Rekonstruktion und differenzierte
Kostenbetrachtung auf
dem DomRömer Areal
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Rohbauten auf dem DomRömer Areal
aufgenommen am 17. März 2015 Foto: (c) Kulturexpress |
Am 6. September 2007 hatten die Stadtverordneten beschlossen,
mehr als acht Rekonstruktionen nur dann zuzulassen, wenn diese
von Privatpersonen finanziert würden. Für die Gebäude Markt 13,
15, 20, 22, 24, 26 und 28 fanden sich private Investoren. Die
damals bekannten Schätzwerte, die als vorläufige Kaufpreise
benannt wurden, reichten für den Bau nicht aus.
Wie Michael Guntersdorf, Geschäftsführer der DomRömer GmbH,
erläuterte, läge die Differenz aus den tatsächlichen
Erstellungskosten und den zu erwartenden Verkaufserlösen bei den
sieben optionalen Rekonstruktionen bei rund 7,5 Millionen Euro.
Ein Wechsel zu Neubauten bringe aber keinen Kostenvorteil. Im
Gegenteil: Wegen aufwändiger Planungsänderungen und
Zeitverschiebungen rechnet Guntersdorf beim Bau von Neubauten
mit einer Differenz zwischen Erstellungskosten und den zu
erwartenden Verkaufserlösen von rund 8,5 Millionen Euro und das
Projekt würde neun Monate später fertig.
Die Gegenüberstellung aller zum damaligen Zeitpunkt erkennbaren
Kosten und Erlöse ließen den Schluss zu, dass es
wirtschaftlicher ist, die optionalen Rekonstruktionen wie
geplant umzusetzen. Um den aktualisierten Terminplan und den
Fertigstellungstermin im 1. Quartal 2017 einhalten zu können,
wurde Anfang 2014 eine politische Entscheidung zu den optionalen
Rekonstruktionen benötigt..
Dass die Baukosten für die
optionalen Rekonstruktionen höher ausfallen als ursprünglich
kalkuliert, habe unterschiedliche Gründe. So hätten in
Vorbereitung auf einen möglichen Verkauf 2011 sehr kurzfristig
Planungen für die Gebäude erstellt werden müssen. Auf Basis von
„Testentwürfen“ seien dann zu einem sehr frühen Zeitpunkt anhand
der Kostenschätzungen Kaufpreise definiert worden. Die
Abstimmungsprozesse über nachbarschaftliche Fragestellungen,
Brand- und Schallschutz, Energieeffizienz, Qualität sowie der
Rekonstruktionstiefe haben sich als äußerst komplex erwiesen,
wie Guntersdorf meinte. Auf
Grund des frühen Zeitpunktes konnten bei den Kaufpreisen weder
die hohen gestalterischen und baukonstruktiven Anforderungen,
noch die zu diesem Zeitpunkt unbekannten überdurchschnittlich
hohen Nebenkosten berücksichtigt werden.
Bürgermeister und Planungsdezernent Olaf Cunitz empfahl den
Ausschussmitgliedern, alle optionalen Rekonstruktionen
realisieren zu lassen, um dem Anspruch des Gesamtprojekts
Altstadt als einem „wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur“
gerecht zu werden. „Wir sollten alles daran setzen, die Gebäude
wie geplant zu rekonstruieren, um diesen so wichtigen Kern der
Frankfurter Altstadt so umfassend wie möglich in seiner
ursprünglichen Form wieder entstehen zu lassen“, sagte Cunitz im
Rahmen des Sonderausschusses. „Dieses Projekt hat eine
deutschlandweite Bedeutung“, erklärte der Bürgermeister.
Differenzierte Betrachtung der Kostenentwicklung
In der öffentlichen Diskussion waren die Kosten für das
Altstadtprojekt und die Kosten für zusätzliche Aufgaben häufig
nicht getrennt worden. Dies sei jedoch zwingend notwendig, wenn
ein klares Bild des Bauvorhabens gezeichnet werden solle. Das
eigentliche Dom-Römer-Projekt umfasst:
· Abriss des ehemaligen Technischen Rathauses,
· Abriss und Neubau der Tiefgarage im nördlichen Bereich,
· Herstellung der Gründungsebene, · Bebauung des DomRömer-Areals,
· Stadthaus, · Erschließung (Leitungsverlegungen), · Neugestaltung des Schirnplateaus.
Die Sanierung der Tiefgarage im südlichen Bereich einschließlich
der technischen Erneuerung der Ostzeile kam als Sonderprojekt
nachträglich hinzu. Insgesamt rechnet die DomRömer GmbH mit
Kosten des Projektes in Höhe von 169,4 Millionen Euro und
Erlösen durch die Vermarktung von rund 69 Millionen Euro.
Abzüglich der Erlöse betragen die Kosten des Gesamtprojekts
inklusive des Stadthauses für die Stadt Frankfurt am Main damit
rund 100 Millionen Euro. Die Kosten für die Sanierung der
Tiefgarage und damit verbundener zusätzlicher Leistungen liegen
bei 18,7 Millionen Euro.
Zu beachten ist auch, dass sich der Leistungsumfang des
Projektes stetig erweitert hat:
Geplant sind 35 Häuser auf dem Areal. Davon 15 Rekonstruktionen. Mehr Flächen durch Änderungen der Gebäudevolumen (u. a. durch
mehrstöckige Überbauung der Höfe und zusätzliche Geschosse) sind
entstanden. Änderung der Gebäudeklasse von 4 auf 5 (laut Hessischer
Bauordnung) wegen Anpassung der Gebäudehöhen (dadurch höhere
Anforderungen an den Brandschutz), Göhere Qualitätsanforderungen an die Rekonstruktionen, Anforderungen aus dem Spolienkonzept, Volumen- und Qualitätssteigerung „Goldene Waage“, Umschichtung Außenanlagen aus anderen Teilprojekten, Erhöhung Nebenkosten von 20 auf 35 Prozent wegen der
außergewöhnlichen Komplexität (z.B. Wettbewerbe, Farbkonzept,
Voruntersuchungen, Masterplan, Fachplaner, Doppelbeauftragung
Markt 13 usw.).
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