ZEITEN DES AUFRUHRS (USA 2008)
OT: Revolutionary Road
Regie:
Sam Mendes
Mit Kate Winslet, Leonardo DiCaprio, Kathy
Bates, Michael Shannon, Kathryn Hahn, David Harbour, Zoe Kazan
Im Verleih Paramount Pictures
Spieldauer 119 Minuten
Kinostart 15. Januar 2009 |
Inwieweit
der Film ein Klassiker wird, ist nicht vorherzubestimmen.
Durch die Preisverleihung der Golden Globes an Kate Winslet
wird zwar die Schauspielerin gewürdigt, der ganze Film wird
aber zu hinterfragen bleiben. Jedenfalls schafft es die
Inszenierung sich von der Hysteriebeladenheit in Ehefilmen
der 1950er und 60er Jahre zu befreien, wie in WER HAT ANGST
VOR VIRGINIA WOOLF? (1966), was damals durchaus seine
Berechtigung hatte. ZEITEN DES AUFRUHRS glänzt durch
ländlich impressionistische Stimmungen. Das Verhältnis
zwischen April und Frank ist dynamisch, was den Film
befördert, ist aber nicht hysterisch angespannt. Der
Langatmigkeit wie aus Ingmar Bergmans SZENEN EINER DER EHE
(1973) werden kurzweilige Szenen entgegengesetzt. Dramatik
pur wie in den meisten Ehe- oder Beziehungsfilmen ist auch
in ZEITEN DES AUFRUHRS wiederzufinden.
Im Film kommen neben den beiden
Hauptdarstellern einige andere Schauspieler vor, die
notwendig sind, um der Handlung eine Bühne zu
geben. Nur ein Monolog allein wäre zu wenig für einen ganzen
Spielfilm.
Die Darsteller
Leonardo DiCaprio - Frank Wheeler
Kate Winslet - April Wheeler
Kathy Bates - Helen Givings
Michael Shannon - John Givings
Kathryn Hahn - Milly Campbell
David Harbour - Shep Campbell
Zoe Kazan - Maureen Grube |
Die
Filmemacher
Sam Mendes - Regisseur und Produzent
Justin Haythe - Drehbuch
John N. Hart, Jr. - Produzent
Scott Rudin - Produzent
Bobby Cohen - Produzent
Roger Deakins - Kamera
Kristi Zea - Produktionsdesign
Tariq Anwar - Schnitt
Albert Wolsky - Kostümdesign
Thomas Newman - Musik |
Richard Yates, in einem Interview
mit „Ploughshares“, 1992
„Mein Buch wurde weitgehend als ein
Roman verstanden, der sich gegen das Leben in den Vorstädten
richtete, und das hat mich stets enttäuscht. […] Ich wollte
es eher als Anklageschrift verstanden wissen gegen eine im
ganzen Land – und ganz gewiss nicht nur in den Vorstädten! –
verbreitete Lust an der Konformität, eine Art blindes,
verzweifeltes Festhalten an Sicherheit und Geborgenheit um
jeden Preis. […] Ich wollte zum Ausdruck bringen, daß die
Straße der Revolution von 1776 in den 50er-Jahren so
ziemlich in einer Sackgasse endete.“
Richard Yates Debütroman „Revolutionary
Road“ erschien 1975 unter dem Titel „Das Jahr der leeren
Träume“ erstmals auf Deutsch und wurde 2002 als „Zeiten des
Aufruhrs“ neu verlegt. Er erschütterte die amerikanische
Literatur und führte eine neue Art des prosaischen Realismus
ein. Die beiden Hauptfiguren der Geschichte, Frank und April
Wheeler, wurden für die Leser zu ewigen Prototypen eines
jungen Liebespaares mit großen Träumen. Seitdem hat ihre
Story immer wieder die Diskussion über das Wesen der Ehe,
über die Rolle des Mannes und der Frau in der modernen
Gesellschaft entfacht.
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Kate Winslet neben Regisseur Sam Mendes und
Crew |
Nun endlich kommt ZEITEN DES AUFRUHRS
als Spielfilm auf die Leinwand, inszeniert von Sam Mendes,
dessen scharfes Auge für die amerikanische Gesellschaft
spätestens seit AMERICAN BEAUTY (1999) bekannt ist.
Wie Yates selbst sah Haythe stets den
größeren Zusammenhang: „Ich habe das nie als eine Geschichte
über das Leben in der Vorstadt gesehen“, sagt er. „Für mich
geht es um die wirklich großen Dinge, um die
Zerbrechlichkeit unseres Menschseins und um unsere
Sehnsüchte.“ Die Schwierigkeit lag vor allem darin, Frank
und April Wheeler auf der Leinwand zugänglich zu machen,
ohne sie zu romantisieren oder ins Lächerliche zu ziehen.
Der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte
war für Haythe der feste Glaube der Wheelers, dass sie
anders und etwas Besonderes sind. Daß sie für ein größeres,
bedeutungsvolleres Leben bestimmt sind – eine Illusion, die
schließlich nach und nach zerbricht. So gerne die Wheelers
glauben wollen, dass sie über der Kultur des Konsumierens
stehen, die sich um sie herum entwickelt, so sehr wird ihnen
doch auch klar, dass sie – ebenso wie ihre Freunde und
Nachbarn – längst dieser Kultur verfallen sind.
Haythe erklärt: „Was die
Liebe von Frank und April gleich zu Beginn so interessant
macht, ist ihre Überzeugung, anders zu sein als die
anderen“ [...] „Und dann, eines Tages, kommt sie
zu ihm und sagt, ‚Weißt du was, wir werden allmählich so wie
die um uns herum – lass uns etwas tun, um unser
enttäuschendes kleines Leben zu ändern! Hauen wir ab, ziehen
wir nach Paris, retten wir uns!’ Aber diesen
Befreiungsschlag, diese große Flucht wagen sie nie.“
Tatsächlich bleibt Paris ein Traum für die Wheelers, weil
April schwanger wird, woraufhin Frank an den gemeinsamen
Plänen zweifelt und die gesamte Dynamik zwischen den beiden
ins Wanken gerät.
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