Befremdung über Interviewäußerungen: Abbruch und Neuausschreibung mit wissenschaftlichen und ethischen Standards

Langzeitstudie noch gar nicht beendet, trotzdem soll die NORAH-Studie den Flughafenausbau 2011 in Frankfurt als Glanzleistung rechtfertigen.

  

   

Starke Befremdung erzeugen Interviewäußerungen des Psychologen Dirk Schreckenberg in der jüngsten Online-Ausgabe des Focus. Dirk Schreckenberg ist als Studienleiter an der unter Medizinern höchst umstrittenen NORAH-Studie beteiligt.

Die fachliche Kritik richtet sich gegen den Ansatz der NORAH-Studie, die weniger Wert auf medizinische Auswirkungen des Fluglärms legt als auf die psychologische Interpretation der medizinischen Ergebnisse. Ein Ansatz, der ethischen Mindestanforderungen nicht gerecht wird.
 
Focus Journalisten hatten Dirk Schreckenberg entlarvende Aussagen entlockt. Wie im Artikel zu lesen ist, geht der Psychologe mit unverhohlener Subjektivität an seine Aufgabe heran, wenn er wie folgt zitiert wird: „Bei einem Flughafen oder an Bahnstrecken (...) ist die empfundene Belästigung geringer, wenn Anwohner Vertrauen in Betreiber und Behörden haben (...)“

Ralf Heider, Spitzenkandidat der hessischen SPD wundert sich: „Dirk Schreckenberg wird mit einer persönlichen Interpretation des voraussichtlichen Ergebnisses dieser NORAH-Studie zitiert, deren Ergebnisse der Öffentlichkeit erst in mehreren Jahren vorgelegt werden können.“ Berechtigte Zweifel an der Objektivität der von FRAPORT finanzierten Studie, empfindet der SPD-Kandidat als schockierend.
 
„Die Eröffnung der Nordwest-Landebahn in Frankfurt 2011 ist „eine historische Möglichkeit für Forscher, um einen Vorher-Nachher-Vergleich anzustellen“. Eine Aussage, die als unerträglich einzustufen ist. Mit dem selbst gewählten historischen Bezug demonstrieren die Verantwortlichen der Studie ein Ausmaß an Respektlosigkeit vor der unter dem Lärm leidenden Bevölkerung des Rhein-Main-Gebietes, was bisher nicht vorstellbar war.

Ralf Heider erneuert seine Forderung an die Landesregierung umgehend eine Studie in Auftrag zu geben, die sich auf die harten medizinischen Realitäten der Auswirkungen von Lärm konzentriert, statt auf deren psychologische Bewertung. Die hierfür benötigten Finanzmittel könne man nach diesen Äußerungen getrost bei der NORAH-Studie einsparen.

Im April 2011 wurde von der Gemeinnützigen Umwelthaus GmbH Kelsterbach (UNH) eine umfangreiche Lärmwirkungsstudie in Auftrag gegeben, die den Namen NORAH-Studie erhielt. Die Kurzbezeichnung NORAH steht für „NOise-Related Annoyance, cognition, and Health“ (deutsch etwa „Zusammenhänge zwischen Lärm, Belästigung, Denkprozessen und Gesundheit“).

Siehe auch:  FRAPORT und Frankfurter Flughafen: täglich neue NEGATIV-Schlagzeilen
 

Kulturexpress  ISSN 1862-1996

vom 08. August 2013