Der
Verlag Scheidegger & Spiess aus Zürich und die
Architekturzeitschrift Hochparterre geben seit 2009 zusammen die
«Edition Hochparterre bei Scheidegger & Spiess» heraus. Jährlich
erscheinen drei bis vier Bücher aus den Bereichen Architektur,
Design und Landschaftsarchitektur.
Der vorliegende Band ist
ein Buch über "Bilder bauen", so bezeichnet sich zumindest der im
Inhaltsverzeichnis angelegte Beitrag von Köbi Gantenbein. Der
Schweizer mit dem Namen wie auch ein Roman von Max Frisch heißt,
nennt seinen Aufsatz lapidar "Bilder bauen". Dahinter steckt die
Vermischung zweier verschiedener ineinander greifender Ebenen, denn
es ist davon auszugehen, daß Bilder im allgemeinen nicht "gebaut"
werden. Bilder haben inhaltlichen Aufbau, den sie zumindest
einhalten sollten. Bestenfalls wirken sie aufbauend. Wenn der
Schweizer Gantenbein seinen Beitrag deshalb trotzdem "Bilder bauen"
nennt, dann hat das gewichtige Gründe.
Der Hauch des
experimentellen schwebt über den Fotografien, die sämtlich in s/w
gehalten und von architektonischer Natur sind. Die zum Teil
ganzseitigen Abbildungen konstituieren sich nicht, indem sie das
Objekt der Mitte treffen, vielmehr bringen sie ausgesprochen
periphere Eigenschaften mit. Hellgrauer Stein, neblige Fassaden
aufgenommen mit hohem Weißlicht-Anteil. Die Fotografien wirken
teilweise stark überbelichtet. Normalerweise gehören solche Fotos
nicht in eine Buchveröffentlichung. Es kann aber kein Zufall sein,
wenn ein Buch aus der Schweiz überbelichtete Abbildungen zeigt. Ein
Land, wo es im Winter viel schneit. Das ist nur eine Form der
Vorwegnahme auf ein zu erwartendes Ereignis, das stochastisch
gesehen mit großer Wahrscheinlichkeit eintreffen wird. Halten wir
also fest: Fotos, die stark überbelichtet sind, periphere Strukturen
aufzeigen und aus der Schweiz kommen, wo es im Winter viel schneit.
Das Bild erschließt sich langsam.
Als nächstes fällt
beim Durchschauen des Bandes die verwendete Schrift auf. Eine
Schriftart, die häufig in PC Anwendungen Gebrauch findet und sich
"Terminal" nennt, wird im Impressum genauer mit "Akkurat
Mono" bezeichnet. Diese Schrift wird wegen der besseren
Übersichtlichkeit genutzt und angewandt wegen seiner überzeugenden
grafischen Eigenschaften in tabellarischen Strukturen.
Gedruckt wurde auf
Munken Print White, ein leicht rauhes aber edles Papier, das in
fein holzhaltigem
Naturoffset erscheint.
Munken White ist wie Tatami White FSC
zertifiziert, letzteres
ein holzfrei gestrichenes
Papier, das sich hervorragend für den Buchdruck eignet. Das leicht
matte Papier
kommt den hellen s/w Fotografien mit einer scheinbar groben Körnung,
wie dies von Zeitungsfotos allgemein bekannt ist, sehr entgegen.
Beim genauen Hinsehen haben die Fotografien jedoch allesamt eine
recht hohe Auflösung nur in nebligem Licht aufgenommen.
Auf Sirio Color gedruckt,
ein durchgefärbtes Naturpapier, dürfte der getönte Buchumschlag
sein.
Bisher ist eine recht
trockene Materie daraus geworden. Weshalb das Buch dennoch Anregung
verspricht, womit der point of sale getroffen werden soll, hängt
zunächst mit dem klingenden Architektennamen: Zumthor zusammen. Die
Autoren locken mit dem Versprechen in den Genuß zu kommen, ein Stück
von der Ästhetik Zumthors ab zu haben, wenn dieses Buch
aufgeschlagen wird.
Zumthor sehen.
"Bilder bauen"
liefert die Wiedergabe eines
Gesprächs mit dem Fotografen Hans Danuser ab. Ähnlich einem Interview
basiert der Dialog auf Fragen die gestellt und Antworten die gegeben
werden. Ein
sehr ausgewogener Sprachstil der hier gewählt wurde. Die Situation
wirkt vertraut, wie das eben unter Eidgenossen üblich ist. Das "Du"
bei der Ansprache gilt als selbstverständlich. Die Fragen sind
sachlich auf den Fotografen Danuser und seinen Erfahrungen mit
Architekturfotografie bezogen. Im Mittelpunkt stehen Fotografien um
die Kapelle Sogn Benedegt in Sumvigt. Detailaufnahmen aus dem
Innenraum betonen die Ausstattung und die schlichten
Schreinerarbeiten in Holz. Außerdem finden sich Bilder der Therme Vals, die durch ihre Architektur so einprägsam geworden ist.
Typisches Merkmal, besonders der Architektur bei Zumthor ist der
idealistisch geprägte schweizerisch puritanische Ausdruck in der
Formgebung. Dies versucht Fotograf Danuser bewußt aufzunehmen. Der
Beitrag die "Visualisierung des Unsichtbaren" von Philip Ursprung
ist erklärtermaßen die Revision auf Zumthor und Danuser.
Zumthor sehen. Bilder von Hans Danuser -
Seeing Zumthor. Images by Hans Danuser
Herausgegeben von Hans
Danuser, Köbi Gantenbein und Philip Ursprung
Edition Hochparterre bei
Scheidegger & Spiess
1. Auflage (Juli 2009)
88 Seiten, gebundene Ausgabe,
Sprache: Deutsch - Englisch
Größe: 31,4 x 24,6 x 1,6 cm
Gewicht: 750g
ISBN-10: 3858812358
ISBN-13: 978-3858812353 |