DIE PÄPSTIN (BRD 2009)

 

Regie: Sönke Worthmann

 

mit Johanna Wokalek, David Wenham, John Goodman, Edward Petherbridge, Iain Glain,

 

Spieldauer  148 Minuten

 

Kinostart: 22. Oktober 2009

Ihre Existenz war ein Geheimnis, ihr Name wurde aus den Geschichtsbüchern getilgt. Dennoch wurde das Leben der Johanna, die als Papst Johannes Anglicus im 9. Jahrhundert die katholische Kirche lenkte, zur Legende. Den Weltbestseller von Donna Woolfolk Cross bringt Sönke Wortmann als Historienepos auf die Leinwand. In einer längst vergangenen Epoche tritt eine Frau furchtlos gegen Bigotterie und ein religiöses Patriarchat an, gelenkt durch ihren Glauben, versucht durch ihre Liebe.

 Text und Foto: Constantin 

Johanna (Johanna Wokalek) in Amt und Würden

Der Film teilt sich in zwei große Teile, die sehr unterschiedlich geartet sind. Der erste Teil beschreibt den Lebensweg Johannas aus den ärmlichen Verhältnissen in Franken ab dem Jahr 814. Als sie nach langer Reise in die pompöse Stadt Rom gelangt, beginnt der zweite Teil. Die Stadt der Verkleidungen wirkt fast künstlich wie eine Harlekinade. Intrigen bestimmen das Tagesgeschehen. Die Schauspielerin Johanna Wokalek verstärkt den Eindruck eines Harlekins durch ihre Mime. Bei der tiefen Off-Stimme aus dem Hintergrund wird nicht deutlich, männlich oder weiblich. Klingt nur tief. Eine gehörige Portion Comedy ist dabei, besonders wenn der Komiker John Goodman als Papst Sergius auf die Bühne tritt. Der Aufwand der für die Produktion betrieben wurde, gilt als kostspielig in der deutschen Filmgeschichte. Bemerkenswert ist die Schlußszene im Film, wenn Johanna während einer Prozession hinstürzt und viel Blut verliert. Ein erstes Indiz, daß sie kein Mann sondern eine Frau ist, die gerade vor der Geburt ihres ersten Kindes steht.

 
Besetzung
Johanna - Johanna Wokalek
Gerold - David Wenham
Papst Sergius - John Goodman
Dorfpriester - Iain Glen
Aesculapius - Edward Petherbridge
Anastasius - Anatole Taubman
Johanna (10-14 Jahre) - Lotte Flack
Johanna (6-9 Jahre) - Tigerlily Hutchinson
Gudrun - Jördis Triebel
Kaiser Lothar - Alexander Held
Arsenius - Oliver Cotton
Arighis - Nicholas Woodeson
Richild - Claudia Michelsen
Bischof Fulgentius - Oliver Nägele
Abt von Fulda - Christian Redl
Odo - Marc Bischoff
Bischof Arnaldo - Suzanne Bertish
Benjamin - Tom Strauss
Aio - Ian Gelder
Johannes (13–19 Jahre) - Jan-Hendrik Kiefer
Matthias (12 Jahre) - Sandro Lohmann


Produktionsnotizen

Stab
Regie: Sönke Wortmann
Drehbuch: Heinrich Hadding, Sönke Wortmann
Nach dem Roman von Donna Woolfolk Cross
Produzenten: Martin Moszkowicz, Oliver Berben
Ausführende Produzentin: Christine Rothe
Co-Produzenten: Herman Weigel, Norbert Sauer, Faruk Alatan
Edmon Roch
Redaktion: Doris J. Heinze / NDR, Jana Brandt / MDR
Michael Schmidl / SWR, Barbara Buhl / WDR
Jörn Klamroth / DEGETO
Bildgestaltung: Tom Fährmann
Schnitt: Hans Funck
Musik: Marcel Barsotti
Szenenbild: Bernd Lepel
Kostümbild: Esther Walz
Maske: Hasso von Hugo
Besetzung: Toby Whale, CDG
Anja Dihrberg, BVC
Produktionsleitung: Silvia Tollmann

Förderer:   DeutscherFilmFörderFonds, Filmstiftung NRW, FilmFernsehFonds Bayern,
Mitteldeutsche Medienförderung,
Filmförderungsanstalt

 

Das Buch zum Film

Der Roman „Die Päpstin“ der amerikanischen Autorin Donna Woolfolk Cross entwickelte sich schon bald nach seinem Erscheinen 1996 zu einem internationalen Bestseller. Allein in Deutschland wurden über fünf Millionen Exemplare der „Päpstin“ als Buch oder Hörbuch verkauft; der Roman gehört damit zu den Top Ten der meistverkauften Bücher in Deutschland.

 

Gudrun (Jördis Triebel) nimmt ihre Tochter Johanna (Lotte Flack) vor dem strengen Vater in Schutz.

Um sicherzustellen, dass es am Ende einen Film über die Päpstin geben würde, mit dem auch die Schöpferin der Figur einverstanden sein würde, nahm Moszkowicz als erstes Kontakt zu Donna Woolfolk Cross auf und reiste zu ihr in die USA. „Zu Donna Cross“, erzählt Martin Moszkowicz, „hatte ich gleich einen sehr guten Kontakt. Sie war von Anfang an stark in die Drehbucharbeit – damals noch mit Volker Schlöndorff und Herman Weigel - involviert.“ Er beschreibt die Schriftstellerin als „eine sehr intelligente Frau, die genau weiß, was sie will und die sich bei dem Thema des Romans so auskennt wie niemand sonst.“ "Dass sie so eingebunden war", erklärt Oliver Berben, „hat mit vertraglichen Verpflichtungen gar nichts zu tun gehabt; sie ist einfach eine Person, die das Projekt bis zuletzt in einer wunderbaren Art und Weise unterstützt hat.“

 

Nachdem die Constantin Film sich von Volker Schlöndorff getrennt hatte, übernahmen Sönke Wortmann und sein Co-Autor Heinrich Hadding die Entwicklung des Drehbuchs. Ihnen war klar, dass sie nicht nur Johannas Jahre in Rom und ihre Amtszeit als Päpstin in den Mittelpunkt rücken, sondern auch einen Schwerpunkt auf ihre Kindheit und Jugend legen wollten. Moszkowicz: „Sie haben alle bisherigen Drehbuchfassungen beiseitegelegt und sind ganz nah am Roman, ganz nah an der Figur geblieben.“

 

Drei Johannas und viele große Namen: die Besetzung

Die Frage, die von Beginn an alle Beteiligten im Hinterkopf hatten, lautete: Wer soll Johanna spielen? Diese so starke, aber auch so widersprüchliche Figur: eine Frau, die die Disziplin und Willensstärke aufbringt, jahrelang unerkannt als Mann zu leben und die sich doch der Macht der Liebe zu Graf Gerold beugen muss; eine Frau, deren höchstes Ziel die Nähe zu Gott ist und dabei doch lernt, ihre Ziele höchst weltlich durchzusetzen. Eine solche Figur braucht eine Darstellerin, die große Emotionen, aber auch feine Nuancen glaubhaft darstellen kann und die gleichzeitig in der Lage ist, so einen Film zu tragen. Viele Namen, auch die internationaler Stars, waren zeitweilig in der Diskussion; relativ rasch jedoch kam Johanna Wokalek in die Favoritenrolle. Die renommierte Bühnenschauspielerin hatte nicht zuletzt durch ihre Hauptrolle in Til Schweigers Erfolgsfilm BARFUSS (2005) bewiesen, dass sie auch ein breites Kinopublikum begeistern kann.  

 

Mit Tigerlily Hutchinson spielt eine junge englische Darstellerin Johanna im Alter von fünf Jahren, und die Deutsche Lotte Flack, die schon in verschiedenen Fernsehfilmen und der TV-Serie „Die Pfefferkörner“ vor der Kamera gestanden hatte, übernahm die Rolle der Johanna ab dem Alter von zehn Jahren. „Alle Johanna-Darstellerinnen so zu vereinen – das war wirklich ein großer Wurf“, sagt Oliver Berben.   

 

Macht das dreckiger! – Wie das Mittelalter beim Dreh lebendig wurde

Bei einem so internationalen Cast stand von vornherein fest, dass ausschließlich auf Englisch gedreht werden würde. Die Schwierigkeiten, die sich Wortmann vor Drehstart ausgemalt hatte, stellten sich aber als minimal heraus: „Ich hätte vorher immer gesagt, ich drehe lieber in Deutsch, weil ich da im Umgang mit den Schauspielern ganz andere Nuancen ausprobieren kann; ich habe aber festgestellt, dass die auch auf diese Weise sehr genau verstehen, was ich will.“ Insgesamt standen den Darstellern und der Crew 60 Drehtage bevor, die in Sachsen-Anhalt, in der Eifel und für einen Großteil der Rom-Szenen im marokkanischen Ouarzazate stattfanden.

 

Der große Aufwand, einen solchen Historienfilm zu drehen, machte sich besonders in Abteilungen wie Kostüm und Produktionsdesign bemerkbar. Den Bauten von Produktionsdesigner Bernd Lepel und seinem Team war eine intensive Recherche vorausgegangen, um sowohl Johannas abgelegenes Dorf als auch Klöster und Städte möglichst authentisch nachzubilden, damit sich der Zuschauer gleich mitten ins 9. Jahrhundert hineinversetzt fühlt. Und dazu gehört auch, wie Sönke Wortmann erzählt, der Schmutz. Die mittelalterlichen Kostüme, die unter der Leitung von Esther Walz, in Rumänien neu angefertigt wurden, mussten vor ihrem Einsatz im Film künstlich altern. Wortmann berichtet: „Es fiel ihnen dann schon schwer, die durch den Schmutz zu ziehen und fast wieder kaputt zu machen. Aber ich habe immer gesagt: Macht das dreckiger! – Das Mittelalter ist dreckig, das kann man ruhig sehen!“

 

Der authentische Dreck hatte auch irgendwo seine Grenzen, wie Wortmann zugibt. Zum Beispiel wurde darauf verzichtet, den Darstellern schadhafte Gebisse zu verpassen, wie es für die damalige Zeit sicher typisch war: „Man muss dann dem Medium auch ein bisschen Tribut zollen. Der Zuschauer soll sich einigermaßen verlieben können, und da wären schlechte Zähne doch eher hinderlich.“ Aber auch ohne künstliche Zahnlücken war der technische Aufwand enorm.

 

Der Leiter der Domschule Aesculapius (Edward Petherbridge) erkennt die Begabung der jungen Johannas (Lotte Flack) und unterrichtet sie.

Wortmann erzählt, dass die Kostümbildner und Maskenbildner teilweise schon um zwei Uhr morgens aufstehen mussten, um bis Sonnenaufgang bis zu 500 Komparsen eingekleidet zu haben. Für die zahlreichen Außenaufnahmen, die im Rom des 9. Jahrhunderts spielen, ging es für die Produktion nach Nordafrika, nachdem andere Drehorte relativ schnell verworfen wurden. Martin Moszkowicz: „Es gab kurzfristig die Überlegung, in Rom selbst zu drehen.

 

Für die restliche Produktion galt: Alles, was in Deutschland gedreht werden konnte, wurde auch in Deutschland gedreht. So diente die Stiftskirche St. Cyriakus in Gernrode als das Fuldaer Benediktinerkloster, in dem Johanna als Mann verkleidet aufgenommen wird; weitere wichtige Drehorte waren die Burg Querfurt westlich von Halle, ebenfalls in Sachsen- Anhalt, sowie der Schmidtheimer Forst in der Eifel, wo das Dorf, in dem Johanna ihre Kindheit verbringt, errichtet wurde. „Der Trend geht klar weg von Osteuropa“, sagt Oliver Berben: „Ein wichtiger Grund dafür ist der DFFF – und dass sich viele Bundesländer darum bemühen, dass eine Produktion zu ihnen kommt. Da geht es um den wirtschaftlichen Aspekt der Arbeit, dass die Steuern vor Ort gezahlt werden; aber auch darum, mit einem solchen Projekt in Verbindung gebracht zu werden.“

 

Auch Moszkowicz und Wortmann betonen die Rolle des Deutschen Filmförderfonds bei der Entscheidung über die Drehorte. Für Wortmann hatte die Arbeit in der Heimat noch einen weiteren angenehmen Nebeneffekt: „Ich habe es auch sehr genossen, Teile der deutschen Geschichte neu zu entdecken oder überhaupt erst zu lernen; mir war gar nicht bewusst, was es für eine große Schlösserdichte in Sachsen-Anhalt gibt.“  

 

Die Päpstin – Legende und Wirklichkeit

Ähnlich wie die Geschichte von König Arthur ist die der Päpstin Johanna ein faszinierendes „Rätsel der Geschichte”, das über die Jahre zur Legende wurde. Saß im neunten Jahrhundert tatsächlich eine Frau auf dem Petersstuhl? Mehr als ein Jahrtausend später ist es unmöglich, ihre Existenz zu beweisen oder zu widerlegen. Aber man kann einige Argumente für und wider ihrer Existenz untersuchen.

 

Johannes (Jan-Hendrik-Kiefer) und Johanna (Lotte Flack) kommen in Dorstadt an

Die Päpstin Johanna – eine langlebige Legende

Die meisten Menschen haben noch nie von der Päpstin Johanna gehört – und alle die, die ihre Geschichte kennen, halten ihre Existenz für eine Legende. Ihr Amt als Päpstin ist jedoch bis heute in über 500 historischen Chroniken erwähnt, darunter auch die von bekannten Autoren wie Petrarca, Boccaccio und Platin, dem berühmten Papstchronisten. Johannas Geschichte findet sich im offiziellen Kirchenreiseführer „Mirabilia Urbis“ wieder, der über Jahrhunderte hinweg von jedem Rom-Pilger gelesen wurde. Von vielen Rombesuchern wird ihre Statue erwähnt, die neben den Abbildern der anderen Päpste in der Kathedrale von Siena gestanden haben soll. Im Jahr 1601 verschwand diese dann – sie soll auf Anweisung von Papst Clemens VIII entfernt worden sein.

 

Nach einer sorgfältigen Recherche in den päpstlichen Archiven im Jahr 1276 (in Aufzeichnungen, von denen es heute heißt, sie seinen "der Zeit zum Opfer gefallen"), änderte Papst Johannes XX seinen Titel in Johannes XXI und erkannte damit offiziell das Pontifikat Johannas als Johannes Anglicus VIII an.

 

Warum also diese Debatte? Hier sind einige Argumente, die für und gegen die Existenz der Johanna sprechen.

 

Frankenkönig Lothar (Alexander Held)  

Das erste Argument, das gegen die Existenz der Päpstin spricht, dreht sich um die Frage, wann sie überhaupt regiert haben soll. Donna Woolfolk Cross legt ihre Amtszeit, entsprechend der am weitesten verbreiteten Vermutung, in die Zeit zwischen die Päpste Sergius II., Leo IV. (im Film wurden die beiden historischen Personen zur Figur Sergius zusammengelegt) und Benedikt III.

 

Leo IV. starb im Juli 855; sein Nachfolger Benedikt wurde am 29. September desselben Jahres geweiht. Statt der zweieinhalb Jahre, die Johanna regiert haben soll, liegt also nur ein Zeitraum von zweieinhalb Monaten zwischen dem Tod des alten und der Wahl des neuen Papstes. An den Daten ist kaum zu rütteln: Das Datum von Benedikts Amtseinführung ist durch eine Urkunde belegt, in der er mit Datum vom 7. Oktober einem Kloster dessen Privilegien bestätigt. Am Tag der Amtseinführung starb Kaiser Lothar. Doch bis die Kunde davon, Wochen später, endlich auch nach Rom drang, waren bereits Münzen geprägt worden, die sowohl Benedikt als auch Lothar nennen.

 

Es ist allgemein bekannt, dass das Liber Pontificalis ("Das Buch der Päpste"), meist sehr ungenau hinsichtlich der Papstnachfolgen und der Todesdaten des Mittelalters ist und dass viele der zitierten Daten gänzlich erfunden sind.

 

Das Todesdatum von Papst Leo IV ist mit dem 17. Juli beziffert, doch die ältesten Aufzeichnungen erwähnen kein Jahr. In einer Zeit, bevor Bücher gedruckt werden konnten und Schriftstücke aus Pergament abgekratzt und überschrieben wurden, wäre es sehr einfach gewesen, das Todesjahr von Leo von 853 auf 855 zu ändern – Johanna soll von 853 bis 855 regiert haben – um es aussehen zu lassen, als wäre Papst Leo IV unmittelbarer Nachfolger von Papst Benedict III gewesen.

 

Dies ist die Zeitspanne, die Donna Woolfolk Cross in ihrem Roman verwendet. Darin stimmt sie mit der Arbeit von Gelehrten überein, die die Original-Manuskripte des Liber Pontificalis untersucht haben.

 

Bei der Rückkehr aus dem Krieg gegen die Normannen findet Gerold (David Wenham) seine Heimat zerstört vor.

Ein weiteres Gegenargument besteht darin, dass die Geschichte der Päpstin erst Jahrhunderte später nennenswerte Verbreitung fand. Der Name „Johannes Anglicus“ wurde im Jahre 1265 erstmals von Dominikanermönch Martin von Troppau erwähnt, der die Amtszeit der Päpstin ebenso ins 9. Jahrhundert verlegt und sie zur Nachfolgerin von Leo IV. macht. Sein „Chronicon pontificum et imperatorum“ („Chronik der Päpste und Kaiser“) war in 500 Handschriften verbreitet; für die damalige Zeit eine ungeheure Menge, die diese Chronik zum Standardwerk machte. Martin von Troppau erzählt, dass Johanna, die aus Mainz oder England stammte, bei einer Prozession zum Lateran ein Kind geboren habe, dabei gestorben und sogleich begraben worden sei.

 

Zeitgenössische Quellen, sei es aus dem 9. oder dem beginnenden 12. Jahrhundert, existieren nicht – was wiederum nicht für den Wahrheitsgehalt der Geschichte spricht. Zudem stammen die wichtigsten Quellen zur Päpstin aus Chroniken von Benediktiner- und Franziskanermönchen, deren Orden der römischen Amtskirche eher kritisch gegenüberstanden. Weitere Popularität erlangte die Päpstin Johanna dann in der Zeit der Reformation, in der sie in zahlreichen Schriften der Reformatoren als ein weiterer Beweis für die moralische Verkommenheit der Amtskirche höchst willkommen war.

 

Ein zeitgenössisches Dokument mit einem Bericht über Johannas Amtszeit gibt es doch – eine Abschrift des Liber Pontificalis. Es gibt Zweifel, ob der Bericht über Päpstin Johanna in diesem Schriftstück eine spätere Erweiterung ist. Aber selbst wenn das der Fall wäre, würde das den Bericht nicht zwingend unwahr erscheinen lassen. Ein späterer Chronist könnte auch Johannas Fehlen in der Aufzeichnung korrigiert und damit Missverständnisse aus dem Weg geräumt haben. Diese Annahme und die genannte Abschrift spielen im Roman von Donna Woolfolk Cross, sowie im Film, eine wichtige Rolle.

Neben dem Liber Pontificalis taucht Johannas Geschichte zunächst in der Arbeit von Marianus Scotus auf, einem Mönch, der dem Pontifikat vollkommen ergeben war. Nur wenig später war auch in den Schriften von Sigebert von Gembloux, Otto von Freising, Godfrey von Viterbo und Gervase of Tilbury von Johanna zu lesen – alle im 12. Jahrhundert, lange vor Martin von Troppau. Doch von diesen Aufzeichnungen gibt es keine Originale und Johannas Geschichte taucht nur in einigen der Kopien auf. Fraglich ist, ob Johannas Geschichte nachträglich in diese Abschriften eingefügt oder aus denjenigen gelöscht wurde, in denen sie nicht erwähnt wird.

 

Martin von Troppau (besser bekannt als Martin Polonus) war Dominikanermönch und ein eifriger Verfechter von Johannas Pontifikat – ein Mann, der für seine Genauigkeit und gewissenhafte Recherche in der Bibelforschung geschätzt wurde. Sein Werk, das Chronicon Pontificum et Imperatorum, legt den Grundstein für die Geschichte der Päpste, eine "semioffizielle“ Chronik der Päpste. An seiner Erwähnung von Johanna gibt es keinen Zweifel, da sie in allen Ausgaben auftaucht.

 

 

 

Titelseite

vom 21. Oktober 2009