Ausstellung in der Zooschule mit Plänen und
Modellen präsentiert.
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Modellentwurf 2. Preis |
Das Zoogesellschaftshaus wieder zu einem lebendigen, städtischen
Ort vielfältiger und spannender Nutzung werden zu lassen, war
die Aufgabenstellung des Architektur-Studentenwettbewerbs. Das
Frankfurter Hochbauamt als Berater und Planer für das
öffentliche Bauen versteht sich als „Ideenschmiede“ für neue
räumliche Anforderungen der Stadtgesellschaft. Aus diesem Grund
ist der Austausch mit Ausbildungsstätten mit ihren freien und
kreativen Denkansätzen traditionell ein wichtiges Anliegen.
Das historische Zoogesellschaftshaus ist ein Bestandsbau, die
Fassaden zur Stadt hin und zum neuen Eingangsgebäude stehen
unter Denkmalschutz. Das Haus sollte bei den Arbeiten als
Schnittstelle zwischen Stadt und Zoo verstanden werden. Als
mögliche Nutzungen wurden ein Kinder- und Jugendtheater-Zentrum,
das Fritz-Rémond-Theater, die Zooverwaltung, multifunktionale
Veranstaltungsflächen und eine Gastronomie für Besucher von Zoo-
und Stadtseite aus vorgegeben. Als weite Nutzungsmöglichkeit
konnte über eine Tiernutzung, beispielsweise ein Aquarium oder
Wechselausstellungen mit Zoobezug, nachgedacht werden.
Entstanden
sind innovative und ungewöhnliche Visionen für das historische
Gebäude. „Die Ergebnisse zeigen die Kreativität der Studierenden
und ihre Freude an der Aufgabe, aber auch das große Potenzial
des stattlichen Zoogesellschaftshauses. Die sechs Siegerentwürfe
sind wirklich sehenswert“, sagt Zoodirektor Manfred Niekisch.
Auch wenn die Entwürfe visionär gehalten sind, geben sie einen
exzellenten Eindruck vom Nutzungspotenzial des historischen
Gebäudes. Die radikaleren Entwürfe definieren über
Ergänzungsbauten oder Entkernung bis auf den Bestand eine neue
aufregende Architektursprache. Andere Arbeiten gehen behutsamer
mit dem Bestandsbau um und entwickeln diesen auf subtile Art und
Weise weiter.
Insgesamt werden viele Aspekte aufgezeigt, von einer
städtebaulichen Neugestaltung des Vorplatzes über eine
intelligente Anordnung der verschiedenen Theater-, Zoo- und
Gastronomienutzungen bis hin zu einer Ausnutzung der
Souterrainflächen. „Die studentischen Lösungsansätze zeigen das
Potenzial einer gesamtheitlichen Aufwertung des
Zoogesellschaftshauses. Eine kreative und vielfältige Nutzung an
diesem besonderen Ort bietet große Chancen für das Quartier und
die Stadtgesellschaft als Ganzes“, sagt Roland Hatz vom
Hochbauamt.
Die Entwürfe werden in einer Ausstellung in der Zooschule vom
24. bis 31. Mai, jeweils von 16 bis 18 Uhr, mit Plänen und
Modellen präsentiert. Prämiert wurden Studierende der Frankfurt
University of Applied Sciences unter der Betreuung von Prof.
Jean Heemskerk und der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität
Hannover, betreut von Prof. Mirco Becker.
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Modellentwurf Ankauf
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Über den ersten Preis (1.000 Euro) darf sich Rebecca Geiger
freuen, Platz zwei (500 Euro) geht an Semira Lenk,
gefolgt von Jiahui Sun auf Rang drei (300 Euro). Sie alle
besuchen die Frankfurt University of Applied Sciences.
Zusätzlich waren während des Wettbewerbs mehrere Ankäufe
vorgesehen, dazu gehört der Entwurf von Carolin Diel.
Architektur und Geschichte
Das Zoo Gesellschaftshaus wurde 1876 nach dem Entwurf von Kayser
und Durm errichtet, nachdem sich der Zoologische Garten als
dauerhafte kulturelle Einrichtung Frankfurts etabliert hatte und
auf das heutige Zoo Gelände umgezogen war. Es wurde als
Repräsentationsbau im spätklassizistischen Stil mit Renaissance
Anklängen errichtet und war zu dieser Zeit das Gebäude mit dem
größten Festsaal Frankfurts.

Nach dem ersten Weltkrieg, der das Ende für die Zoologische
Gesellschaft bedeutete, ging der Zoo in städtischen Besitz über.
Das Gesellschaftshaus wurde in den Kriegsjahren als Lazarett
genutzt, in den darauf folgenden Jahren wurden dort erste
Stummfilme mit Klavierbegleitung präsentiert und das vom Krieg
unterbrochene kulturelle Leben Frankfurts konnte wieder Einzug
nehmen.
Während des zweiten Weltkriegs wurde die Frankfurter Innenstadt
fast vollständig zerstört und so traf es auch das Zoo
Gesellschaftshaus. Einzig die Nord- und Westfassade, sowie die
Eckrisalite, die Betondecke des kleinen Saals und die
Gewölbedecken des Untergeschosses blieben erhalten. Der
Zoologische Garten befand sich in finanziellen Nöten und stand
kurz vor seiner Schließung, nur durch den Einsatz von Prof. Dr.
Dr. Bernhard Grzimek, der damalige Zoodirektor, konnte eine
Schließung verhindert werden. Jedoch stellte die Stadt die
Bedingung, dass der Zoo ohne finanzielle Hilfen der
Stadtverwaltung auskommen müsse.