Der Diplomat. Roman von Ralf Kurz erschienen bei Schillinger in Freiburg im Breisgau.

Historie des Johann Christian von Hofenfels (1744-1787) Pfalz-Zweibrücken und die Verwicklungen zwischen Österreich, Bayern und mit Preußen

 

Buchumschlag: Schillinger Verlag

Der viel bedeutende erste Satz im Roman lautet: "Können Wir einen Krieg vermeiden?, fragte die Kaiserin." Damit ist Maria Theresia von Österreich gemeint, die ihrem Sohn, Kaiser Joseph II. diese Frage stellt. Die historisch relevante Antwort darauf wird sein: "Den Krieg können wir nicht vermeiden", denn Preußen wird sich das nicht gefallen lassen. Am nächsten Tag marschierten die Truppen in Niederbayern und Oberpfalz. Historische Daten, wie sie für Geschichtsbücher festgehalten werden. Wenn dann der "Alte Fritz" daher schreitet und die neusten Ereignisse in Bayern kommentiert, ist das Veranschaulichung. Doch eigentlich beginnt der Roman so richtig erst einige Seiten weiter mit dem ersten Kapitel. Der Anfang bildet nur eine Art Prolog, um in das Zeitgeschehen einzusteigen. Der Text beginnt abrupt. Wir befinden uns im Jahre 1778, es sind Jahre voll der kriegerischen Auseinandersetzungen, von denen das zerteilte Reich deutscher Länder von je her betroffen war. Das sich in verschiedene Fürstentümer und Königreiche unterteilte und wie ein Flickenteppich weit entfernt ist von der deutschen Einheit.

 

Zu Inhalt und Aufbau

Der Roman besteht auf 510 Seiten insgesamt aus vier Teilen, die wiederum in mehrere numerische Abschnitte unterteilt sind. Jeder Teil verfügt über eine eigene Überschrift: "Dem Hof ein Fels", "Riki", "In Treue fest" und "Dunkle Tage". Die Überschriften erklären sich zunächst nicht von selbst. Nach Ausbruch des Krieges in Bayern reist der Diplomat im ersten Teil zu Friedrich dem Großen. Während seiner Unterredungen mit dem König werden Entscheidungen territorialer Bedeutung getroffen. Der zweite Teil widmet sich Riki, womit Hofenfels Frau Friederike gemeint ist. Im dritten Teil besucht die Gesellschaft zahlreiche Schlösser und Residenzen mit der Reisekutsche, wie Darmstadt, Mannheim oder Forbach. Dann kommt Mannlich ins Spiel, der mit dem Bau von Schloß Carlsberg beauftragt wird, das zum gesellschaftlichen Mittelpunkt seiner Zeit, am Wendepunkt vom Barock zum Rokoko steht und dort zu fürstlichen Festlichkeiten einlädt. Die Beziehungen zu Ländern wie Russland und Frankreich werden angeschnitten. Der vierte Teil gehört wieder Hofenfels, der hier in einem viel zu frühen Alter nach einer Krankheit stirbt.

 

Der Roman schildert regionale Ereignisse mit überregionalen Auswirkungen. Es ist die Zeit in der sonst Mantel- und Degenfilme spielen. Geheimdienste und die europäische Diplomatie hatten Hochkonjunktur. Intrigen beherrschten die Höfe der Königshäuser in den Jahren vor der Französischen Revolution, wovon sich der Roman aber nicht allein aufzehren läßt. Ein Wort am Schluß erklärt, die Maximilian abschließend äußert: "Wir haben Hofenfels viel zu verdanken" - ohne ihn wäre Maximilian I. freilich kein König geworden und so steht im Roman weiter geschrieben: "Ohne Hofenfels gäbe es kein freies Bayern".

 

Die Abbildung auf dem Buchumschlag wurde unter Vorlage des Gemäldes "Johann Christian von Hofenfels" von Anton Graff verwendet. Der Titelschriftzug auf der Umschlagseite hätte dabei in weißer oder zumindest in heller Überhöhung eine noch viel bessere Wirkung. Hier einige Schlagwörter die im Roman vorkommen: Schloß Nymphenburg, Sanssouci Friedrich der Große, Kaiserin Maria Theresia, Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten, Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe.

 

Fazit

Es stellt sich die Frage, was will der Autor mit seinem Buch erreichen? Eine Biographie zu Hofenfels ist bereits im Jahre 1990 von Carl Schuster unter dem Titel "Spiegelgespräche des Johann Christian von Hofenfels" publiziert worden. Ein zweites Buch ist deshalb zusätzlicher Natur. Bei historischen Romanen ist zu beachten, welche Form von Staat vertreten wird. Das kann von 1778 - 1787 nur ein absolutistischer sein, die Monarchie hatte das alleinige Überlebensrecht. Denn Demokratie in unserem Sinne gab es nicht. Es geht im Roman keinesfalls um Utopien, wie sie in diesen Jahren auch schon in Mode waren, sondern um das Recht der Selbstbehauptung und um Autonomie.

 

Ralf Kurz bezieht sich in seinen Quellen über Hofenfels auf eine Arbeit von Herta Mittelberger aus dem Jahre 1934. Der Roman ist darin Baustein. Wichtig für seine Bedeutung ist die Verankerung im Geschichtlichen. Im diplomatischen Dienst findet Hofenfels Bedingungen und Voraussetzungen vor, denen er vor sich und mit seinem Gewissen bereit ist Rechenschaft abzulegen. Das wird ihm postum bescheinigt, denn ohne ihn wäre die Freiheit Bayerns nicht möglich gewesen.

 

Es geht vordergründig um die Aktualisierung geschichtlicher Inhalte, was im Roman durch die Anwesenheit des Welttheaters eine überzeitliche Dimension erhält. Die künstlerische Intention ist ein nützlicher Begleiter bei der Darstellung der scheinhaften Wirklichkeit. Der Roman verläuft in der Addition seiner Ereignisse dann eher linear, als daß er einer bestimmten Allegorik folgt, wie das für die Epoche des Barock üblich gewesen wäre. Von Revolutionsliteratur zu sprechen wäre dennoch übertrieben. Hofenfels ist auch kein Stürmer und Dränger, sondern will loyaler Gefolgsmann sein, der sich der Kausalität innerer Zusammenhänge verschrieben hat, bedingt durch die Epoche und den regionalen Verhältnissen.

 

 

 

Der Diplomat

von Ralf Kurz

Roman

Schillinger Verlag, Freiburg im Breisgau

1. Auflage (Oktober 2008)

510 Seiten, gebunden

Größe: 21,2 x 15,2 x 3,8 cm

Gewicht: 750g

ISBN-10: 3891553439
ISBN-13: 978-3891553435

 

 

 

Titelseite

vom  03. Januar 2009