ZEITEN DES AUFRUHRS (USA 2008)

OT: Revolutionary Road

 

Regie: Sam Mendes

 

Mit Kate Winslet, Leonardo DiCaprio, Kathy Bates, Michael Shannon, Kathryn Hahn, David Harbour, Zoe Kazan

 

Im Verleih Paramount Pictures

 

Spieldauer 119 Minuten

 

 

Kinostart 15. Januar 2009

 

In den Hauptrollen KATE WINSLET und LEONARDO DI CAPRIO. Desillusionierung und amerikanische Gesellschaft in den Szenen einer Ehe der prüden 1950er Jahre nach dem Roman: Revolutionary Road (1961) von Richard Yates. April (KATE WINSLET) und Frank (LEONARDO DI CAPRIO)  sind ein junges Paar. Sie sehen sich als Individualisten, die prüde Konventionen der 1950er Jahre in Frage stellen. Als April schwanger wird, beschließt das Ehepaar sich in der ländlichen Umgebung von Connecticut niederzulassen. Doch schon bald erkennen die beiden, daß sie genau das Leben führen, das sie zutiefst verachten. Frank arbeitet in einem zwar gut bezahlten, aber langweiligen Bürojob. April fristet ein Dasein als Hausfrau. Mit einem Umzug nach Europa hoffen die Wheelers diesem Konstrukt aus Alltag und Selbsttäuschungen zu entkommen und bemerken nicht die Zeiten des Aufruhrs, die unaufhaltsam voranschreiten. Präsentiert wird ein Film in gelungenen Aufnahmen im ländlichen Stil und mit gelungener Inszenierung.

Text und Foto: Paramount Pictures

Inwieweit der Film ein Klassiker wird, ist nicht vorherzubestimmen. Durch die Preisverleihung der Golden Globes an Kate Winslet wird zwar die Schauspielerin gewürdigt, der ganze Film wird aber zu hinterfragen bleiben. Jedenfalls schafft es die Inszenierung sich von der Hysteriebeladenheit in Ehefilmen der 1950er und 60er Jahre zu befreien, wie in WER HAT ANGST VOR VIRGINIA WOOLF? (1966), was damals durchaus seine Berechtigung hatte. ZEITEN DES AUFRUHRS glänzt durch ländlich impressionistische Stimmungen. Das Verhältnis zwischen April und Frank ist dynamisch, was den Film befördert, ist aber nicht hysterisch angespannt. Der Langatmigkeit wie aus Ingmar Bergmans SZENEN EINER DER EHE (1973) werden kurzweilige Szenen entgegengesetzt. Dramatik pur wie in den meisten Ehe- oder Beziehungsfilmen ist auch in ZEITEN DES AUFRUHRS wiederzufinden.

 

Im Film kommen neben den beiden Hauptdarstellern einige andere Schauspieler vor, die notwendig sind, um der Handlung eine Bühne zu geben. Nur ein Monolog allein wäre zu wenig für einen ganzen Spielfilm.

 

Die Darsteller
Leonardo DiCaprio - Frank Wheeler
Kate Winslet - April Wheeler
Kathy Bates - Helen Givings
Michael Shannon - John Givings
Kathryn Hahn - Milly Campbell
David Harbour - Shep Campbell
Zoe Kazan - Maureen Grube
Die Filmemacher
Sam Mendes - Regisseur und Produzent
Justin Haythe - Drehbuch
John N. Hart, Jr. - Produzent
Scott Rudin - Produzent
Bobby Cohen - Produzent
Roger Deakins - Kamera
Kristi Zea - Produktionsdesign
Tariq Anwar - Schnitt
Albert Wolsky - Kostümdesign
Thomas Newman - Musik

 

 

Richard Yates, in einem Interview mit „Ploughshares“, 1992

„Mein Buch wurde weitgehend als ein Roman verstanden, der sich gegen das Leben in den Vorstädten richtete, und das hat mich stets enttäuscht. […] Ich wollte es eher als Anklageschrift verstanden wissen gegen eine im ganzen Land – und ganz gewiss nicht nur in den Vorstädten! – verbreitete Lust an der Konformität, eine Art blindes, verzweifeltes Festhalten an Sicherheit und Geborgenheit um jeden Preis. […] Ich wollte zum Ausdruck bringen, daß die Straße der Revolution von 1776 in den 50er-Jahren so ziemlich in einer Sackgasse endete.“
 

Richard Yates Debütroman „Revolutionary Road“ erschien 1975 unter dem Titel „Das Jahr der leeren Träume“ erstmals auf Deutsch und wurde 2002 als „Zeiten des Aufruhrs“ neu verlegt. Er erschütterte die amerikanische Literatur und führte eine neue Art des prosaischen Realismus ein. Die beiden Hauptfiguren der Geschichte, Frank und April Wheeler, wurden für die Leser zu ewigen Prototypen eines jungen Liebespaares mit großen Träumen. Seitdem hat ihre Story immer wieder die Diskussion über das Wesen der Ehe, über die Rolle des Mannes und der Frau in der modernen Gesellschaft entfacht.

 

  Kate Winslet neben Regisseur Sam Mendes und Crew

 

Nun endlich kommt ZEITEN DES AUFRUHRS als Spielfilm auf die Leinwand, inszeniert von Sam Mendes, dessen scharfes Auge für die amerikanische Gesellschaft spätestens seit  AMERICAN BEAUTY (1999) bekannt ist.

 

Wie Yates selbst sah Haythe stets den größeren Zusammenhang: „Ich habe das nie als eine Geschichte über das Leben in der Vorstadt gesehen“, sagt er. „Für mich geht es um die wirklich großen Dinge, um die Zerbrechlichkeit unseres Menschseins und um unsere Sehnsüchte.“ Die Schwierigkeit lag vor allem darin, Frank und April Wheeler auf der Leinwand zugänglich zu machen, ohne sie zu romantisieren oder ins Lächerliche zu ziehen.

 

Der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte war für Haythe der feste Glaube der Wheelers, dass sie anders und etwas Besonderes sind. Daß sie für ein größeres, bedeutungsvolleres Leben bestimmt sind – eine Illusion, die schließlich nach und nach zerbricht. So gerne die Wheelers glauben wollen, dass sie über der Kultur des Konsumierens stehen, die sich um sie herum entwickelt, so sehr wird ihnen doch auch klar, dass sie – ebenso wie ihre Freunde und Nachbarn – längst dieser Kultur verfallen sind.

 

Haythe erklärt: „Was die Liebe von Frank und April gleich zu Beginn so interessant macht, ist ihre Überzeugung, anders zu sein als die anderen“ [...] „Und dann, eines Tages, kommt sie zu ihm und sagt, ‚Weißt du was, wir werden allmählich so wie die um uns herum – lass uns etwas tun, um unser enttäuschendes kleines Leben zu ändern! Hauen wir ab, ziehen wir nach Paris, retten wir uns!’ Aber diesen Befreiungsschlag, diese große Flucht wagen sie nie.“

Tatsächlich bleibt Paris ein Traum für die Wheelers, weil April schwanger wird, woraufhin Frank an den gemeinsamen Plänen zweifelt und die gesamte Dynamik zwischen den beiden ins Wanken gerät.

 

 

 

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vom  12. Januar 2009