Zu
groß sind die Unterschiede zwischen der zwar klugen und schlagfertigen,
aber nicht sonderlich gebildeten Schneiderin Fanny (Abbie Cornish) und
dem jungen und sehr begabten, aber auch reichlich schwermütigen Poeten
John (Ben Whishaw). Gleich von zwei Seiten wird ihre Beziehung skeptisch
beobachtet: Fannys Mutter (Kerry Fox) ist in Sorge, weil John über keine
finanziellen Mittel verfügt. Johns väterlichem Mentor Mr. Brown (Paul
Schneider) missfällt die hübsche Fanny, weil er sie für eine bloße
Ablenkung von der Dichtkunst hält. Immer wieder voneinander getrennt,
bleibt den Liebenden nur ihr inniger Briefwechsel, um einander nah zu
sein. Doch als John schwer erkrankt, spitzt sich die Lage dramatisch
zu...
Es ist die
Geschichte einer großen Liebe, die allen Konventionen und
gesellschaftlichen Zwängen trotzt, die wild ist und entschlossen und
zugleich so verwundbar und zerbrechlich. Eine Liebe, voller Sehnsucht,
Leid und Entbehrung, der am Ende nur das Scheitern bleibt. Die Rolle des
sensiblen und besonnenen Dichters John Keats spielt der genial besetzte
Ben Whishaw (Das Parfüm, Wiedersehen mit Brideshead),
Abbie Cornish
(Somersault, Ein Gutes Jahr) als aufsässige und progressive Schneiderin
Fanny Brawne, Paul Schneider (Elizabethtown, Die Ermordung des Jesse
James durch den Feigling Robert Ford) als Keats’ Freund – und Fannys
Intimfeind – Mr. Brown sowie die wunderbare Kerry Fox (Intimacy, Sturm)
als pflichtbewusste und doch verständige Mutter Fannys.
Beim Drehbuch zu
BRIGHT STAR orientierte sich Oscar-Preisträgerin Jane Campion an
der Keats-Biografie von Andrew Motion, der bei Campion auch Berater war.
Spürbar ließ sich die Regisseurin von den kraftvollen Versen Keats
leiten; entstanden ist ein Film wie ein Gedicht.
Produktionsnotizen
Die Liebe des
romantischen Dichters John Keats zu Fanny Brawne inspirierte manche der
schönsten Liebesbriefe aller Zeiten. Fanny, die älteste Tochter der
Familie Brawne, kam Keats anfangs als kokett und oberflächlich vor. Aber
in den Jahren 1819 und 1820, als er im Nachbarhaus im Londoner Vorort
Hampstead lebte, erlebte er eine wahrhaftige Explosion dichterischer
Kreativität, und er schuf einige seiner allerschönsten Gedichte,
darunter „Ode auf eine griechische Urne“, „Ode auf die Melancholie“ und
„Ode an eine Nachtigall“.
Das Paar verlobte sich
– inoffiziell – im Oktober 1819, einen Hochzeitstag sollten sie jedoch
niemals erleben. Der an Tuberkulose erkrankte Keats hatte den Rat
erhalten, sich in einem wärmeren Klima zu erholen und brach 1820 nach
Italien auf. Er sollte Fanny niemals wiedersehen. Er starb im Februar
1821 in Rom im Alter von nur 25 Jahren, zu diesem Zeitpunkt war er
längst noch nicht als Dichter anerkannt. Das mutmaßlich letzte Gedicht,
das er jemals schrieb, trug den Titel „An Fanny“.
Bright Star,
der Titel des Films, ist gleichzeitig der Titel eines Liebesgedichts für
Fanny Brawne („Leuchtender Stern“), das Keats auf das Vorsatzblatt
seiner Shakespeare-Ausgabe schrieb. Die neuseeländische Regisseurin Jane
Campion hatte schon seit Jahren davon geträumt, dieses Projekt zu
verwirklichen. Sie waren so jung, es ist eine wahre
Romeo-und-Julia-Geschichte, noch dazu eine, die äußerst gut dokumentiert
ist. "Am Schluss konnte ich nur noch weinen. Die Geschichte ist so
tragisch und von solcher Zartheit. Erst die Biografie verband mich
wirklich mit seinen Gedichten. Nun wurde mir klar, dass er über sein
Leben und über das, was er durchmachte, schrieb. An diesem Punkt war ich
allerdings noch nicht so weit, dass ich konkrete Vorstellungen gehabt
hätte, was für eine Art Film man aus dieser Geschichte machen könnte.
Ich bin kein großer Freund von Filmbiografien, die einfach die
wichtigsten Lebensstationen hintereinander reihen, ich brauchte einen
bestimmten Blickwinkel.“
Campion
entscheid sich dafür, Keats‘ Geschichte durch die Augen der weit weniger
bekannten Fanny zu erzählen. Wir begegnen Keats, entdecken seine
Dichtung und verlieren ihn wieder, genau wie Fanny, für zwei Jahre aus
den Augen. Die Geschichte speist sich aus einer Vielzahl von Quellen,
darunter Keats‘ Briefe und Gedichte sowie Andrew Motions bewegende,
eindringliche Keats-Biografie.
Keats‘
Gedichte gaben dem Film auch seine Struktur, wie Campion erklärt: „Keats
hat häufig Oden und Balladen geschrieben, und so kam ich darauf, dass
ich mir die Geschichte von Fanny und Keats wie eine Ballade, also wie
ein erzählerisches Gedicht, vorstellte.“
Der Film hält sich so
weit an die Fakten wie nur möglich. „Ich musste allerdings die
Geschichte zwischen den Fakten hinzudichten“, sagt Campion: „Ich war
sehr darauf bedacht, mich zurückzunehmen und dem Geist dieser beiden
außerordentlichen Menschen treu zu bleiben. Keats war ein im Umgang
freundlicher Mensch, seine Persönlichkeit, seine Verspieltheit, die ich
in seinen Briefen las, kamen mir sehr vertraut vor. Weil aber Keats die
Briefe, die er von Fanny bekommen hatte, zerstört hat, gab es in ihrem
Fall weniger, woran ich mich halten konnte, um ihre Figur zu entwickeln.
Campions
langjährige Mitarbeiterin Jan Chapman (Das Piano) produzierte den Film und beriet sich mit Campion bei der Entwicklung des
Drehbuchs, nachdem die Produktionsfirma Pathé ihre Beteiligung zugesagt
hatte.
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Keats väterlicher Mentor Mr.
Brown (Paul Schneider) |
Jan Chapman weiter:
„Dieser Film ist eine wahre Co-Produktion, einfach, weil sich das alles
ganz zwanglos ergab. Screen Australia kam als Investor dazu, nachdem
Pathé schon dabei war, und dann folgten BBC Films, der ,New Cinema Fund‘
des UK Film Council, das New South Wales Film and Television Office und
Hopscotch International.“ Nachdem die Entscheidung gefallen war, in
Großbritannien zu drehen, holte Chapman noch die englische Produzentin
Caroline Hewitt.
Campions Vorstellung
davon, wie diese Geschichte zu erzählen wäre, war eine völlig andere als
die der üblichen, oft etwas steifen Art von Literaturverfilmung nach
britischer Art: „Janes Drehbuch rührt einen ganz direkt an“, erklärt
Hewitt: „Dass es sich um einen historischen Stoff handelt, nimmt ihm
nichts von seiner Unmittelbarkeit und Emotionalität. Der Film macht
nicht viel Aufhebens um sich – er ist minimalistisch, aber wunderschön.“
Auch
Ben Whishaw und Abbie Cornish, die beiden Hauptdarsteller,
trugen dazu bei, dass die Geschichte, die im Jahre 1818 beginnt, alles
andere als gestrig wirkt. Chapman bemerkt, dass die Besetzung der Rollen
ganz wesentlich gewesen sei: „Wir wollten die Freiheit haben, die
Schauspieler unserer Wahl zu besetzen, und es ergab sich so, dass wir
Schauspieler aus beiden beteiligten Ländern gewählt haben. Abbie und Ben
sind einfach ganz außergewöhnlich. Sie haben das weit übertroffen, was
wir uns in unseren wildesten Träumen ausgemalt hatten, wie lebensecht
diese Figuren wirken könnten.“
Als Kameramann wählte
Campion den 32-jährigen Greig Fraser, mit dem sie schon bei „The Water
Diary“ zusammengearbeitet hatte, ein Kurzfilm, der im Auftrag der
Vereinten Nationen entstanden war. „Mich hatte der Ton und die
Zärtlichkeit seiner Arbeit mit Licht und Kamera sehr beeindruckt und mit
Greig dann tatsächlich zusammenzuarbeiten, war wie eine Erleuchtung. Er
ist genauso unermüdlich wie ich, vielleicht sogar noch hartnäckiger,
wenn es darum geht, die besten Motive zu finden und den Film so gut wie
nur eben möglich zu machen.“
Die
Dreharbeiten fanden im April und Mai 2008 an Originalschauplätzen der
englischen Grafschaft Bedfordshire in Hyde House statt, abgesehen von
einem zusätzlichen Drehtag in Rom. „Es war wunderbar, neun Wochen lang
an einem einzigen Drehort bleiben zu können“, sagt Chapman. „Dieses
Anwesen hatte alles, was wir brauchten: die beiden Häuser, die für die
Geschichte benötigt wurden und dazu noch die unglaublich tolle
Gartenanlage.“
Campion
fügt hinzu: „Wir haben sehr viel recherchiert, aber es sind gar nicht
mehr so viele Häuser vom Beginn des 19. Jahrhunderts übrig in England.
Hyde House war das erste Anwesen, das wir uns angeschaut haben. Bei
unserer Erkundungstour sind wir auch ins Obergeschoss des Hauses
gegangen und sahen dort ein altes Foto von einer Familie, die gerade aus
dem Pub des Ortes kommt, und ich konnte erkennen, dass der Pub ,Bright
Star‘ hieß. Wenn das kein Zeichen war! Das Tolle daran, an ein- und
demselben Ort zu drehen, ist, dass man miterlebt, wie er sich im Lauf
der Jahreszeiten wandelt, wie der Weg durch die Glockenblumen aussieht,
wie im Frühling die Knospen der Bäume aufbrechen und die Wiesen mit
Osterglocken übersät sind, was den ganzen Ort regelrecht verzaubert. Ich
hoffe, wir haben etwas davon in den Film hinüberretten können!“
Campion
kam es auch sehr darauf an, dass die Kamera nicht durch trickreiche
Blickwinkel und gewagte Einstellungen von der Geschichte ablenkte, sie
wollte eine klassische Herangehensweise: „Ich habe mir einige Filme von
Bresson angeschaut und dabei bewundert, wie einfach und schön sie waren
und wie sie es dem Zuschauer gestatteten, sich ein eigenes Bild von dem
zu machen, was er da sah.“
Insel Buch Leseprobe >>
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Bright Star - Die Geschichte von
John Keats und Fanny Brawne
Mit einem Vorwort von Jane Campion
und zahlreichen farbigen Fotografien aus dem Film
Erschienen: 16.11.2009
insel taschenbuch 3487, broschiert, 222 Seiten
ISBN: 978-3-458-35187-0
Größe: 17,6 x 10,8 x 1,4 cm
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Besetzung
Fanny Brawne - ABBIE CORNISH
John Keats - BEN WHISHAW
Mr. Brown - PAUL SCHNEIDER
Mrs. Brawne - KERRY FOX
Toots - EDIE MARTIN
Samuel - THOMAS BRODIE SANGSTER
Maria Dilke - CLAUDIE BLAKLEY
Charles Dilke - GERARD MONACO
Abigail - ANTONIA CAMPBELL-HUGHES
Reynolds - SAMUEL ROUKIN
Reynolds Schwestern - AMANDA HALE und LUCINDA RAIKES
PATHÉ, SCREEN AUSTRALIA, BBC FILMS und das UK FILM COUNCIL
präsentieren in Zusammenarbeit mit
NEW SOUTH WALES FILM AND
TELEVISION OFFICE und
HOPSCOTCH INTERNATIONAL
eine JAN CHAPman
PRODUCTION in Zusammenarbeit mit
CAROLINE HEWITT
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Stab
Regie: JANE CAMPION
Drehbuch: JANE CAMPION
nach ANDREW MOTIONS Biografie „KEATS“
Beratung: ANDREW MOTION
Produktion: JAN CHAPMAN, CAROLINE HEWITT
Ausführende Produktion: FRANÇOIS IVERNEL, CAMERON
MCCRACKEN, CHRISTINE LANGAN, DAVID M. THOMPSON
Kamera: GREIG FRASER
Schnitt: ALEXANDRE DE FRANCESCHI A.S.E.
Kostüme und Szenenbild: JANET PATTERSON
Bauten: DAVID HINDLE
Musik: MARK BRADSHAW
Casting: NINA GOLD
Maske: KONNIE DANIEL
Synchronregie: ELIZABETH VON MOLO
Synchronstudio: BERLINER SYNCHRON AG
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