Ergänzt
werden die sechs mal zehn Minuten Lese-Inhalt durch mehrere Diagramme,
die das Verständnis schärfen über Zusammenhänge in Strom- und
Energiewirtschaft. Am Anfang steht das
Einmaleins der Strombegriffe, womit sich auch der Unkundige in eine
leicht verständliche Materie einlesen kann. Dabei geht es jedoch nicht
darum, wer gerade der günstigste Stromanbieter auf dem Markt ist. Solche
Empfehlungen werden gewissentlich ausgelassen. Als erstes geht
es um erneuerbare Energien. Ein 10minütiges Referat auf 16 Seiten
berichtet über Wasserkraft, Windkraft und Photovoltaik. Wartet mit
Zahlen auf, wonach die USA die höchste Leistung erbringen bei der
Energiegewinnung durch Windkraft. Eine historische Herleitung
aus dem 19. Jahrhundert bis hin zur aerodynamischen Anwendung von
Dynamos in Windkraftanlagen seit den 1950er Jahren werden knapp
umschrieben. Der Ausbau der Windkraft ging schnell, was bis 1991 nur
marginal war.
Gefolgt von 10 Minuten
Kohle und Gas. Im Streit um Reserven und Ressourcen kommen die
Autoren aufgrund der Erhebungen beim Bundesamt für Geowissenschaften und
Rohstoffe zu dem Ergebnis, daß diese noch 125 Jahre vorrätig sind und
dann als Energieressource versiegen. Die schematische Darstellung wie
ein Kohlekraftwerk aufgebaut ist, kommt zu dem Schluß, daß immer nach
dem gleichen Prinzip gearbeitet wird: Luft wird verdichtet, mit
brennbarem Gas gemischt, entzündet und beschleunigt. Große Probleme
bereitet hierbei der CO2
Ausstoß. Die Antwort zeigt technologische Neuerungen auf, die Sorge zur
Verbesserung tragen, wie dies im übrigen auch auf andere Technologien
zutrifft. Das kann jedoch leicht ins Auge gehen, nämlich dann, wenn die
versprochenen Neuerungen ausbleiben.
"Energie in 60 Minuten" ist
aber auch dann noch kritisch genug, um Gefahren zu erkennen, die mit
Technik und Mensch unwiederbringlich verknüpft bleiben. Die
vieldiskutierte Kraft-Wärme Kopplung wird in diesem Zusammenhang
erwähnt.
10 Minuten Atomenergie
trägt den Untertitel Allmachtsfantasie oder "German Angst". Es wird die
Frage gestellt, wie die Deutschen dazu kommen auf Atomenergie verzichten
zu wollen? - ganz einfach, Atomkraft ist viel zu gefährlich und
wer nicht mit den dramatischen Konsequenzen rechnet, der hat die Zukunft
verschlafen. Die Argumente gegen Atomkraft im Buch wirken
konstruiert, wenn gesagt wird, die Proteste der 1970er Jahre seien
vorüber. Heute gehe es um die Verringerung im CO2 Ausstoß. Der Atommüll
durchlaufe erst eine Serie an Aufbereitungsschritten, bevor ein Endlager
gefunden werden muß.
Weiterführend ist der
Beitrag 10 Minuten Netz und Transport. Hier werden Vergleiche
gezogen, wann und wieviel Strom zur Verfügung steht. Das Just-in-Time-Prinzip geht davon aus, daß immer gleich viel Strom
vorhanden ist. Hier wird das Bild von einem See genommen, der immer exakt den gleichen
Wasserstand halten muß. In den See münden zahlreiche Rohre, die frisches
Wasser zuführen. Was hier zu kurz kommt, ist die Stromversorgung durch
Selbst- oder Eigenerzeugung. Vielmehr argumentieren die Autoren mit einer
Vorstellung, die ausschließlich von der industriell geprägten
Gesellschaft ausgeht und sich damit in permanenter Produktion befindet. Höhen und Tiefen
sind beinahe ausgeschlossen. Ziel ist die gleichmäßige und
vereinheitlichte Versorgung mit der Ware Strom, praktisch aus dem
Discount. Unterstützt wird die Feststellung durch Diagramme mit dem
Durchschnittsverbrauch je Tag. Intelligente Netze smart grids
berücksichtigen immerhin, daß in Zukunft weniger große Anbieter aber
mehr kleine auf dem Verbrauchermarkt erscheinen werden, so daß sich
Verbraucher und Produzenten mehr und mehr mischen.
der nächste 10 Minuten
Abschnitt handelt um Strom und Preise. Das ist ein weites Feld,
womit sich die Autoren allerdings nur knapp beschäftigen, zumindest wenn
es um die großen Anbieter in der Branche geht. Ganz unabhängig sind die
Herausgeber, Thomas Kästner und Andreas Kießling, hier aber auch nicht,
die auf dem Rückendeckel als qualifizierte E.ON-Mitabeiter spezifiziert
werden. Energie- oder Brotpreise, Monopol oder Markt, was kostet der
Strom? Die wirtschaftliche Seite ist ein grundlegender Faktor in den
Überlegungen und bei der Ursachenbekämpfung, die angestellt werden,
womit sich anhängende Diskussionen auseinandersetzen.
10 Minuten Zukunft der
Technik klingt erst einmal übertrieben. Es geht an erster Stelle um
die Effizienz. Allein spritsparende Autos können nicht die Lösung sein.
Autos dürfen überhaupt keinen Sprit mehr verwenden, lautet die Forderung
eines ehemaligen SAP-Vorstandes. Solartechnik und Wüstenstrom gehört die
Zukunft, wenn es nach "Energie in 60 Minuten" geht. Die Kernfusion
dagegen ist noch am weitesten von einer fortschrittlichen Entwicklung
entfernt.
Rigide
Frage bei den Autoren am Schluß:
Was ist zu tun? Abhilfe
schafft eine Zukunftsvision vom 01. Oktober 2030. Die Ausmalung eines
Szenarios erklärt: der Haussegen in Düsseldorf hängt schief, weil immer
wieder die gleiche Diskussion von vorne beginnt. Strom speichern geht,
aber wie am besten bewerkstelligen?
Im Anschluß folgt ein
Serviceteil mit Internetadressen der im Bundestag vertretenen
Parteien, Umweltschutz-Organisationen, verschiedene Statistik-Anbieter
sowie die Adressen diverser Wirtschaftsinstitutionen.
Energie in 60 Minuten
Ein Reiseführer durch die Stromwirtschaft
Herausgegeben von Thomas Kästner
und Andreas Kießling
VS Verlag für Sozialwissenschaften, GWV Fachverlage, Wiesbaden
1. Auflage (September 2009)
120 Seiten, broschiert
Größe: 19,2 x 12,6 x 0,8 cm
Gewicht: 150g
ISBN-10: 3531170589
ISBN-13: 978-3531170589
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