Der
Versuch auf dem Gebiet der Baulösungen nach neuen Wegen zu forschen. Das
könnte die Innovation dieser Handbücher bei DOM Publishers sein.
Der Satzspiegel ist zweispaltig und besteht etwa zu 60
Prozent aus Text und 25 Prozent aus Abbildungen, die seitenübergreifend
an der Seite entlanglaufen. Dieser Band umfaßt 407 Seiten und erinnert
in seiner Aufmachung und dem Lesebändchen, ein aufziehbares Gummiband, ein wenig an die Notizbücher von Moleskine.
Ein abgestuftes Kapitelregister befindet sich im Stoß. Im Unterschied zum
"Neufert" ist das Handbuch bei DOM publishers viel stärker beschreibend
mit exemplarischer Übersicht moderner Bauten, mehr als dies im Neufert in seiner rationellen Kurzform der Fall wäre.
Mit Barrierefreies Bauen präsentieren sich funktionale
Details, wie Aluminiumtürgriffe die mit Blindenschrift versehen werden.
Auf die Blindenhilfe wird besonderes Augenmerk gelegt. Eine
außerordentliche Hebebühne im eigenen Haus dient dazu, um den im
Rollstuhl sitzenden Hausherrn in die nächste Etage zu befördern.
Architekt ist Rem Kohlhaas. Das ist natürlich für den
Durchschnittshaushalt nicht machbar. Aber es zeigt, dass an die
Behinderten beim Bauen gedacht wird. Nicht nur Kostenfragen und Tabula
rasa in der Entwurfsphase bestimmen das Aussehen der Gebäude, auch
Vorschläge fortschrittlich in Design und Funktion kommen zur Geltung. So
bekennt sich die erste Überschrift in einem Plädoyer ausdrücklich zum "Abschied von
der Behindertenrampe".
Begleitet werden die vielen Fotoabbildungen durch kleine
Grundrisse, die den Zusammenhang im Gebäude veranschaulichen. Manchmal
sind auch Schnittzeichnungen angefügt. Sehr einfache Strukturen im
Maßstab 1:500 aber nicht viel größer zeigen ein lineares Gebilde, wofür
eine Bleistiftskizze vielleicht ausgereicht hätte. Der Aufbau des Bandes
in "Barrierefreies Bauen" zieht jedoch eine sachliche Strukturierung
vor. Will damit auf ästhetisch ansprechende Art ein junges Publikum
locken, das sich mit dem Thema auseinanderzusetzen hat, sei es an der
Hochschule oder in der Werkstatt.
Gezeigt werden die Problematiken, die bei Behinderung
entstehen und die statistisch in der Bevölkerung hauptsächlich vorkommen. Das wird
durch mehrere Balkendiagramme manifestiert. Ein glossarförmiger Text
nimmt sich dieser Ergebnisse der "Behinderungen und Krankheiten" nochmals an. Denn Kenntnis über Fragestellungen stellen sich bereits in
der Planungsphase. Solche Informationen dienen der Vorbereitung und der
eingehenden Beschäftigung mit der Materie barrierefreies
Bauen. In mancher Hinsicht gleicht das einem einführenden
Medizinunterricht. Unterschieden werden nach Definition:
Funktionseinschränkungen der Sinnesorgane, Blindheit, Gehörlosigkeit und
die Leistungsminderung einzelner Organsysteme.
Anhand visuell veränderter Fotos sind unterschiedliche
Sehstörungen aufgeführt:. Grüner Star, Gelber Fleck, Tunnelblick, Grauer
Star und die diabetische Netzhauterkrankung. Genauso hingewiesen wird
auf Probleme, die bei Wirbelsäulen-Veränderungen entstehen. Die
Haltungsfrage ist eben auch in der Architektur präsent.
Das nächste von insgesamt vier Kapiteln beschäftigt sich
mit den Gebäuden und zwar den öffentlich zugänglichen Bauten. Das erste
Beispiel ist das Kunstmuseum in Århus. Farblich markiert sind
Grundrisse, um die Rücksichtnahmen zu verdeutlichen, die vorgenommen
wurden. Lauter vorbildliche Beispiele die hier aufgeführt sind. Keine
Langeweile und kein Klemmschuh der sich ausbreitet vor dem Leser.
Mit dem Buch entsteht durchaus ein kompaktes Bild von der
Szenerie der barrierefreien Bauten. Insofern bietet der Band bei DOM
Publishers, der von Philipp Meuser herausgegeben wurde, eine
Orientierungshilfe bei der thematischen Auseinandersetzung im
behindertengerechten Bauen.
Das nächste Beispiel, das Automobilmuseum in Stuttgart
von Ben van Berkel wird auch Mercedes Museum genannt. Eine
zurückhaltende Formulierung also, wenn vom Automobilmuseum gesprochen
wird. Was nur den objektiven Charakter ausdrückt, den diese Handbuch
Reihe von DOM Publishers repräsentieren will. Der Verlag rekrutiert sich
vorwiegend aus Architekten, die sich zur Aufgabe gestellt haben etwas
zeitgemäßes auf den Buchmarkt zu bringen. Etwas was sachlich und
aufschlussreich zugleich ist und den Zugang zur Materie erleichtern
will. Einer Materie die immer noch überwiegend aus Regeln und Normen
besteht. Dabei ist es doch eine Selbstverständlichkeit barrierefrei zu
sein.
Drittes Beispiel ist das Schwimmbad bei Stuttgart
von Kaufmann, Thelig und Partner, aus dem Jahre 2006. Immer mit
dem Blick auf die DIN 18040-1 werden Bereiche angesprochen, um
Behinderten innerhalb einer Gebäudestruktur zu entsprechen. Viertes
Beispiel ist die Blindenschule in Regensburg von Georg, Scheel
und Wetzel Architekten. Das Fortbildungszentrum in München von
Manfred Drescher und Dieter Kubina schließt sich an.
Ausbildungszentrum in Ingolstadt von Diezinger und Kramer.
Stadthalle in Hausach von Lehmann Architekten sowie das Gymnasium
in Wien von Atelier Heiss ZT aus dem Jahre 2010. Ein
Freizeitzentrum in Köln von den Architekten Nebel u. Pössl geht nach
gleichem Muster vor. Das Schlossmuseum bei Koblenz von Karl
Friedrich Schinkel bildet den Abschluss dieser Kategorie der
Öffentlichen Bauten.
Das zweite Kapitel befaßt sich mit Alten- Pflegeheimen
in Bezug auf die DIN 18040-2. Wiederum eine exemplarische Übersicht
moderner Bauten werden vorgestellt. Seniorenwohnanlage in Kärnten
von Dietger Wissounig aus dem Jahre 2005. Eine Seniorenanlage bei
Chur von Dietrich Schwarz (2004). Sowie Seniorenwohnanlage
Duisburg der Architekten Eller + Eller aus dem Jahre 2006. Gefolgt
vom Seniornpflegeheim bei Leipzig von Kauffmann; Theilig &
Partner aus dem Jahre 2006 und das Seniorenpflegeheim Linz
von den Architekten
Gärtner + Neuruser ZT GmbH aus dem Jahre 2011.
Das dritte Kapitel behandelt Einfamilienhäuser. Das erste
Beispiel ist eins
am Chiemsee. Erkennbar wird die Beweglichkeit der Rollstuhlfahrer innerhalb der eigenen vier
Wände. Statt Treppenstufen leicht abschüssige Fahrbahnen, die in das
nächste Stockwerk führen. Einfamilienhäuser mit Aufzug sind was
seltenes, scheinen aber behindertengerecht zu sein. Einfamilienhaus
bei Utrecht des Architectenbureau Paul de Ruiter bv ist ein
ähnliches Beispiel. Etwas anders das Fertighaus auf der Schwäbischen
Alb von SchwörerHaus, was kein Architektenhaus ist, sondern das
Konzept einer Baufirma repräsentiert. Wohnhaus an der Spree ist
mehrstöckig und wurde von Clarke und Kuhn geplant. Schließlich das
Stadthaus in Wien von Veit Aschenbrenner Architekten.
Barrierefreies Bauen online zum Durchblättern
Handbuch und Planungshilfe
Philipp Meuser (Hg.)
Mit vollständiger DIN 18040-1: 2010-10 und
illustriertem Kommentar von Jennifer Tobolla
Vergleich DIN 18040-1 mit DIN 18024-2
225 × 280 mm, 408 Seiten über 300
Abbildungen
Hardcover mit Gummiband
Deutsche Ausgabe
ISBN 978-3-86922-169-4