Hybrid Houses - drei Häuser in unterschiedlichen Ansätzen auf der iba, der internationalen Bauausstellung in Hamburg

Lauter würfelförmige Bauwerke auf der Bauausstellung in Hamburg in unterschiedlichsten Facetten aus Stein und in Holz mit qualitativ hochwertiger Aussagekraft. Manche der Fassaden wurden mehrfarbig ausgestaltet.

Quelle: iba Hamburg, den 19. 07. 2013                              

   

Mit den Hybrid Houses präsentiert die IBA Hamburg moderne Häuser, die auf Bewohner und deren sich ändernder Lebensverhältnisse hin entwickelt wurden sowie auf Bewohner und deren Lebensphasen, von der Jugend an bis ins hohe Alter hinein, unterstützen anstatt die Lebensqualität einzuschränken. Hybrid Houses sind Gebäude, die veränderbare Räume bieten. Diese anpassungsfähigen Häuser ermöglichen eine gemischte Nutzung aus Wohnen, Arbeiten oder Zusammenleben und zeigen damit bereits heute, wie flexibler und zugleich nachhaltiger Wohnungsbau von morgen aussehen kann.

In der künftigen Stadtentwicklung spielen anpassungsfähige Gebäude eine immer größer werdende Rolle. Die Rahmenbedingungen des Zusammenlebens in den Städten ändert sich zunehmend und schneller als früher. Familienverhältnisse und Ausübung des Berufs unterliegen einem permanenten Wandel. Davon ist zumindest auszugehen. Die Bewohner von Großstädten sind darauf angewiesen, dass ihre Bedürfnislage erfüllt werden kann. Das geschieht meist schon von der Planung der Städte her. Nach Häusern, Wohnungen und Arbeitsräumen wird verstärkt verlangt. Deshalb müssen Räume und Wohnungen erweiterbar und wieder reduzierbar sein. Im Vordergrund steht die Teilung der Räumlichkeiten auf die jeweils zugeschnittenen Bedürfnisse der Stadtbewohner. Lösungswege werden erforderlich, die sowohl Wohnen auf Zeit, als auch das Zusammenwohnen mehrerer Generationen ermöglichen. Mit der Entwicklung von hybriden Häusern soll die Chance genutzt werden, Grundrisse für flexibel nutzbare Wohn- und Arbeitsstätten unter einem Dach zu erproben.

Gebäude können im Verlauf eines Tages unterschiedlich stark für die Zwecke des Wohnens und Arbeitens genutzt werden. Solche Gebäudekonzepte, innerhalb derer die Funktionen neben- und miteinander möglich werden, verfügen daher über eine viel stärkere Nutzungsintensität. Räume und Infrastrukturen können mehrfach belegt sein, ohne dass es zu Konflikten kommen muss.

Diese Mehrfachnutzung ist es, die gerade für die ökologische Gesamtbilanz eines Hauses eine immer größere Rolle spielt. Nutzungsvielfalt bedeutet für die Häuser mehr Chancen für Langlebigkeit. Mit dem Projekt Hybrid Houses verfolgt die IBA Hamburg das Ziel einen nachhaltigen Wohnungsbau zu entfalten, der den allgemeinen Herausforderungen an einen zukünftigen Wohnungsbau gewachsen ist..

Als erstes Hybrid House eröffnete 2011 das 4-geschossige igs-Zentrum, das bis Ende 2013 als Geschäftsstelle und Besucherzentrum genutzt wird. Nach 2013 endet dieser erste Nutzungszyklus und das Haus steht für eine gemischte Nachnutzung weiter zur Verfügung.

Hiermit entfaltet sich erstmals die Besonderheit des Gebäudes. Der Nutzungswandel wird nur mit äußerst geringem Umbauaufwand verknüpft. Durch ein System aus Stützen und modular aufgebauten Obergeschossen werden die einzelnen Bereiche an die wandelnden Bedürfnisse der Nutzer angepasst: Büros werden in Wohnungen umgewandelt und das Untergeschoss in große oder kleine Gewerbeeinheiten.

Gleich neben dem igs-Zentrum befindet sich das aus zwei Baukörpern bestehende und schlicht Hybrid House genannte Gebäude mit künftig zwölf Maisonette-Einheiten im Eigentum. Das Gebäude ist für Wohnen und Arbeiten während eines Tagesablaufs gedacht, wobei unterschiedliche Lichtverhältnisse die optimale Belegung der Räume ausmachen. Was die besondere Idee ist, das Gebäude soll an sich mit seinen neuartigen Grundrissen und verschachtelten Einheiten einer gezielten Beeinflussung unterliegen. Wie in einem freistehenden Haus, Solitär,  bietet jede der Einheiten den Blick in alle vier Himmelsrichtungen. Das Hybrid House geht damit speziell auf die Bedürfnisse von Menschen ein, die phasenweise und zu unterschiedlichen Tageszeiten auch zu Hause, vom eigenen Büro oder Atelier aus arbeiten.

Die Grundidee des Gebäudes wird durcheine durchdachte Architektur mit neuartigen Grundrissen noch bestärkt. Insgesamt 16 Einheiten, größtenteils Maisonetten, sind durch die Kombination aus einem Ost-West- und einem Nord-Süd-Modul nach Himmelsrichtungen ausgerichtet. Dank dieser Bauweise ergeben sich je Wohneinheit gerade Blickrichtungen in alle Himmelsrichtungen und damit vier unterschiedliche Tageslichtsituationen, wie sie sonst nur in einem wirklich freistehenden Haus möglich wären. Loggien und Gärten schaffen eine Verbindung ins Freie. Eine Dachterrasse für die oberen Maisonetten sorgt für zusätzliche Ausblicke, wie beispielsweise auf den angrenzenden Inselpark.

Eine zentrale Außenerschließung durch ein gemeinsames Treppenhaus und einen Laubengang erlaubt die konsequente Umsetzung des modularen Systems bei gleichzeitig freier Aufteilung der Grundrisse. Ob auf der unteren Ebene gearbeitet und oben gewohnt, oder aber Arbeitsplätze auf beiden Etagen in die Wohnung integriert werden, steht den Bewohnern frei.

Um eine noch größere Variabilität der Grundrisse zu erreichen, bieten beide Gebäudeblöcke zusätzliche Einheiten in der ersten und dritten Etage an, die bei Bedarf den benachbarten Maisonetten zugeschlagen werden können. Durch Flexibilität in Bezug auf Größe und Aufteilung der Einheiten kann das Haus auf sich wandelnde Lebensumstände und Bedürfnisse der Umwelt und Bewohner reagieren.

Das Hybrid House nutzt umweltschonende Gebäudetechniken. Der bauliche Aufwand eines Nutzungswechsels ist im Vergleich zu herkömmlichen Wohngebäuden sehr gering, da er im flexiblen Nutzungskonzept bereits vorgesehen ist. So werden bei der Zusammenlegung, Verkleinerung oder Umnutzung der Einheiten nicht nur Zeit und Kosten gespart, sondern auch der Materialverbrauch so gering wie möglich gehalten. Ein Umbau aufgrund sich ändernder Lebensumstände kann das gesamte Gebäude nicht mehr in Frage stellen.

Das dritte Projekt der Hybrid Houses mit dem Titel Hybride Erschließung wird südlich im Park, am Kanukanal, errichtet. Dieses Haus garantiert maximale Flexibilität auf den einzelnen Etagen und basiert im wesentlichen auf einer präzise durchdachten Erschließungsstruktur. Wohnen und Arbeiten können hier klar getrennt und nebeneinander funktionieren und mit geringem Aufwand auch miteinander verbunden werden. Innerhalb des Gebäudes wurden mehrere Einheiten horizontal kombiniert und sogar vertikal in Form von Maisonette-Einheiten organisiert.

Die intelligente Trennung der Nutzung beginnt bereits mit den Eingängen am Gebäude. An der nordöstlichen Gebäudeecke teilen sich die Wege im repräsentativen Eingangsbereich der Gewerbeflächen. Büros teilen sich an der Ostseite in Bezug zu den Wohnungen an der Westseite. Das Innen liegende Treppenhaus mit seinen beiden Eingängen aus unterschiedlicher Richtung ermöglicht zwei voneinander getrennt liegende Treppenläufe.

Das viergeschossige Gebäude des Hamburger Büros Bieling Architekten basiert auf einem Raster, das eine große Variabilität in der Organisation der einzelnen Grundrisse zulässt. Einheiten aus Wohnen und Arbeiten, die auf einer Etage organisiert sind und voneinander getrennt funktionieren, können durch diese Konstruktionsweise mit sehr geringem Aufwand miteinander verbunden werden. Die Kombination von mehreren Einheiten kann auf der kompletten Fläche einer Etage erfolgen.

Auch vertikal gibt es die Möglichkeit, einzelne Einheiten in Form von Maisonetten oder gemeinsamen Wohn- und Arbeitsbereichen zusammenzulegen. Da die Fassade des Hauses aus vorgefertigten Modulen in Holz besteht, können die Bedürfnisse in einer neuen Kombination im Inneren des Gebäudes schnell und optimal angepasst werden. Insgesamt entstehen etwa 20 Wohnungen, in einer Größenordnung zwischen 43 und 120 Quadratmetern.

Aus der Ferne wirkt das hybride Gebäude sehr kompakt. Aus der Nähe betrachtet zeigen sich allerdings wichtige Abstufungen und Details. An vielen Stellen wird das würfelartige Gebäude von Einschnitten und Lichthöfen unterbrochen, die jede Menge Tageslicht in das Innere des Hauses eindringen lassen. Die dabei entstehenden Nischen dienen den Bewohnern als Balkone und bieten ein, vor der Witterung geschütztes, Plätzchen im Freien.

Siehe auch:  Internationale Bauausstellung IBA in Hamburg mit 60 Projekten

Siehe auch:  BIQ - Das Algenhaus - Smart Material Houses auf der IBA in Hamburg

 

Kulturexpress  ISSN 1862-1996

vom 19. Juli 2013