Vorlesunam 21. Juni 2012 um 19 Uhr

 Umtausch und Introjektion. Fassbinders „Berlin Alexanderplatz

Simulation,  Adaption, Illusion und Pose

Ringvorlesung der Hessischen Theaterakademie  zum Festival der jungen Talente!

 

Raum A 208

Eschersheimer Landstraße 29-39

D-60322 Frankfurt am Main

 

Karten: 6.- € / erm. 4.- € Kartenreservierung:

0 69 / 15 40 07 – 3 34

 

Weitere Termine im Sommersemester:

Donnerstag, 28.6.2012, 19 Uhr: Melanie Gilligan,  (Vortrag in englischer  Sprache)
Donnerstag, 5.7.2012, 19 Uhr: Simon Denny, Information Design Attempts, (Vortrag in englischer Sprache)

Meldung: Hochschule für Musik und Darstellende  Kunst Frankfurt a/M, den 23.05.2012                                                  

      Buchumschlag: b_books    

In seinem Buch Deutschland hysterisieren geht Manfred Hermes den konzeptuellen  Ebenen in Rainer Werner Fassbinders Fernsehverfilmung von Alfred Döblins „Berlin Alexanderplatz“ nach. Es steht im Gegensatz zu einem hierzulande  meist anekdotisch  geprägten  Fassbinder- Bild, das immer  noch auf dessen soziale Beziehungen bzw. dem Motiv  des auf das eigene Subjektive  fixierten Künstlers beruht. Hermes führt aus, wie Fassbinder die Erzählstruktur  des im Berlin der 1920er Jahre angesiedelten  Alexanderplatz-Romans übertragen hat, einschließlich der von Döblin vorgegebenen Geschlechterverhältnisse, sozialen Dimensionierungen, Wirkungsabsichten und einer psychoanalytisch geprägten  Subjektvorstellung. Aus diesen Vorgaben hat Fassbinder dann die eigenständige Konzeption  geschichtlicher Zusammenhänge abgeleitet.  Im Rahmen seiner Adaption hat er „das Lesen als Produktionsinstanz hinzugefügt und innerhalb dieser gleichen Bewegung  eine geschichtliche Dimension erschlossen“ (Hermes). Fassbinders Döblin-Lektüre sei „wie die Inbetriebnahme einer alten U-Bahn Linie, die die Gegenwart  mit der Vergangenheit verbindet, im Rückwärtsgang.“
 
Wie Fassbinder die ästhetischen und konzeptuellen  Möglichkeiten, die sich aus der Adaption der Romanvorlage und literarischer Techniken wie der freien indirekten Rede für Erzählperspektive  und Subjektkonstruktion ergeben, wird Manfred  Hermes in der Ringvorlesung der Hessischen Theaterakademie  darlegen.

Der Autor Manfred  Hermes ist für zahlreiche Auseinandersetzungen mit narrativem Film und zeitgenössischer Kunst in Katalogen, Zeitungen  und Zeitschriften bekannt. Nach Einzelveröffentlichungen über Ull Hohn und Martin Kippenberger ist 2011 „Deutschland hysterisieren. Fassbinder, Alexanderplatz“ bei b_books erschienen.

Mit dem Titel Simulation, Adaption, Illusion und Pose rückt die Ringvorlesung der Hessischen Theaterakademie im Sommersemester 2012 ästhetische Mittel  ins Zentrum seines Geschehens, was für gewöhnlich mit Täuschung und Künstlichkeit in Verbindung gebracht wird. Nicht nur zentrale Bestandteile der medialen Wirklichkeit werden angesprochen, sondern Möglichkeiten gegenüber gesellschaftlichen Zwängen zur Selbstdarstellung und Selbstvermarktung geben wichtige Momente der künstlerischeren Freiheit vor. Die künstlerischen Positionen und Arbeitsweisen beruhen meist auf Adaption und Verschiebung ästhetischer Mittel und Formate unterschiedlicher künstlerischer Sparten.

Mit seiner thematischen Ausrichtung bietet diese Ringvorlesung "das Festival der jungen Talente", was durch kooperative Projekte inhaltliche Ergänzung findet. Das Festival der jungen Talente! wird vom 27. bis 29. September 2012 auf dem Gelände des zukünftigen Kulturcampus in Bockenheim  stattfinden und von der aktuellen Gastprofessorin und ehemaligen Co-Direktorin des Kölnischen  Kunstvereins,  Anja Nathan-Dorn, kuratiert.  

Am Festival der jungen Talente! nehmen Studenten  der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt, des Instituts Für Angewandte Theaterwissenschaften der Universität Gießen, der Hochschule für Gestaltung Offenbach und der Staatlichen  Hochschule für Bildende Künste – Städelschule Frankfurt sowie des Masterstudiengangs Dramaturgie der Goethe-Universität Frankfurt teil.

 

Kulturexpress  ISSN 1862-1996

vom 25. Mai 2012