'A room with a view' or 'A Room of One's Own'

Oscar Tuazon. Alone in an empty room. Museum Ludwig Köln

Meldung: Museum Ludwig, Köln, den 28. Januar 2014

Holz, Metall, Stein und Beton sind die Werkstoffe von Oscar Tuazon. Inspiriert von der Do-it-Yourself-Ästhetik wie von der Kunst- und Baugeschichte, bewegen sich seine Konstruktionen zwischen Skulptur und Architektur. Sie entstehen im Außen- oder Innenraum und erscheinen auf den ersten Blick sperrig und „nutzlos“. Manche sind aber auch bespielbar, können umfunktioniert, benutzt werden.

 

Wie gebaute Eisschollen wirken die Skulpturen Tuazons, die entstehen,

sperrig und nutzlos ihr Wesen treiben und wieder vergehen.


Der 1975 in den USA geborene Künstler interessiert sich für Entstehungsprozesse: Die kollektive körperliche Arbeit, Anstrengung und Kommunikation sieht er als Teil seines Werks. Dieses ist auch durch Tuazons Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte geprägt. Seine Arbeiten bringen Ideen der Land Art mit der Minimal Art in Berührung; inhaltliche Verknüpfungen mit Carl Andre, Bruce Nauman, Robert Smithson oder Gordon Matta-Clark geben dem Diskurs um Raum, Material und Arbeit in der zeitgenössischen Kunst eine neue Wendung.

Das ortsspezifische Projekt im Museum Ludwig greift in das große Treppenhaus des Museum Ludwig ein. Aus Beton, Glas, Metall und anderen Baumaterialien errichtet Tuazon dort architektonische Versatzstücke eines Privathauses. Begonnen hat er mit seiner Arbeit bereits im Rahmen der Sammlungsneupräsentation Not Yet Titled im Untergeschoss des Museums. Er benutzt aber auch die Architektur des Museums, wenn er beispielsweise eine Drehtür auf der Terrasse des Museums nachbaut.

Laufzeit der Ausstellung: 15.2. - 13.7. 2014

 

OscarTuazon_MuseumLudwig  A Prosthesis, 2014 Leichtbeton, Mörtel, Eichenholz, Glas, Farbe / Aerated concrete blocks, mortar, oak, glass, paint

 
OscarTuazon_MuseumLudwig
A Person, 2014 Stahl, Beton, Glas, Ziegel, Lampen, Farbe / Steel, concrete, glass, brick, lamps, paint
 

OscarTuazon_MuseumLudwig 
Doors On The Floor, 2014 (2-teilig / two parts) Gips, Stahl, Glas, Eichenholz, Farbe / Plaster, steel, glass, oak, paint

 

OscarTuazon_MuseumLudwig

It's Beyond Me, 2014 Verzinkter Stahl, Rigipsplatte, Pinienholz, Eichenholz, Glas, Lampe, Farbe / Galvanized steel, sheetrock, pine, oak, glass, lamp, paint

 

OscarTuazon_MuseumLudwig 
Piece By Piece, 2013 Betonblöcke, Mörtel, Douglastanne, Stahl/ Cinderblocks, mortar, douglas fir, steel

 

OscarTuazon_MuseumLudwig
A Hinge, 2014 Pinienholz, Stahl / Pine, steel

Foto: Michael van den Boogard, Courtesy of the artist and Galerie Eva Presenhuber, Zürich

     

 

Oscar Tuazons raumgreifende Konstruktionen beziehen sich sowohl auf den Außen- als auch auf den Innenraum, sie treten mit der vorgefundenen Architektur in einen Dialog, sprengen architektonische Strukturen, kreieren neue Räume – sichtbar wie unsichtbar. Der Fokus seines Schaffens liegt u.a. auf dem Aspekt der körperlichen Arbeit bzw. des Entstehungsprozesses eines Kunstwerks. Dies zeigt sich unmittelbar in seinen Arbeiten, die sich zwischen Skulptur und Architektur bewegen, sowie in der Wahl der verwendeten Materialien, oftmals Holz, Metall, Stein und Beton. Tuazons Werke verbinden Ideen der Land Art mit Prinzipien der Minimal und der Post-Minimal Art und verknüpfen so die Vorstellung von etwas Abstraktem mit einer tatsächlichen Konstruktion; diese ist durch extreme physische Herausforderungen während der Installation sowie durch sich immer neu gestaltende räumliche Bedingungen geprägt.


Die Präsentation der Werke Oscar Tuazons im Museum Ludwig findet nicht in den Ausstellungsräumen statt, sondern erstreckt sich über das gesamte Treppenhaus. Auf allen vier Ebenen werden architektonische Versatzstücke eines privaten Wohnhauses zu sehen sein; im Untergeschoss wurde der untere Treppenabsatz zu einer Art Garagentor erweitert, ein Eingriff, der bereits im Rahmen der Neupräsentation der Sammlung Not Yet Titled realisiert wurde und die jetzige Ausstellung ankündigte.

 

Die im Treppenhaus verteilten Fragmente stellen ein Gegenargument zur bestehenden Museumsarchitektur dar: Privater und öffentlich institutioneller Raum treten in einen direkten Dialog, werden sich gegenüber gestellt.
 

Oscar Tuazon, geboren in Seattle, lebt und arbeitet seit 2007 in Paris, wo er die von einem Künstlerkollektiv geführte Galerie castillo/corrales mitbegründete. Seit 2013 lebt Tuazon zudem in Los Angeles. Er studierte an der Cooper Union School of Art und absolvierte das Whitney Independent Study Program in New York. 2011 war Tuazon auf der 54. Biennale von Venedig vertreten. 2013 war er mit Einzelausstellungen im Schinkel Pavillon in Berlin und im Boijmans van Beuningen Museum in Rotterdam präsentiert.

 

Kulturexpress ISSN 1862-1996

vom 22. Februar 2014