Bright Star. Meine Liebe, Ewig (GB/AUS 2009)
romantischer Liebesfilm

Regie: Jane Campion

mit Ben Whishaw, Abbie Cornish, Paul Schneider, Kerry Fox, Thomas Brodie Sangster u.v.a.

Spieldauer 120 Minuten

Kinostart 24. Dezember 2009

Erzählt die Geschichte des englischen Dichters John Keats und seiner Liebe zu Fanny Brawne, bis zum tragischen Tod von Keats im Jahre 1821. Der Film gleicht einem romantischen Gedicht, schön anzuschauen in seiner Tragik einmal mehr zum Scheitern verurteilt.

  Text und Foto: Tobis  

 

Zu groß sind die Unterschiede zwischen der zwar klugen und schlagfertigen, aber nicht sonderlich gebildeten Schneiderin Fanny (Abbie Cornish) und dem jungen und sehr begabten, aber auch reichlich schwermütigen Poeten John (Ben Whishaw). Gleich von zwei Seiten wird ihre Beziehung skeptisch beobachtet: Fannys Mutter (Kerry Fox) ist in Sorge, weil John über keine finanziellen Mittel verfügt. Johns väterlichem Mentor Mr. Brown (Paul Schneider) missfällt die hübsche Fanny, weil er sie für eine bloße Ablenkung von der Dichtkunst hält. Immer wieder voneinander getrennt, bleibt den Liebenden nur ihr inniger Briefwechsel, um einander nah zu sein. Doch als John schwer erkrankt, spitzt sich die Lage dramatisch zu...

Es ist die Geschichte einer großen Liebe, die allen Konventionen und gesellschaftlichen Zwängen trotzt, die wild ist und entschlossen und zugleich so verwundbar und zerbrechlich. Eine Liebe, voller Sehnsucht, Leid und Entbehrung, der am Ende nur das Scheitern bleibt. Die Rolle des sensiblen und besonnenen Dichters John Keats spielt der genial besetzte Ben Whishaw (Das Parfüm, Wiedersehen mit Brideshead), Abbie Cornish (Somersault, Ein Gutes Jahr) als aufsässige und progressive Schneiderin Fanny Brawne, Paul Schneider (Elizabethtown, Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford) als Keats’ Freund – und Fannys Intimfeind – Mr. Brown sowie die wunderbare Kerry Fox (Intimacy, Sturm) als pflichtbewusste und doch verständige Mutter Fannys.

Beim Drehbuch zu BRIGHT STAR orientierte sich Oscar-Preisträgerin Jane Campion an der Keats-Biografie von Andrew Motion, der bei Campion auch Berater war. Spürbar ließ sich die Regisseurin von den kraftvollen Versen Keats leiten; entstanden ist ein Film wie ein Gedicht.

Produktionsnotizen

 

Die Liebe des romantischen Dichters John Keats zu Fanny Brawne inspirierte manche der schönsten Liebesbriefe aller Zeiten. Fanny, die älteste Tochter der Familie Brawne, kam Keats anfangs als kokett und oberflächlich vor. Aber in den Jahren 1819 und 1820, als er im Nachbarhaus im Londoner Vorort Hampstead lebte, erlebte er eine wahrhaftige Explosion dichterischer Kreativität, und er schuf einige seiner allerschönsten Gedichte, darunter „Ode auf eine griechische Urne“, „Ode auf die Melancholie“ und „Ode an eine Nachtigall“.

 

Das Paar verlobte sich – inoffiziell – im Oktober 1819, einen Hochzeitstag sollten sie jedoch niemals erleben. Der an Tuberkulose erkrankte Keats hatte den Rat erhalten, sich in einem wärmeren Klima zu erholen und brach 1820 nach Italien auf. Er sollte Fanny niemals wiedersehen. Er starb im Februar 1821 in Rom im Alter von nur 25 Jahren, zu diesem Zeitpunkt war er längst noch nicht als Dichter anerkannt. Das mutmaßlich letzte Gedicht, das er jemals schrieb, trug den Titel „An Fanny“.

 

Bright Star, der Titel des Films, ist gleichzeitig der Titel eines Liebesgedichts für Fanny Brawne („Leuchtender Stern“), das Keats auf das Vorsatzblatt seiner Shakespeare-Ausgabe schrieb. Die neuseeländische Regisseurin Jane Campion hatte schon seit Jahren davon geträumt, dieses Projekt zu verwirklichen. Sie waren so jung, es ist eine wahre Romeo-und-Julia-Geschichte, noch dazu eine, die äußerst gut dokumentiert ist. "Am Schluss konnte ich nur noch weinen. Die Geschichte ist so tragisch und von solcher Zartheit. Erst die Biografie verband mich wirklich mit seinen Gedichten. Nun wurde mir klar, dass er über sein Leben und über das, was er durchmachte, schrieb. An diesem Punkt war ich allerdings noch nicht so weit, dass ich konkrete Vorstellungen gehabt hätte, was für eine Art Film man aus dieser Geschichte machen könnte. Ich bin kein großer Freund von Filmbiografien, die einfach die wichtigsten Lebensstationen hintereinander reihen, ich brauchte einen bestimmten Blickwinkel.“

 

Campion entscheid sich dafür, Keats‘ Geschichte durch die Augen der weit weniger bekannten Fanny zu erzählen. Wir begegnen Keats, entdecken seine Dichtung und verlieren ihn wieder, genau wie Fanny, für zwei Jahre aus den Augen. Die Geschichte speist sich aus einer Vielzahl von Quellen, darunter Keats‘ Briefe und Gedichte sowie Andrew Motions bewegende, eindringliche Keats-Biografie.

 

Keats‘ Gedichte gaben dem Film auch seine Struktur, wie Campion erklärt: „Keats hat häufig Oden und Balladen geschrieben, und so kam ich darauf, dass ich mir die Geschichte von Fanny und Keats wie eine Ballade, also wie ein erzählerisches Gedicht, vorstellte.“

 

Der Film hält sich so weit an die Fakten wie nur möglich. „Ich musste allerdings die Geschichte zwischen den Fakten hinzudichten“, sagt Campion: „Ich war sehr darauf bedacht, mich zurückzunehmen und dem Geist dieser beiden außerordentlichen Menschen treu zu bleiben. Keats war ein im Umgang freundlicher Mensch, seine Persönlichkeit, seine Verspieltheit, die ich in seinen Briefen las, kamen mir sehr vertraut vor. Weil aber Keats die Briefe, die er von Fanny bekommen hatte, zerstört hat, gab es in ihrem Fall weniger, woran ich mich halten konnte, um ihre Figur zu entwickeln.

 

Campions langjährige Mitarbeiterin Jan Chapman (Das Piano) produzierte den Film und beriet sich mit Campion bei der Entwicklung des Drehbuchs, nachdem die Produktionsfirma Pathé ihre Beteiligung zugesagt hatte.

 

 

Keats väterlicher Mentor Mr. Brown (Paul Schneider)

Jan Chapman weiter: „Dieser Film ist eine wahre Co-Produktion, einfach, weil sich das alles ganz zwanglos ergab. Screen Australia kam als Investor dazu, nachdem Pathé schon dabei war, und dann folgten BBC Films, der ,New Cinema Fund‘ des UK Film Council, das New South Wales Film and Television Office und Hopscotch International.“ Nachdem die Entscheidung gefallen war, in Großbritannien zu drehen, holte Chapman noch die englische Produzentin Caroline Hewitt.

 

Campions Vorstellung davon, wie diese Geschichte zu erzählen wäre, war eine völlig andere als die der üblichen, oft etwas steifen Art von Literaturverfilmung nach britischer Art: „Janes Drehbuch rührt einen ganz direkt an“, erklärt Hewitt: „Dass es sich um einen historischen Stoff handelt, nimmt ihm nichts von seiner Unmittelbarkeit und Emotionalität. Der Film macht nicht viel Aufhebens um sich – er ist minimalistisch, aber wunderschön.“

 

Auch Ben Whishaw und Abbie Cornish, die beiden Hauptdarsteller, trugen dazu bei, dass die Geschichte, die im Jahre 1818 beginnt, alles andere als gestrig wirkt. Chapman bemerkt, dass die Besetzung der Rollen ganz wesentlich gewesen sei: „Wir wollten die Freiheit haben, die Schauspieler unserer Wahl zu besetzen, und es ergab sich so, dass wir Schauspieler aus beiden beteiligten Ländern gewählt haben. Abbie und Ben sind einfach ganz außergewöhnlich. Sie haben das weit übertroffen, was wir uns in unseren wildesten Träumen ausgemalt hatten, wie lebensecht diese Figuren wirken könnten.“

 

Als Kameramann wählte Campion den 32-jährigen Greig Fraser, mit dem sie schon bei „The Water Diary“ zusammengearbeitet hatte, ein Kurzfilm, der im Auftrag der Vereinten Nationen entstanden war. „Mich hatte der Ton und die Zärtlichkeit seiner Arbeit mit Licht und Kamera sehr beeindruckt und mit Greig dann tatsächlich zusammenzuarbeiten, war wie eine Erleuchtung. Er ist genauso unermüdlich wie ich, vielleicht sogar noch hartnäckiger, wenn es darum geht, die besten Motive zu finden und den Film so gut wie nur eben möglich zu machen.“

 

Die Dreharbeiten fanden im April und Mai 2008 an Originalschauplätzen der englischen Grafschaft Bedfordshire in Hyde House statt, abgesehen von einem zusätzlichen Drehtag in Rom. „Es war wunderbar, neun Wochen lang an einem einzigen Drehort bleiben zu können“, sagt Chapman. „Dieses Anwesen hatte alles, was wir brauchten: die beiden Häuser, die für die Geschichte benötigt wurden und dazu noch die unglaublich tolle Gartenanlage.“

 

Campion fügt hinzu: „Wir haben sehr viel recherchiert, aber es sind gar nicht mehr so viele Häuser vom Beginn des 19. Jahrhunderts übrig in England. Hyde House war das erste Anwesen, das wir uns angeschaut haben. Bei unserer Erkundungstour sind wir auch ins Obergeschoss des Hauses gegangen und sahen dort ein altes Foto von einer Familie, die gerade aus dem Pub des Ortes kommt, und ich konnte erkennen, dass der Pub ,Bright Star‘ hieß. Wenn das kein Zeichen war! Das Tolle daran, an ein- und demselben Ort zu drehen, ist, dass man miterlebt, wie er sich im Lauf der Jahreszeiten wandelt, wie der Weg durch die Glockenblumen aussieht, wie im Frühling die Knospen der Bäume aufbrechen und die Wiesen mit Osterglocken übersät sind, was den ganzen Ort regelrecht verzaubert. Ich hoffe, wir haben etwas davon in den Film hinüberretten können!“

 

Campion kam es auch sehr darauf an, dass die Kamera nicht durch trickreiche Blickwinkel und gewagte Einstellungen von der Geschichte ablenkte, sie wollte eine klassische Herangehensweise: „Ich habe mir einige Filme von Bresson angeschaut und dabei bewundert, wie einfach und schön sie waren und wie sie es dem Zuschauer gestatteten, sich ein eigenes Bild von dem zu machen, was er da sah.“

 

   Insel Buch Leseprobe >>

 

 

 

Bright Star - Die Geschichte von John Keats und Fanny Brawne

Mit einem Vorwort von Jane Campion und zahlreichen farbigen Fotografien aus dem Film

Erschienen: 16.11.2009
insel taschenbuch 3487, broschiert, 222 Seiten
ISBN: 978-3-458-35187-0

Größe: 17,6 x 10,8 x 1,4 cm

 

 
Besetzung

Fanny Brawne  -  ABBIE CORNISH
John Keats  - BEN WHISHAW
Mr. Brown  -  PAUL SCHNEIDER
Mrs. Brawne  -  KERRY FOX
Toots  -  EDIE MARTIN
Samuel  - THOMAS BRODIE SANGSTER
Maria Dilke  -  CLAUDIE BLAKLEY
Charles Dilke  -  GERARD MONACO
Abigail  -  ANTONIA CAMPBELL-HUGHES
Reynolds  -  SAMUEL ROUKIN
Reynolds Schwestern  -  AMANDA HALE und LUCINDA RAIKES

 

 

PATHÉ, SCREEN AUSTRALIA, BBC FILMS und das UK FILM COUNCIL präsentieren in Zusammenarbeit mit NEW SOUTH WALES FILM AND TELEVISION OFFICE und HOPSCOTCH INTERNATIONAL eine JAN CHAPman PRODUCTION in Zusammenarbeit mit CAROLINE HEWITT

 

 

 

 

 

Stab

Regie:  JANE CAMPION
Drehbuch:  JANE CAMPION
nach ANDREW MOTIONS Biografie „KEATS“
Beratung:  ANDREW MOTION
Produktion:  JAN CHAPMAN, CAROLINE HEWITT
Ausführende Produktion:  FRANÇOIS IVERNEL, CAMERON MCCRACKEN, CHRISTINE LANGAN, DAVID M. THOMPSON
Kamera:  GREIG FRASER
Schnitt: ALEXANDRE DE FRANCESCHI A.S.E.
Kostüme und Szenenbild: JANET PATTERSON
Bauten: DAVID HINDLE
Musik: MARK BRADSHAW
Casting: NINA GOLD
Maske: KONNIE DANIEL
Synchronregie: ELIZABETH VON MOLO
Synchronstudio: BERLINER SYNCHRON AG

 

 

Titelseite

vom 23. Dezember 2009