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Odilon Redon, Martyr ou Tête de martyr sur une
coupe ou Saint Jean, 1877, Kohle auf Papier,
36,6 x 36,3 cm, Kröller-Müller Museum, Otterlo;
Foto: Sammlung Kröller-Müller Museum, Otterlo
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Anlässlich der Ausstellungen „Odilon Redon“
(bis 18. Mai 2014) in der Fondation Beyeler, Riehen/Basel
und „Die überraschten Masken: James Ensor“ (bis 25. Mai
2014) im Kunstmuseum Basel findet in beiden Museen am
Freitag, 7. März 2014 ein wissenschaftliches Symposion zum
Thema Symbolismus statt. Die Tagung, die in Zusammenarbeit
mit dem Kunsthistorischen Seminar entstanden ist, trägt den
Titel „Odilon Redon und James Ensor: zwischen Symbol und
Individuum“. Sie richtet sich nicht nur an Wissenschaftler,
sondern ist allgemein zugänglich.
Die
Realisten beobachteten ihre Umwelt, die Romantiker die
eigenen Gefühle – der Europäische Symbolismus als
Kunstbewegung wuchs aus diesem Spannungsfeld empor. Die
Interessen und Inspirationsquellen seiner Vertreter waren
vielseitig und nahezu unvereinbar: mit Manifesten,
publikumssüchtigen Dandys, Öffnungen zum fernen Osten,
populärer Religion und Festkultur sowie literarischer
Exklusivität, schufen Symbolisten einen widersprüchlichen
Leitfaden der auch als Reaktionsgrund für Kunst und Kritik
bis in die Postmoderne Gültigkeit fand.
Vielleicht deshalb bleibt die Gruppierung trotz
hervorragender Persönlichkeiten und Œuvres wie von Odilon
Redon und James Ensor undurchsichtig und schwer greifbar:
die Grenzen zwischen dem Visionären und dem Konventionellen
sind unbestimmt, wie auch das internationale Profil einer
oft ironisch provinziellen Kunstrichtung, die aber mit ihren
Innovationen eine vergleichende, globale Kunstgeschichte
vorbereitete.
Wie
können wir die Kunstgeschichte des späten 19. Jahrhunderts
neu denken? Können malerische Selbsterfindung und
genrebewusste Mythenbildung im Werk und Leben von Künstlern
wie Ensor und Redon als Ansatz für den Anfang dieser
Neubetrachtung gelten? Oder lassen sich tiefere Aspekte der
Moderne, etwa der radikale Subjektivismus in der Ästhetik
und Moral, als Indizien des Symbolismus untersuchen? Oder
ist die „Bewegung“ bloss ein Ablenkungsmanöver, das die
unüberbrückbaren Divergenzen post-impressionistischer Maler
überdeckt?
Internationale WissenschaftlerInnen nehmen an der Tagung
teil: Ina Dinter, Kunsthistorikerin an der Katholischen
Universität Eichstätt-Ingolstadt; André Dombrowski,
Assistenzprofessor an der University of Pennsylvania; Dario
Gamboni, Ordinarius an der Kunstgeschichtlichen Fakultät der
Universität Genf; Andrei Pop, wissenschaftlicher Assistent
am Kunsthistorischen Seminar der Universität Basel; Herwig
Todts, Kurator am Königlichen Museum für Schöne Künste
Antwerpen; Ralph Ubl, Ordinarius für Neuere Kunstgeschichte
an der Universität Basel; Michael Zimmermann, Inhaber des
Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Katholischen
Universität Eichstätt-Ingolstadt. Zur Begrüssung sprechen
die Organisatoren der Tagung: Nina Zimmer (Kunstmuseum
Basel), Kuratorin der Ausstellung „Die überraschten Masken:
James Ensor“ und Raphaël Bouvier (Fondation Beyeler),
Kurator der Ausstellung „Odilon Redon“.
Programm der Tagung
09:00 Uhr Begrüssung durch Nina Zimmer (Kunstmuseum
Basel)
09:15 Uhr Einführung von Ralph Ubl (eikones,
Universität Basel)
09:30 Uhr Vortrag von André Dombrowski: Vom
Symbolismus abgesehen
10:30 Uhr Vortrag von Michael Zimmermann: Religion,
Evolution und Nirwana: Redons bewegtes Sehen und Flauberts
Tentation de Saint-Antoine
11:30 Uhr Vortrag von Herwig Todts: The
Relationship between Redon and Ensor
12:30-14:00 Uhr Mittagspause
14:15 Uhr Vortrag von Ina Dinter: „In meinem Werk
nehme ich eine große Einheit wahr.“ Wiederholung und
Experiment im Spätwerk James Ensors
15:15 Uhr Vortrag von Andrei Pop: Petit drame
symbolique: Ensor, Redon, und die Wahrnehmungstheorie
16:15 Uhr Allgemeine Diskussion
Fondation Beyeler
19:00 Uhr Abendvortrag von Dario Gamboni in der
Fondation Beyeler: Redon — Ensor — Poïesis. Begrüssung und
Einführung von Raphaël Bouvier (Fondation Beyeler)
Der Eintritt zur
Tagung im Kunstmuseum Basel ist kostenlos.
Der Vortrag in
der Fondation Beyeler ist im Eintrittspreis der Ausstellung
inbegriffen.
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