Pop up my bathroom

Messe für Sanitärwirtschaft - ISH sucht nach einem Sinneswandel. Doch der Markt bestimmt das Geschehen und überhäuft sich mit Produkten

    Foto: © Kulturexpress

Der Besuch auf der diesjährigen ISH bestand aus einem umfangreichen Programm. Die Hallen voll mit Ständen der Aussteller. Ein internationales Aufgebot präsentierte sich. Beim ersten Durchblick der Materialien aus Werbeprospekten und Katalogen, die sich unweigerlich beim Durchqueren der Hallen aufdrängen, zeichnen sich mehrere Schwerpunkte ab. Zum einen ist das natürlich die von allen Seiten angekündigte Energiewende. Jens Wischmann, VDS Vorsitzender, propagierte schon am 06. Dezember 2012  in einer eigens dafür inszenierten Veranstaltung "Pop up my bathroom" die Produkte von Clou als innovative Badidee. Clou hatte den Design Plus Award 2011 gewonnen. Eine Vorstellung die auf vordergründige Foto-Shootings verwies, was in moosbegrüntem Ambiente den Geschmack nach duftendem Aftershave aufkommen sieht. Das Bad, zu einem Ort der geheimnisvollen fast übernatürlichen Umgebung stilisiert. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Das ist auch der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) bekannt. Ungelöste Probleme bevölkern die Bäder nicht nur in Deutschland. Immer noch wird viel zu wenig getan für diesen besonderen Ort. In keiner Wohnung fehlen Nasszelle mit WC und Dusche oder Wanne. Was in diesem umrahmten Bezirk lauert, findet sich meist unter dem Mikroskop erst richtig wieder. Eine aufgestaute Welt der Mikroorganismen offenbart sich in den Badezimmern der Welt. Widerspruch, zwischen Ästhetik mit der sich die Energiewende einen Namen zu machen versucht. Das transparente Badezimmer im Augenschein der Glaskugel mit Wink in die Zukunft gebeamt. Ein Ort, der viel mehr Realismus fordert. Sind es dichte Fugen zwischen den Kacheln, die Fensterlüftung, die Isolierung an der es hakt oder sichere Abflüsse, die selbstreinigend die Kanalisation frei halten. Dinge die sich im Bad befinden. Die Liebe zum Ort muß gehegt werden. Die Pflege der Utensilien sind ein Lebensinhalt. Eine angreifbare Welt die sofort reagiert und Gefahr läuft umzuschlagen in sein subkulturelles Gegenteil. Erneuerung ist gefordert, das stimmt, doch zu erst einmal sollte ein Verständnis für die Zusammenhänge im Badezimmer gefordert werden.

 

Das Interessante an Clou und anderen Anbietern vorwiegend aus Italien ist die neue Verwendung des sanitärtauglichen Kunststoffmaterials, genannt Corian. Die haptischen Eigenschaften dieses Materials das sich mittlerweile einiger Beliebtheit erfreut, ist die kantige Eckform bei Waschbecken. Corian ist auch in Platten im Baumarkt erhältlich. Auf der Website von Architonic finden sich entsprechende Angebote. Die individuelle Anfertigung von Sanitäranlagen ist bisher nicht vorgesehen, obwohl sich eine solche Lösung anbieten würde bei der Vielseitigkeit der Bedürfnisse im Zusammenhang mit dem eigenen Bad-Ambiente.

 

Bäder sollen größer werden, wie im ISH Trend Report anlässlich der Messe gesagt wurde. Wenn das möglich ist, wäre das fein. Doch das Gegenteil bewahrheitet sich. Sanitäranlagen werden auf immer engeren Raum benutzbar gemacht, was letztlich auch kein Schaden ist. Vielmehr ist das eine Frage der Aufklärung in Gestaltung und Konstruktion. Wenn der Trendbarometer auf die Möglichkeiten hinweist, Bäder sollen größer werden, dann heißt das gleich mehrere Personen gleichzeitig sollen zum Badezimmer Zugang haben, um sich dort aufzuhalten. Das Gemeinschaftsbad soll dem Austausch und der Intensivierung von Beziehungen dienen, sagen die Trendmacher dazu. Sozusagen durch die Duschwand kommunizieren, während andernorts im gleichen Raum der Haarfön summt.

 

Siehe auch:  ISH 2013: Sonderschau wall + floor zeigt kreative Ideen für die ganzheitliche Badplanung
 

 

Kulturexpress  ISSN 1862-1996

vom 26. März 2013