DIE PERLMUTTERFARBE (BRD 2008)

Eine Geschichte über Freundschaft, Lüge und Wahrheit

 

Regie: Marcus H. Rosenmüller

 

Mit Markus Krojer, Zoe Mannhardt Dominik Nowak und Thomas Wittmann

 

Nach einem Roman von Anna Maria Jokl aus dem Jahre 1939

 

Im Constantin Filmverleih

 

 

Spieldauer: 103 Minuten

 

Kinostart  08. Januar 2009

 

Lausbubengeschichte aus den Bayernlanden nach einer Romanvorlage von Anna Maria Jokl, die den Roman 1939 auf der Flucht vor den Nationalsozialisten schrieb. Es geht um den Schüler Alexander (MARKUS KROJER) der am großen Malwettbewerb seiner Schule teilnimmt und gewinnen will, um seine Klassenkameradin Lotte (ZOË MANNHARDT) zu beeindrucken. Nach Schulschluß verbringt Alexander seine Zeit mit ein paar Freunden aus dem Unterricht, zu denen neben Lotte auch sein bester Freund gehört, der Klassentüftler ist und Maulwurf (DOMINIK NOWAK) genannt wird. Durch widrige Umstände fällt ihm die neueste Erfindung seines Freundes, ein Glas Farbe mit perlmuttähnlichem Glanz in die Hände. In der Klasse wird fieberhaft nach dem Dieb gefahndet, aber statt mit der Wahrheit herauszurücken, greift Alexander zu einer Notlüge. Gruber (BENEDIKT HÖSL) ein unliebsamer Klassenkamerad der einen Kopf größer ist, deckt Alexander und nutzt dessen Abhängigkeit für seine Zwecke. Geschickt lenkt er den Verdacht auf die Parallelklasse und tritt eine Hetzkampagne los. Alexander verstrickt sich in ein Lügengespinst und entfernt sich immer weiter von Maulwurf und seinen Freunden, während Gruber die beiden Klassen hinterhältig gegeneinander ausspielt.

Text und Foto: Constantin

  Alexander (MARKUS KROJER) kann der Buchhändlerin (ADELE NEUHAUSER) das rettende Buch nicht abkaufen

Zur Autorin

Die 1931 angesiedelte Geschichte um den Jungen Alexander, der sich wegen einer kleinen Lüge aus Eitelkeit in große Schuld verstrickt, spielt in Bayern, wie bisher alle Filme des Regisseurs. Das Drehbuch von Marcus H. Rosenmüller und Christian Lerch basiert auf dem gleichnamigen Roman von Anna Maria Jokl, die im Mikrokosmos Schule die drohende Welt des heraufziehenden Nationalsozialismus einfing, vor dem sie 1933 aus Berlin geflohen war.

 

Die Autorin wollte mit dem Roman „Die Perlmutterfarbe", der den Untertitel „Ein Kinderroman für fast alle Leute“ trägt, eine Geschichte erzählen die zwar Kinder als Hauptfiguren hat, aber Menschen aller Altersstufen ansprechen soll. Zur Schriftstellerin Jokl passt es auch, daß ihr Roman an keinem bestimmten Handlungsort angesiedelt ist. Sie schrieb ihren Roman zwischen 1937 und 1939 in Prag und verarbeitete darin eigene Erfahrungen, die sie 1933 zur Flucht gezwungen hatten. In Deutschland konnte der Roman erst nach 1945 erscheinen. Die dramatische Geschichte des Manuskripts – und damit auch ihrer eigenen Flucht – schildert Jokl in der Vorrede zum Roman.
 

Für eine geplante Verfilmung der „Perlmutterfarbe“ zog Jokl 1950 nach Ostberlin, doch das von ihr verfasste Drehbuch wurde abgelehnt und das Projekt zerschlug sich. 1951 wurde Jokl aus der DDR ausgewiesen und „Die Perlmutterfarbe“ aus dem Verkehr gezogen. Jokl blieb im Westteil der Stadt, wo sie als Psychotherapeutin und Publizistin arbeitete, bevor sie 1965 nach Jerusalem zog. Dort lebte sie bis zu ihrem Tod im Jahre 2001. Ihr Roman wurde erst Anfang der 90er Jahre wiederaufgelegt, nachdem er lange Zeit nur antiquarisch zu haben war. Mitte der 80er lernte der Lektor des (zum Frankfurter Suhrkamp Verlag gehörenden) Jüdischen Verlags Jokl kennen, die sich in Israel längst einen Namen als Psychotherapeutin gemacht hatte. Diese Begegnung hat dazu geführt, dass „Die Perlmutterfarbe“ in den vergangenen 15 Jahren ein neues Publikum in Deutschland gefunden hat und zu einem modernen Klassiker avanciert ist. 1995 wurde Jokl mit dem Hans-Erich-Nossack-Preis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Außer der „Perlmutterfarbe“ sind seit 1992 vier weitere von Jokls Werken veröffentlicht worden: „Die wirklichen Wunder des Basilius Knox“ – ihr erster Roman, ursprünglich 1937 in Prag erschienen -, der Erzählband „Essenzen“ sowie die beiden Titel „Reise nach London“ und „Zwei Fälle zum Thema Bewältigung der Vergangenheit’“.

 

Produktionsnotizen

Bei der Lektüre stellte Rosenmüller auch fest, dass er einiges würde verändern müssen, um den Roman filmisch umzusetzen – nicht nur, weil er generell, wie er sagt „beim Drehbuch immer a bisserl a Freiheit haben“ muss, sondern auch, weil in der zweiten Hälfte des Romans vieles als innerer Monolog erzählt wird. „Deshalb gibt’s den Papagei, der im Roman nicht vorkommt“, erklärt Rosenmüller, damit Alexander im Film nicht ständig seine Gedanken als Off-Kommentar sprechen muss, sondern einen Gesprächspartner hat. Das war aber längst nicht die einzige Änderung, die Rosenmüller und sein Ko-Autor Christian Lerch vornahmen. Eine weitere, berichtet Rosenmüller, war das Hinzuerfinden von Maulwurfs grandiosem Lügendetektor: „Die Kitzelmaschine gab’s auch nicht im Roman; der Maulwurf wird dort einfach als Erfinder beschrieben, der zum Beispiel einen Dampfdruckkochtopf erfunden hat. Aber wir haben uns gesagt: Wenn er schon was erfindet, dann muss das dramaturgisch auch eine Rolle spielen!“ Von Beginn an waren es einzelne Bilder, die Rosenmüller ganz konkret vor Augen standen, nicht zuletzt die Schlüsselszene, in der Alexander das Unglück mit dem von B-Karli aus der Parallelklasse ausgeliehenen Buch passiert: „Ich habe mir genau vorgestellt, wie die Farbe auf das Buch läuft und es ruiniert, und wie er es danach in den Ofen schmeißt. Und wenn ein Buch verbrennt, ist das natürlich auch eine ganz starke Metapher.“

 

Historische Kulissen: Die Drehorte
Bei der Menge an Kindern, die sich als Darsteller am Set aufhielten, kamen die 40 Drehtage nicht nur Marciniak „ein bisschen wie Ferienlager“ vor. Insbesondere als die Produktion in Burghausen im oberbayerischen Landkreis Altötting Station machte: Weil sehr lange in Burghausen gedreht wurde, mietete man für die Zeit einfach die Jugendherberge an. Was zwar eher wenig an Luxus und Glamour bot, aber dafür sorgte, dass die so unterschiedliche Gruppe sehr schnell zusammenwuchs: Marciniak: „Die haben natürlich auch viel Unsinn gemacht, aber darüber sind sie eine verschworene Gemeinschaft geworden. Da sind auch viele Freundschaften entstanden!“ Die Wahl fiel auf Burghausen, weil dort eine städtebaulich sehr geschlossene Altstadt vorhanden war (dort wurden u. a. die Szenen in Alexanders Wohnung gedreht) und weil sich im Ortsteil Raitenhaslach ein ehemaliges Zisterzienserkloster befand, das größtenteils leer stand. Dort wurden die Szenen in der Schule gedreht, wobei aufgrund der pittoresken Bausubstanz verhältnismäßig wenig Aufwand nötig war, um loslegen zu können. Rosenmüller erzählt: „Die Klassenzimmer haben wir praktisch nur angestrichen und Möbel reingestellt. Es gab diese Räume einfach schon so, wie wir sie brauchten, es gab diesen Schulhof, es gab diesen wundervollen Schulflur...!“ Große Bauten waren dort nur notwendig, um den Gruselstreifen, der in DIE PERLMUTTERFARBE als „Film im Film“ zu sehen ist, in Szene zu setzen. In einer alten Remise des Klosters Raitenhaslach baute das Team um.

 

Besetzung
Alexander  -  Markus Krojer
Maulwurf  -  Dominik Nowak
Lotte  -  Zoë Mannhardt
Langer Gruber  -  Benedikt Hösl
Hugo/Heini  -  Thomas Wittmann
Heihei  -  Samuel Cakan
Knockout  -  Ferdinand Hofer
Mausi  -  Franziska Scheuber
B-Karli  -  Paul Maria Beck
Klari (Alexanders Mutter)  -  Brigitte Hobmeier
Frau Heintze  -  Viola von der Burg
Buchhändlerin  -  Adele Neuhauser
Herr Schloder  -  Gustav-Peter Wöhler
Herr Ramsauer  -  Johannes Silberschneider
Herr Ametsbichler  -  Josef Hader
Konditor Schneider  -  Sigi Zimmerschied
Herr Gumberger  -  Christian Lerch
Herr Haselböck  -  Gerd Lohmeyer
Herr Gruber  -  Johannes Herrschmann
u.v.a
Stab
Produzenten  - Robert Marciniak, Uli Aselmann
Regie  -  Marcus H. Rosenmüller
Drehbuch  -  Marcus H. Rosenmüller und Christian Lerch nach
dem Roman von Anna Maria Jokl
Producerin  -  Sophia Aldenhoven
Kamera  -  Torsten Breuer
Szenenbild  -  Johannes Sternagel, Doerthe Komnick
Ton  -  Michael Vetter
Kostümbild  -  Natascha Curtius-Noss
Maske  -  Waldemar Pokromski, Anette Keiser
Musik  -  Gerd Baumann
Schnitt  -  Georg Söring, Grit Meyer
Casting  -  Franziska Aigner-Kuhn

 

eine Robert Marciniak Produktion der d.i.e.film.gmbh
in Co-Produktion mit Constantin Film Produktion

 

 

 

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vom  01. Januar 2009