BUDDENBROOKS (BRD 2008)

 

Regie: Heinrich Breloer

 

Mit Armin Mueller-Stahl, August Diehl, Jessica Schwarz, Mark Waschke, Iris Berben

 

Im Verleih Warner Bros., Bildformat Cinemascope, Tonformat: Dolby Digital

 

Spieldauer: 152 Minuten

 

Kinostart 25. Dezember 2008

 

Lübeck in der Mitte des 19. Jahrhunderts, die Originalschauplätze sind beeindruckend. Die Kamera (GERNOT ROLL) hält die Umgebung atmosphärisch fest, was in seiner Dichte schon Kinoqualitäten behält. Die alteingesessene Kaufmannsfamilie der Buddenbrooks mit Konsul Jean (ARMIN MUELLER-STAHL) und Konsulin Bethsy (IRIS BERBEN) haben im Getreidehandel über Generationen hinweg ihr Glück gemacht, genießen gesellschaftliche Anerkennung mit ihren drei Kindern Thomas (MARK WASCHKE), Christian (AUGUST DIEHL) und Tony (JESSICA SCHWARZ) und haben das Leben einer wohlhabenden Patrizierfamilie in einer aufstrebenden Wirtschaftsmetropole. Kinder spielen eigene Rollen. Das Bürgertum versucht sich im Übergang vom Feudalismus zu emanzipieren. Das beginnt schon bei den Tischsitten. Nach dem Tode des Konsuls geraten die strengen Regeln bei den Jüngeren in ein anderes Blickfeld. Vom Verfall einer Familie wird erzählt, dem langsamen aber sicheren Niedergang einer alten Patrizierfamilie. Neuverfilmung von Heinrich Breloer. Erzählt den wirtschaftlichen Werdegang einer alteingesessenen Kaufmannsfamilie und deren Niedergang nach dem Roman von Thomas Mann ganz neu und abendfüllend.

Text und Foto: Warner Bros.

Die Buddenbrooks sind untrennbar von Thomas Manns Heimat in Lübeck zu sehen, ein Spiegel seiner eigenen Familie, obwohl die Geschichte aus dem Roman selbst erfunden ist. Doch so typisch und einprägsam sind die Beschreibungen, ist das Sujet seiner Romane und Erzählungen, die sich so tief in das Bewußtsein der deutschen Literaturgeschichte eingeschrieben haben. Mit BUDDENBROOKS hat Regisseur und ausgewiesene Mann-Kenner HEINRICH BRELOER einen bewegenden Film über den Aufstieg und Fall einer deutschen Familie an der Zeitenwende zur Moderne geschaffen. Voller Opulenz und mit universellen Themen von erstaunlicher Aktualität erlebt der Zuschauer mit den Buddenbrooks den Überlebenskampf einer Familie in einer sich verändernden Zeit – und findet sich selbst wieder, im Ringen um gesellschaftliche Anerkennung und Liebe, im Streben nach privatem Glück in einer härter werdenden Geschäftswelt. Schon mit "Die Manns – Ein Jahrhundertroman" hatte Heinrich Breloer auf faszinierende Weise die Familiengeschichte Thomas Manns portraitiert. Eine Hauptrolle spielte auch hier auf glaubwürdige Art der Schauspieler ARMIN MUELLER-STAHL. Kameramann GERNOT ROLL, Szenenbildner GÖTZ WEIDNER und Kostümbildnerin BARBARA BAUM waren beteiligt.

 

Lübeck in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts. Die Freie und Hansestadt ist umtriebiger Marktplatz und stolze Kulisse für den Handel wohlhabender Bürger. Vom Aufschwung der sich öffnenden Märkte profitiert eine der führenden Kaufmannsfamilien der Stadt. BUDDENBROOKS erzählt die Familiengeschichte von drei Generationen über einen Zeitraum von fast 40 Jahren.

 

Die Welt dieser Familie setzt sich aus Privatem und geschäftlichen Interessen zusammen, was untrennbar verbunden scheint. Familie und Firma sind eins. Persönliche Bedürfnisse treten hinter eine bürgerliche Fassade innerhalb der Lübecker Gesellschaft zurück. Das fängt damit an, daß die Lebenswege der drei Buddenbrook-Erben von vornherein vorbestimmt sind. Von den Söhnen wird das Erlernen des Kaufmannsberufs und seine Ausübung zum Wohle der Firma erwartet, für Tochter Tony (JESSICA SCHWARZ) ist eine standesgemäße Ehe vorgesehen. Sie verzichtet den Eltern zuliebe auf ihre Jugendliebe und heiratet stattdessen den Hamburger Kaufmann Grünlich (JUSTUS VON DOHNÀHNY). Die Ehe erweist sich nach vier Jahren als nicht sehr tauglich, weil Grünlich als Betrüger entlarvt wird. Auch eine zweite Verbindung die Tony eingeht, wird fehlschlagen.

 

An Lübeck gehen die Zeichen der Zeit nicht vorbei. Arbeiter und Handwerker proben den Aufstand, rufen im ehrwürdigen Rathaus die Revolution aus, zum Entsetzen der überforderten Obrigkeit. Konsul Jean wendet sich auf plattdeutsch an die Aufständischen und verlangt Ruhe und Ordnung. Zwar hören ihm die Leute zu, er genießt Ansehen in der Arbeiterschaft, doch es fliegen auch Steine. Später als der alte Konsul dann zu Hause stirbt, beginnt der Stern der Familie Buddenbrook abzunehmen.
 

Christian (AUGUST DIEHL) der jüngste Sohn, ist den Anforderungen eines Lebens nach Art der Buddenbrooks nicht gewachsen und flüchtet sich in künstlerische Zerstreuung und amouröse Abenteuer. Und Thomas (MARK WASCHKE), der Älteste, versucht mit aller Kraft, das geschäftliche Geschick festzuhalten und Glück und Wohlstand seiner Familie zu bewahren. Seine schöne Frau Gerda (LÈA BOSCO) lebt nur für ihre Musik und gibt diese Liebe zu Thomas’ Unmut an den gemeinsamen Sohn Hanno (RABAN BIELING) weiter, der für den Kaufmannsberuf völlig ungeeignet scheint.

 

Sind es zunächst nur kleine Momente der Schwäche, so nimmt das bewegende Familienschicksal unerbittlich seinen Lauf. Das einst strahlende Patriziergeschlecht zerbricht langsam am Lebenskonflikt zwischen geschäftlichen Interessen und Streben nach persönlichem Glück.

 

Darsteller
Konsul Jean Buddenbrook - ARMIN MUELLER-STAHL
Tony Buddenbrook - JESSICA SCHWARZ
Christian Buddenbrook - AUGUST DIEHL
Christian Buddenbrook (als Kind) - LEONARD PROXAUF
Thomas Buddenbrook - MARK WASCHKE
Konsulin Bethsy Buddenbrook - IRIS BERBEN
Gerda Buddenbrook, geb. Arnoldsen - LÉA BOSCO
Hanno Buddenbrook - RABAN BIELING
Bendix Grünlich - JUSTUS VON DOHNÁNYI
Morten Schwarzkopf - ALEXANDER FEHLING
Hermann Hagenström - FEDJA VAN HUÊT
Anna - MAJA SCHÖNE
Aline Puvogel - NINA PROLL
Alois Permaneder - MARTIN FEIFEL
Senatorin Möllendorpf - SUNNYI MELLES
Senator James Möllendorpf - JOSEF OSTENDORF
Bankier Kesselmeyer - SYLVESTER GROTH
Gosch - ANDRÉ M. HENNICKE
Konsul Lebrecht Kröger - ELERT BODE
Meneer Arnoldsen - KRIJN TER BRAAK
Ida Jungmann - TERESA HARDER
Carl Smolt - MARTIN HORN
Hinrich Hagenström - HINZE
René Maria von Trotha - MAX VON PUFENDORF
Stephan Kistenmaker - TONIO ARANGO
Van Kellen - CAAS ENKLAAR
Prokurist Marcus - THOMAS MEINHARDT
Dr. Grabow - MICHAEL ABENDROTH
Dr. Giesecke - MATHIAS DEUTELMOSER
Peter Döhlmann - NICHOLAS REINKE
Eva Ewers - KATHARINA SCHUBERT
Berkemeyer - FRANK LEO SCHRÖDER
Dr. Brecht - JAN PETER HEYNE
Stab
Regie und Drehbuch - HEINRICH BRELOER
Drehbuch - HORST KÖNIGSTEIN
Gesamtleitung MATTHIAS ESCHE – Bavaria Film
Produzenten MICHAEL HILD – Bavaria Film
JAN S. KAISER – Bavaria Film
USCHI REICH – Bavaria Film
WINKA WULFF – Colonia Media
Produktionsleitung - JO N. SCHÄFER
Kamera - GERNOT ROLL
Szenenbild - GÖTZ WEIDNER – SFK
Kostümbild - BARBARA BAUM – SFK
SIBYLL MÖBIUS
Schnitt - BARBARA VON WEITERSHAUSEN
Ton - WOLFGANG WIRTZ
Licht - HARALD HAUSCHILDT
Maske - BIRGER LAUBE
JEANETTE LATZELSBERGER
Musik - HANS P. STRÖER
Sound Design - DANIEL DIETENBERGER
Mischung - ABI SCHNEIDER
Standfotograf - STEFAN FALKE
Casting - AN DORTHE BRAKER

 

Produktionsnotizen

Der Finanzierungsaufwand war enorm auch was die filmkulturelle Bedeutung anging. "Die Verfilmung eines historischen Romans ist eine Herausforderung, die wir nur angegangen sind, weil wir wußten, daß wir einen so klugen, leidenschaftlichen Regisseur wie Heinrich Breloer an der Seite haben,“ so Matthias Esche, der die Gesamtleitung für Bavaria Film verantwortete.
 

Das Budget für die BUDDENBROOKS von 16,2 Mio Euro ist ohne starke Senderbeteiligung in Deutschland nicht zu realisieren. Barbara Buhl war bereits bewährte Fernsehpartnerin von Heinrich Breloer, sie vertrat federführend den WDR und brachte ihre Kollegen von NDR, SWR, BR, Degeto, ORF und ARTE mit an Bord. Als Förderer unterstützten die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, der Deutsche Filmförderfonds, die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, der FilmFernsehFonds Bayern, die Filmförderungsanstalt und Media das Projekt. Als Koproduzenten konnten Pirol Film Production und Colonia Media gewonnen werden.
 

Im Sommer 2007 war es dann soweit. Nach einer intensiven Vorbereitungszeit und Vordrehs in Rom und München fiel am 31. Juli die erste Klappe für die BUDDENBROOKS in Lübeck. Bis Mitte November wurde an insgesamt 70 Drehtagen gedreht, an Originalschauplätzen in Lübeck und Umgebung, in Augsburg, München, Brügge und im Studio in Köln.

 

Kostümbildnerin BARBARA BAUM, die das Innere der Figuren durch ihre Kleider erzählt, setzt sich mit jedem Charakter bis ins Detail hinein auseinander bis sie eine eigene Linie findet. Die Sichtung von Kostümsammlungen der weltberühmten Museen wie das Metropolitan oder das Victoria & Albert Museum, die Auswahl aus einer Fülle von Materialien, das Sichten von Bergen von Fotos waren nötig. In Zusammenarbeit mit SYBILL MÖBIUS mußte für die große Anzahl an Darstellern und Statisten nicht nur eine Vielzahl von Kostümen zum Teil neu geschaffen oder aus den Fundus der europäischen Kostümhäuser geliehen werden, es galt dabei jeweils auch die genaue historische Zeitstufe zu beachten. Ein Ballkleid von 1840 war eben 1860 nicht mehr en vogue.

 

Für die Familie Buddenbrook wurden die Kostüme eigens entworfen – dies für die verschiedensten gesellschaftlichen Anlässe wie Hochzeiten, Todesfälle, die Hundertjahrfeier. So entstanden allein für die Familie ca. 150 Kostüme mit einer Vielzahl von verschiedenen zu verarbeitenden Materialien pro Outfit. Der Rest, zum Teil wahre Kostbarkeiten, kam aus Archiven. Im großen Studio in Köln füllten die ca. 2000 Kostüme eine ganze Halle.

 

Adaptionen wie das Eliminieren von Verkehrsschildern, Straßenlaternen und modernen Häuserfassenden wurden mittels CGI in der Postproduktion vorgenommen, moderne Straßenbeläge wurden mit großen ausrollbaren historischen Pflaster-Matten aus Plastikimitationen bedeckt. Die Revolution, die in der literarischen Vorlage im Versammlungssaal einer reformierten Kirche stattfand, in der die Bürgerschaft tagte, wurde auf den Platz vor dem Rathaus verlegt, weil die Straßen der Umgebung zu eng zum Filmen waren; das Buddenbrook-Mausoleum wurde im Stadtpark erbaut – hier kam es zum einzigen Unfall, als der Architekt rückwärts in eine Grube fiel, die er selbst hatte ausheben lassen.

 

Dreharbeiten an Originalschauplätzen
Natürlich spielte das Buddenbrookhaus in der Mengstraße Nr. 4 eine zentrale Rolle für die Verfilmung. Von Anfang an stand fest, daß ein Nachbau des kompletten, dreigeschossigen Buddenbrookhauses im Studio in Köln das beste filmische Ergebnis bringen würde – die Außenansichten jedoch vor Ort in Lübeck entstanden.

 

Szenenbildner GÖTZ WEIDNER hatte die große Aufgabe zu meistern, diesen imposanten Bau mit einer Höhe von 20 Metern, mit Garten und der gegenüberliegenden Marienkirche detailgetreu als Bühnenbild in den Kölner MMC-Studios zu rekonstruieren. Das Haus wurde dabei so aufgebaut, wie Thomas Mann es in seinem Roman schildert und wie es der Zeit entspricht, denn das Original- Haus seiner Großeltern hatte Thomas Mann im Roman teilweise verändert.

 

Im Kölner Studio stützte eine imposante Stahlkonstruktion das mehrgeschossige Bühnenbild, und es entstand genügend Spielfläche, einschließlich eines begehbaren Treppenhauses, um den Reichtum und das Lebensgefühl der Patrizierfamilie zu vermitteln. „Allein diese frei schwebende Treppe ist ein architektonisches Wunder. Wenn ich nach oben schaue, hängt so ein mathematisches Bauwerk mitten im Raum. Stufen, die man natürlich von unten nicht
hoch laufen kann, aber wenn ich eine Ameise wäre, könnte ich dort auch hoch laufen, mit dem Kopf nach unten“, beschreibt Armin Mueller-Stahl seinen Eindruck.

 

Co-Produktion Pirol Film Production, Colonia Media
WDR, NDR, SWR, BR, Degeto, ORF und ARTE
Co-Produzent - BURKHARD VON SCHENK
Gefördert durch Filmstiftung Nordrhein-Westfalen
Deutscher Filmförderfonds (DFFF)
Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein
FilmFernsehFonds Bayern (FFF)
Filmförderungsanstalt (FFA)
Developed with the support of the MEDIA Programme
of the European Community
Federführende Redaktion BARBARA BUHL –WDR
Herstellungsleitung HERBERT HÄUSSLER – Bavaria Film
SUSANNE FEIKES –WDR
Associate Producer LUKAS BATTHYÁNY

 

 

 

 Titelseite

vom  08. Dezember 2008