DER FREMDE SOHN (USA 2008)

OT: Changeling

 

Regie, Produktion und Musik: Clint Eastwood

 

Mit Angelina Jolie, John Malkovich, Gattlan Griffith, Michelle Martin

 

Ein Film von Universal Pictures und Imagine Entertainment in Zusammenarbeit mit Relativity Media

Bildformat: 35mm Breitbild 2.35:1, Tonformat: SDDS, Dolby Digital, DTS

 

Spieldauer 141 Minuten

 

Kinostart: 22. Januar 2009

 

Melancholische ANGELINA JOLIE in der Rolle der verzweifelten Mrs. Christine Collins, die ihren Sohn Walter (GATTLIN GRIFFITH) unbedingt wieder haben will. Schurke und Kinderfänger ist Gordon Northcott (JASON BUTLER HARNER).

Foto: UPI

Los Angeles im März 1928. An einem sonnigen Samstagmorgen verabschiedet sich Christine Collins (Angelina Jolie) von ihrem neunjährigen Sohn Walter und geht zur Arbeit. Als sie wieder nach Hause kommt, erlebt sie einen Alptraum: Walter ist verschwunden. Bevor sie die Polizei benachrichtigt, sucht sie ihn im ganzen Haus und in der Nachbarschaft. Doch ohne Erfolg. Die Suche der Polizei bleibt ergebnislos und ihre Gebete bleiben unbeantwortet, bis man ihr nach fünf verzweifelten Monaten mitteilt, man habe ihren Sohn gefunden. Sie trifft sich mit den Beamten des Polizeidistrikts von Los Angeles am Bahnhof, wo die Zusammenführung stattfinden soll. Hier wimmelt es von Reportern, die der Polizeichef informiert hat. Die Polizeibehörde von Los Angeles hat nicht den besten Ruf und ist als korrupt verschrien. Hier besteht die Möglichkeit, der Öffentlichkeit ein anderes Bild zu zeigen. Doch als man Christine den Jungen zuführt, erkennt sie, daß dies nicht ihr Sohn ist. Auch wenn er es selbst behauptet und die Polizisten fest davon überzeugt sind. Man überredet sie, den Jungen mit nach Hause zu nehmen, da Kinder sich unter Stresseinwirkung, die eine Entführung mit sich bringe, verändern könnten. Sie müsse sich erst wieder an ihn gewöhnen und wird dann auch erkennen, daß es sich selbstverständlich um ihren Sohn handeln würde.


Doch nach Tagen des Zusammenlebens wird es ihr immer klarer, daß es sich bei dem Jungen nicht um ihren Sohn Walter handelt. An dem Tag, an dem sie zur Arbeit ging und Walter verschwand, hatte sie ihn wie jeden Monat gemessen und eine Markierung am Türrahmen vorgenommen. Der Junge, der sich als ihr Sohn ausgibt, ist um einige Zentimeter kleiner.


Mit ihrer Forderung, die Suche nach Walter nicht aufzugeben, gerät sie in die gefährlichen Mühlen einer korrupten und frauenfeindlichen Welt. Von der Polizei als unfähige Hysterikerin mit Wahnvorstellungen abgestempelt und von der Bevölkerung skeptisch beäugt, bekommt sie nur von dem engagierten Priester Briegleb (JOHN MALKOVICH) echte Unterstützung.


Basierend auf den berüchtigten Wineville-Chicken-Morden ist es CLINT EASTWOOD gelungen, einen faszinierenden Einblick und zugleich einen packenden Thriller zu erschaffen. Ein komplexes Sittengemälde, das am Lack des „Goldenen Zeitalters“ von Los Angeles kratzt.

 

BESETZUNG

Christine Collins - Angelina Jolie

Walter Collins - Gattlin Griffith

Sandy - Michelle Gunn

Telefonvermittler - Jan Devereaux, Erica Grant, Antonia Bennett, Kerri Randles

Ben Harris - Frank Wood

Mädchen auf dem Dreirad - Morgan Eastwood

Mädchen aus der Nachbarschaft  -  Madison Hodges

Reverend Gustav Briegleb - John Malkovich

Gordon Northcott  -  Jason Butler Harner

Sanford Clark  -  Eddie Alderson

Brieglebs Helfer  -  Sterling Wolfe

Entführte Kinder  -  Anthony DeMarco, Joshua Moore, Joe

Chief James E. Davis  -  Colm Feore

Arthur Hutchins  -  Devon Conti

Mann im Lokal  -  Ric Sarabia

Koch  -  J.P. Bumstead

Captain J.J. Jones - Jeffrey Donovan

Weibliche Polizistin am Zug  -  Debra Christofferson

STAB

Regisseur und Produzent  -  Clint Eastwood

Drehbuch  -  J. Michael Straczynski

Produzenten   -  Brian Grazer, Ron Howard, Robert Lorenz

Ausführende Produzenten  -  Tim Moore, Jim Whitaker

Kamera  -  Tom Stern, ASC, AFC

Produktionsdesigner  -  James J. Murakami

Schnitt  -  Joel Cox, ACE, Gary D. Roach

Kostümdesignerin  -  Deborah Hopper

Besetzung  -  Ellen Chenoweth

Visual Effects Supervisor  -  Michael Owens

Unit Production Manager  -  Tim Moore

Erster Regieassistent  -  Donald Murphy

Zweite Regieassistentin  -  Katie Carroll

Musik  -  Clint Eastwood

Orchestriert und dirigiert

von Kyle Eastwood und Michael Stevens

Art Director  -  Patrick M. Sullivan, Jr.

Assistentin des Art Directors  -  Pam Cartmel

Set Decorator  -  Gary Fettis

 

 

Das Vermächtnis einer Mutterliebe – Erinnerungen an Christine Collins

„Mrs. Collins erzählte ihre Geschichte klar und machte von Anfang an deutlich, dass sie überzeugt war, dass dieser Junge nicht ihr vermisster Sohn war… Sie war von President Schweitzer während einer erschöpfenden Untersuchung gefragt worden, was genau passierte, bevor sie ins County Hospital eingeliefert wurde. `Ich war aufgefordert, vor Captain Jones zu erscheinen`, sagte sie. In Gegenwart von vielen anderen sagte er: `Was haben Sie vor? Wollen Sie uns alle als Trottel hinstellen? Versuchen Sie sich vor der Verantwortung als Mutter zu drücken und den Staat für Ihren Sohn verantwortlich zu machen? Sie sind ja verrückt`.“

- Los Angeles Times, 17. Oktober 1928
Bericht über die Anhörung von Mrs. Christine Collins bei der polizeilichen Vernehmung

 

Drehbuchautor J. Michael Straczynski, der früher als Journalist unter anderem für die Los Angeles Times, The Herald Examiner und die Time tätig war, las über diesen erstaunlichen Fall einer einfachen Frau, die die politische Maschine von Los Angeles zu Fall brachte.


Straczynski recherchierte die Geschichte für mehr als ein Jahr, ging durch jegliches Detail der sieben Jahre andauernden Suche Collins, um Antworten auf das Verschwinden ihres Sohnes zu finden. Was er dabei herausfand, war mehr als nur die von Hutchens erdachten Lügen. Tief in den staubigen Akten kam ein Fall zum Vorschein, der sich zur gleichen Zeit, als Walter vermisst wurde, abspielte. Dieser erzählte die unglaublichsten Einzelheiten des Kinderräubers Gordon Northcott, dessen Fall dann anstatt des immer noch vermissten Walter Collins aufgenommen wurde und die Korruption und Gewalt von Los Angeles Offiziellen während dieser Zeit offenbarte.

 

Der Kinderfänger Gordon Northcott

1928 führte Gordon Northcotts (JASON BUTLER HARNER) 15-jähriger Neffe, Sanford Clark (EDDIE ALDERSON), die Polizei zu einer erschreckenden Entdeckung auf der Ranch seines Onkels in  der Nähe von Wineville, Kalifornien, (nahe zu Riverside und heute als Mira Loma bekannt). Die Polizeibeamten, unter der Leitung von Detective Lester Ybarra (MICHAEL KELLY) entdeckten die Überreste von Kindern, die mit einer Axt getötet und auf dem Gelände der Ranch vergraben wurden.

 

Sanford schwörte, dass einer dieser Jungen Walter war, aber dies ist bis heute nicht endgültig geklärt.

Die nachfolgende Untersuchung stieß auf das grausige Leben auf Northcotts „Mörderfarm“ und klärte somit einige mysteriöse Verschwinden von Dutzenden Jungen aus dieser Region auf. Es kam heraus, dass der 24-jährige Northcott, gemeinsam mit seiner Mutter, Sarah Louise Northcott, halbwüchsige Jungen gekidnappt, gequält und schließlich getötet hatte. Der Serienmörder wurde schließlich verurteilt wegen des Mordes an vier Jungen und hingerichtet. Die Zahl der Opfer war wohl um einiges höher.

 

Der narzisstisch veranlagte Northcott war auf Publicity aus – bis zu dem Tag, als er im Namen des Staates Kalifornien hingerichtet wurde – und spielte mit Christine Collins Gefühlen, indem er sie mit unausgegorenen Sprüchen im ungewissen ließ, ob ihr Sohn Walter unter seinen Opfern war. Northcotts Mutter verschwand lebenslang hinter den Gittern des Staatsgefängnisses von San Quentin.

 

Bei der Suche nach der Besetzung von Northcott war Eastwood geschockt von der Ähnlichkeit des grausamen Mörders und dem Schauspieler James Butler Harner.

 

Zu den Drehorten rund um Los Angeles

In „Der fremde Sohn“ steht die geschäftige Stadt Los Angeles als Hintergrund für Collins Geschichte, angefangen von dem Verschwinden des Sohnes Walter bis hin zu Christines Kampf gegen das System. Angefangen mit einer kleinen glücklichen Familie in einer bescheidenen Wohnung in einem Vorort bis hin zur hektischen Telefonvermittlungsstelle, wo Christine arbeitet, bis hin zum Marsch hunderter von Demonstrationen auf dem Weg zum Rathaus, als der Bevölkerung Christines Schicksal bewusst wurde – der Film durchkreuzt Südkalifornien.

 

Umfangreiche Recherchen waren notwendig, um die verschiedenen Locations und Bilder der späten 20er und frühen 30er Jahre nachzustellen. Schon früh entdeckten die location scouts, dass alte Gebäude nicht mehr vorhanden, Straßen durch Highways ersetzt und komplette Nachbarschaften niedergerissen waren, einschließlich der, in der die Collins-Familie lebte (der Osten von Chinatown des heutigen L.A.). Diese Gegend ist heute nicht mehr zu erkennen, wenn man Fotos davon, die vor 80 Jahren gemacht wurden, sieht.

 

Die Filmemacher vertrauten auf Produktionsdesigner James Murakami und Location Manager Patrick Mignano, diese Zeit ins heutige Los Angeles zurückzuversetzen. Murakami arbeitete schon zuvor mit Eastwood und DP Stern an „Letters from Iwo Jima“, so war ihm der Stil von Ästhetik des Regisseurs und des Kameramanns bekannt.

 

Es war eine Herausforderung, aber Murakami und sein Team gelang es, unerschlossene Vororte in San Dimas, San Bernardino und Pasadena und andere zu entdecken, die dem L.A. der Zwanziger in nichts nachstanden. Das Art Department tat dann sein übriges, um die fehlenden Locations in den Universal Studios nachzubauen. Auch Visual Effects Supervisor Michael Owens war gefragt, Effekte und Hintergründe, wie die Skyline der Stadt und die roten Straßenbahnen, die damals in der Region das Straßenbild beherrschten, zu gestalten.

 

Wahrscheinlich das größte Glück war die Entdeckung der Nachbarschaft im Old Town Distrikt des Vorortes San Dimas, circa 35 Meilen östlich von Los Angeles. Ein von Bäumen umsäumter Block von Häusern kam der Vorstellung des Hauses von außen wie auch von innen, das Collins Haus in den 20er Jahren darstellen sollte, sehr entgegen. Ebenso die Nachbarschaft. „Wir waren sehr glücklich darüber, diese Location in San Dimas zu finden“, erinnert sich Murakami. „In dieser Gegend der Stadt hatte sich sehr wenig verändert. Und als wir das Material, das wir hier gedreht hatten, sahen, dachten wir `das ist ja wunderschön`. Im Großen und Ganzen hielten wir es so einfach wie möglich. Die Farben sind gedämpft, um es so komfortabel zu halten. Unsere Dekorationsabteilung arbeiteten jeden Set und jede Location mit der Beachtung jeglicher Details aus.“

 

Die Straßenbahn von Los Angeles mit ihren roten Wagen, die quer durch die Stadt von Pasadena bis hin zum Strand von Santa Monica fuhr, war ein Aspekt für die reichhaltige Geschichte der Stadt, die in die Story einfließt. Die rote Straßenbahn im Film war mit einem Motor versehen, sodass sie auf den Straßen von Pasadena und Los Angeles während der Dreharbeiten bewegt werden konnte.

 

Eastwood, der sich der Veränderung von Los Angeles über die Jahre erinnert, sagt: „Ich habe den Vorteil gegenüber Rob und den anderen, da ich älter bin und ich mich an eine Menge von Dingen erinnere, wie sie früher waren“, lacht er. „Als ich zum ersten Mal in den fünfziger Jahren nach Los Angeles kam, sah es ziemlich anders aus. Sogar die roten Straßenbahnen fuhren überall. Sie waren während dieser Zeit sehr beliebt.“

 

Um auf Northcotts gespenstiger Hühnerfarm zu drehen, nutzten die Filmemacher eine kleine Farm, die außerhalb der Stadtgrenze von Lancaster, 75 Meilen nördlich von Los Angeles, lag. Um sich über das Design zu informieren, reisten Murakami und sein Team zu der Originalfarm, wo die Morde stattfanden. „Es war Furcht erregend, dort zu sein“, erinnert sich der Produktionsdesigner, aber es war für die Crew notwendig, um das Gelände zu kennen. Sie nutzten Fotos von dieser Zeit, um die gesamte Farm wieder herzurichten.

 

Das Rathaus von Los Angeles, so wie es heute noch steht, wurde 1928 fertig gestellt. Doch es bedurfte einer kleiner Details, bevor die Dreharbeiten begannen. Das Gebäude in der Spring Street ist heute umrundet von neuer Architektur und Parkplätzen und weist einige Witterungsspuren auf, die über all die Jahrzehnte entstanden sind. Aber das war für Owen und seine Crew keine Schwierigkeit, 80 Jahre zurückzuschrauben.

 

 

 

Titelseite

vom  28. Januar 2009