Symbol oder Individuum – Symbolismus-Tagung des Kunstmuseums Basel und der Fondation Beyeler zu James Ensor und Odilon Redon

Meldung::Fondation Beyeler, Riehen bei Basel, den 28. Februar 2014

Odilon Redon, Martyr ou Tête de martyr sur une coupe ou Saint Jean, 1877, Kohle auf Papier, 36,6 x 36,3 cm, Kröller-Müller Museum, Otterlo; Foto: Sammlung Kröller-Müller Museum, Otterlo

 

 

Anlässlich der Ausstellungen „Odilon Redon“ (bis 18. Mai 2014) in der Fondation Beyeler, Riehen/Basel und „Die überraschten Masken: James Ensor“ (bis 25. Mai 2014) im Kunstmuseum Basel findet in beiden Museen am Freitag, 7. März 2014 ein wissenschaftliches Symposion zum Thema Symbolismus statt. Die Tagung, die in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Seminar entstanden ist, trägt den Titel „Odilon Redon und James Ensor: zwischen Symbol und Individuum“. Sie richtet sich nicht nur an Wissenschaftler, sondern ist allgemein zugänglich.

 

Die Realisten beobachteten ihre Umwelt, die Romantiker die eigenen Gefühle – der Europäische Symbolismus als Kunstbewegung wuchs aus diesem Spannungsfeld empor. Die Interessen und Inspirationsquellen seiner Vertreter waren vielseitig und nahezu unvereinbar: mit Manifesten, publikumssüchtigen Dandys, Öffnungen zum fernen Osten, populärer Religion und Festkultur sowie literarischer Exklusivität, schufen Symbolisten einen widersprüchlichen Leitfaden der auch als Reaktionsgrund für Kunst und Kritik bis in die Postmoderne Gültigkeit fand.

 

Vielleicht deshalb bleibt die Gruppierung trotz hervorragender Persönlichkeiten und Œuvres wie von Odilon Redon und James Ensor undurchsichtig und schwer greifbar: die Grenzen zwischen dem Visionären und dem Konventionellen sind unbestimmt, wie auch das internationale Profil einer oft ironisch provinziellen Kunstrichtung, die aber mit ihren Innovationen eine vergleichende, globale Kunstgeschichte vorbereitete.

Wie können wir die Kunstgeschichte des späten 19. Jahrhunderts neu denken? Können malerische Selbsterfindung und genrebewusste Mythenbildung im Werk und Leben von Künstlern wie Ensor und Redon als Ansatz für den Anfang dieser Neubetrachtung gelten? Oder lassen sich tiefere Aspekte der Moderne, etwa der radikale Subjektivismus in der Ästhetik und Moral, als Indizien des Symbolismus untersuchen? Oder ist die „Bewegung“ bloss ein Ablenkungsmanöver, das die unüberbrückbaren Divergenzen post-impressionistischer Maler überdeckt?  

 

Internationale WissenschaftlerInnen nehmen an der Tagung teil: Ina Dinter, Kunsthistorikerin an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt; André Dombrowski, Assistenzprofessor an der University of Pennsylvania; Dario Gamboni, Ordinarius an der Kunstgeschichtlichen Fakultät der Universität Genf; Andrei Pop, wissenschaftlicher Assistent am Kunsthistorischen Seminar der Universität Basel; Herwig Todts, Kurator am Königlichen Museum für Schöne Künste Antwerpen; Ralph Ubl, Ordinarius für Neuere Kunstgeschichte an der Universität Basel; Michael Zimmermann, Inhaber des Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Zur Begrüssung sprechen die Organisatoren der Tagung: Nina Zimmer (Kunstmuseum Basel), Kuratorin der Ausstellung „Die überraschten Masken: James Ensor“ und Raphaël Bouvier (Fondation Beyeler), Kurator der Ausstellung „Odilon Redon“.

Programm der Tagung

09:00 Uhr          Begrüssung durch Nina Zimmer (Kunstmuseum Basel)

09:15 Uhr          Einführung von Ralph Ubl (eikones, Universität Basel)

09:30 Uhr          Vortrag von André Dombrowski: Vom Symbolismus abgesehen

10:30 Uhr          Vortrag von Michael Zimmermann: Religion, Evolution und Nirwana: Redons bewegtes Sehen und Flauberts Tentation de Saint-Antoine

11:30 Uhr          Vortrag von Herwig Todts: The Relationship between Redon and Ensor

12:30-14:00 Uhr Mittagspause

14:15 Uhr          Vortrag von Ina Dinter: „In meinem Werk nehme ich eine große Einheit wahr.“ Wiederholung und Experiment im Spätwerk James Ensors

15:15 Uhr          Vortrag von Andrei Pop: Petit drame symbolique: Ensor, Redon, und die Wahrnehmungstheorie

16:15 Uhr          Allgemeine Diskussion

Fondation Beyeler

19:00 Uhr          Abendvortrag von Dario Gamboni in der Fondation Beyeler: Redon — Ensor — Poïesis. Begrüssung und Einführung von Raphaël Bouvier (Fondation Beyeler)

Der Eintritt zur Tagung im Kunstmuseum Basel ist kostenlos.

Der Vortrag in der Fondation Beyeler ist im Eintrittspreis der Ausstellung inbegriffen.

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 28. Februar 2014