Metageschichte der Architektur (1. Aufl. 2014)
Ein Lehrbuch von Andri Gerber
Buchumschlag:
transcript Verlag |
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Gedacht
für
angehende Architekten und Architekturhistoriker
Wie lehrt man Architekturgeschichte in einer Zeit, die sich
nicht mehr die Zeit nimmt, um sich wie selbstverständlich mit
der eigenen Geschichte zu befassen?
Verdrängung kennzeichnet den gesellschaftlichen Wandel. Das
betrifft die gängigen Lehrmeinungen ebenso. Der vorliegende Band
aus dem transcript Verlag verfolgt nur das eine Ziel, indem
Architekten bei der Vermittlung von Architekturgeschichte mit
herangezogen werden.
Es geht dem Autor vor allem darum, die bestehenden Hemmschwellen
abzubauen. um so den eigenen Standort eindeutiger
herauszufinden. Das Buch will noch mehr sein, wenn der
Begriff Metageschichte die Trennung von Ordnung und Unordnung
zugunsten der erweiterten Sicht auf den Horizont nimmt. Wenn
möglich sollen Architekten darauf Bezug nehmen. Der Anteil an
der Geschichte, der bei der Umsetzung hin zu einem
komplexen Bauwerk ursächlich sein kann.
Meta- bedeutet hier Theorie der Geschichte selbst und das
Nachdenken darüber. Metawissen ist also instrumental darauf
ausgerichtet auf die Notwendigkeit der Studierenden ihre
Geschichte selbst zu schreiben. Entsprechend dieser Lehrmeinung
ist der Band nach einzelnen Lektionen gegliedert.
Leseprobe...
Der Historiker Andrew Leach behauptet, es gäbe keine
Übereinstimmung darüber was Architekturgeschichte wirklich sei. Andri
Gerber fügt an, weithin könne man sein Buch auch als
strukturalistisch bezeichnen. Er wählt hierfür Roland Barthes
und Michel Foucault. Zeichnet mehrere Diagramme und benennt sie:
"Städtebau? Eine Sozial- und Wissensgeschichte" oder "Theorie
der Städtebaumetaphern". Vor diesem Hintergrund mit komplexem
Diagrammaufbau muss man sich fragen, wie Studierende mit dieser
Ordnung und der Unordnung zurechtkommen? Eine zeitgenössische
Geschichtsschreibung muss auch die Aufgabe der Unordnung
übernehmen können. Der Philosoph Karl Popper deutete mit seinem
"Historizismus" ein Diagramm des Archiekturtheoretikers Charles
Jencks an, welches beim Hinschauen ebenso komplex und ungeordnet
erscheint und eine fließende Bewegung aufweist. Verschiedene
Theoretiker kommen zu Wort, vervollständigen die Ansichten. Hans
Sedlmayr und Manfredo Tafuri finden Erwähnung. Andri Gerber will
in der Geschichte der Architektur vor allem den
kunstgeschichtlichen Hintergrund verstanden wissen.
Architekturgeschichte ist eine beschreibende Wissenschaft. Wobei
"Erzählen" und "Beschreiben" bei Andri Gerber als Textpositive
verstanden werden. Erzählung versucht nicht objektiv zu sein,
wie dies in der Beschreibung der Fall ist. Bei Sedlmayr tritt
die Unterscheidung zwischen "beschreiben" und "erklären"
deutlicher hervor. Der vorliegende Band plädiert jedoch stark
für eine Architekturgeschichte die "erzählen" will. Das wird
schon bei der Herangehensweise von Autoren und
Mitarbeitern sichtbar. Diagramme bei Charles Jencks folgen einer
erzählenden und sich fortbewegenden Struktur. Mehr als wenn
sie einem strengen Rahmen im Wissenschaftsraster folgen würden.
Bei Erwähnung der erzählenden Architekturgeschichte fällt mir
der Gegenwartskünstler Anton Henning ein, der mit seinen Bildern
ganze Räume einrichtet. Sitzgelegenheiten; Tapetenmuster,
Bilderrahmen, Sofa, Tischecke und anderes. Das künstlerische
Ambiente erfüllt architektonisches, den der Wohlfühlecke. Wie
nebenbei erscheint eine wiederkehrende Symbolik oder ein Muster
auf der Leinwand. Eine Art dreiblättriges Kleeblatt, das auch
ein Propeller sein kann. Die amorphe Form, die wie ein
Firmenlogo als Alleinstellungsmerkmal auf der Leinwand erscheint
und eine Metageschichte erzählt, strebt die innere Absolutheit
an innerhalb der Bildwelten bei Anton Henning. Währendem
verwendet Andri Gerber Gegensatzpaare, um auf einen Sachverhalt
aufmerksam zu machen, der für die Wissenschaftstheorie eine
Bedeutung haben kann. Ein solches Gegensatzpaar, bei Andri
Gerber Textpositiv, sind Formen der Beschreibung und der
Erzählung. Eine Entwicklungform aus beidem bildet komplexe
Diagrammhaufen, die einer fließenden Bewegung folgen und vor dem
einfachen Rahmen des Diagramms, x- und y-Achse, aufhören zu
existieren. Somit zu einer komplex aber aufschlussreich
weiterbringenden Struktur generieren.
Architektur ist immer Synthese, weil daraus ein Projekt
entsteht. Peter Behrens und Theodor Fischer haben die Moderne
erkannt, welche pure Ablehnung gegen den Stilpluralismus des
Historismus hat. Der Übergang zur Moderne und später zur
Postmoderne werden nach und nach vollzogen. Buchautor Andri
Gerber übertitelt dies mit "Negativer Dialektik", um damit
das Neuland der Moderne zu betreten. Weist auf Leo Adler
und postmoderne Architekten wie Leon Krier. Th. W. Adorno nutzte
in seiner Philosophie ebenfalls die Negative Dialektik.
Was folgt sind vier Lektionen, beginnend mit der Arbeit welche
der Architekt vor sich hat. Beschrieben werden Namen wie Aldo
Rossi, Louis Kahn, Paolo Portoghese und Ricardo Borgfill.
Besprochen werden Themen zur Renaissance-Architektur, das
Diagramm in der Architekturgeschichte, Architektur zwischen
Autonomie, Heteronomie und Engagement u.a.m.
Metageschichte der Architektur
Ein Lehrbuch für angehende Architekten und Architekturhistoriker
von Andri Gerber
und zahlreichen Mitarbeitern
transcript Verlag, Bielefeld
1. Auflage 2014
Broschiert, 315 Seiten
Größe: 15,1 x 22,9 x 2,5 cm
ISBN: 978-3837629446
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