Das
Buch ist wie ein Geschenk, vielleicht für Mitarbeiter im
Spiegelhaus gedacht. Zahlende Abonnenten könnten ebenfalls in
den Besitz gelangen. Inhaltlich geht es um den Neubau des
Spiegel Verlagshauses in der Hamburger Hafencity, wo auch das
Wochenmagazin und Zentralorgan "Der Spiegel" beheimatet ist.
Herausgegeben wurde der Band von Susanne Beyer und Martin Doerry.
"Der Spiegel" begründet den
Umzug in ein neues Gebäude, weil sich die gleichnamige
Verlagsgruppe in den letzten Jahren ständig vergrößert hat. Die
vorliegende Monografie will das architektonische Konzept und die
Bedeutung des Gebäudes für die Hamburger Hafen City näher
erläutern. Der Bildband verfügt über 144 bedruckte Seiten im
Format 24,6 x 22,6, ist also fast quadratisch in einem
freundlichen Bilderformat publiziert.
Zu den Ansprüchen der
Geschäftsführung im neuen Spiegel-Haus, die vorher 42 Jahre an
der Brandstwiete in Hamburg verbrachte, wo auch Rudolf Augstein
arbeitete, war, daß der Neubau höchsten ökologischen Ansprüchen
genügt. Das klingt vielversprechend um auf ein bedeutendes
Bauwerk dieser Höhe und Größe zu blicken. Das Gebäude hat vier
ungleich lange Seiten, wobei die Nordseite mit über 97 Metern
die längste ist. Die 14 Stockwerke erreichen eine Höhe von über
60 Meter.
Interessanterweise beginnt
das erste Kapitel mit einer Architekturkritik: "selbstbewußte
Architektur - eine Kritik" nennt sich das formal. Es folgt eine
Beschreibung zum Atrium als wesentlicher Bestandteil des
Gebäudes, wie auch die Kantine einbezogen wurde in den Kontext.
Der flirrende Raum beinhaltet das Interview mit Peter Ippolito,
der einer der Innenarchitekten der Kantine ist. Es folgen
Arbeitsplätze, die Konferenzräume und anderes mehr. Und eben das
was zu einem Neubau dieser Kategorie heutzutage dazugehört.
Skizze a und b
Atrium: Maass (keine Skizzen im Buch)
Entworfen
hat das Gebäude der dänische Architekt Henning Larsen, der durch
den Entwurf der Königlichen Oper in Kopenhagen bekannt wurde. Er
war aus einem Wettbewerb im Jahre 2007 als Gewinner
hervorgegangen.
Allein das Atrium im
Spiegel-Haus ist beeindruckend, eine rautenförmige Öffnung die
nach oben strebt, verbunden durch Querverstrebungen in Form von
Fußgängerbrücken durch die Atriumöffnung auf die
gegenüberliegende Seite. Das sind Abkürzungswege für die
Mitarbeiter, um nicht den langen Weg durch das Treppenhaus gehen
zu müssen. Weiß und holzgetäfelt abwechselnd auch über
verschiedene Stockwerke hinweg erschließen sich diese
Querverbindungen.
Manche der Arbeitsplätze im
Spiegel-Haus wirken luftig und haben viel Licht. Die Innenwand
gegenüber der Fensterfront ist verglast, so daß das Licht bis in
den Flur strömen kann. Zwischen den einzelnen Büros fehlen
Trennwände, die durch halbhohe Aktenkästen ersetzt wurden. Es
ist eine Form des Kombibüros, was hier präsentiert wird aus dem
Manager Magazin. Spiegel Online und Spiegel TV warten mit
neuestem technischen Standard auf. In die Decken integrierte
Beleuchtung sorgt für eine gleichmäßige Lichtverteilung in den
Konferenzräumen.
Erwähnung findet die Snackbar
im Neubau, der Umzug aus dem alten Gebäude mitsamt den
Dekorationen in die großen Fensterhöfe im Neubau verlagert, wird
etwas großspurig als "Umzug einer Stilikone" bezeichnet. Viel
rotes Licht im übrigen soll Atmosphäre bringen. Sehr stilvoll
eingerichtet!
Anschließend wird in mehreren
Beiträgen auf die Qualitäten der Hafencity Bezug genommen, indem
auf die Entstehung eines neuen Stadtteils hingewiesen wird.
Verhangener Himmel und backsteinrote Fassaden mit spitzen Türmen
überwiegen im Bild neben exklusiven und schwungvollen Neubauten
am Wasser gelegen. Auch ein historischer Rückblick ist
Bestandteil der Ausführungen.
Beeindruckend sind die
Baustellenbilder. Hier wurden 650 Betonpfähle zur Gründung in
den Boden gesetzt, ähnlich wie dies unter dem Neubau des
Frankfurter Städel von Schneider und Schumacher der Fall ist,
womit dem Gebäude ein sicherer Stand auf lehmigem Boden gegeben
werden soll. In Hamburg wurden die Pfähle zudem geothermisch
aktiviert. Die Gesamtbauzeit dauerte 3 Jahre. An den Gewerken
waren rund 50 Firmen beteiligt.
Es ist die Rede von Le
Corbusier dem Vorbild von Richard Meier und seinem
lichtdurchfluteten Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt. Das
Bauhaus wird aufgezählt in Bezug auf den Bau an der
Ericusspitze zwischen Elbphilharmonie und Bahnhofsareal, aber
kein Wort wird über die Kosten verloren. Wieviel Millionen das
Haus in der Hafencity
verursacht sowie zur Kostenplanung wird keinerlei Stellung
bezogen im repräsentativen Bildband.
Zuletzt sind aufklärende
Grundrisse abgebildet in einem Maßstab ca. 1:1000, was immer
noch groß genug für die abzudeckende Seitenfläche im Buch ist.
Außerdem sind eine Ansicht und ein Schnitt der Nord-Süd-Achse
mit abgebildet. Beide ziehen sich über das gesamte Gebäude. Es
könnten ruhig mehr Pläne mit Abbildung vorhanden sein, um bessere
Einsichten zu erlangen.
Das
Spiegel-Haus. In der Hafencity in Hamburg
Hrsg. Susanne Beyer und Martin Doerry
Deutsche Verlags-Anstalt, München
gebunden, 144 Seiten
1. Auflage, November 2011
Größe: 24,6 x 22,6 x 2 cm
Gewicht: 760g
ISBN: 978-3421038616
Siehe auch:
Architekturstadt
Stuttgart. Bauten - Debatten - Visionen (2012)Herausgegeben von
Amber Sayah im belser Verlag
und der Stuttgarter Zeitung |