Hier sparen und dort investieren

1,7 Millionen Euro bei Sanierungen im Schul- und Kitabau-Bestand gespart. Hochbauamt in Frankfurt a/M weist im ersten Halbjahr Minderkosten aus. Doch kann preiswerte Containerbauweise auf Kosten von städtischer Grünfläche wirklich sinnvoll sein?

Meldung: pia, Presseinfo der Stadt Frankfurt a/M, den 07. Oktober 2013  

Weil das Sozialrathaus im Stadtteil Bockenheim abgerissen wird, muss eine Kita umziehen und wird ab sofort in Containern auf dem Kurfürstenplatz untergebracht. Der Plan erregt Besorgnis im Ortsbeirat 2. Das kann nicht mehr als eine gefundene Notlösung sein.

Zum einen wird wertvolle Grünfläche geopfert, welche der Steigerung von Lebensqualität in städtischer Umgebung dient. Zum anderen können Container immer nur das sein was sie sind, ein Provisorium. Was nicht mit einer Neubau-Architektur und den daraus gewonnenen gestalterischen Elementen vergleichbar ist. Deshalb stellt sich die Frage, für wie viele Jahre werden diese Containerbauten im Park aufgestellt bleiben? Mehr als drei Jahre sind bisher vorgesehen. Wenn der Abriss des Altgebäudes auch zu begrüßen ist, werden mit den neuen Containerbauten viel weniger Kitaplätze als vorher zur Verfügung stehen.

Der Antrag OF 341/2 für den provisorischen Standort der Kinderkrippe "Regenbogen" auf dem Kurfürstenplatz  wurde Ende Mai 2013 eingereicht. Zur Überprüfung standen die Tragfähigkeit des Baugrundes und das Freihalten von Parkplätzen für die Kindereinrichtung. Genehmigt wurden drei Stellplätze zur Nutzung durch die Mitarbeiter der Kinderkrippe. Für die Eltern der Kinder sind ebenfalls drei Parkplätze ausgewiesen. Eine nicht einfache Rechnung bei dem Verkehrsaufkommen dem schon Anlieger unterliegen.

Die Anlage am Kursfürstenplatz wurde im 19. Jahrhundert durch die Gebrüder Siesmayer erbaut. Vorher befand sich an diesem Ort ein Sumpfgebiet, welches durch Auffüllung umgebaut wurde. Damit nicht ähnliche Überraschungen wie beim Abrutschen des Kanals am Adorno Platz vorkommen, war es notwendig geworden den Baugrund auf seine Tragfähigkeit zu überprüfen.

Die Kosten für den Kitabau, so die Kritiker vom städtischen Revisionsamt, seien ohnehin größer und teurer als nötig. Geplante Kitas sollen daraufhin noch einmal kritisch überprüft werden. Wo abgespeckt werden kann, ist bei der Dämmung der Gebäude und bei der Größe der Freiflächen - so lang nur ein Neubau anstelle der Kita am Kurfürstenplatz in Planung geht und zeitnah umgesetzt werden kann.

Durchschnittliche Baukosten in der Rhein-Main Region mit Frankfurt für eine Kita mit hohem Standard aber nicht unterkellert, betragen eine Millionen Euro und mehr, also genau die Summe die Bürgermeister Cunitz im ersten Halbjahr 2013 bei den Sanierungen der Bestandsbauten im Frankfurter Schul- und Kitabau eingespart hat. Wenn das keine Investition ist!

Um so mehr Einsparungen bei den Bauten im Bestand

In seiner Sitzung am 4. Oktober, hat der Magistrat der Stadt Frankfurt die Liste I/ 2013 der Bauabrechnungen vom 1. Januar bis 30. Juni 2013 bekanntgegeben. Bürgermeister und Planungsdezernent Olaf Cunitz unterstreicht, das städtische Hochbauamt habe bei acht Schul- und Kitasanierungen mehr als 1,7 Millionen Euro Minderkosten erzielen können. Zugleich fielen lediglich bei der Dachsanierung der August-Gräser-Schule geringfügige Mehrkosten von 7.671 Euro an, die dem „Bauen im Bestand“  gelten.

„Diese gewaltigen Einsparungen in Millionenhöhe belegen erneut, dass wir bei den öffentlichen Bauten der Stadt Frankfurt konsequent Qualität, Nachhaltigkeit und Kostenbewusstsein verfolgen“, sagt Planungsdezernent Cunitz.

„Effizienz, Kostendisziplin und Wirtschaftlichkeit sind eben wesentliche Kennzeichen der Arbeit des Hochbauamtes im Zusammenwirken mit dem Stadtschulamt und dem Eigenbetrieb Kita Frankfurt. Bei den vorliegenden Projekten sind die Einsparungen umso erfreulicher, da bei Sanierungen im Bestand immer wieder Unwägbarkeiten auftauchen und in der Bauphase oft unvorhersehbare zusätzliche Schäden festgestellt werden, weil bei der Bestandserhebung nicht hinter alle Kulissen geschaut werden kann.“

Im Einzelnen handelt es sich bei den Minderkosten um die Fassadensanierungen der Comeniusschule und der Johann-Hinrich-Wichern-Schule, die Aula-Sanierungen des Lessinggymnasiums, der Elisabethenschule und der Ernst-Reuter-Schule, die Sanierung der naturwissenschaftlichen Fachräume in der Herderschule und der Bettinaschule sowie die Sanierung der Kita 115, Heinrich-Seliger Straße 39. Die Einsparungen bei diesen acht Projekten summieren sich auf rund 1.731.825 Euro.

Bei der Comeniusschule ergaben sich Minderkosten in Höhe von rund 307.462 Euro durch günstige Ausschreibungsergebnisse. Die Kostenberechnung lag bei 910.000 Euro.

Das Projekt an der Johann-Hinrich-Wichern-Schule schloss bei veranschlagten Kosten von 818.720 Euro mit Minderkosten von rund 40.886 Euro ab. Diese kamen durch günstig ausgeführte Ingenieurleistungen zustande sowie dadurch, dass die für „Unvorhergesehenes“ veranschlagten Mittel nicht in Anspruch genommen werden mussten.

Beim Lessinggymnasium konnten bei veranschlagten Kosten von 882.000 Euro Minderkosten von rund 364.573 Euro erzielt werden – in erster Linie durch extrem günstige Ausschreibungsergebnisse. Außerdem wurde ein Teil der geplanten Bepflanzung im Außenbereich nicht umgesetzt und bei den Baunebenkosten konnte der Honorarvertrag mit den Architekten für zwei Maßnahmen zusammengefasst werden.

Bei der Elisabethenschule ergaben sich Minderkosten von rund 151.410 Euro bei einer Kostenberechnung von 1,328 Millionen Euro durch die Einsparung der geplanten Deckenkonstruktion. Die vorhandene Decke konnte die neu zu tragende Konstruktion halten und somit mussten die Mittel für „Unvorhergesehenes“ nicht in Anspruch genommen werden.

Die Minderkosten von rund 227.496 Euro bei der Ernst-Reuter-Schule – bei veranschlagten Kosten von 1,276 Millionen Euro – ergaben sich im Wesentlichen durch günstige Ausschreibungsergebnisse bei der Baukonstruktion und den Technischen Anlagen, außerdem wurden auch hier die für „Unvorhergesehenes“ veranschlagten Mittel nicht benötigt.

Mit Minderkosten von rund 150.967 Euro schlossen die Arbeiten an der Herderschule ab, bei veranschlagten Kosten von 765.000 Euro. Die Minderkosten kamen ebenfalls durch günstige Vergabeergebnisse, Eigenplanungen bei den Gewerken Elektro und Fachraumeinrichtung wurden und die Nichtinanspruchnahme der Position „Unvorhergesehenes“ zustande.

Bei der Bettinaschule betrugen die Minderkosten rund 434.145 Euro, bei veranschlagten Kosten von 1,155 Millionen Euro. Im Wesentlichen wurden die Einsparungen erreicht durch sehr günstige Vergabeergebnisse, Eigenplanungen bei den Gewerken Elektro und Fachraumeinrichtung und durch die Nichtinanspruchnahme der für „Unvorhergesehenes“ veranschlagten Mittel.

Bei der Sanierung der Kita 115 wurde mit Minderkosten von rund 54.886 Euro abgeschlossen, bei veranschlagten Kosten von 1,125 Millionen Euro. Hier kamen günstige Ausschreibungsergebnisse und ein reduzierter Planungsumfang bei den Außenanlagen zum Tragen.

 

Kulturexpress  ISSN 1862-1996

vom 07. Oktober 2013