Nachdenken über Architektur und Fotografie

 

Zumthor sehen. Bilder von Hans Danuser

Seeing Zumthor -  Images by Hans Danuser

Edition Hochparterre bei Scheidegger & Spiess

 

Der Bildband wird von drei Autoren herausgegeben. Hans Danuser, der Fotografien von Zumthors Architektur aufgenommen hat. Köbi Gantenbein, der die Text Edition bestellte und Beiträge verfaßte sowie Autor und Übersetzer Philip Ursprung. Der Band ist zweisprachig Deutsch - Englisch.

Buchumschlag: Scheidegger & Spiess   

Der Verlag Scheidegger & Spiess aus Zürich und die Architekturzeitschrift Hochparterre geben seit 2009 zusammen die «Edition Hochparterre bei Scheidegger & Spiess» heraus. Jährlich erscheinen drei bis vier Bücher aus den Bereichen Architektur, Design und Landschaftsarchitektur.

 

Der vorliegende Band ist ein Buch über "Bilder bauen", so bezeichnet sich zumindest der im Inhaltsverzeichnis angelegte Beitrag von Köbi Gantenbein. Der Schweizer mit dem Namen wie auch ein Roman von Max Frisch heißt, nennt seinen Aufsatz lapidar "Bilder bauen". Dahinter steckt die Vermischung zweier verschiedener ineinander greifender Ebenen, denn es ist davon auszugehen, daß Bilder im allgemeinen nicht "gebaut" werden. Bilder haben inhaltlichen Aufbau, den sie zumindest einhalten sollten. Bestenfalls wirken sie aufbauend. Wenn der Schweizer Gantenbein seinen Beitrag deshalb trotzdem "Bilder bauen" nennt, dann hat das gewichtige Gründe.

 

Der Hauch des experimentellen schwebt über den Fotografien, die sämtlich in s/w gehalten und von architektonischer Natur sind. Die zum Teil ganzseitigen Abbildungen konstituieren sich nicht, indem sie das Objekt der Mitte treffen, vielmehr bringen sie ausgesprochen periphere Eigenschaften mit. Hellgrauer Stein, neblige Fassaden aufgenommen mit hohem Weißlicht-Anteil. Die Fotografien wirken teilweise stark überbelichtet. Normalerweise gehören solche Fotos nicht in eine Buchveröffentlichung. Es kann aber kein Zufall sein, wenn ein Buch aus der Schweiz überbelichtete Abbildungen zeigt. Ein Land, wo es im Winter viel schneit. Das ist nur eine Form der Vorwegnahme auf ein zu erwartendes Ereignis, das stochastisch gesehen mit großer Wahrscheinlichkeit eintreffen wird. Halten wir also fest: Fotos, die stark überbelichtet sind, periphere Strukturen aufzeigen und aus der Schweiz kommen, wo es im Winter viel schneit. Das Bild erschließt sich langsam.

 

Als nächstes fällt beim Durchschauen des Bandes die verwendete Schrift auf. Eine Schriftart, die häufig in PC Anwendungen Gebrauch findet und sich "Terminal" nennt, wird im Impressum genauer mit "Akkurat Mono" bezeichnet. Diese Schrift wird wegen der besseren Übersichtlichkeit genutzt und angewandt wegen seiner überzeugenden grafischen Eigenschaften in tabellarischen Strukturen.

 

Gedruckt wurde auf Munken Print White, ein leicht rauhes aber edles Papier, das in fein holzhaltigem Naturoffset erscheint. Munken White ist wie Tatami White FSC zertifiziert, letzteres ein holzfrei gestrichenes Papier, das sich hervorragend für den Buchdruck eignet. Das leicht matte Papier kommt den hellen s/w Fotografien mit einer scheinbar groben Körnung, wie dies von Zeitungsfotos allgemein bekannt ist, sehr entgegen. Beim genauen Hinsehen haben die Fotografien jedoch allesamt eine recht hohe Auflösung nur in nebligem Licht aufgenommen. Auf Sirio Color gedruckt, ein durchgefärbtes Naturpapier, dürfte der getönte Buchumschlag sein.

 

Bisher ist eine recht trockene Materie daraus geworden. Weshalb das Buch dennoch Anregung verspricht, womit der point of sale getroffen werden soll, hängt zunächst mit dem klingenden Architektennamen: Zumthor zusammen. Die Autoren locken mit dem Versprechen in den Genuß zu kommen, ein Stück von der Ästhetik Zumthors ab zu haben, wenn dieses Buch aufgeschlagen wird.

 

Zumthor sehen.

 

"Bilder bauen" liefert die Wiedergabe eines Gesprächs mit dem Fotografen Hans Danuser ab. Ähnlich einem Interview  basiert der Dialog auf Fragen die gestellt und Antworten die gegeben werden. Ein sehr ausgewogener Sprachstil der hier gewählt wurde. Die Situation wirkt vertraut, wie das eben unter Eidgenossen üblich ist. Das "Du" bei der Ansprache gilt als selbstverständlich. Die Fragen sind sachlich auf den Fotografen Danuser und seinen Erfahrungen mit Architekturfotografie bezogen. Im Mittelpunkt stehen Fotografien um die Kapelle Sogn Benedegt in Sumvigt. Detailaufnahmen aus dem Innenraum betonen die Ausstattung und die schlichten Schreinerarbeiten in Holz. Außerdem finden sich Bilder der Therme Vals, die durch ihre Architektur so einprägsam geworden ist. Typisches Merkmal, besonders der Architektur bei Zumthor ist der idealistisch geprägte schweizerisch puritanische Ausdruck in der Formgebung. Dies versucht Fotograf Danuser bewußt aufzunehmen. Der Beitrag die "Visualisierung des Unsichtbaren" von Philip Ursprung ist erklärtermaßen die Revision auf Zumthor und Danuser.

 

Zumthor sehen. Bilder von Hans Danuser -

Seeing Zumthor. Images by Hans Danuser
Herausgegeben von Hans Danuser, Köbi Gantenbein und Philip Ursprung
Edition Hochparterre bei Scheidegger & Spiess
1. Auflage (Juli 2009)
88 Seiten, gebundene Ausgabe,

Sprache: Deutsch - Englisch
Größe:  31,4 x 24,6 x 1,6 cm
Gewicht: 750g

ISBN-10: 3858812358
ISBN-13: 978-3858812353

 

 

Titelseite

vom  29. September 2009