Der
Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller gehört
zur deutschen Literaturgeschichte, wie sonst nur
literarische Werke eines Verfassers dazu zählen.
Diese Korrespondenz der Weimarer Klassik wurde schon seit den
Jahren 1828/29 in unzähligen Editionen und
Ausgaben wieder veröffentlicht. Der Textbestand
kann deshalb als weithin bekannt und als
verfügbar gemacht gelten. Die handschriftlichen
Briefe selbst kommen dagegen nur selten ans
Tageslicht und wenn, dann geschieht dies mit
besonderer Behutsamkeit, wie das auch in der
Ausstellung im Goethe-Museum der Fall ist.
Im
Jahr 2009 widmete das Goethe- und
Schiller-Archiv der Klassik Stiftung Weimar dem
Briefwechsel ebenfalls eine eigene Ausstellung.
In deren Zentrum standen vor allem biographische
und werkgeschichtliche Zusammenhänge. Die
Frankfurter Ausstellung knüpft daran an, will
das Material aber unter einer anderen
Perspektive betrachten. Es geht nicht um die
Hintergründe der Korrespondenz, sondern
ausschließlich um die Korrespondenzstücke, das
sind die originalen Briefe, die vor über 200
Jahren zwischen Weimar und Jena versandt wurden.
Das Goethe- und Schiller Archiv hat 50 dieser
Briefe für die Ausstellung zu Verfügung
gestellt. Ein Grund, worauf sich Besucher hier
deshalb freuen können. Die Leseausstellung
umfaßt insgesamt elf Abteilungen, in denen
bestimmte Stränge der Korrespondenz verfolgt
werden.
Das
Ausstellungskonzept erlaubt es, sich vor jeden
Brief auf einem Rundhocker in einem
abgedunkelten Bereich hin zu setzen und von dort
aus den Blick über die Briefe streichen zu
lassen, um deren Inhalt gleich einer Partitur zu lesen und zu studieren. Die Erfahrung
zeigt jedoch, daß hierfür einige Zeit benötigt
wird und der Besucher meist darauf verzichtet
Briefe in Gänze zu lesen. Voraussetzung dafür
ist die Fähigkeit Sütterlinschrift entziffern zu
können, was mit etwas Übung jedem Interessierten
relativ leicht fallen dürfte. Sonst steht der
Brieftext auch zum Nachlesen in einer Legende
neben der Vitrine. Zusätzlich ist ein
broschierter Katalog zur Ausstellung erschienen.
Die Frankfurter Künstlergruppe
Sounds of Silence hat die
"Schreibstube" entwickelt.
Die Leseausstellung läuft bis 26. Juni 2011.
Ein
weiterer Ausstellungsbereich, der aktuell ist,
befindet sich im Goethehaus, das heißt im wieder
aufgebauten Wohnhaus der Goethes und nicht im
Neubau mit Vortragssaal, gleich nebenan.
Untergebracht ist die Kabinettausstellung zum
Thema: "Der junge Goethe in
Frankfurt am Main 1749 - 1775"
im zweiten Stock des Hauses, gegenüber der
Treppe auf zwei Räume verteilt. Die Ausstellung
wurde im Februar von Dr. Petra Maisak eröffnet und
vorgestellt. Maisak, hier auf dem Foto in der
Mitte, leitet Goethehaus, Museum und
Kunstsammlungen und trägt damit die
Verantwortung für die Einrichtung und Gestaltung
der Innenräume im Haus. Im Kontext behandelt
werden Jugendjahre und erste literarische
Erzeugnisse Goethes. Es handelt sich bei dieser
Einrichtung um eine Dauerausstellung.
Informativer
Durchgang
Welche Bedeutung die
Räumlichkeiten haben, misst sich am Umgang
mit ihnen, so als wäre es die eigene Stube die
hier zum Vorschein kommt. Es finden sich
chronologisch wie
thematisch angeordnete Schautafeln, die vertikal
wie die Tabelle einer Buchführung aneinander
stehen. Andere sind waagrecht wie Piktogramme
angeordnet, so daß im Schnelldurchgang das
notwendigste erfahrbar ist.
Dazwischen sind zwei
mittelgroße Monitorboxen, die in Sequenzen Einzelbilder
aus Briefen, Dokumenten, Urkunden, Bildnissen,
Scherenschnitten und anderes mehr wiedergeben,
jeweils mit visuellen
Effekten punktuell animiert. Besondere Erwähnung
fand die Farbauswahl bei den Hintergrundwänden,
ein Blaugrün und ein blasses Rot nach Räumen
getrennt. Leichte Pastelltöne und warme
Erdfarben dominieren bis hin zum hellen
Teppichbodenbelag - wie lange das
halten mag? Jahrhunderte bestimmt nicht, aber darüber scheint sich niemand
Sorgen zu machen. Schließlich sind alte Häuser
von Natur aus renovierungsbedürftig. Die
farbigen Schauwände haben leichte Innenwölbungen, so daß
auch hier darauf geachtet wurde keine Monotonie
beim Besucher aufkommen zu lassen. Die Rundung
folgt damit der vertikalen Blickachse des Betrachters.
60. Jahrestag zum
Wiederaufbau des Goethe-Hauses in Frankfurt
Im
Gedenken an den Wiederaufbau des Goethehauses
wurde eine Ausstellung mit fünf Vitrinen im Gartensaal
des Hauses eröffnet,
die anhand von Belegmaterial wie Zeitschriften, Bücher, Notizen und Fotografien die Geschichte
seit Kriegsende dokumentieren und erläutern sollen.
Anschaulich demonstriert wird ein Stück der
alten Original-Tapete mit Peking-Muster, die
nach Recherchen bei Hersteller- und
Handwerksbetrieben rekonstruiert werden konnte.
Schon damals
fanden sich widersprüchliche Ansichten, was den
Wiederaufbau eines historischen Gebäudes angeht.
Ähnlich wie dies auch heute auf dem Frankfurter Römerberg
der Fall ist, wo sich Geister über die Neugestaltung des Areals
immer noch streiten. Die einen wollen den originalgetreuen Wiederaufbau nach historischem
Vorbild, die anderen streben eine moderne und
zeitgemäße Bebauung an, was aus baurechtlicher
Sicht wahrscheinlich ist. Eingerichtet wurde die
Ausstellung im Gartensaal von Dr. Joachim Seng,
auf dem Foto rechts, Leiter der
Bibliothek und Verfasser eines 600 Seiten
Buches: "Goethe-Enthusiasmus und Bürgersinn",
in dem die Entwicklung des Freien Deutschen
Hochstift und des Frankfurter Goethe-Museum seit
dem 19. Jahrhundert bis etwa 1960 behandelt
werden, dem hundertjährigen Jubiläum des
Hochstifts. Auf den Seiten 498 - 544 gibt der
Band Auskunft welche Beweggründe beim
Wiederaufbau prägend
waren.
Ernst
Beutler (1885 -1960), Literaturwissenschaftler
und seit 1927 Leiter des Goethe-Hauses
befürwortete nach dem Krieg die originalgemäße
Variante. Architekt Hermann Mäckler
(1910 -1985) bevorzugte dagegen eine zeitgemäße
Lösung, ebenso tat dies der Journalist Walter
Dirks (1901-1991). Was zerstört ist, kann nicht
originalgetreu wiederaufgebaut werden. Bekannte
Schriftsteller wie Hermann Hesse, Thomas Mann
oder André Gide wollten das Original, was sich
letztlich als Lösung durchsetzte. Selbst die
Verwaltung der amerikanischen Besatzungsmächte
in Frankfurt am Main unterstützte und
finanzierte einen Teil des Wiederaufbaus nach
Originalplänen.
Es zeigt sich jedoch, daß literarisch
orientierte Menschen mehr am originalgetreuen
Wiederaufbau interessiert waren als Architekten
und Handwerker dies wollen. Architekt Otto
Bartning (1883 -1959) wollte ebenfalls eine
moderne Wiedereröffnung des Goethe-Hauses haben. Welche Logik daraus
in Bezug auf den Römerberg gezogen werden kann,
ist bisher zweischneidig. Ergebnisse sind nicht
bekannt, eine gewisse Geheimniskrämerei
ist im Gange. Was hinter verschlossenen Türen
beraten wird, ist bis zum jetzigen Zeitpunkt
nicht an die Öffentlichkeit geraten. Die
Ausstellung im Gedenken an den Wiederaufbau des Goethe-Haus läuft bis 21. Juni 2011.