Natürlich
ist es zweifelhaft, wenn eine Abschussarbeit dazu dienen soll, um
politische Probleme zu lösen. Das geht nicht. Eine Verstrickung wäre
viel zu riskant. Schließlich steht eine Entscheidung über gelingen oder
misslingen im Raum. Deshalb kann diese Arbeit nur Impulsgeber in der Debatte
sein, die gerade erst angefangen
hat und noch viele Wandlungen durchlebt. Jedenfalls mehr, als dies eine
Streitschrift wäre. Abgesehen davon, ist der
Ausstieg aus der Kernenergie nach Fukushima in Deutschland für das erste
entschieden worden. Also was gibt es neues und weiterbringendes in
diesem Buch aus dem Jahre 2011?
Gebraucht werden
langfristige strategische Leitlinien, um eine bezahlbare zuverlässige
Energieversorgung zu erhalten, soviel steht fest. Ein Zusammenhang
zwischen Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch besteht eklatant. Im
Fazit greift diese Arbeit die hohe Verwundbarkeit in den
Rahmenbedingungen und der damit verbundenen Komplexität auf. Fordert von
den Organisationen mehr Anpassungsfähigkeit. Nach jahrzehntelanger
statischfixierter Aufgabenwahrnehmung müssen sich Akteure und
Institutionen umorientieren. Die
Forderungen lauten:
-
mittelfristig der Abschluß eines völkerrechtlich verbindlichen
Klimaschutzabkommens auf völkerrechtlicher Ebene
-
Definition
der Zielvorgaben, Maßgaben und Instrumente für die Umsetzung der
Energiepolitik auf nationaler Ebene
-
Produkt-,
Prozess-, und Systeminnovationen, um den Energiebedarf vermehrt
durch erneuerbare Energien zu decken
Ein Blick in das
Literaturverzeichnis läßt deutlich werden, woher die Quellen im Buch
stammen. Vorwiegend sind es offizielle Stellen der Regierung, die zum
tragen kommen. NATO und die "International Energy Agency" werden
zitiert. Zahlreiche Diagramme der Autorin zur Untermauerung ihrer Thesen
begleiten den Text inhaltlich. Vermieden wird der politische Disput
zwischen den Parteien oder kommt überhaupt nicht vor. Äußerungen und
Meinungen zur Bedeutung der Kernkraft sind stark reduziert, was
vielleicht mit dem Energiekonzept zusammenhängt, das mit der These
vorgestellt werden soll. Am Ende steht zwar die Forderung nach mehr
Energiesicherheit durch erneuerbare Energien, aber der Weg dorthin ist
vielfältig. Denken in vernetzten, systemischen Strukturen sind
dynamischer als traditionell lineare Ansätze, heißt es, weil eine
Ursache-Wirkung Betrachtung, hervorgerufen durch lineare Denkweise,
überwunden ist.
Verschiedene
Modelle der Vernetzung werden geboten, mathematisch definiert und zum
Einsatz gebracht. Mathematisch gesehen, ist ja der Wert eines Netzes
überproportional zum Quadrat der Anzahl der Instrumente und Akteure in
einem System. Voraussetzung für die Wirkungsweise im Netz ist ein
gemeinsames Bewußtsein und Verständnis der Sachlage. Das setzt sich fort
bis zu jener Frage, inwieweit das Konzept geeignet ist, die gesuchte
Energiesicherheit auch wirklich zu garantieren.
Caroline Mükusch
ist Politikwissenschaftlerin und arbeitet als Unternehmensentwicklerin
bei der Industrienanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (JABG)
Vernetzte Energiesicherheit
von Caroline Mükusch (Diss.)
VS Verlag, 1. Auflage Wiesbaden
281 Seiten, broschiert
Größe: 21,3 x 15,1 x 2,3 cm
Gewicht: 425g
ISBN: 978-3531182872
Siehe auch:
Energie in 60 Minuten. Ein
Reiseführer durch die Stromwirtschaft (2009) von Thomas Kästner und
Andreas Kießling im VS Verlag für Sozialwissenschaften
Siehe auch:
Industrial Ecology.
Erfolgreiche Wege zu nachhaltigen industriellen Systemen (2008)
Herausgeber Arnim von Gleich und Stefan Gößling-Reisemann. Erschienen im
Vieweg Verlag aus Wiesbaden
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