Eröffnung
des EZB-Neubaus: „Unerträgliche Einschränkung der Presse- und
Meinungsfreiheit“
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Kulturexpress Meldung: Börsenverein des Deutschen
Buchhandels e.V. |
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Am
18. März eröffnet die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Neubau in
Frankfurt am Main. Bis auf ein Team des Hessischen Rundfunks und einigen
Nachrichtenagenturen sind nach Medienberichten keine Pressevertreter zur
Eröffnung zugelassen. „Die Europäische Zentralbank sperrt praktisch die
gesamte Presse aus, das ist eine unerträgliche Einschränkung der Presse-
und Meinungsfreiheit“, sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des
Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Damit behindert die Europäische
Zentralbank aus Sicht des Börsenvereins massiv den freien
Meinungsbildungsprozess.
Die Meldung des Börsenvereins beruht auf einer Richtigkeit,
in Betracht der Vorkehrungen die getroffen werden anlässlich der
Eröffnung des EZB-Neubaus am 18. März. Der gesamte Nahverkehr im Umkreis
um den Neubau wurde vom 16. - 18. März abgeriegelt. Zahlreiche
Buslinien, die das gesamte Stadtgebiet durchqueren, fahren nur noch
eingeschränkt solange die Zeremonie dauern soll. Man muss wissen, wenn
eine bestimmte Buslinie durch Frankfurt ausfällt, bricht praktisch das
gesamte Streckennetz vorübergehend zusammen. Sogar die Hauptwache,
Verkehrsknotenpunkt in der Innenstadt, war abgeriegelt. Ich erinnere mich, wie EZB-Bauherren darüber spekuliert haben, einen Grünstreifen um
das neue Hochhaus anzulegen. Dort sollten, um mögliche Demonstranten
abzuwehren, dann in kleinen Teichanlagen lebende Krokodile ausgesetzt
werden, die darauf aufpassen, daß niemand diesen Bereich unerlaubt
überquert. Was wohl als Scherz gedacht war, weil diese Tierart in dieser
Klimazone gar nicht artgerecht gehalten werden kann. Doch man kann
wetten, die eigene Sicherheit hat einen hohen Schwellenwert
bei den Betreibern. Für das kleine Frankfurt mit historischem Innenstadt-Kern ist das
schon eine Umstellung, wenn regierungsähnliche Zustände mit
abgeriegelter Schutzzone entstehen sollen, wovon neben Pressevertretern
auch die Bevölkerung systematisch ausgeschlossen bleibt. Doch der Wunsch
der Frankfurter zur Hauptstadt gekürt zu werden, war immer schon
vorhanden. Jetzt ist die Situation da und Frankfurt am Main Sitz der
mächtigen Europäischen Zentralbank, die trotz aller Vorzüge auch etwas
totalitäres mit sich bringt. Vielleicht sollte ein separater
Ersatztermin angeboten werden, um Zugang zu den Örtlichkeiten auch den
allgemeinen Pressevertretern zu sichern, die ein öffentlich
legitimiertes und verbindliches Recht zur Berichterstattung haben. Zumal
es sich bei dem Gelände um ein riesiges Areal mit übergroßer Vorhalle
zum Turm handelt. Diese Halle hat bisher noch gar keinen rechten
Verwendungszweck gefunden aufgrund ihrer baulichen Größe. Bemühungen in
den Presseverteiler des EZB-Neubau aufgenommen zu werden, um Termine
wahrzunehmen, blieben trotz meiner Anfragen seit Entscheid des
Neubau-Wettbewerbs und Aufnahme der Bauarbeiten über Jahre hinweg stets
unerfüllt von Seiten der zuständigen Abteilung um den Neubau.
Alexander Skipis vom Börsenverein sagt: „Die europäischen Institutionen setzen ihre
katastrophale Kommunikationspolitik, die sie schon bei den Verhandlungen
zum Freihandelsabkommen TTIP an den Tag gelegt haben, fort. Das
Verhalten der EZB ist ein weiteres Beispiel dafür, wie sich in unserer
freien Gesellschaft Einschränkungen der Publikations- und
Meinungsfreiheit einschleichen. Bei den Verhandlungen zum
Freihandelsabkommen mit den USA hat die EU-Kommission uns bereits eine
völlig intransparente und geheimniskrämerische Kommunikation zugemutet.
Wir sehen in der Presse- und Meinungsfreiheit einen Grundpfeiler unserer
Gesellschaft und die Basis der Arbeit der Buchbranche. Daher fordert der
Börsenverein von den europäischen Institutionen mit Nachdruck, die
Presse- und Meinungsfreiheit ernst zu nehmen.“
EZB Demo am 18. März an der
Hauptwache
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