Stuttgart
war schon immer eine interessante Stadt, die nicht aalglatt ist, mit dem wie
sich Urbanität des 21.Jahrhunderts gestaltet. Der neue Band beginnt mit
Widersprüchlichem und deckt Eigenheiten auf. Zeigt Visionen, die in der
Stadt benötigt werden. Das bevorstehende Bauvorhaben des Stuttgarter Bahnhof
ist nur ein gewaltiger Einschnitt von vielen im Ablauf des Stadtgeschehens.
Angefangen hat es nach
dem Zweiten Weltkrieg mit dem Marshall-Plan zur Umgestaltung der
kriegszerstörten Innenstadt. Autofreundlich sollte es sein, was bis heute
das Stadtbild prägt. Durchschnittene Landschaften und Autobahnschleifen
durchqueren den Kern. Eine Art Inselstatus führt Stuttgart, eingebettet in
die hügelige Landschaft. Das gläserne Wohnhaus von Werner Sobeck ist etwas
besonderes.
Die Stadt hat ihre
Qualitäten: Aufbau und Vision ergänzen sich permanent. Eine Art Vibrieren
und Flirren in der Hitze zeichnet sich aus, was mit der Landeshauptstadt in
Baden Württemberg passiert. Nach 60 Jahren Unionspolitik geht es mit dem
Grünen Ministerpräsidenten weiter. Das ist doch unfassbar fantastisch!
Der Germanist Paul de Man
spricht über die "Tropen" bei Eduard Mörike, das ist die Fähigkeit
eigenständige Welten zu erzeugen, die ähnlich einer Monade funktionieren und
über einen unglaublich stabilen Aggregatzustand verfügen, dass einem Angst
und Bange werden kann. 60 Jahre Befangenheit in Baden Württemberg sind
schließlich kein Pappenstil.
Es gibt unglaublich fähige Leute im Land, die
über einen großen Erfindungsreichtum verfügen. Manchmal auch zum Nachteil
anderer, weil die spitzfindige Art der Württemberger eine Nummer besser sein
will. Die Badenser werden außen vor gelassen. Der Schwarzwald wirkt
unterrepräsentiert in der Landeshauptstadt, meint man. Insofern
bilden Baden und Württemberg lediglich eine Fusion, was ein Produkt der Alliierten
nach dem Zweiten Weltkrieg ist. Aber was entschieden wurde, soll bleiben
wie bisher.
Viele gute Taten für den
grünen Landtag, damit der technische Forschritt auch in Zukunft viel an
grüner Technologie produziert und mit gutem Vorbild vorangeht. Denn
benzinbetrieben wird die Welt nicht besser.
Repräsentativ ist, was
den Stuttgartern gehört und gegönnt sei. Das Widersprüchliche taucht regelmäßig wie aus
dem Erdboden geschossen aus dem Gemüt der Einwohner auf. Als wären
urzeitliche Dinosaurier erwacht, wie deren Versteinerungen die Innenwände im Foyer des
Stuttgarter Landtag säumen. Als wollten sich diese auf und davon machen. Der
fast bacchantische Weingenuß hat vielleicht bleibende Spuren hinterlassen
beim Volk. Vielleicht besteht deshalb ein so starkes Bedürfnis nach
permanenten Umwälzungen im Land. Der Alkohol fordert seinen Tribut. Das
Ausmaß muß schon gewaltig sein.
Die S-Bahnen im
Untergrund schließen die Türen und öffnen nicht mehr beim
Versuch, die Lichtschranke in der Tür zu blockieren. Das klappt in Stuttgart
einfach nicht!
Weissenhof-Siedlung und
der Hauptbahnhof von Bonatz ergänzen sich auf einer Route der Architektur
der 1920er Jahre. Trotzdem soll der Hauptbahnhof abgerissen werden. Der
Denkmalschutz hat sich nicht bewehrt, die Planer haben sich rigoros
durchgesetzt.
Sogar der Schloßplatz
wird dem unterirdischen Bahnhof geopfert. Das wäre ein Sakrileg in anderen
Residenzstädten. Schade ist es nur um die wertvollen Laubbäume im Schloßpark
gewesen, weil diese abgerissen wurden. Eigentlich müßte es heißen, die
gefällt wurden. Aber bei den Stuttgartern sitzt die Abrissbirne eben locker.
Eine Mischung aus Text
und Bild, weniger technische Abbildungen beeindrucken im Inneren des Bandes.
Durchaus kritisch werden Inhalte reflektiert, das ist selbstbewußt und aufgeklärt!
Beispielhaft werden
einzelne Bauprojekte vorgestellt, wie die Stadtbibliothek am Mailänder
Platz, ein Kubus mit vier gleichen Seiten wie auf dem Titelbild. Das Haus
der Katholischen Kirche in der Königstraße kommt mit klassizistisch
motivierten Anlehnungen vor.
Siehe auch:
Das Spiegel-Haus. In der
Hafencity in Hamburg (2011) ein bebildeter Architekturband aus der Deutschen
Verlagsanstalt DVA
Siehe auch:
Paul
Bonatz (1877-1956) Der Architekt des Stuttgarter Hauptbahnhof
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