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Johanna
(Johanna Wokalek) in Amt und Würden |
Der Film teilt sich in zwei große Teile, die sehr
unterschiedlich geartet sind. Der erste Teil beschreibt den
Lebensweg Johannas aus den ärmlichen Verhältnissen in Franken ab dem
Jahr 814. Als sie nach langer Reise in die pompöse Stadt Rom gelangt,
beginnt der zweite Teil. Die Stadt der Verkleidungen wirkt fast
künstlich wie eine Harlekinade. Intrigen bestimmen das
Tagesgeschehen. Die Schauspielerin Johanna Wokalek verstärkt den
Eindruck eines Harlekins durch ihre Mime. Bei der tiefen Off-Stimme
aus dem Hintergrund wird nicht deutlich, männlich oder
weiblich. Klingt nur tief. Eine gehörige Portion Comedy ist dabei,
besonders wenn der Komiker John Goodman als Papst Sergius auf die
Bühne tritt. Der Aufwand der für die Produktion betrieben wurde,
gilt als kostspielig in der deutschen Filmgeschichte. Bemerkenswert
ist die Schlußszene im Film, wenn Johanna während einer Prozession
hinstürzt und viel Blut verliert. Ein erstes Indiz, daß sie kein
Mann sondern eine Frau ist, die gerade vor der Geburt ihres ersten
Kindes steht.
Besetzung
Johanna - Johanna Wokalek
Gerold - David Wenham
Papst Sergius - John Goodman
Dorfpriester - Iain Glen
Aesculapius - Edward Petherbridge
Anastasius - Anatole Taubman
Johanna (10-14 Jahre) - Lotte Flack
Johanna (6-9 Jahre) - Tigerlily Hutchinson
Gudrun - Jördis Triebel
Kaiser Lothar - Alexander Held
Arsenius - Oliver Cotton
Arighis - Nicholas Woodeson
Richild - Claudia Michelsen
Bischof Fulgentius - Oliver Nägele
Abt von Fulda - Christian Redl
Odo - Marc Bischoff
Bischof Arnaldo - Suzanne Bertish
Benjamin - Tom Strauss
Aio - Ian Gelder
Johannes (13–19 Jahre) - Jan-Hendrik Kiefer
Matthias (12 Jahre) - Sandro Lohmann
Produktionsnotizen |
Stab
Regie: Sönke Wortmann
Drehbuch: Heinrich Hadding, Sönke Wortmann
Nach dem Roman von Donna Woolfolk Cross
Produzenten: Martin Moszkowicz, Oliver Berben
Ausführende Produzentin: Christine Rothe
Co-Produzenten: Herman Weigel, Norbert Sauer, Faruk Alatan
Edmon Roch
Redaktion: Doris J. Heinze / NDR, Jana Brandt / MDR
Michael Schmidl / SWR, Barbara Buhl / WDR
Jörn Klamroth / DEGETO
Bildgestaltung: Tom Fährmann
Schnitt: Hans Funck
Musik: Marcel Barsotti
Szenenbild: Bernd Lepel
Kostümbild: Esther Walz
Maske: Hasso von Hugo
Besetzung: Toby Whale, CDG
Anja Dihrberg, BVC
Produktionsleitung: Silvia Tollmann
Förderer:
DeutscherFilmFörderFonds, Filmstiftung NRW, FilmFernsehFonds
Bayern,
Mitteldeutsche Medienförderung,
Filmförderungsanstalt |
Das
Buch zum Film
Der Roman „Die Päpstin“
der amerikanischen Autorin Donna Woolfolk Cross entwickelte sich
schon bald nach seinem Erscheinen 1996 zu einem internationalen
Bestseller. Allein in Deutschland wurden über fünf Millionen
Exemplare der „Päpstin“ als Buch oder Hörbuch verkauft; der Roman
gehört damit zu den Top Ten der meistverkauften Bücher in
Deutschland.
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Gudrun (Jördis
Triebel) nimmt ihre Tochter Johanna (Lotte Flack) vor dem
strengen Vater in Schutz. |
Um sicherzustellen, dass
es am Ende einen Film über die Päpstin geben würde, mit dem auch die
Schöpferin der Figur einverstanden sein würde, nahm Moszkowicz als
erstes Kontakt zu Donna Woolfolk Cross auf und reiste zu ihr in die
USA. „Zu Donna Cross“, erzählt Martin Moszkowicz, „hatte ich gleich
einen sehr guten Kontakt. Sie war von Anfang an stark in die
Drehbucharbeit – damals noch mit Volker Schlöndorff und Herman
Weigel - involviert.“ Er beschreibt die Schriftstellerin als „eine
sehr intelligente Frau, die genau weiß, was sie will und die sich
bei dem Thema des Romans so auskennt wie niemand sonst.“ "Dass sie
so eingebunden war", erklärt Oliver Berben, „hat mit vertraglichen
Verpflichtungen gar nichts zu tun gehabt; sie ist einfach eine
Person, die das Projekt bis zuletzt in einer wunderbaren Art und
Weise unterstützt hat.“
Nachdem die Constantin
Film sich von Volker Schlöndorff getrennt hatte, übernahmen Sönke
Wortmann und sein Co-Autor Heinrich Hadding die Entwicklung des
Drehbuchs. Ihnen war klar, dass sie nicht nur Johannas Jahre in Rom
und ihre Amtszeit als Päpstin in den Mittelpunkt rücken, sondern
auch einen Schwerpunkt auf ihre Kindheit und Jugend legen wollten.
Moszkowicz: „Sie haben alle bisherigen Drehbuchfassungen
beiseitegelegt und sind ganz nah am Roman, ganz nah an der Figur
geblieben.“
Drei Johannas und viele große Namen: die Besetzung
Die Frage, die von
Beginn an alle Beteiligten im Hinterkopf hatten, lautete: Wer soll
Johanna spielen? Diese so starke, aber auch so widersprüchliche
Figur: eine Frau, die die Disziplin und Willensstärke aufbringt,
jahrelang unerkannt als Mann zu leben und die sich doch der Macht
der Liebe zu Graf Gerold beugen muss; eine Frau, deren höchstes Ziel
die Nähe zu Gott ist und dabei doch lernt, ihre Ziele höchst
weltlich durchzusetzen. Eine solche Figur braucht eine Darstellerin,
die große Emotionen, aber auch feine Nuancen glaubhaft darstellen
kann und die gleichzeitig in der Lage ist, so einen Film zu tragen.
Viele Namen, auch die internationaler Stars, waren zeitweilig in der
Diskussion; relativ rasch jedoch kam Johanna Wokalek in die
Favoritenrolle. Die renommierte Bühnenschauspielerin hatte nicht
zuletzt durch ihre Hauptrolle in Til Schweigers Erfolgsfilm BARFUSS
(2005) bewiesen, dass sie auch ein breites Kinopublikum begeistern
kann.
Mit Tigerlily
Hutchinson spielt eine junge englische Darstellerin Johanna im Alter
von fünf Jahren, und die Deutsche Lotte Flack, die schon in
verschiedenen Fernsehfilmen und der TV-Serie „Die Pfefferkörner“ vor
der Kamera gestanden hatte, übernahm die Rolle der Johanna ab dem
Alter von zehn Jahren. „Alle Johanna-Darstellerinnen so zu vereinen
– das war wirklich ein großer Wurf“, sagt Oliver Berben.
Macht das dreckiger! – Wie das Mittelalter beim Dreh lebendig wurde
Bei einem so
internationalen Cast stand von vornherein fest, dass ausschließlich
auf Englisch gedreht werden würde. Die Schwierigkeiten, die sich
Wortmann vor Drehstart ausgemalt hatte, stellten sich aber als
minimal heraus: „Ich hätte vorher immer gesagt, ich drehe lieber in
Deutsch, weil ich da im Umgang mit den Schauspielern ganz andere
Nuancen ausprobieren kann; ich habe aber festgestellt, dass die auch
auf diese Weise sehr genau verstehen, was ich will.“ Insgesamt
standen den Darstellern und der Crew 60 Drehtage bevor, die in
Sachsen-Anhalt, in der Eifel und für einen Großteil der Rom-Szenen
im marokkanischen Ouarzazate stattfanden.
Der große Aufwand,
einen solchen Historienfilm zu drehen, machte sich besonders in
Abteilungen wie Kostüm und Produktionsdesign bemerkbar. Den Bauten
von Produktionsdesigner Bernd Lepel und seinem Team war eine
intensive Recherche vorausgegangen, um sowohl Johannas abgelegenes
Dorf als auch Klöster und Städte möglichst authentisch
nachzubilden, damit sich der Zuschauer gleich mitten ins 9.
Jahrhundert hineinversetzt fühlt. Und dazu gehört auch, wie Sönke
Wortmann erzählt, der Schmutz. Die mittelalterlichen Kostüme, die
unter der Leitung von Esther Walz, in Rumänien neu angefertigt
wurden, mussten vor ihrem Einsatz im Film künstlich altern. Wortmann
berichtet: „Es fiel ihnen dann schon schwer, die durch den Schmutz
zu ziehen und fast wieder kaputt zu machen. Aber ich habe immer
gesagt: Macht das dreckiger! – Das Mittelalter ist dreckig, das kann
man ruhig sehen!“
Der authentische
Dreck hatte auch irgendwo seine Grenzen, wie Wortmann zugibt. Zum
Beispiel wurde darauf verzichtet, den Darstellern schadhafte Gebisse
zu verpassen, wie es für die damalige Zeit sicher typisch war: „Man
muss dann dem Medium auch ein bisschen Tribut zollen. Der Zuschauer
soll sich einigermaßen verlieben können, und da wären schlechte
Zähne doch eher hinderlich.“ Aber auch ohne künstliche Zahnlücken
war der technische Aufwand enorm.
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Der Leiter
der Domschule Aesculapius (Edward Petherbridge) erkennt die
Begabung der jungen Johannas (Lotte Flack) und unterrichtet
sie. |
Wortmann erzählt,
dass die Kostümbildner und Maskenbildner teilweise schon um zwei Uhr
morgens aufstehen mussten, um bis Sonnenaufgang bis zu 500 Komparsen
eingekleidet zu haben. Für die zahlreichen Außenaufnahmen, die im
Rom des 9. Jahrhunderts spielen, ging es für die Produktion nach
Nordafrika, nachdem andere Drehorte relativ schnell verworfen
wurden. Martin Moszkowicz: „Es gab kurzfristig die Überlegung, in
Rom selbst zu drehen.
Für die restliche
Produktion galt: Alles, was in Deutschland gedreht werden konnte,
wurde auch in Deutschland gedreht. So diente die Stiftskirche St.
Cyriakus in Gernrode als das Fuldaer Benediktinerkloster, in dem
Johanna als Mann verkleidet aufgenommen wird; weitere wichtige
Drehorte waren die Burg Querfurt westlich von Halle, ebenfalls in
Sachsen- Anhalt, sowie der Schmidtheimer Forst in der Eifel, wo das
Dorf, in dem Johanna ihre Kindheit verbringt, errichtet wurde. „Der
Trend geht klar weg von Osteuropa“, sagt Oliver Berben: „Ein
wichtiger Grund dafür ist der DFFF – und dass sich viele
Bundesländer darum bemühen, dass eine Produktion zu ihnen kommt. Da
geht es um den wirtschaftlichen Aspekt der Arbeit, dass die Steuern
vor Ort gezahlt werden; aber auch darum, mit einem solchen Projekt
in Verbindung gebracht zu werden.“
Auch Moszkowicz
und Wortmann betonen die Rolle des Deutschen Filmförderfonds bei der
Entscheidung über die Drehorte. Für Wortmann hatte die Arbeit in der
Heimat noch einen weiteren angenehmen Nebeneffekt: „Ich habe es auch
sehr genossen, Teile der deutschen Geschichte neu zu entdecken oder
überhaupt erst zu lernen; mir war gar nicht bewusst, was es für eine
große Schlösserdichte in Sachsen-Anhalt gibt.“
Die Päpstin – Legende und Wirklichkeit
Ähnlich wie die
Geschichte von König Arthur ist die der Päpstin Johanna ein
faszinierendes „Rätsel der Geschichte”, das über die Jahre zur
Legende wurde. Saß im neunten Jahrhundert tatsächlich eine Frau auf
dem Petersstuhl? Mehr als ein Jahrtausend später ist es unmöglich,
ihre Existenz zu beweisen oder zu widerlegen. Aber man kann einige
Argumente für und wider ihrer Existenz untersuchen.
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Johannes (Jan-Hendrik-Kiefer) und Johanna
(Lotte Flack) kommen in Dorstadt an |
Die Päpstin Johanna – eine langlebige Legende
Die meisten
Menschen haben noch nie von der Päpstin Johanna gehört – und alle
die, die ihre Geschichte kennen, halten ihre Existenz für eine
Legende. Ihr Amt als Päpstin ist jedoch bis heute in über 500
historischen Chroniken erwähnt, darunter auch die von bekannten
Autoren wie Petrarca, Boccaccio und Platin, dem berühmten
Papstchronisten. Johannas Geschichte findet sich im offiziellen
Kirchenreiseführer „Mirabilia Urbis“ wieder, der über Jahrhunderte
hinweg von jedem Rom-Pilger gelesen wurde. Von vielen Rombesuchern
wird ihre Statue erwähnt, die neben den Abbildern der anderen Päpste
in der Kathedrale von Siena gestanden haben soll. Im Jahr 1601
verschwand diese dann – sie soll auf Anweisung von Papst Clemens
VIII entfernt worden sein.
Nach einer
sorgfältigen Recherche in den päpstlichen Archiven im Jahr 1276 (in
Aufzeichnungen, von denen es heute heißt, sie seinen "der Zeit zum
Opfer gefallen"), änderte Papst Johannes XX seinen Titel in Johannes
XXI und erkannte damit offiziell das Pontifikat Johannas als
Johannes Anglicus VIII an.
Warum also diese
Debatte? Hier sind einige Argumente, die für und gegen die Existenz
der Johanna sprechen.
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Frankenkönig Lothar (Alexander Held) |
Das erste
Argument, das gegen die Existenz der Päpstin spricht, dreht sich um
die Frage, wann sie überhaupt regiert haben soll. Donna Woolfolk
Cross legt ihre Amtszeit, entsprechend der am weitesten verbreiteten
Vermutung, in die Zeit zwischen die Päpste Sergius II., Leo IV. (im
Film wurden die beiden historischen Personen zur Figur Sergius
zusammengelegt) und Benedikt III.
Leo IV. starb im
Juli 855; sein Nachfolger Benedikt wurde am 29. September desselben
Jahres geweiht. Statt der zweieinhalb Jahre, die Johanna regiert
haben soll, liegt also nur ein Zeitraum von zweieinhalb Monaten
zwischen dem Tod des alten und der Wahl des neuen Papstes. An den
Daten ist kaum zu rütteln: Das Datum von Benedikts Amtseinführung
ist durch eine Urkunde belegt, in der er mit Datum vom 7. Oktober
einem Kloster dessen Privilegien bestätigt. Am Tag der
Amtseinführung starb Kaiser Lothar. Doch bis die Kunde davon, Wochen
später, endlich auch nach Rom drang, waren bereits Münzen geprägt
worden, die sowohl Benedikt als auch Lothar nennen.
Es ist allgemein
bekannt, dass das Liber Pontificalis ("Das Buch der Päpste"), meist
sehr ungenau hinsichtlich der Papstnachfolgen und der Todesdaten des
Mittelalters ist und dass viele der zitierten Daten gänzlich
erfunden sind.
Das Todesdatum von
Papst Leo IV ist mit dem 17. Juli beziffert, doch die ältesten
Aufzeichnungen erwähnen kein Jahr. In einer Zeit, bevor Bücher
gedruckt werden konnten und Schriftstücke aus Pergament abgekratzt
und überschrieben wurden, wäre es sehr einfach gewesen, das
Todesjahr von Leo von 853 auf 855 zu ändern – Johanna soll von 853
bis 855 regiert haben – um es aussehen zu lassen, als wäre Papst Leo
IV unmittelbarer Nachfolger von Papst Benedict III gewesen.
Dies ist die
Zeitspanne, die Donna Woolfolk Cross in ihrem Roman verwendet. Darin
stimmt sie mit der Arbeit von Gelehrten überein, die die
Original-Manuskripte des Liber Pontificalis untersucht haben.
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Bei der
Rückkehr aus dem Krieg gegen die Normannen findet Gerold
(David Wenham) seine Heimat zerstört vor. |
Ein weiteres
Gegenargument besteht darin, dass die Geschichte der Päpstin erst
Jahrhunderte später nennenswerte Verbreitung fand. Der Name
„Johannes Anglicus“ wurde im Jahre 1265 erstmals von
Dominikanermönch Martin von Troppau erwähnt, der die Amtszeit der
Päpstin ebenso ins 9. Jahrhundert verlegt und sie zur Nachfolgerin
von Leo IV. macht. Sein „Chronicon pontificum et imperatorum“
(„Chronik der Päpste und Kaiser“) war in 500 Handschriften
verbreitet; für die damalige Zeit eine ungeheure Menge, die diese
Chronik zum Standardwerk machte. Martin von Troppau erzählt, dass
Johanna, die aus Mainz oder England stammte, bei einer Prozession
zum Lateran ein Kind geboren habe, dabei gestorben und sogleich
begraben worden sei.
Zeitgenössische
Quellen, sei es aus dem 9. oder dem beginnenden 12. Jahrhundert,
existieren nicht – was wiederum nicht für den Wahrheitsgehalt der
Geschichte spricht. Zudem stammen die wichtigsten Quellen zur
Päpstin aus Chroniken von Benediktiner- und Franziskanermönchen,
deren Orden der römischen Amtskirche eher kritisch gegenüberstanden.
Weitere Popularität erlangte die Päpstin Johanna dann in der Zeit
der Reformation, in der sie in zahlreichen Schriften der
Reformatoren als ein weiterer Beweis für die moralische
Verkommenheit der Amtskirche höchst willkommen war.
Ein
zeitgenössisches Dokument mit einem Bericht über Johannas Amtszeit
gibt es doch – eine Abschrift des Liber Pontificalis. Es gibt
Zweifel, ob der Bericht über Päpstin Johanna in diesem Schriftstück
eine spätere Erweiterung ist. Aber selbst wenn das der Fall wäre,
würde das den Bericht nicht zwingend unwahr erscheinen lassen. Ein
späterer Chronist könnte auch Johannas Fehlen in der Aufzeichnung
korrigiert und damit Missverständnisse aus dem Weg geräumt haben.
Diese Annahme und die genannte Abschrift spielen im Roman von Donna
Woolfolk Cross, sowie im Film, eine wichtige Rolle.
Neben dem Liber
Pontificalis taucht Johannas Geschichte zunächst in der Arbeit von
Marianus Scotus auf, einem Mönch, der dem Pontifikat vollkommen
ergeben war. Nur wenig später war auch in den Schriften von Sigebert
von Gembloux, Otto von Freising, Godfrey von Viterbo und Gervase of
Tilbury von Johanna zu lesen – alle im 12. Jahrhundert, lange vor
Martin von Troppau. Doch von diesen Aufzeichnungen gibt es keine
Originale und Johannas Geschichte taucht nur in einigen der Kopien
auf. Fraglich ist, ob Johannas Geschichte nachträglich in diese
Abschriften eingefügt oder aus denjenigen gelöscht wurde, in denen
sie nicht erwähnt wird.
Martin von Troppau
(besser bekannt als Martin Polonus) war Dominikanermönch und ein
eifriger Verfechter von Johannas Pontifikat – ein Mann, der für
seine Genauigkeit und gewissenhafte Recherche in der Bibelforschung
geschätzt wurde. Sein Werk, das Chronicon Pontificum et Imperatorum,
legt den Grundstein für die Geschichte der Päpste, eine
"semioffizielle“ Chronik der Päpste. An seiner Erwähnung von Johanna
gibt es keinen Zweifel, da sie in allen Ausgaben auftaucht.